Montag, 28. November 2011

Umgang mit Schuld

Wäre ich Anfang Dezember in Heidelberg, würde ich vielleicht zum am 9. und 10. Dezember von der Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft (FEST) und dem Exzellenzcluster der Frankfurter Goethe-Universität veranstalteten Fachgespräch zum Thema Umgang mit Schuld gehen. Aus interdisziplinärer Sicht (es kommen unter anderem Philosophen, Kultur-, Politik- und Rechtswissenschaftler, Theologen, Konfliktforscher, Psychologen und Kriminologen zu Worte - das nenn' ich interdisziplinär!) wird der Frage, wie mit Schuld im Persönlichen, Gesellschaftlichen, der interntionalen Pollitik umgegangen wird, nachgegangen. Das Programm macht einen überzeugenden Eindruck; und nicht einmal einne Tagungsgebühr wird erhoben. Nur anmelden sollte man sich im Voraus. Kontaktperson ist Anke Muno (anke.muno@fest-heidelberg.de, 06221-9122-40).

Sonntag, 27. November 2011

Frauen und Rechtextremismus

Ich arbeite zurzeit zum Thema Frauen in extremistischen Gruppen, insofern habe ich diesen, auf heute.de veröffentlichten Artikel zur Rolle von Frauen in der rechtsextremistischen Szene mit großem Interesse gelesen. Ich hatte mich schon gewundert, bisher auf keinen Artikel, der sich mit dem Thema auseinandersetzt, gestoßen zu sein. Dabei hätte sich das jetzt, im Zuge der Berichterstattung über die rechtsextremistische Mordreihe, in die ja offensichtlich auch eine Frau verwickelt war, doch angeboten. Für die, die es interessiert, findet sich auf der Webseite der Bundeszentrale für politische Bildung ein umfangreiches Dossier zum Thema - inklusive langer Link- und Literaturliste.

Samstag, 26. November 2011

Wenn die wüssten

Letztens krieg ich immer wieder Komplimente, wie gut das Lieschen riechen würde.

Dabei ist das das Läuseshampoo.

Freitag, 25. November 2011

Eine Ehe, zwei Frauen

Polygamie im Islam ist immer wieder ein Thema. Zwar lebt der Großteil der Muslime monogam, aber die Vorstellung, dass da einer mehr als nur eine Frau hat, scheint zu faszinieren. In meiner nun mehr immerhin zehnjährigen Karriere als Muslimin bin ich nur zwei polygam lebenden Muslimen begegnet (und hunderten von Muslimen und Musliminnen, die keinen Gedanken an eine polygame Ehe verschwendeten), aber allein schon wegen der vielen Nachfragen vonseiten interessierter Nichtmuslime setzt man sich mit dem Thema auseinander.

Auf dem Blog einer australischen Muslimin bin ich vor einigen Wochen auf einen Artikel zum Thema gestoßen, der sehr ehrlich und frei heraus zusammen fasst, wie sie das Thema sieht. Kurzfassung: nein, danke. Nahida von The Fatal Feminist geht sogar noch einen Schritt weiter, betrachtet die Frage in ihrem historischen Kontext und erklärt: Polygamy is expired. Weil viel zu oft einfach nur pauschal dahin gesagt wird "bis zu vier Frauen im Islam" ohne die Einzelheiten der Debatte, die innerhalb der muslimischen Gemeinde geführt wird, zu berücksichtigen, hier also der Hinweis auf zwei sehr kritische Stimmen.

Donnerstag, 24. November 2011

Deutsch-türkischer Jazz

Ich bin kein großer Fan von Jazz. Den türkischen Dichter Nâzım Hikmet dagegen finde ich toll. Deshalb ist es wohl wahrscheinlich, dass mir, falls ich Jazz mögen würde, Defne Şahins Musik gefallen könnte. Die Berliner Jazz-Musikerin singt nämlich vertonte Hikmet-Gedichte. Das hört sich dann so an.

Mittwoch, 23. November 2011

Interreligiöse Kunst

Juden plus Christen plus Muslime - eine explosive Mischung? Wenn man der Berichterstattung so mancher deutschen Zeitung glaubt, könnte man den Eindruck gewinnen, dass das Miteinander von Angehörigen der drei Religionen nicht funktioniert, nicht funktionieren kann und die drei unterschiedlichen Religionen die Wurzel allen Übels darstellen.

Zu zeigen, dass dies nicht so ist, den Hetzern auf allen Seiten etwas Positives entgegenzustellen und Dialog, Verständigung und soziale Kohäsion zu fördern, ist erklärtes Ziel, der Londoner Initiative Three Faiths Forum, die 1997 von einem Muslim, einem Juden und einem Christ gegründet. Einer der Schwerpunkte der Organisation liegt dabei auf dem künstlerischen Austausch.

Noch bis zum 4. Dezember ist in der Red Gallery in London eine Ausstellung zum Thema Faith in the City zu sehen, im Rahmen derer gemeinsame Werke jüdischer, christlicher und muslimischer Künstler gezeigt werden. Begleitend ist ein umfassendes Programm inklusive Festival Night mit Spoken Art, Klezmer- und anderer Musik, Graffiti vorgesehen.

Diesen Sonntag ist Familien- und am 1. Dezember Frauentag. Und wer selbst künstlerisch tätig ist, kann über die Webseite des Vereins selbst eigene Werke zur Ausstellung einreichen. Richtig gut, findet die Lieselotte!

