Sonntag, 26. Februar 2012

Abschied

Oder: Zehn Jahre

Meral
geht. Nach zehn Jahren in Österreich, zehn Jahren in einem fremden Land, in dem sie vielleicht doch irgendwie auch zu Hause war, packt sie ihre Sachen, Kleider, Küchengeräte, Möbel, die Spielsachen ihrer Tochter, bald soll es losgehen. Einen halben Laster haben Sie zusammen mit einer befreundeten Familie gemietet, das muss reichen. Meral und die kleine Sena fahren morgen los, ihr Mann bleibt noch drei Wochen, dann kommt auch er nach.

Ich wusste, wir wussten alle, dass sie bald geht. Wohin, das weiß sie selbst noch nicht so genau. Die Familie kommt vom Schwarzen Meer, sie gehen jetzt erst einmal in den Süden, aber wollen letztendlich wahrscheinlich etwas in Ankara finden. EineTelefonnummer oder Adresse hat sie noch nicht, aber sie verspricht, sich zu melden.

Zehn Jahre waren sie hier. Sie haben beide studiert, Meral ist mit ihrer Promotion fertig geworden, ihr Mann ist es bald. Deutsch haben sie gelernt, Meral spricht es fließend, fast fehlerfrei, und sich mit dem Leben im fremden Land arrangiert. Freunde gefunden, die Tochter ist hier groß geworden, spricht genauso gut Deutsch wie Türkisch. "Im Kindergarten haben sie alle geweint. Sogar eine der Tanten", erzählt Meral. Nur ein bisschen älter als das Lieschen ist Sena.

Abends, im Wohnheim, ist Meral noch einmal zum Abschiednehmen vorbei gekommen. Umarmungen, Meral weint, die Adressen sind schon ausgetauscht, man wünscht sich alles Gute. Jemand macht einen Scherz, erzählt eine Geschichte von früher, alle lachen. Die Mädchen reden auf Türkisch durcheinander, Meral sagt etwas auf Deutsch. Spät ist es geworden und sie muss nach Hause, morgen geht es früh los.

1 Kommentar:

Chadidscha hat gesagt…

Oh ja, ich kann mich noch gut daran erinnern, wie wir nach Portugal umzogen. Die Jungs waren damals 8 und 12. Lange her - Wehmut beschleicht mich...