Freitag, 13. August 2010

Nach dem Islamismus

- 3. Ramadhan -

Werner Schiffauer, Professor für Kultur- und Sozialanthropologie an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder) hat ein neues Buch herausgebracht:

Nach dem Islamismus
Eine Ethnographie der Islamischen Gemeinschaft Milli Görüş
Frankfurt am Main: Suhrkamp, 2010.

In "Nach dem Islamismus" zeichnet Schiffauer die Auseinandersetzungen innerhalb der Islamischen Gemeinschaft Milli Görüş in den letzten Jahren nach und macht deutlich, dass die Bewegung keineswegs so einheitlich antiwestlich und islamistisch ist, wie es ihr - unter anderem vom deutschen Verfassungsschutz - vorgeworfen wird. Er zeigt, welche Entwicklung ein mit der Demokratie konfrontierter Islamismus nehmen kann und warum es sich deshalb manchmal lohnen kann, Gelassenheit zu wahren.

Wie von Schiffauers vorangegangen Publikationen zum Islamismus in Westeuropa und der Türkei ist auch von diesem Werk die differenzierte ethnographische Beschreibung der (post)islamistischen Szene in Deutschland zu erwarten, die für den Wissenschaftler typisch ist.

Eine Rezension von der Südostasienwissenschaftlerin und Ethnologin Susanne Schröter findet sich in der Online-Ausgabe der FAZ.

3 Kommentare:

Koba hat gesagt…

Das klingt interessant. Wichtig dafür ist m.E. ein selbstbewusster demokratischer Rechtsstaat.

Dekadenz und Appeasement sind ganz schlecht, das bestärkt sämtliche Extremisten noch in ihrer Verachtung und Fortführung ihres Kampfes.

(Klerikal-)Faschisten respektieren nur die Härte und Durchsetzungskraft, alles andere wird als Schwäche, Entartung ausgelegt.

Lieselotte hat gesagt…

Genau, ein selbstbewusster, souveräner Rechtsstaat, der nicht bei jedem Kopftuch schon in Panik verfällt...! ;)

Härte und Durchsetzungskraft mögen wichtig sein - was aber meiner Einschätzung nach noch wichtiger ist, ist es, einschätzen zu können, in welchen Situationen diese wirklich notwendig sind. Dafür muss man einen Überblick darüber haben, wer die wirklich bösen Buben sind, bei denen gar nichts mehr zu machen ist und wer zwar ziemlich verquere Theorien von sich gibt, aber mit Gelassenheit viel besser zu "bekämpfen" ist als mit Härte - weil vieles eben nur Lippenbekenntnisse sind.

Und dafür braucht es Leute wie Werner Schiffauer, die sich wirklich in der Materie auskennen!

Koba hat gesagt…

Bei Kindern schon ;)
Und allgemein ist dieses genormte, eng anliegende Kopftuch ja noch gar nicht so alt. Seine Verbreitung nahm erst seit Khomeini enorm zu.
Vorher konntest du zwischen Casablanca und Kabul überall Frauen mit offenem Haar und Röcken spazieren gehen sehen. Heute sind sie absolut in der Minderheit, Tendenz weiter abnehmend.

Aber Selbstbewusstsein heißt Bestimmtheit, ohne in nervöse Unruhe zu geraten, da hast Du recht. Angst schlägt häufig um in blinden Zorn.

Wir müssen die Mullahs, die selbst ernannten Herdenführer "bekämpfen", ihre Ideologie, und die Normalos aufklären.