Montag, 21. November 2011

Rafeef Ziadah

Ich bin vor ein paar Tagen auf die palästinensisch-kanadische Aktivistin und Wortkünstlerin (falls man spoken word artist so übersetzen mag) Rafeef Ziadah gestoßen. Als erstes habe ich von ihr das Stück "We teach life, sir" gehört. Spoken word mag ich sowieso, noch mehr, wenn mit politischem Bezug. Und das sind Rafeef Ziadahs Stücke.

Als ich das erste Mal "We teach life, sir" gehört habe, war ich tief beeindruckt, von der Gewaltigkeit ihrer Worte, der Ausdrucksstärke ihres Vortrags und der Präzision ihrer Beschreibung. Genau so, wie sie das in dem Gedicht rüber bringt, denkt ein Großteil meiner in Europa für Palästina aktiven Freunde und Bekannten, genauso ist es für sie, sich gegen die Besatzung im Nahen Osten zu engagieren, genauso sehen immer und immer wieder Diskussionen mit denen, die meinen, eine neutrale Sichtweise auf die Dinge zu haben, aus. Könnten sie, meine Freunde, das auf diese Weise in Worte bringen, sie hätten ein Gedicht wie dieses geschrieben.

Dass ich nicht mit allem, was Rafeef Ziadah in diesem Stück vorträgt, einverstanden bin, ist eine andere Geschichte. "We teach life, sir" mag einseitig sein und nur einen Blickwinkel präsentieren, aber vor allem bei einem Problem so komplex wie der Israel-Palästina-Konflikt muss auch Raum sein für einseitige Betrachtungen, mit denen man nicht konform geht. Weil das Ganze in Einem - realistisch gesehen - kaum darzustellen ist. Weil man kein Stück weiterkommt, wenn man nicht die Sichtweise des Anderen, seine Ängste, Wünsche, Hoffnungen, seine Wut kennt (und vielleicht sogar versteht).

Ich glaube, dass es nicht richtig ist, auf die Frage nach Hass, der gelehrt wird; der bestimmt nicht überall in Palästina gelehrt wird, aber doch in manchen Familien, in manchen Schulen, in manchen Moscheen, zu antworten, "we teach life, sir"; aber ich kann die Wut, den ohnmächtigen Zorn, der aus Rafeef Ziadahs Worten spricht, nachvollziehen. Als sie am Ende des Stücks angekommen ist, an der Stelle, in die sich noch ein bisschen mehr Kraft, vielleicht auch Verzweiflung, als im Rest des Stücks mischt, hätte ich fast geweint. Weil ich diese Wut kenne, diese Ohnmacht und die Bilder von den toten Kindern.

"I am an Arab woman of color and we come in all shades of anger"
ist ein weiteres Stück von Rafeef Ziadah, das ich online fand. Mit ihm habe ich weniger Schwierigkeiten als mit "We teach life, sir". Einseitig ist es auch - aber wie gesagt.

Sonntag, 20. November 2011

"Ich liebe dein Shirt"

Der Alimustafa kommt ja aus Südasien. Aufgewachsen aber ist er in Nordamerika. Und Differenzen zwischen der deutschen Lieselotte und ihm gab es keineswegs vor allem wegen südasiatisch-deutschen Kulturunterschieden sondern meistens, weil viele Nordamerikaner eben anders drauf sind als Deutsche. Herzlich lachen musste ich deshalb beim Lesen dieses Texts, der einige der Dinge, die Amis und Deutschen ganz anders machen, richtig schön auf den Punkt bringt. Enjoy!

Samstag, 19. November 2011

Zaz

Zaz - Je veux

Der Text mag etwas klischeebeladen sein (muss man sich denn wirklich zwischen Geld und Liebe entscheiden? - ich würde beides nehmen), aber die Stimme, und ihre ganze Art, ist umwerfend.



Und das hier gefällt mir auch gut:

Zaz - Peu de Soleil

Freitag, 18. November 2011

Tupac spricht

Ich bin letztens über dieses Zitat des 1996 ermordeten US-Rappers Tupac Shakur gestoßen. Erstaunlich, wie gut das Zitat, das sich auf die Hautfarbe bezieht, auch auf Religion passt. Wir tauschen black mit 'Muslim', white mit 'Nicht-Muslim' und color mit 'Religion' aus:

"The real tragedy is that there are some ignorant brothers out here. That's why I'm not on this all-White or all Black shit. I'm on this all-real or all fake shit with people, whatever color you are. Because niggaz will do you. I mean, there's some [foul] niggaz out there [in the streets]; the same niggaz that did Malcolm X, the same niggaz that did Jesus Christ- every brother ain't a brother. They will do you. So just because it's Black, don't mean it's cool. And just because it's White don't mean it's evil."

... und jetzt schicken wir das ganze an ein paar der wannabe-coolen Jungs da draußen, die meinen noch ein bisschen "islamischer" zu sein, wenn sie Nicht-Muslime bashen.

Und danach singe ich ihnen diesen Auszug aus einem Stück von Tupac vor:

"And since we all came from a woman
Got our name from a woman and our game from a woman
I wonder why we take from our women
Why we rape our women, do we hate our women?
I think it's time to kill for our women [na ja, vielleicht nicht unbedingt]
Time to heal our women, be real to our women
And if we don't we'll have a race of babies
That will hate the ladies, that make the babies
And since a man can't make one
He has no right to tell a woman when and where to create one
So will the real men get up
I know you're fed up ladies, but keep your head up"

Beim Verfassen dieser Zeilen wird der Autor zwar auch mehr an die sozial marginalisierten Teile der black community in den USA gedacht haben - passt aber auch bestens auf weite Teile der muslimischen (und nicht nur der) Gemeinschaft heute.

