Sonntag, 24. Juli 2011

Als der Terror nach Norwegen kam


Oslo - oder Baghdad, Grozny, Beirut?


Freitagnachmittag landet die Nachricht auf meinem Computer: Einen Anschlag in Oslo hat es gegeben, mit mehreren Toten und vielen Verletzten. Die Bilder aus Norwegen sehen nicht nach Europa aus. Das hätte Irak sein können, Beirut oder Grozny - aber doch nicht Oslo. Blutende Passanten, zerstörte Bürohäuser, Flammen, die aus einem der Ministerien schlagen. Die Innenstadt, so hieß es, sei gesperrt, Rauch stünde über der Stadt. Oslo ist nicht so viel anders als London, Paris, München, Köln, Berlin - das hätte bei uns passieren können. Ich will nicht daran denken, wie es sein muss, dabei sein, herauszufinden, wer von Freunden und Familie in Sicherheit ist - und wer nicht.

Und wer steht dahinter?

Ich musste gleich an den Anschlag letzten Dezember in Stockholm denken, bei dem wie durch ein Wunder nur eine Person verletzt wurde. Und diesmal - waren es wieder Muslime, die hinter dem Attentat standen? Ich dachte daran, wie es damals nach den Anschlägen in London war: selbst besorgt um Freunde in der britischen Hauptstadt - und dann auf der Straße als "Scheißterroristin" beschimpft zu werden... "Bitte, bitte, bitte, mach dass das keine Muslime waren, nicht schon wieder!" Am späten Nachmittag schalte ich den Computer aus.

Kein Muslim, ein Islam"kritiker"

Am nächsten Tag ist klar: es waren nicht die Muslime. Sondern ein offenbar rassistisch, islam"kritisch", radikal-christlich eingestellter Rechtsextremer (zwei richtig gute Artikel zum Attentäter und seinem Hintergrund habe ich auf Spiegel Online und dem Internetauftritt vom britischen Guardian gefunden). Jetzt ist auch klar, dass die Schießerei auf der kleinen Insel Utøya, von der am Freitag nur ansatzweise in den Zeitungen zu lesen war, in einem Massaker an Dutzenden von Jugendlichen endete und ebenfalls auf das Konto des Attentäters aus Oslo gingen. Ich bin fassungslos, will mir nicht vorstellen, wie das sein muss, Freunde oder Familienangehörige unter den Menschen dort gehabt zu haben.

Und was sagen unsere Islam"kritiker"?

Am Sonntag stöbere ich ein bisschen auf einer der islam"kritischen" Seiten im deutschen Web. So so, Henryk Broder wird vom Attentäter in seinem "Manifest" zitiert (so was aber auch), und dann stoße ich auf diesen Kommentar:

"#6 ratloser (23. Jul 2011 14:22)


"Dennoch ist es wichtig zu bemerken, dass die “Bösen” nicht immer nur andere sind."


Ömmm…wer sind “andere”?…und im Gegensatz dazu: wer sind “wir”?…sind “wir” auch böse, wenn ein Psychopath, der öffentlich teilweise ähnliche politische Ansichten wie “wir” vertrat, durchdreht und zum Massenmörder wird?


Ich bin nicht “böse”, ich finde den Massenmord in Norwegen verachtenswert, ich bin trotzdem auch Kritiker des “Kulturmarxismus” und Skeptiker bezüglich der Möglichkeit einer dauerhaft friedlichen Koexistenz mit großen islamischen Bevölkerungsanteilen in unserer Gesellschaft.


Und nun? Selbstanzeige? Haltet mal den Ball flach…." (Quelle: PI News)

So so, seht ihr also mal, wie es einem so regelmäßig als Muslim in Europa geht... (Bin mal gespannt, wann die ersten Forderungen an Europas Christen kommen, sich von Fanatikern dieser Art in den eigenen Reihen zu distanzieren.)

26 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Er hat auch Kant, Adam Smith und J.S.Mills in seinem Manifest zitiert. Sowas aber auch, lauter Islamkritiker und Mitschuldige an diesem Terroranschlag.

