Freitag, 30. Juli 2010

Muslim sein

Einer meiner Lieblingshadithe ist dieser hier:
"Anas Ibn Maalik (Allahs Wohlgefallen auf ihm) berichtete: Ein Beduine kam und urinierte in eine Ecke der Moschee. Die Leute brüllten ihn an, doch Allahs Gesandter (Allahs Friede und Heil auf ihm) stoppte sie. Als er (der Mann) sein Urinieren beendet hatte, verlangte der Prophet (Allahs Friede und Heil auf ihm) nach einem Eimer Wasser, welcher darüber gegossen wurde. Dann rief der Prophet (Allahs Friede und Heil auf ihm) den Araber zu sich und sagte zu ihm: „Diese Moscheen sind keine Orte für Urin oder Schmutz, sondern nur für das Gedenken an Allah, zum Beten und Rezitieren des Quran.“ Oder der Gesandte Allahs (Allahs Friede und Heil auf ihm) sagte Ähnliches. Der Araber erwiderte: "O Allah, sei mit mir und Muhammed barmherzig, jedoch mit keinem von den anderen.“"
So. Und jetzt stellt euch vor, was los wäre, wenn heute einer ankäme und in eine Moschee pinkeln würde.

Ja, genau.

Es gibt noch viel zu tun.

10 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

was?, das versteh ich nicht. das braucht ein bißchen mehr erklärung für dumme nicht-muslime, bitte

Lieselotte hat gesagt…

Na ja. Stell dir vor, heute würde einer in eine Moschee gehen und da hin pinkeln. Was würde passieren? Der hätte jedenfalls nichts zu lachen.

Zur Zeit des Propheten ist etwas Ähnliches passiert. Ein Beduine kam in eine Moschee geschlurft und hat da hingepinkelt. Die Leute in der Moschee waren kurz vorm Ausrasten, haben angefangen rumzubrüllen und vielleicht wäre mehr passiert, wenn der Prophet nicht eingegriffen hätte. Er hat mit einem Eimer Wasser die Stelle gereingt, den Mann zur Seite genommen und ihm in aller Ruhe erklärt, warum das nicht geht.

Und weil der Prophet als Beispiel für alle Muslime gilt, kann man diese Geschichte quasi als eine Handlungsanleitung sehen: keine Gewalt stattdessen Ruhe bewahren, aus ner Mücke keinen Elefanten machen, sondern in Ruhe erklären, um was es geht...

Koba hat gesagt…

Aber ein bisschen simpel ist er schon, der Erkenntniswert aus dieser Weisheit !?
Das richtet sich an eine nomadische Stammeswelt voller geistig unmündiger, ja, sprechen wir es mal aus, Barbaren.
Denen man erklären muss, warum sie da nicht Pipi machen sollten.

Ich denke, viele Probleme bzgl. des Fundamentalismus die wir heute haben, rühren daher, dass diese Fundis versuchen, Lebensvorstellungen der arabischen Wüste des 7. Jahrhunderts in die heutige Zeit 1:1 zu übertragen. Wie siehst Du das ?

Anonym hat gesagt…

Dieses Prinzip sollten sich alle Menschen zu Herzen nehmen ... Immer Nachsicht walten lassen, nicht ausrasten, wenn jemand einen Fehler begeht, immer erstmal davon ausgehen, dass dieser andere es nicht böse meint und aus Unwissenheit oder Unbekümmertheit handelt. Wenn niemand jemandem anderen mehr Böses unterstellen würde bzw. nachgiebig wäre aber dennoch bemüht dem anderen zu helfen sich anders zu verhalten, wäre die Welt um einiges besser.

Nur den letzten Satz verstehe ich nicht ganz: wieso soll er mit keinem von den Anderen barmherzig sein? Wer sind die Anderen? Die, die ausgerastet sind? Sollte man nicht auch denen mit Gutmütigkeit begegnen und ihnen nicht Schlimmes wünschen? Sie haben einen größeren Fehler begangen als der, der in die Moschee gepinkelt hat, denn sie sind zornig geworden und haben sich das Recht herausgenommen, zu urteilen. Doch kann man ihnen, wie ich finde, nicht Gottes Jähzorn wünschen - das hilft ihnen und einem selbst nicht weiter. Viel eher sollte man ihnen wünschen, dass Gott auch mit ihnen barmherzig ist und sie auf den guten Weg führt, auf dass sie nächstes Mal nicht aus der Haut fahren, wenn ein anderer etwas falsch macht.

Lieselotte hat gesagt…

Liebe/r Anonym,

natürlich hast du Recht, was "die anderen" angeht. In dem Hadith wird ja aber auch nicht gesagt, dass der Prophet auf diesen letzten Satz mit "Allahu Akbar, tötet die Unwissenden!!" geantwortet hat, sondern es ist einfach Schluss an der Stelle. ;)

Gruß
Lieselotte

Lieselotte hat gesagt…

Liebe/r Koba,

natürlich ist der Erkenntniswert dieser kleinen Geschichte simpel. Aber ist es nicht oft so, dass man sich gerade diese kleinen Sachen, die eigentlich Grundsätzlichkeiten seien sollten, immer mal wieder ins Gedächtnis rufen muss?