Donnerstag, 17. November 2011

Neulich in der U-Bahn

Oder: Nichts sehen, nichts hören, nichts sagen

Mittwochabend, das Lieschen und ich sind auf dem Weg nach Hause. Ich war den ganzen Tag auf der Arbeit und bin müde, froh, dass endllich die U-Bahn kommt und ein Sitzplatz in Sichtweite ist. Im Eingangsbereich neben den Türen des U-Bahn-Waggons hockt einer, mit dem Rücken an die Trennwand gelehnt, aber irgendwie komme ich mit Lieschen, Kinderwagen und Taschen vorbei. Sitzen, endlich. Ich unterhalte mich mit dem Lieschen, nach Bah bah black sheep und One, two, three, four, five will sie Five little Monkeys singen, da bekomme ich aus den Augenwinkeln mit, dass der Mann, der da noch vorher an die Wand gelehnt saß, auf dem Boden liegt. Ich registriere es erst gar nicht richtig, schaue wieder weg, bis mir bewusst wird, dass da jemand auf dem Boden liegt. Mit dem Gesicht nach unten auf dem Boden.

Ich schaue mich um. Das Abteil ist voll. Keiner scheint den Mann am Boden zu bemerken, aber es kann nicht sein, dass sie ihn nicht sehen. Der liegt da doch. Es dauert wieder eine Sekunde, bis ich weiß, was zu tun wäre. Ich schaue zu den beiden Männern, die genau zwischen mir und dem Mann am Boden stehen und frage, ob sie mal hingehen könnten und schauen, ob alles in Ordnung ist. Die beiden schauen mich an, als spräche ich Chinesisch. Der Ältere sagt nichts, reagiert nicht. Der Jüngere schüttelt, als ich meine Frage wiederhole, verneinend den Kopf. Ich schaue mich um. Keiner guckt. Sehen die nicht? Hören die nichts?

Ich sehe mich um, in die andere Richtung. Da stehen drei Jungs, vielleicht 16 oder 17, kleine Türken sind das oder Jugos vielleicht. Ich frage sie, ob sie mal nach dem Mann gucken wollen und plötzlich holt einer der drei sein Handy raus und sie überlegen noch, ob sie hier überhaupt eine Verbindung kriegen, da ist die Notrufnummer schon gewählt. Als ich höre, wie einer seinen Freund fragt: "Was soll ich denn da jetzt sagen? Mach du!", übernehme ich das Telefon und ziehe die Notbremse. Während ich am Telefon die Situation erkläre, erklärt der kleine Türke dem Fahrer über die Sprechanlage, was passiert.

Während wir - der Zug steht in der Station - auf den Fahrer warten, kommen mehr und mehr Fahrgäste in den Wagen. Die Erleichterung, die Bahn doch noch erwischt zu haben, die kennt man - aber für einen Platz im Waggon über einen, der da am Boden liegt, steigen? Kein "Oh, was ist denn hier los? Ist alles in Ordnung? Kann ich helfen?" Der Junge, der vorhin auf meine Frage hin nur den Kopf geschüttelt hat, schaut immer noch genauso wie vorher auf die Wand gegenüber von ihm. Keiner sagt was. Der Fahrer kommt, spricht den Mann an, hilft ihm, sich aufzusetzen. Es scheint alles mehr oder weniger in Ordnung zu sein, die Fahrt geht weiter. Ich erkläre den drei Jungs noch, dass sie, wenn immer sie in einer solchen Situation sind, selbst was machen oder zumindest Hilfe holen sollen, auch wenn sie der Rest der Leute deshalb für deppert hält. Wenn der komisch liegt, vielleicht besoffen ist und sich erbricht, kann er ersticken. Dann wollt ihr nicht der gewesen sein, der auf die Frage nach Hilfe den Kopf geschüttelt hat. Die Jungs nicken, und das Lieschen und ich steigen aus.

Mittwoch, 16. November 2011

Bushido und das Bambi

Oder: Das Land, das Deutschen einen Preis für erfolgreiche Integration in Deutschland verleiht

Und das Rapper Bushido letzten Donnerstag einen Bambi für Integration bekommen hat, war ja wohl der Witz der Woche. Ich konnte es erst nich glauben, dachte, das muss ein Scherz sein. Aber es war nicht der 1. April, sondern Mitte November und irgendwelche Sockels hatten sich tatsächlich überlegt, dass es eine gute Idee wäre, Bushido mit besagtem Preis auszuzeichnen.

Da fragt man sich doch, was um Gottes Willen sich die Verantwortlichen dabei gedacht haben. Bei einem Preis für Integration könnte man doch denken, dass er jemandem verliehen wird, der sich in besonderem, auszeichnungswürdigem Maße um Integration und den sozialen Zusammenhalt verdient gemacht hat. Inwiefern dass bei Bushido, der berühmt-berüchtigt ist für seine frauen- und schwulenfeindlichen Texte, der Fall sein soll, ist mir schleierhaft. Dass man jemanden auszeichnen möchte, der als Beispiel gelten kann, jemanden, über den man Jugendliche erreichen kann, ist schon klar. Aber Bushido - ein Vorbild? Für was? Und Integration - ist es das, was ihr sagen wollt - heißt, erfolgreich zu sein, egal wie man zu diesem Erfolg kommt, auch wenn man auf dem Weg zum Erfolg pöbelt, beleidigt und verbal austeilt, wo es nur geht? Und der Spruch, dass jeder "eine zweite Chance" verdient habe, passt in dem Zusammenhang mal überhaupt nicht. Zweite Chance? Klar. Aber gleich einen Bambi?

