Mittwoch, 30. Mai 2012

Amadou

Oder: Wieder zurück

Amadou traf ich an einem heißen (ja, kaum zu glauben, London kann auch Sommer) Nachmittag im Mai im Park. Das Lieschen lief gerade von der Wippe zum Klettergerüst und er stand an der Schaukel, in der einer seiner beiden Söhne saß. Ob das Deutsch sei, dass ich da mit dem Lieschen spreche. Er spreche auch Deutsch (aha...), habe in Deutschland studiert, in Heidelberg (ach, wirklich?). So kamen wir ins Gespräch.

Westafrika - Heidelberg - London

Und so erfuhr ich, neben den Schaukeln auf dem Spielplatz im Park stehend, dass Amadou aus Westafrika kommt - stimmt, da hörte ich auch an den leichten französischen Akzent, der sein Englisch färbte. Zum Studium sei er nach Heidelberg gegangen, und bald danach nach London. Mit seiner Frau, einer Deutschen, hat er zwei kleine Söhne: Mahjou ist dreieinhalb und Malik anderthalb.

"Die Lebensqualität in England ist einfach nichts"

Als er hört, aus welcher Stadt in Deutschland wir kommen, wird er hellhörig. "Oh, wirklich?" Da sei er auch oft, beruflich, seine Firma schicke ihn immer wieder dorthin. Sie überlegten jetzt, dauerhaft überzusiedeln. "Die Lebensqualität in England ist einfach nichts", sagt er, und ich kann nur kräftig nicken. "Und erst das Schulsystem - eine Katastrophe. Das will ich nicht, dass meine Jungs es durchmachen. Da gehen wir lieber nach Deutschland."


Wieder zurück nach Deutschland

Die Kinder wachsen zweisprachig auf, und auch Amadou spricht Deutsch. [Die Stadt, aus der ich komme] ist zwar längst nicht so multikulti wie London, aber bestimmt gibt es dort auch eine Nische für Leute wie Amadou und seine Familie, die wieder zurück gehen von der Insel nach Deutschland, weil manches eben doch besser ist, auf dem Kontinent.

10 Kommentare:

Anisah hat gesagt…

Hehe, ja, good old Germany...die einzigen die immer drüber meckern sind die Deutschen.

Anonym hat gesagt…

"Mahjou ist dreieinhalb und Malik anderthalb"

Das ist typisch. Mutter ist zwar deutsch, aber bloooß nicht irgendetwas aus der fremden Kultur adaptieren. Schon gar nicht Namen. Da sei der islamische Kulturimperialismus davor. Majou und Malik. Markus geht da mal gar nicht...

Gibt es eigentlich irgendeine muslimische Familie, die eines ihrer Kinder mit einem deutschen Namen bedacht hat?

Bei einem befreundeten Paar, Expats in Singapur, hat die dort geborene Tochter gleich mal nen niedlichen chinesischen Namen erhalten.

Sagen Sie mal, Frau Lieselotte: Stört es Sie gar nicht, dass die deutsche Kultur unter den von Ihnen selbst gewählten Glaubensgenossen so wahnsinnig gering geschätzt wird?

Und: Darf Ihr Kind eigentlich auch nen deutschen Namen tragen oder geht das nicht, weil der Prophet es anders befiehlt?

Lieselotte hat gesagt…

Hallo Anonym,

ich verstehe die Aufregung nicht ganz. Was kümmert es Sie, wie andere Leute ihre Kinder nennen? So lange Vater und Mutter mit der Entscheidung glücklich sind, ist doch alles in Butter. Und wer weiß, vielleicht heißt der kleine Mahjou mit zweiten Namen ja Markus-Michael...

Mein Kind trägt einen deutschen Namen. Oder genauer: einen Namen, der in Deutschland genauso gewöhnlich ist wie in vielen anderen (muslimischen und nicht-muslimischen) Ländern.

Also: chill pill!!

Lieselotte hat gesagt…

@ Anisah:

Genau!! :)

Anonym hat gesagt…

Kennen Sie denn eine muslimische Familie, die eines ihrer Kinder einen deutschen Namen gegeben hat? Irgendeine? Passiert doch in der
x-ten Generation nicht.

Lieselotte hat gesagt…

WIR sind eine muslimische Familie, die ihrem Kind einen deutschen Namen gegeben hat. Mein Mann wollte sogar einen Namen, den es nur in Deutschland, Frankreich und der angelsächischen Welt gibt. Den hat das Kind jetzt als Zweitnamen.

Hatice Akyüz (wie, kennen Sie nicht? > Google!) hat ihre Tochter "Merve Johanna" genannt.

Und eine deutsch-türkische Bekannte von mir hat eine kleine "Maria".

Und die meisten muslimischen Paare, die ich in Deutschland, Großbritannien und Frankreich kenne, schauen, dass der Name in Westeuropa nicht vollkommen out of place wirkt bzw. zumindest leicht ausgesprochen werden kann.

Davon unabhängig: Ist doch jedem seine Sache. Wenn meine Nachbarin ihr Kind Jackie-Milou nennt, dann darf die das doch auch - warum ich dann nicht meinen Sohn Muhammad-Mustafa...?!

Anonym hat gesagt…

"Ist doch jedem seine Sache"

na ja, ein paar Regeln gibt es schon: Namen Allahs nur mit "abd" = Diener des, usw.

Konfessionell konnotierte Namen können in ethnisch angespannten Situationslagen durchaus beachtliche Risiken für die betreffenden Personen mit sich bringen. Ali, oder Aliew, zwei Buchstaben können am Straßenposten über Leben und Tod entscheiden. Am besten, man hat mehrere Ausweispapiere mit unterschiedlichen Namensvarianten.

Denken Sie nur an Bosnien, oder jetzt Syrien.

Die Killer von Houla hatten Stirnbänder mit der Aufschrift: Labbaik Ali.

Lieselotte hat gesagt…

Die Regel, dass Namen Allahs nur mit einem vorangestellten "Abd" vergeben werden sollen, ist meines Wissens umstritten - da gibt es durchaus auch andere Meinungen.

Konfessionell konnitierte Namen können nicht nur in "ethnisch angespannten Situationslagen durchaus beachtliche Risiken" mit sich bringen. Schon mal als Muhammad oder Zainab versucht, in bestimmten Berufsfeldern in Deutschland einen Job zu finden?

Anonym hat gesagt…

"ist meines Wissens umstritten" Na dann fehlt ja nur noch die Streitkultur.

"beachtliche Risiken" und "als Muhammad oder Zainab versucht, in bestimmten Berufsfeldern in Deutschland einen Job zu finden"

Für einen Job bei der Flughafensecurity ist ein pakistanischer Name kein schlechter Tipp. Aber Scherz beseite; Sie merken schon, dass Sie da die Ebenen etwas vertauschen: an einer Straßensperre massakriert werden - und einen Job finden ...

Ist ja irgendwie alles DIskriminierung ...

Lieselotte hat gesagt…

Ich habe keine Ebenen vertauscht, mein/e beste/r Anonym, sondern Sie auf Lücken in Ihrer Argumentation hingewiesen.