Sonntag, 6. Juni 2010

Henryk M. Broder, Gaza und der Club Med

Widerlich, dieser Broder. Seine jüngste Spitze: Während der Verleihung der Ludwig-Börne-Medaille an Marcel Reich-Ranicki heute in Frankfurt am Main nutzte er seine Redezeit als Laudator zur politischen Provokation. Tagesschau.de zitiert:
"Bekommen Sie nicht eine Gänsehaut, wenn im Zusammenhang mit den Lebensbedingungen in Gaza von 'Zuständen wie im Warschauer Ghetto' geredet wird?" Er, Broder, hätte sich gewünscht, dass Reich-Ranicki einmal auf den Tisch geschlagen und gesagt hätte: "Ich war im Warschauer Ghetto...Verglichen mit dem Warschauer Ghetto ist Gaza ein Club Med."
Broder, den würde ich gerne mal - ausgestattet mit palästinensischen Papieren (und die Haare müsste man ihm auch vorher färben, dass er so richtig "arabisch" aussieht) - nach Gaza schicken. Vier Wochen, zwei Monate, ein halbes Jahr - ob er dann immer noch so sprechen würde?

Die Veranstaltung, auf Video aufgezeichnet, lässt sich hier ansehen. Broder spricht ab 27 Min : 20 Sec.

6 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Broder bringt schon zutreffende Vergleiche, zutreffender, als ihm lieb sein kann.

Leider vergisst er oft, die Quellen für seine Vergleiche zu nennen.

Hioer ein Link über andere 'Erholungslager':

http://www.zeitreise-bb.de/leonb/leonb/engelb.html

Lieselotte hat gesagt…

Ich meine, ich verstehe ja, wenn er will, dass gesagt wird, dass Gaza nicht das selbe ist wie das Warschauer Ghetto, weil es natürlich nicht das Gleiche ist. Aber nur weil es anders ist, was heute in Gaza passiert, heißt das doch nicht, dass man das Unrecht, das dort heute geschieht, nicht auch anprangern darf (muss!).

Und einer, der in Bezug auf ein Krisen- und Kriegsgebiet vom "Club Med" sprichst ... also, was willst du so einem noch sagen?

Danke für den Hinweis auf "Broders Quellen" ;) Anonym, an die Verbindung hatte ich gar nicht gedacht. Ekelerregend.

moslaemm hat gesagt…

Henryk Radovan Broder nutzt jede Gelegenheit für seine Zwecke aus, das ist doch wohlbekannt.

Lieselotte hat gesagt…

@ moslaemm: Na ja, ich hatte schon einen Eindruck von dem Mann. Aber dass er so was bringt, noch dazu auf ner Veranstaltung zu Ehren Reich-Ranickis, wo der Kommentar einfach mal so was von fehl am Platz war, hätte ich doch nicht erwartet...

Alisar hat gesagt…

Hm, na ja, ich habe es nicht gesehen, das Video. Aber ich schau´s mir noch an. Bloß denke ich, dass man solche Vergleiche schon auch ziehen kann - bzw. es geht wohl darum darauf hinzuweisen, dass man niemals vergessen sollte, was in den Ghettos und Lagern so geschehen ist. Und das könnte leicht passieren, wenn man über heutige Kriegs- und Krisengebiete "diskutiert". Man sollte sich dennoch immer wieder in Erinnerung rufen, was damals hier in Europa geschehen ist - die Situation war so abartig und pervers, dass es einfach zu abstrakt in der heutigen Zeit erscheint, nicht nur durch den zeitlichen Abstand.

Journalisten sollte immer provokant sein! Wobei ich es schon zu krass finde, wenn er solch konkrete Erwartungen über das zu Äußernde seines Interviewpartners hat. Wäre Reich-Ranicki nach solch einer "Äußerung" gewesen, hätte er sie ja machen können.

Lieselotte hat gesagt…

Hallo Alisar,

das schließt sich doch gar nicht aus: erinnern an das, was damals geschah und heutiges Unrecht anprangern. Bloß tut das einer wie Broder nicht. Bei dem ist Gaza also nett, schön und behaglich, weil das Warschauer Ghetto noch schlimmer war. Hä? Was'n das für ne Logik?

Und Journalisten müssen nicht unbedingt provokant sein. Kritisch schon. Auch gegenüber den eigenen Einstellungen. Und von so was ist Broder weit entfernt.