Davon abgesehen, ist überhaupt irgendeinem aufgefallen, dass diese Preisvergabe nicht nur vollkommend unpassend, sondern zudem auch noch durch und durch rassistisch war? Hallo, da wurde ein Preis für Integration verliehen - an einen deutschen Rapper, der in Deutschland als Sohn einer deutschen Mutter geboren wurde, dessen (alleinige) Muttersprache Deutsch ist, der nie woanders als in Deutschland gelebt und gearbeitet hat. Warum kriegt er den Preis? Weil sein Vater (mit dem er die ersten zwei oder drei Jahre seines Lebens verbracht und danach keinen Kontakt mehr hatte) Tunesier ist? Weil er mit bürgerlichem Namen nicht Paul Würdig sondern Anis Mohamed Youssef Ferchichi heißt? Weil er nicht blond und blauäugig ist, sondern aussieht wie ein Kanake? An den Kopf geschmissen hätte ich es ihnen, ihr doofes Reh. In Frankreich, Großbritannien oder den USA wäre Bushido unfraglich Franzose, Brite, US-Amerikaner und jeder, der was anderes behauptet, mal so was von out. Und bei uns? Es muss noch viel passieren, Deutschland, es muss echt noch viel passieren.

Dienstag, 15. November 2011

La Brass Banda

Passen "bayrische Blasmusik" und "cool" zusammen? Bevor ich - bei meiner Mutter - zum ersten Mal La Brass Banda gehört habe, hätte ich das fraglos im Brustton der Überzeugung verneint. Die Band aus Oberbayern macht irgendwas zwischen Polka, Funk, Ska, Techno, Gypsy, Balkan Beat, teils hört man sogar lateinamerikanische Rythmen heraus. Als Grundlage dienen dabei ihre Blasinstrumente - und wenn La Brass Banda singen, dann auf Bayrisch. Hört sich schräg an? Ist es auch. Und extrem cool.

Hier zum Einstieg ein Instrumental:



Und dann die volle Dosis, inklusive Gesang:

Montag, 14. November 2011

Gesucht, gefunden (1)

Und jetzt leben wir in einem Wohnheim für Studentinnen, die aus der Türkei zum Studium nach Österreich gekommen sind. Sie kommen aus allen Ecken der Türkei, viele aus Istanbul, aber auch aus dem Landesinnern, von der Schwarz- und Mittelmeerküste und aus dem Osten. Sie studieren BWL, Architektur, Psychologie, Ernährungswissenschaften, Medizin, Jura, islamische Theologie. Die "Türkinnen" sind Türkinnen, Kurdinnen, Angehörige der arabischen und der mazedonischen Minderheit. Zwei Österreicherinnen, deren Familien aus der Türkei stammen sind auch dabei. Ein Mädchen aus dem Kosovo, eine indonesische Phd-Studentin. Und das Lieschen und ich.

Zum Studium ins Ausland

Einige der Mädchen stehen schon am Ende ihres Studiums und leben seit fünf oder sechs Jahren hier. Andere sind erst seit einigen Wochen im Lande. Manche sprechen fließend Deutsch, andere stehen noch ganz am Anfang. Die Mädchen, die vor Jahren hierher kamen, haben Österreich als Studienort gewählt, weil sie so trotz Kopftuchverbot an türkischen Universitäten einen Studienabschluss erlangen konnten. Die, die jetzt (wo das Verbot nicht mehr durchgesetzt wird wie früher) kommen, wissen, dass sie hier eine bessere Ausbildung bekommen als zu Hause. Dauerhaft bleiben will keine.

Türkinnen, Österreicher, Deutsche

Österreichische Freunde haben die wenigstens. Zena hat eine österreichische Tandempartnerin - aber welcher Österreicher will schon Türkisch lernen? Die deutschen Studenten, von denen es hier Massen gibt, genießen unter den Mädchen einen weitaus besseren Ruf. "Die Österreicher sind irgendwie kalt", höre ich hier immer wieder, "ganz anders als die Deutschen, die sind viel freundlicher. Außerdem sprechen die Wiener so komisch, da verstehe ich nie ein Wort." Jetzt eine Muttersprachlerin im Haus zu haben, finden sie alle toll.

Tülin aus Ankara, Pervin aus Erzurum

Besonders beeindruckt hat mich Tülin. Ihre Eltern kommen aus Ankara und sind ganz einfache Leute. Tülin haben sie auf eine internationale Schule geschickt, in der auf Englisch unterrichtet wurde, so dass sie heute Englisch fließend spricht - mit britischem Akzent. Nach dem Abitur, dass sie diesen Sommer ablegte, lernte sie drei Monate lang an einer türkischen Sprachschule Deutsch. Dann kam sie nach Österreich. Ich lernte sie nur ein paar Tage nach ihrer Ankunft in Wien kennen. Ihr Deutsch war fließend. Pervin ist schon seit zwei Jahren hier. Sie ist Kurdin, ihre Familie stammt aus Erzurum, ist aber nach Istanbul gezogen. Pervins Deutsch ist noch abenteuerlich, das sagt sie selbst und lacht: "Ich denke einfach zu schnell, da kommt ich mit dem Sprechen nicht hinterher." Sie überlegt jetzt sich selbst eine Wohnung zu suchen und auszuziehen. "Ich habe mein Leben lang mein eigenes Zimmer gehabt", erklärt sie, "sich ein Zimmer zu teilen, war für zwei Jahre okay, aber jetzt langsam reicht es mir."

