Dienstag, 24. Juli 2012

Der Papa heißt Andrey

- 5. Ramadan - 

Andrey lerne ich auf dem Spielplatz kennen. Er ist mit seiner kleinen Tochter, die etwas jünger als das Lieschen ist, dort, was das Lieschen ganz toll findet, weil sie ja mit der Kleinen spielen könnte. Alleine fragen, ob das dem Mädchen auch so geht, will sie natürlich nicht, also muss Mama mit und Übersetzer spielen.

Der Papa heißt Andrey

Es stellt sich heraus, die Kleine will, und ihr Papa ist auch ganz nett, heißt Andrey und findet es, obwohl er Russe ist, normal, dass die Frau mit dem komischen Tuch auf dem Kopf mit ihm spricht (nein, dass ist nicht bei allen Osteuropäern hier in London der Fall; denke mir halt immer - ich habe selbst in Osteuropa gelebt -, die sind die Diversität nicht so gewöhnt wie jemand von hier).

High-skilled immigrant

Aber Andrey ist in der Hinsicht cool, seine Tochter heißt genauso wie das Lieschen, und ein kleiner Bruder, der etwas älter ist als das Lieschen, springt da auch noch rum. Andrey erzählt, dass sie vor sechs oder sieben Jahren nach London gekommen sind, die beiden Kleinen sind beide hier geboren. Ein Programm für high-skilled worker machte es ihnen möglich, überzusiedeln. Am Anfang war es sehr schwer, erklärt Andrey, aber in der Zwischenzeit hätten sie beide einen Job, und es wäre halt Routine.

Verständnisschwierigkeiten

Er arbeitet in der IT-Branche. Sein Englisch ist flüssig, aber dafür, dass er seit sechs Jahren in London lebt, wirklich nicht gut. Die Kinder sprechen beide nur Russisch. Der Kleine geht in der Zwischenzeit in die Schule, was schwierig sei, weil nicht alle Lehrer geduldig genug seien, so langsam und deutlich zu sprechen, dass sein Sohn es verstünde.

Russischsprachige Tagesmutter

Andreys Frau hätte Abschlüsse in Musik, Kunst und Psychologie und sich als Tagesmutter selbstständig gemacht. Teilweise hätten sie elf Kinder gehabt, drei Lehrer eingestellt, die den Kindern Mathe, Kunst, Musik, Lesen und Schreiben beigebracht hätten. Umgangssprache war Russisch, die Zielgruppe russischsprachige und litauische Kinder. Davon gibt es in manchen Teilen Ostlondons richtig viele. Er lacht: "Wir haben immer noch sooo viele Spielsachen zu Hause."

Oma passt auf das Kind auf

In der Zwischenzeit läuft das Geschäft mit der Kinderbetreuung nicht mehr so gut. Viele der Osteuropäer, die in den letzten Monaten und Jahren nach London kamen, und kleine Kinder mitbringen oder hier eins bekommen, bringen die Oma von zu Hause mit. Da wohnen dann Papa, Mama, Kind und Oma in einem Zimmer; die Eltern gehen arbeiten und Oma passt auf das Kleine auf. "Jetzt haben wir nur noch ein paar Kinder in der Betreuung", erklärt Andrey.

Russland und der Islam

Während wir uns unterhalten, überlege ich, warum so mancher Russe, den ich kenne,Vorbehalte gegenüber Muslimen hat. "Na ja, die haben Tschetschenien, Anschläge in Beslan, in Moskau, wer weiß, wie du zu Muslimen und dem Islam stehen würdest, wenn dass das einzige Bild dieser Religion wäre, das du präsentiert bekämst", denke ich mir und bin froh, dass Andrey aus Moskau oder Petersburg kommt, weil ja alle coolen, toleranten Leute immer in den Großstädten leben.

