Montag, 23. Juli 2012

Bewerbungen (2)

- 4. Ramadan -

Es war schon nach der zweiten Bewerbungsrunde. Ausgeschrieben hatte ich den Job irgendwann im Juni gesehen; Bewerbungsschluss war Ende Juni. Zwei Tage nach Bewerbungsschluss kam die E-Mail mit der Einladung zum Auswahltest, der vier Tage später stattfinden sollte. Ich fuhr hin, lernte eine meiner beiden Mitbewerberinnen kennen, fuhr wieder nach Hause - und hörte nichts mehr.

Einladung zum Vorstellungsgespräch - am nächsten Tag

Bis zu dem Mittwoch Nachmittag, an dem - wieder per E-Mail - eine Einladung zum Vorstellungsgespräch reinkam. Zum Vorstellungsgespräch, das am nächsten Tag nachmittags stattfinden sollte. Etwas weniger als 24 Stunden später. In einer Stadt, die mit dem Bus drei Stunden von London entfernt ist (und da haben wir jetzt die Zeit, die ich von zu Hause bis zum Busbahnhof brauche, noch gar nicht mitgerechnet).

Zusagen, Kinderbetreuung organisieren, Fragen vorbereiten

Wow. Den Rest des Tages verbringe ich damit a) zuzusagen, b) noch mal anzurufen, um herauszubekommen, wer mich interviewen wird und wie der Ablauf geplant ist, c) einen Babysitter für das Lieschen zu finden. Spät, spätabends lese ich mir dann noch einmal das von mir ausgefüllte Bewerbungsformular und die Jobausschreibung durch und überlege, welche Fragen sie stellen könnten. Man will ja vorbereitet sein.

Busbekanntschaft

Am nächsten Tag: Um halb 7 stehe ich auf, um 8 gehe ich aus dem Haus, um halb 9 fährt mein Zug, um viertel nach 9 bin ich in London, um 10 beim Babysitter. Um 11 fährt mein Bus. Um 2 sind wir da. Ich bin auf der Fahrt so müde, dass ich schnell einschlafe. Irgendwann unterwegs setzt sich eine mittelalte Frau aus Indien oder Pakistan mit schwarzem Kopftuch neben mich, ich schlafe wieder ein. Kurz bevor wir da sind, wachen wir beide auf und kommen ins Gespräch. Ob ich Muslimin sei, fragt sie mich. Ich zögere kurz, die Versuchung ist groß, zu sagen: "Nein, das Kopftuch trage ich nur, um meine Ohren zu verdecken, die sind so verdammt groß", aber dann lasse ich es, nicke nur.

Und hopp, wieder in den Bus...

Das Gespräch - um halb 3 - läuft gut ... ob ich den Job bekomme? Nach einer guten Stunde sind wir fertig, zurück zum Busbahnhof, ein großes Sandwich und eine Flasche Wasser gekauft, und hopp, wieder in den Bus. Halb 5 bis halb 8, am Ende KANN ICH NICHT MEHR. Zurück beim Lieschen bin ich um acht, und ich kann es kaum glauben, als mir klar wird, dass ich sie vor 10 Stunden hier abgegeben habe, vor 12 Stunden das Haus verlassen habe. Das Lieschen freut sich, Mama ist wieder da, und ich glaube, um halb 10 (oder war es doch schon 10) waren wir dann wieder zu Hause.

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