Von wegen "Kopftuchmädchen
"

Ich wohne hier mit Dutzenden von türkischen Mädchen. Einige sind türkisch, andere kurdisch, arabisch oder mazedonisch. Pervin kann armenische Lieder singen: "Bei uns in Mesopotamien sind wir alle durchgemischt, ein buntes Durcheinander", erklärt sie mit einem Augenzwinkern. Sie sind noch ganz jung oder schon etwas älter, tragen ihr Kopftuch im schicken türkischen Stil, als Schal gebunden, im Oma-Style - oder gar keins. Sie sind haben schneewittchenschwarze Haare, rapunzelblonde, irischrote oder kastanienbraune, Ela hat ihre orange gefärbt (bloß sieht das draußen keiner, wegen des Kopftuchs). Sie sind hübsch, hässlich, wunderschön; dick, dünn, ganz normal; verheiratet, ledig; sehr religiös oder nur ein bisschen; kreuzgescheit, gewitzt und frech oder eher brav und unauffällig - sie sind so verschieden, dass ich lügen würde, würde ich sagen, dass ich nicht wütend werde, wenn ich daran denke, dass sie für manche einfach nur Türken wären, Kopftuchmädchen.

Sonntag, 13. November 2011

Auf der Suche (1)

Auf Wohnungssuche

Ein Zimmer in einer fremden Stadt zu finden, ist nicht immer leicht. Vor allem, wenn man nicht vor Ort ist. Vor allem, wenn man nicht nur für sich sondern zusätzlich noch ein Kleinkind sucht. Die Recherche per Internet und E-Mail war nicht sonderlich ergiebig. Es stellte sich schnell heraus, dass meine bisherige Option der Wahl - ein Zimmer in einer WG - nicht besonders erfolgsversprechend zu sein schien. Zum einen scheine ich langsam aus dem Altersrahmen, den die meisten jungen WG-ler als Ideal für einen zukünftigen Mitbewohner vorstellen, herauszufallen. Zum anderen passt das einfach nicht wirklich: Leben mit Kleinkind vs. Studentenleben in der WG. Wobei noch nicht mal wir die Partei waren, die sich das nicht vorstellen konnte (ich habe schließlich eine ganze Reihe an E-Mails an WG-Bewohner geschickt), sondern eher die anderen, die vielleicht dachten, mit Kleinkind würde die Wohnung im Chaos versinken (na ja, so falsch hätten sie mit der Vermutung ja noch nicht einmal gelegen) oder man dürfte nie wieder laute Musik hören und ab sechs nur noch flüstern...

Nasibe weiß weiter

Die erste Woche, hatte uns eine Bekannte angeboten, dürften wir bei ihr übernachten. Sie war es auch, die uns vorschlug, doch mal in diesem türkisch-muslimischen Verein vorbeizuschauen. Also packte ich das Lieschen an einem schönen Dienstagnachmittag in seinen Buggy und machte mich auf den Weg. Ich wusste nicht, was für ein Verein das war und nach wem ich suchte, aber als ich an der Rezeption sagte, dass ich ein Zimmer brauche, wurde ich gleich zu Nasibe geschickt. Nasibe ist um die fünfzig, nicht mehr die schlankste, mit langem dunklen Mantel, gedecktem türkisch gebundenen Kopftuch und freundlichen Augen in einem kleinen Gesicht saß sie in der Cafeteria des Vereins. Sie war die einzige Frau im Raum, saß inmitten all der jungen Männer, die dort vor einem türkischen Glas Tee saßen, beriet sie, erklärte ihnen, nannte sie canim und lachte dabei selbstbewusst, rief dem Mann hinter der Theke quer durch den Raum Anweisungen zu.

Granatapfelsaft, Sesamsalzstangen und türkischer Tee

Zur Begrüßung schloß sie das Lieschen und mich in die Arme und küsste uns. Innerhalb von Minuten wurde das Lieschen mit Granatapfelsaft, Sesamsalzstangen und Schokokeksen versorgt und ich mit schwarzem türkischen Tee. Wir mussten erst mal erzählen, wie es uns geht und woher wir kommen und schließlich durfte ich zur Sache kommen. Sie beriet sich mit den beiden Mädchen, die in der Zwischenzeit zu uns gestoßen waren auf Türkisch. Dass ich verstand, konnten sie nicht wissen, aber es schien ein Zimmer zu geben. Normalerweise würde das nicht vermietet werden, aber: "Jetzt steht sie hier mit ihrem Kind und braucht ein Zimmer, ne yapim?". Mir wurde auf Deutsch erklärt, dass es ein Zimmer gäbe und ich es mir ansehen könnte. Und so kam es, dass ich zwei Tage nach unserer Ankunft in Wien ein Zimmer hatte. Am nächsten Tag zogen wir ein.