Lieselotte hat gesagt…

Genau das gleiche sage ich Ihnen naechstes Mal auch, wenn Sie auch nur ein Wort darueber verlieren, dass ein Attentaeter irgendwo in Europa oder dem Rest der Welt seine Verbrechen mit Zitaten aus Qur'an und Co. zu rechtfertigen versucht.

Sonst haben Sie zu dem Thema nichts zu sagen?

Anonym hat gesagt…

"So so, seht ihr also mal, wie es einem so regelmäßig als Muslim in Europa geht..."

Auch wenn Sie es wohl nicht so meinen, hat der Satz ein wenig ein Geschmäckle nach Schadenfreude.

Anonym hat gesagt…

Sonst haben Sie zu dem Thema nichts zu sagen?

Doch.
Im Koran steht explizit drin, die Ungläubigen zu schlagen. Wo hat Broder dazu aufgerufen die Moslems zu schlagen?

Es ist zum kotzen, wie Sie die mehr als 90 Todesopfer instrumentalisieren.

Chadidscha hat gesagt…

Anonyme haben selten viel zu sagen..

Guter Blog!

Man liest sich. Salam!

Lieselotte hat gesagt…

@ Kommentator 3:

Nein, keine Schadenfreude. Aber ein klitzekleiner Funken Hoffnung, dass einer (wenn es ihm jetzt ploetzlich selbst so ergeht) versteht, wie es ist, wenn von den Taten eines Einzelnen auf den Glauben einer ganzen Gruppe geschlossen wird.

Lieselotte hat gesagt…

@ Kommentator Nummer 4:

Ich instrumentalisiere gar niemanden.

Und mit Ihrer Ich-pick-mir-die-Suren-raus-die-mir-gefallen Interpretation des Qur'ans koennen Sie sich trollen gehen. Nehmen Sie die Salafi-Spinner, die uns das Gleiche einreden wollen, gleich mit.

Anonym hat gesagt…

Und wenn diese angeblich gepickten Suren wirklich so Scheiße sind, warum streicht ihr Moslems sie nicht einfach raus aus dem Buch?

Darf ich die Spinner und Hetzer aus ihrer Lieblingsmoschee in London auch mitnehmen?

Lieselotte hat gesagt…

Brauchen wir nicht rausstreichen, weil ein Mensch mit Verstand weiss, dass solche Suren im Kontext verstanden werden muss.

Ich wuesste nicht, seit wann ich hier in London eine "Lieblingsmoschee" habe. Davon abgesehen gaebe es uasser gewaltverherrlichenden Salafis sicher noch eine ganze Reihe von Spinnern und Hetzern, die Sie mitnehmen koennten. Ich schicke Ihnen bei Bedarf gerne mal die ausfuehrliche Liste.

Anonym hat gesagt…

Und ich dachte, die Parkmoschee, in der zum killen Ungläubiger aufgerufen wird, ist ihre Lieblingsmoschee. Entschuldigung.

"Davon abgesehen gaebe es uasser gewaltverherrlichenden Salafis sicher noch eine ganze Reihe von Spinnern und Hetzern, die Sie mitnehmen koennten. Ich schicke Ihnen bei Bedarf gerne mal die ausfuehrliche Liste."

Liste braucht es nicht. Ich nehme einfach alle Musels mit, dann ist London von Spinnern und Hetzern befreit. Die Londoner werden's mir danken.
Ist das o.k., wenn ich die alle nach Somalia verfrachte?

Sind die ach so freundlichen und liebenswerten Moslems grad so aktiv da unten.

Anonym hat gesagt…

"Genau das gleiche sage ich Ihnen naechstes Mal auch, wenn Sie auch nur ein Wort darueber verlieren, dass ein Attentaeter irgendwo in Europa oder dem Rest der Welt seine Verbrechen mit Zitaten aus Qur'an und Co. zu rechtfertigen versucht.

Sonst haben Sie zu dem Thema nichts zu sagen?"


Doch, ich habe nicht gewusst, daß moslemische Attentäter Kant lesen.

Sind deutsche Philosophen wirklich so beliebt bei Moslems?

Anonym hat gesagt…

Die Salafiten übernehmen gerade den Tahrirplatz. Und die linken Traumtänzer haben wohl ausgedient.

