Dienstag, 23. November 2010

Arabische Religion?

Ich habe auf meinen Artikel Deutsche Religion einen freundlichen Kommentar von Anonym erhalten. Unter anderem heisst es darin:

"Der Islam ist auch keine deutsche Religion, sondern eine arabische. Deswegen sollte man auch arabisch lernen, um den Koran besser zu verstehen (...)."

Das ist ein wichtiges Thema, deswegen hier meine Antwort:

"Der Islam ist eine arabische Religion? Warum?

Weil der Koran auf Arabisch geschrieben ist? Ist dann das Christentum auch eine hebraeische (Altes Testament) oder griechische Religion (Neues Testament)?

Oder ist der Islam eine arabische Religion, weil er seine Wurzeln auf der arabischen Halbinsel hat? Dann ist aber auch das Christentum nicht deutsch, sondern genuin nahoestlich, das kommt naemlich aus der gleichen Ecke.

Oder ist der Islam arabisch, weil Muhammad Araber war und Arabisch sprach? Der Logik zufolge waere das Christentum aramaeisch, weil das hoechstwahrscheinlich die Sprache ist, die Jesus sprach.

Oder dachtest du an all die Muslime, die Araber sind? Nun ja. Was aber ist mit arabischen Christen und Juden? Oder mit all den Muslimen, die keine Araber sind? Es wird geschaetzt, dass etwa ein Viertel der Muslime Araber sind. Die zahlenmaessig groesste Gruppe unter den Muslimen sind die Indonesier. Der Islam - eine arabische Religion?"

(Dass Arabischsein und Muslimsein mehr oder weniger das Gleiche ist, glauben uebrigens nicht nur freundliche Kommentatoren auf meiner Seite, dem Glauben haengt auch so mancher (arabische) Muslim an, der nervoes wird, wenn er Muslime trifft, die z.B. keinen arabischen Vornamen haben. Oder die Sorte von neuen Muslimen, die meinen, sie waeren erst so richtig muslimisch, wenn sie sich kleiden wie sie davon ausgehen, dass man sich auf der Arabischen Halbinsel vor ich weiss nicht wievielen Jahrhunderten kleidete. )

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Viel interessanter noch finde ich, dass die Muslime, die sich der arabischen Mode (zumindest ihrer Fantasie nach) des 7. Jh. entsprechend kleiden, bzw. sich die Zähne putzen wie der Prophet es wohl getan hat u.ä., ungewollt Oswald Spengler das Wort reden: "Wer viel von Rasse spricht, hat keine mehr".

Er meinte damit die Nazis, aber analog zu den Islamisten ist das Phänomen dasselbe.
Man setzt sehr viel auf Symbolik und Reinheit, auf leere Äußerlichkeiten und Dogmatik, wenn man ahnt, dass seine Stunde eigentlich schon längst geschlagen hat.

Faquarl hat gesagt…

Dass es einen Zusammenhang zwischen Religion und Staat/Gesellschaft/Volk gibt, war in der frühen Neuzeit auch in Europa selbstverständlich. Alle europäischen Monarchen und Regierungen definierten sich als christlich, die Queen steht ja noch heute der anglikanischen Kirche vor. Daher das Bewußtsein, dass das Christentum eine genuin europäische Religion ist. Diese Zusammenhang ist eigentlich erst in größerem Maßstab nach dem zweiten Weltkrieg zurückgegangen. In anderen Weltgegenden gibt es ihn noch heute, was dort zu einer teilweisen massiven Diskrimierung anderer Religionsgruppen führt.

Anonym hat gesagt…

und jetzt noch zwei literturtipps zum thema:

"der erste brunnen" von dschabra ibrahim dschabra und "die dunkle seite der liebe" von rafik schami. beide romane erzählen vom leben christlich-arabischer familen im nahen osten. spannend, unterhaltsam und äußerst lehrreich. Unbedingt lesen!