Samstag, 12. November 2011

Kein Hass

"Hate no one; no matter how much they’ve wronged you.
Live humbly; no matter how wealthy you've become.
Think positively; no matter how hard life gets.
Give; even if you’ve been given little.
Keep in touch with the ones who have forgotten you.
Forgive those who have wronged you.
Do not stop praying for the best for those you love."

Ali Ibn Abi Taleb (ra)

Freitag, 11. November 2011

Tolle Lieder - immer noch

Oder: Ich finde Fredrik Vahle gut

Ich bin, unter anderem, mit der Musik von Fredrik Vahle groß geworden. Die Lieder liebe ich noch immer; heute spiele ich sie dem Lieschen vor. Das besondere an Fredrik Vahles Musik ist, dass er schon in den 1970ern und 80ern auch kritische Themen in seinen Kinderliedern behandelte und dass es ernstzunehmende Musik ist, die seine schlauen, witzigen, nachdenklichen Texte begleitet.

Zeugen einer anderen Zeit

Aus heutiger Sicht sind die Texte Zeugen einer anderen Zeit: Es ist Protest gegen Ungerechtigkeiten, die immer wieder im Zentrum von Fredrik Vahles Liedern stehen, Beispiele von Zivilcourage, gesellschaftlichem Zusammenhalt, Solidarität und zivilem Ungehorsam, der Kampf für Frieden, Umweltschutz, gegen Krieg und für eine atomwaffenfreie Welt, die man bedroht sieht und deren Ende in den Liedern bisweilen nicht unwahrscheinlich erscheint.

Gesellschaftkritik in Kinderliedern

Teilweise geht die Gesellschaftskritik, die in Vahles Liedern geübt wird, so weit, dass es so scheint, als würde Obrigkeit im Allgemeinen verurteilt werden. Die Bösen sind immer der Boss, die Polizei, meistens auch Gerichte und Bürgermeister. Diese ganz spezifische Kombination von Themen und die Art und Weise, wie sie präsentiert werden, ist schon ziemlich eighties. Aktuell sind viele der Themen, die Vahle anspricht, aber dennoch noch. Und: die Musik ist einfach toll!

Friedensmaler, Dracula-Rock, Cowboylied

Ich kenne einen Großteil von Vahles Liedern. Von der Friedensmaler-Platte war mir jedoch nur das dem Album den Namen gebenden Titel Der Friedensmaler gekannt (und den Dracula-Rock und das Cowboylied, allerdings beide mit anderem Text). Das Friedensmaler-Lied haben wir damals in der Grundschule gesungen; ich konnte alle Strophen (inklusive der fremdsprachigen) auswendig und habe sie liebend gerne gesungen.

Tolle Lieder - immer noch

Von den 15 Liedern sind sieben einfach spitze: Der Hexentanz ist ein tolles Instrumental, das die Platte eröffnet. Witzig ist auch das Lied vom Mutmachen (und da besonders zwei Textstellen: "Tschüs, mein lieber Klaus, ich bin nicht deine Aufziehmaus!" und "Ne junge Frau war sehr schön. Die sollte Schlager singen und sollte wackeln mit dem Po - Sie sprach: 'Ihr könnt mich sowieso'" - anhören und gut finden!). Gut ist auch der Dracula-Rock; der Text ist zwar eher albern, aber die Musik ist spitzenklasse! Ganz toll ist die Helgolandballade, die von einer wahren Begebenheit erzählt. Das Wolkenlied ist ein typisches Achtziger-Lied: es warnt vor den Gefahren der Atombombe. Schließlich der Friedensmaler, der der Platte den Namen gab. Das Lied Tanja erzählt von Leningrad in den 1940ern, es ist unglaublich traurig, ich kann es nicht hören, ohne zu weinen.

Donnerstag, 10. November 2011

Bei Nachbarn

Oder: Wie Deutschland, nur anders

Auf den ersten Blick wirkt Wien nicht fremd. Ein bisschen erinnert es mich an Berlin, mit seinen großen, imposanten Mietskasernen und historischen Prachtbauten. Die Menschen sehen auch aus wie bei uns. Gut gekleidete Berufstätige mittleren Alters, hippe bis lässige Studenten in ihren Zwanzigern, osteuropäische Bauarbeiter in mit weißer Farbe verschmierten Arbeitshosen, zwei oder drei türkische Kopftuchomis. Der Dialekt ist dem Bayrischen nicht unähnlich. Und wie in Bayern ist auch hier die Begrüßungsformel der Wahl Grüß Gott.

Was sind Melanzani?

Den ersten Moment des Fremdseins habe ich im Supermarkt. Dass dort Tomaten Paradeiser und Kartoffeln Erdäpfel heißen, wundert mich nicht weiter, das wusste ich, darauf war ich vorbereitet. Auch mit dem Begriff Karfiol konnte ich etwas anfangen - Blumenkohl ist das. Aber das man hier Auberginen Melanzani nennt, und grüne Bohnen Fisolen? Der Moment, wo erst mal gar nichts mehr geht, wartet an der Kasse (die hier die Kassa zu sein scheint).

"A Sackerl will sie"

Als ich den jungen Mann dort an der Kasse freundlich nach einer Tüte frage, schaut er mich an wie eine Kuh, wenn's donnert, und auch als ich meine Bitte noch und noch einmal wiederhole, scheint er mich nicht zu verstehen. Spreche ich so undeutlich? Hat er was an den Ohren? Was ist los? Eine Frau in der Schlange hinter mir hat schließlich Erbarmen (vielleicht war es auch die Ungeduld, nun endlich selbst dran zu sein) und meint lachend: "Sackerl, a Sackerl will sie. 'Tüte', das sagt man in Deutschland dazu, stimmt's?" Ich nicke, lächle und bekomme meine Tüte. Später bekomme ich erklärt, dass eine Tüte hier eine kleine, flache Papiertüte ist. Kein Wunder, dass der Mann an der Kasse nicht verstanden hat.