Teheran 1979: Muß sich Geschichte immer so wiederholen; die einen chronisch dumm, die anderen lügen so lange bis sie stark genug sind und dann werden die Kehlen durchgeschnitten.

Anonym hat gesagt…

,Lieselotte hat gesagt...
Brauchen wir nicht rausstreichen, weil ein Mensch mit Verstand weiss, dass solche Suren im Kontext verstanden werden muss
,

Sei so nett und erklär mir bitte den Kontext in dem ich als Ungläubiger sage: "Ja, lieber Moslem, schlage mir bitte den Schädel ein."

Lieselotte hat gesagt…

Ich meinte, dass diese Stellen im HISTORISCHEN Kontext verstanden werden muessen.

Lieselotte hat gesagt…

@ Kommentator Nummer 10:

Na klar, Moslems raus aus London und ab damit nach Afrika. Ethnic cleansing nennt sich sowas oder auch Zwangsdeportation - so was vertreten Sie?

conring hat gesagt…

@Liselotte,
wie soll eigentlich eine Auslegung einschläglicher Islamstellen, dazu kommt ja noch die Hadith-Überlieferung und die Auslegungstradition der diversen Rechtschule im "historischen Kontext" aussehen. Vorallem ist doch im orthodox-islamischen Verständnis der Prophet das große Vorbild und damit auch seine,aus liberl-degenerierten Sicht eher fragwürdigen Aktionen, eigentlich vollkommen in Ordnung.
Ansonsten kann man doch auch mit dem Kopftuchtragen, wenn es denn freiwillig geschieht, gar nicht früh genug anfangen. Dient doch der Abgrenzung von der degnerierten, nichtmuslimischen Umgebung.

Anonym hat gesagt…

"im HISTORISCHEN Kontext "

der wissenschaftlich-kritischen Methode haben all diese ganzen Hokus-Pokus-Ereignisse vor den Omayyaden nie stattgefunden, sondern sind listig ausgedachte Protzmärchen, um die arabischen Stämme an das neue Damaszener Machtzentrum zu binden, das sich zwischen den erschöpfenden Kloppereien der Perser und Griechen selbständig gemacht hatte.

"Im Jahr des Auszuges" hieß ursprünglich "Im Jahr der Araber".

Wenn irgendein verrückter Araber tatsächlich ein paar Hundert Juden massakriert hätte und derer Frauen versklavt hätte, dann hätten die Juden das bestimmt aufgeschrieben, weil die schon seit längerem recht ordentlich buch darüber führten, was ihnen alles so passierte.

Anonym hat gesagt…

"Na klar, Moslems raus aus London und ab damit nach Afrika. Ethnic cleansing ... Zwangsdeportation"

"„Der Staat weiß, dass er darauf angewiesen ist, auch in Zukunft junge demokratiefähige Bürger zu haben ... Dieses Angewiesensein des freiheitlichen Staates auf die Annahme eines Freiheitsangebots durch den Einzelnen ... "

http://de.wikipedia.org/wiki/Diogenes-Paradoxon

Was sollen denn die säkularen Ungläubigen tun, wenn ein Erziehungstrend, der die Erfüllung göttlichen Willens und die Hinnahme der Vorherbestimmtheit des Schicksals beinhaltet, um sich greift ?

Haben wir ein Recht darauf zu sagen: Na gut, Aufklärung, Humanismus, Menschenrechte, Gleichberechtigung; das war's ?

Ich bin mir nur einfach nicht sicher, ob wir das dürfen. Wohin sollen die Armen migrieren, wenn Somalia überall ist ?

Lieselotte hat gesagt…

@ conring:

Es tut sich zurzeit einiges im Bereich der Auslegung einschlaegiger Islamquellen. Schauen Sie zum Beispiel mal hier: http://www.perlentaucher.de/buch/23937.html

Selbst wenn der Prophet das "grosse Vorbild" ist, heisst das nicht, dass eine Interpretation der uns vorliegenden Hadithe nicht moeglich ist.