Vorurteile haben wir alle

Dann erzählt Andrey, dass sie aus Astrachan kommen, einer mittelgroßen Stadt nördlich des Kaspischen Meeres und ich will mir gegen den Kopf schlagen für meine Dummheit, Astrachan liegt nur ein paar hundert Kilometer vom Nordkaukasus, von Tschetschenien, Inguschetien, das weiß ich, und ich denke mir, wie doof ich bin, zu glauben, dass er, weil er einer Muslimin offen und tolerant gegenüber ist, aus einer der großen Städte in Russlands Westen kommen muss - als ob man, nur weil man aus der Provinz kommt, doof und vernagelt sein muss und die Menschen dort keinen Kopf haben, den sie benutzen können, kein Hirn, das sie befähigt, zu differenzieren. Tja, Vorurteile, da hat man's mal wieder, haben wir alle.

Und ein russischsprachiger Nepalese ist da auch noch unterwegs

Und so stehen wir da auf dem Spieplatz in der Sonne, denn endlich, endlich, endlich lässt die sich auch mal hier in London blicken, und ich rufe meinem Lieschen was auf Deutsch zu, und er seinen Kindern was auf Russisch, und das kriegt ein südasiatisch aussehender Mann mit, der ihn prompt auf Russisch anspricht. Woher er denn käme, ob er Russe sei, und falls ja, woher aus Russland. Andrey antwortet, und es stellt sich heraus, dass der Mann aus Nepal kommt, aber in Russland gelebt hat - soviel Russisch verstehe ich auch noch, um das mitzubekommen.

Danke, Andrey

Andrey macht noch Bilder von dem Lieschen und seinen beiden Kleinen, wie sie zu zweit (die dritte im Buggy) den Buggy über den Spielplatz schieben, und verspricht, sie mir am nächsten Tag zu schicken. Hat er gemacht, danke, Andrey.

Montag, 23. Juli 2012

Bewerbungen (2)

- 4. Ramadan -

Es war schon nach der zweiten Bewerbungsrunde. Ausgeschrieben hatte ich den Job irgendwann im Juni gesehen; Bewerbungsschluss war Ende Juni. Zwei Tage nach Bewerbungsschluss kam die E-Mail mit der Einladung zum Auswahltest, der vier Tage später stattfinden sollte. Ich fuhr hin, lernte eine meiner beiden Mitbewerberinnen kennen, fuhr wieder nach Hause - und hörte nichts mehr.

Einladung zum Vorstellungsgespräch - am nächsten Tag

Bis zu dem Mittwoch Nachmittag, an dem - wieder per E-Mail - eine Einladung zum Vorstellungsgespräch reinkam. Zum Vorstellungsgespräch, das am nächsten Tag nachmittags stattfinden sollte. Etwas weniger als 24 Stunden später. In einer Stadt, die mit dem Bus drei Stunden von London entfernt ist (und da haben wir jetzt die Zeit, die ich von zu Hause bis zum Busbahnhof brauche, noch gar nicht mitgerechnet).

Zusagen, Kinderbetreuung organisieren, Fragen vorbereiten

Wow. Den Rest des Tages verbringe ich damit a) zuzusagen, b) noch mal anzurufen, um herauszubekommen, wer mich interviewen wird und wie der Ablauf geplant ist, c) einen Babysitter für das Lieschen zu finden. Spät, spätabends lese ich mir dann noch einmal das von mir ausgefüllte Bewerbungsformular und die Jobausschreibung durch und überlege, welche Fragen sie stellen könnten. Man will ja vorbereitet sein.

Busbekanntschaft

Am nächsten Tag: Um halb 7 stehe ich auf, um 8 gehe ich aus dem Haus, um halb 9 fährt mein Zug, um viertel nach 9 bin ich in London, um 10 beim Babysitter. Um 11 fährt mein Bus. Um 2 sind wir da. Ich bin auf der Fahrt so müde, dass ich schnell einschlafe. Irgendwann unterwegs setzt sich eine mittelalte Frau aus Indien oder Pakistan mit schwarzem Kopftuch neben mich, ich schlafe wieder ein. Kurz bevor wir da sind, wachen wir beide auf und kommen ins Gespräch. Ob ich Muslimin sei, fragt sie mich. Ich zögere kurz, die Versuchung ist groß, zu sagen: "Nein, das Kopftuch trage ich nur, um meine Ohren zu verdecken, die sind so verdammt groß", aber dann lasse ich es, nicke nur.