Polster ist Kissen, Sessel ist Stuhl

Und so wird meine imaginäre Liste an österreichisch-deutschen Wörtern länger und länger: Mist ist Müll, ein Mistkübel ein Mülleimer, drei Paar Socken um fünf Euro heißt 'drei Paar Socken für fünf Euro', wir sind umgesiedelt bedeutet 'wir sind umgezogen', Polster ist Kissen, Sessel ist Stuhl, und der Hausmeister heißt hier bisweilen Hausbesorger.

Nicht alles wie bei uns

Lieselotte ist in Wien und auf den ersten Blick mag es hier aussehen wie in Deutschland, aber sobald man etwas genauer hinschaut und -hört, wird einem klar, dass das hier nicht Deutschland ist. Sondern Österreich, wo - der erste Eindruck trügt - nicht alles so ist wie bei uns.

Mittwoch, 9. November 2011

Sarit Hadad

Sarit Hadad - Sh'ma Israel

Das Video ist eine einzige Ladung Kitsch, aber das Lied liebe ich.

Dienstag, 8. November 2011

Ich bin ein Flohmarktfan

Im Sommer vor einem Jahr war ich seit einer Ewigkeit zum ersten Mal wieder für mich auf einem Flohmarkt. Seitdem habe ich - außer im Schlussverkauf - keine neuen Kleider mehr für mich gekauft.

Kindheitstrauma

Als Kind war ich oft auf dem Flohmarkt, mit meiner Mutter, und konnte nicht verstehen, wie sie sich gefühlte Stunden lang durch Berge an alten Klamotten wühlen konnte. Strunzlangweilig war das. Meine Schwester hatte dann irgendwann in ihren Teeniejahren auch noch mal eine Flohmarktphase, aber ich war - das kindheitliche Trauma musste erst einmal verarbeitet werden - dort Jahre nicht mehr.

Für nur ein paar Euro

Als dann das Lieschen geboren wurde, wurde ich auf die Baby- und Kinderflohmärkte in unserer Umgebung aufmerksam. Verrückt, dass man dort für nur ein paar Euro massenweise gut erhaltene, wunderschöne Kinderkleider bekommen konnte. Ich hab bis heute für das Lieschen nur Unterwäsche neu gekauft - und mal ein paar Strumpfhosen oder eine Mütze, wenn ich dringend was brauchte, aber kein Flohmarkt in Reichweite war. Alles andere war neu oder gebraucht geschenkt oder vom Flohmarkt.

Dreißig Euro - ein Jahr

Als das Lieschen ein Jahr alt war, hab ich auf dem Flohmarkt bei uns für dreißig Euro drei große Tüten voll mit Kleidern, Spielzeug und Büchern gekauft - und das ganze nächste Jahr über kein Geld mehr für Kinderkleider ausgegeben. Von wegen, Kinder kosten so viel...

Kein Geld mehr für neue Kleider

Und im Sommer vor einem Jahr war ich dann auch für mich wieder auf einem Flohmarkt. Habe drei schicke Businesshemden für die Arbeit für insgesamt zwei Euro gekauft, eine Tasche für zwei Euro und jede Menge Langarmhemden aus Baumwolle für nur einen Euro. So ein Hemd kostet bei H&M neu mindestens 8 EUR, oft sogar 10. Ich habe mir damals vorgenommen, kein Geld mehr für neue Kleider auszugeben. Unterwäsche, Socken und Schuhe ausgenommen habe ich mich bis jetzt daran gehalten, neu nur im Schlussverkauf gekauft, wenn ein neues Kleid statt 40 EUR plötzlich nur noch 10 kostet.

Neu nur im Schlussverkauf

Mir ist es in der Zwischenzeit ein paar Mal passiert, dass ich ein wunderschönes Kleid im Geschäft gesehen habe, dass ich oh so gerne haben wollte, es aber dann doch an der Stange haben hängen lassen, weil ich keine 30, 40, 50 EUR für ein Stück Stoff ausgeben wollte - und zwei, drei, vier Wochen komme ich durch Zufall wieder in den Laden und das gute Teil kostet nur noch 10 EUR oder vielleicht 15. Weshalb also sollte man den teureren Preis zahlen? Bei Kinderkleidern kommt der Vorteil, dass alle Chemikalien, die sich in unseren Textilien finden, in der Zwischenzeit garantiert rausgewaschen sind. Und auch aus ökologischer Sicht macht es Sinn, gebrauchte Kleider weiter zu tragen. Ich bin ein Flohmarktfan - geworden.

Montag, 7. November 2011

Die Besten

"Les croyants qui ont la foi la plus complète sont ceux qui ont le meilleur comportement; et les meilleurs d'entre vous sont les meilleurs pour leurs femmes"

(Hadith nach At-Tirmidhiyy)

Sonntag, 6. November 2011

Yusuf Islam

Yusuf Islam: If you ask me

Wie ich dieses Lied liebe... (Eid mubarak denen die's feiern).

Samstag, 5. November 2011

An die Damen und Herren Kommentatoren

So meine Lieben,

das war's.