Dass man ruhig bleiben soll angesichts einer gefühlten Provokation und mit den Leuten reden anstatt draufloszudreschen soll, ist meiner Meinung nicht nur etwas, was sich an die Menschen damals ("Barbaren" würde ich nicht unbedingt sagen) richtet, sondern was durchaus auch heute noch aktuell ist. Meinst du nicht?

Ja, das manche meinen, als Muslim müsste man so leben, wie sie GLAUBEN, dass der Prophet und seine Gefährten gelebt haben, ist ein Problem. Unter anderen.

Schönen Gruß
von der Lieselotte

Anonym hat gesagt…

Hallo Lieselotte,

hier siehst Du aber, dass da was offen bleibt. Ein weniger versierter Leser könnte diesen letzte Satz (auch ohne die Bestätigung des Propheten) als gegeben hinnehmen und sich nichts weiter dabei denken ... wieso bleibt es so stehen? Es ist doch eine krasse Aussage. Wenn der Prophet den Leuten in der Moschee den Leuten gesagt hat, dass sie barmherzig sein sollen mit dem Pinkler, dann muss er auch dem Pinkler gesagt haben, dass Gottes Barmherzigkeit auch für die Anderen gilt. Ich denke, hier könnte sonst jemand kommen und die Worte verdrehen und für sich umdeuten.

Lieselotte hat gesagt…

Hm, ich denke, ich verstehe was du meinst. Ich denke aber nicht, dass die Gefahr hier übermäßig besteht. Es scheint so zu sein, dass aus dem Kontext (ein Beduine zur damaligen Zeit) klar ist, dass das kein sonderlich gebildeter Mann war. Außerdem, selbst wenn man meinen würde, dass das zweideutig wäre, dann wäre dieser Hadith ja trotzdem noch lange nicht der einzige, in dem dieses Thema behandelt wird. Und spätestens aus den anderen Überlieferungen ist klar, welches Verhalten von einem Muslim in solchen Situationen erwartet wird.

Dem Worte-verdrehen und Umdeuten ist so oder so schwer vorzubeugen; wenn man sich überlegt, dass es Leute gibt, die sich auf Jesus berufen ("Nächstenliebe", "die zweite Backe" und so weiter) und so Terroranschläge rechtfertigen... Da gibt ja der Text eigentlich auch nichts her und die kriegen es trotzdem hin, sich das zurechtzubiegen...

Gruß
Lieselotte

Anonym hat gesagt…

Ich habe nie gesagt, dass das was in der Bibel steht für Bares genommen werden sollte :-D Auch hier wird vieles nicht eindeutig erklärt. Allerdings wurde mir das auch nie so gesagt.

Vielleicht sollte man einfach Abstand nehmen von diesen ganzen Texten. Wozu braucht man sie? Ist man nicht selbst ein vernünftiger Mensch, der weiß was sich gehört und was nicht? Eigentlich muss nur ein einziges Prinzip für alle Menschen gelten:

Begegne jedem Menschen so wie Du wünscht, dass man Dir begegnet.

Was braucht es noch mehr? Viele Regeln machen das Leben nur kompliziert und lassen v.a. viel zu viele Schlupflöcher für eigene Regeln und Verdreher zu den eigenen Gunsten zu.

Lieselotte hat gesagt…

Liebe/ Anonym,

und ich habe nicht gesagt, dass du gesagt hättest, dass das so wäre... ;)

Ich finde nicht, dass man das Kind gleich mit dem Bade ausschütten muss und alle Texte ganz verbannen sollte. Es ist, denke ich, eher eine Frage, wie man mit dem, was man da vor sich liegen hat, um geht.

Und für was man die Texte braucht? Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich finde schon, dass man wenn man die Bibel, den Qur'an oder irgend ein anderes, nicht religiöses Werk liest, man darin oft Nachdenkenswertes findet. Darüber hinaus glauben Muslime, dass der Qur'an von Gott offenbart wurde - sie brauchen ihn also als Grundlage ihrer Religion.

Ich bin mir nicht sicher, ob das Leben durch "viele Regeln" kompliziert wird. Manchmal sind es auch wenige Regeln, die einen zum Verzweifeln bringen können (mir fällt da z.B. so mancher Student an meiner Uni ein, der angesichts all der Wahlmöglichkeiten, die er hatte, nicht mehr wusste, was denn nun zu tun wäre). Also auch hier: Es kommt drauf an, was man draus macht. Einfache Antworten gibt es selten.

Meint zumindest
die Lieselotte