Das Tragen des Kopftuchs ist aus Sicht der Mehrheit der Gelehrten Pflicht ab der Pubertaet - und nicht "so frueh wie moeglich". Dass es Leute gibt, die das anders sehen und denen das Kopftuch zudem zur Abgrenzung von der "degenerierten, nichtmuslimischen Umgebung", wie Sie schreiben, dient, ist keine Frage, aber das als allgemein muslimische Position darzustellen, verzerrt meiner Meinung nach den Stand der Dinge.

Gruss,
Lieselotte

Lieselotte hat gesagt…

@ Anonym:

Ja toll, dann war halt alles nur Hokuspokus. Koennen Sie ruhig weiter dran glauben. Aber meinen Sie, nur weil Sie das erklaeren, juckt mich das? Ich habe mich ein kleines bisschen zu lange mit dem Thema beschaeftigt, als dass ich jetzt, nur weil mir ein "Anonym" auf meiner Seite erklaert "war doch nicht so" zu sagen: "na gut, dann eben nicht"...

Gruss,
Lieselotte

Anonym hat gesagt…

"Ich habe mich ein kleines bisschen zu lange mit dem Thema beschaeftigt"

Ok, ok, Sie wollen Ihr emotionales und spirituelles Investment nicht abschreiben, egal was da kommt an (historisch-kritschen) Erkenntnissen und realweltlichen Katastrophen. Menschlich vollkommen verständlich.

Che Guevara Anhänger hatten das Problem; indische Guru-Gläubige kriegen alle paar Jahre einen üblen Scharlatan-Schock.

"meinen Sie, nur weil Sie das erklaeren, juckt mich das"

Jetzt tun Sie doch nicht so, als seien es nur die Übergringer von bösen Botschaften, die einem Moslem den Tag verderben können.

Was ist Ihre Antwort darauf, dass die "Beste aller Gemeinden" sich in einem Zustand von zivilisatorischer Abgeschlagenheit befindet, den die Welt zuvor noch nicht gesehen hat; und das mit einer Jugendblase, von der ein wachsender Teil in Madressen heillos verhetzt wird. (Seit neuestem auch in Bengasi..)

Jedwede Mißhelligkeit kann nur eine Prüfung Allahs sein (wenn wir uns das mit der Strafe mal ersparen, für die hungernden Kinder).

Können die Muslime nicht einen Prüfungsbewältigungsplan entwickeln, bei dem die Welt der Ungläubigen erstmal safe und secure aussen vor bleibt ?

Lieselotte hat gesagt…

Sie sind ein Phänomen, wissen Sie das?!? :D

Anonym hat gesagt…

Kennen Sie die Aussage von Muslimen, die neu im Westen sind: "Daheim war Islam ohne Muslime und hier sind die Leute Muslime, ohne Islam zu haben ?

Einfach nur aufgrund des Unterschiedes zwischen dem Verhalten der Beamten auf dem Flughafen von Karachi und dem Westflughafen ?

Lieselotte hat gesagt…

Ja, kenne ich.

Habe ich vor Jahren zum ersten Mal gehoert, zum letzten Mal auf einer Konferenz von Tariq Ramadan.

Myrtille hat gesagt…

Es ist doch nicht nur der Koran, der im historischen Kontext verstanden werden will - in der Bibel gibt es genauso Stellen, die die Mehrzahl der Christen heute so nicht mehr unterschreiben würden, weil sie eben zu einer anderen Zeit entstanden und heute nicht mehr als allgemeingültig anzusehen sind. Außer vielleicht von christlich angehauchten Randgruppierungen, die die Bibel allzu wörtlich nehmen. Man sollte doch froh sein, nicht nur immer von fundamentalistischen Muslimen zu lesen, sondern auch die anderen kennenzulernen, die, die gläubig sind und trotzdem weder Hetzer noch christenfeindlich. Ich finde Lieselottes Blog auf jeden Fall super!

Anonym hat gesagt…

"..nicht nur der Koran, der im historischen Kontext verstanden werden will - in der Bibel gibt es genauso Stellen, die die Mehrzahl der Christen heute so nicht mehr unterschreiben würden."

Unterschreiben müssen Muslime alles im Koran können, sonst sind sie keine Muslime mehr. Mit dem Islam kann man sich eben nicht so leicht durch die Weltgeschichte schwindeln, wie mit dem Christentum.