Ich werde hier keine Kommentare mehr veröffentlichen, in denen

- die Deportation Europas Muslime vorgeschlagen wird,
- mir unterstellt wird, ich stünde hinter den Taleban,
- alle Gläubigen per se als fanatisch dargestellt werden,
- oder wahlweise mit Tieren gleichgesetzt werden,
- oder auch von Menschen allgemein (unabhängig von ihrem Glauben) gesprochen wird, als handele es sich um Tiere,
- pietätslos über den Tod von Menschen geschrieben wird,
- ich persönlich angegriffen werde,
- oder für die Verbrechen irgendwelcher Menschen, die sich zufälligerweise ebenfalls "Muslime" nennen, verantwortlich gemacht werde,
- sich einer so vulgären Sprache bedient wird, dass es einfach nicht mehr schön ist.

(Weiterhin gilt: Bitte keine Links zu Videos posten; ich habe nicht die Zeit, den Inhalt jeden Films zu überprüfen.)

Ich freue mich weiter auf kritische, fragende, nachdenkliche, meinetwegen auch zynische, schwarzmalerische, traurige, wütende Kommentare, aber es gibt eine Grenze: bitte beachten Sie die.

Freitag, 4. November 2011

Free Babar Ahmad

Na ja, freigelassen werden muss er nicht gleich. Aber ein Gerichtsverfahren wäre, nach sieben Jahren Haft, schon nicht schlecht

Sieben Jahre im Gefängnis ohne dafür jemals vor Gericht gestanden zu haben - gibt es das? Ich meine nicht in einem Land irgendwo im Nahen Osten, China, Schwarzafrika, ich spreche nicht von syrischen Folterknästen, israelischer Administrationshaft oder Pakistan, wo es niemanden groß wundern würde - sondern von Großbritannien.

Kann es mir als britischem Bürger passieren, in meinem Land, in Großbritannien, in Westeuropa, wo Demokratie, Menschenrechte und das Prinzip des Rechtsstaats keine Fremdwörter sind, kann es mir in diesem Land - als Bürger dieses Landes - passieren, ohne Gerichtsurteil für sieben Jahre hinter Gittern zu verschwinden?

Ich wünschte, ich könnte diese Frage mit Nein beantworten.

Aber da ist die Geschichte von Babar Ahmad. Einem britischen Bürger, der 2004 wegen des Verdachts, in die Finanzierung terroristischer Gruppen verwickelt zu sein, in Großbritannien hinter Gittern verschwand. Und seitdem dort sitzt, gegen die Auslieferung in die USA kämpft, und das obwohl die Straftaten, die ihm vorgeworfen werden, in Großbritannien begangen wurden (oder auch nicht), obwohl seine Internierung selbst von Vertretern der Justiz als Tortur bezeichnet wird, obwohl Zehntausende Briten, darunter viele Prominente, ein Gerichtsurteil für Babar forderten.

Man könnte nun etwas dazu schreiben, was der Fall Babar Ahmad uns sagt über eine Gesellschaft nach 9/11 und 7/7, eine Gesellschaft, die sich von ihrer Angst und Panik vor dem Terrorismus zu solchen Ungerechtigkeiten hat bringen lassen. Oder auch zu der Geduld, die ein Mann, aufbringen muss, um sieben Jahre der Unsicherheit zu überstehen, ohne wahnsinnig zu werden.

Den Hintergrund der Geschichte erläutert BBC-Korrespondent Dominic Carisciani in diesem Artikel. Für alle, die genug gehört haben, und sich fragen, was zu tun sei: Man könnte damit anfangen, diese e-Petition, deren Initiatoren sich dafür einsetzen, das Thema auf die Agenda des britischen Parlaments zu setzen.

Eine Unterschrift, fünf Minuten. Sieben Jahre.

Donnerstag, 3. November 2011

Bart und Bashir

Hatten sie also doch Recht, die Islam"kritiker" mit ihren Warnungen vor der Islamisierung unserer Gesellschaften: jetzt sind sie sogar schon in Springfield, die Moslems!!



Dienstag, 1. November 2011

Islam in den (Karlsruher) Medien

Eine Reihe zum Islam in Karlsruhe findet sich auf der Webseite der lokalen ka news (wobei KA fuer Karlsruhe steht). Ich hab nur einen der Artikel gelesen und war bei der Lektuere kurz davor, laut loszulachen. In dem Artikel geht es los mit:

"Über den Islam wird viel geredet und geschrieben, vieles dabei ist nicht richtig. Nicht Wissen und nicht Verstehen sind die Basis für Vorurteile und Stigmatisierung, die ein friedliches Zusammenleben erschweren. Meinungen wie Muslime seien Terroristen, Dschihad bedeute "Heiliger Krieg" und muslimische Frauen hätten keine Rechte sind weit verbreitet. Doch was ist dran? ka-news hat sich mit gängigen Islam-Irrtümern beschäftigt. Denn häufig ist alles anders, als man denkt."

... und so geht es dann froehlich weiter. Wow, wurde die Redaktion von 'nem Moslem unterwandert (hilfe, jetzt sogar die Medien!!) oder hat da eine muslimische Vereinigung die ka news-Seite gehackt? Den Artikel merk ich mir, fuers naechste Mal, wenn ich muslimische Freunde (oder mich selbst...) daran erinnern muss, dass eben doch nicht alles anti-islamisch ist in der deutschen Berichterstattung ueber den Islam.