Und hopp, wieder in den Bus...

Das Gespräch - um halb 3 - läuft gut ... ob ich den Job bekomme? Nach einer guten Stunde sind wir fertig, zurück zum Busbahnhof, ein großes Sandwich und eine Flasche Wasser gekauft, und hopp, wieder in den Bus. Halb 5 bis halb 8, am Ende KANN ICH NICHT MEHR. Zurück beim Lieschen bin ich um acht, und ich kann es kaum glauben, als mir klar wird, dass ich sie vor 10 Stunden hier abgegeben habe, vor 12 Stunden das Haus verlassen habe. Das Lieschen freut sich, Mama ist wieder da, und ich glaube, um halb 10 (oder war es doch schon 10) waren wir dann wieder zu Hause.

Sonntag, 22. Juli 2012

Die "Komiker-Nation"?

- 3. Ramadan - 

Ich bin durch Zufall darauf gestoßen. Jörg Lau schreibt auf seinem Blog auf ZEIT Online einen Kommentar zum in den letzten Tagen heftig diskutierten Thema der Beschneidung kleiner Juden und Muslime. Ich bin gespannt, was er zum Thema zu sagen zu hat - und dann glaube ich für einen Moment, nicht richtig zu lesen. Hat dem jemand hat seinen Account gehackt?!

"Ich habe mich lange gegen die Auffassung gewehrt, Islamophobie und Antisemitismus hätten bedeutende Überschneidungsflächen (no pun intended). Ich gebe hiermit offiziell auf. Es ist ein und das Gleiche."

Ist das noch Jörg Lau?

Wie bitte?? Nee, oder? Ist das noch Jörg Lau, der da schreibt? Jörg Lau, dem so mancher potentieller (oder tatsächlicher?) PI-Anhänger freudig zugejubelt hat, als er mal wieder seine Meinung zu Islam, Muslimen und Islamisten zum Besten gab. Jörg Lau. Ich kann es nicht fassen. Mensch, das ist ungefähr so, als würde Roland Koch morgen verkünden, seine Wunschregierung in Hessen solle aus Ypsilanti als Ministerpräsidentin und Al-Wazir als Innenminister bestehen... Oder als ob Merkel den Vorsitzenden von Attac übermorgen zum Nachfolger Röslers erklärt, der darauf gekommen ist, dass Wirtschaftsminister doch eine Nummer zu groß für ihn ist... Ich bin platt, einfach nur platt, immer noch platt.

Recht hat er

Aber Recht hat er. Recht hat er, Jörg Lau. Es gibt erschreckende Parallelen zwischen Antisemitismus und Islamfeindlichkeit (und jeder anderen Feindlichkeit gegenüber einer ganzen Gruppe, deren tatsächliche oder vermeintliche Mitglieder ungeachtet jeglicher interner Differenzen einfach mal so über einen Kamm geschoren werden).

Deutschland ist keine "Komiker-Nation"

Das einzige, was mich an dem Artikel stört, sind die Teile, in denen er Deutschland zur "Komiker-Nation" erklärt und meint, das Land wäre "zum Auswandern schön". Das ist Quatsch (auch wenn dieses Deutschland-peinlich-finden und Sich-woanders-hinsehnen (ohne natürlich den Schritt letztendlich auch zu gehen) typisch ist für viele Angehörige (nicht nur) Laus Generation). Es gibt hierzuland unsägliche Debatten; unsägliche Art und Weisen, Debatten zu führen; wir haben eine Kanzlerin, die nicht zu den Werten steht, die dieses Land vertreten sollte; eine Kanzlerin, die nicht für alle ihre Bürger gerade steht ... aber das macht nicht ein ganzes Land zur "Komiker-Nation".  Das macht Deutschland nicht "zum Auswandern schön". Wohin denn, Herr Lau? Wohin denn?

Aufruf an die Kanzlerin, für alle ihre Bürger einzustehen

Also: statt angesichts des "peinlichen Deutschlands" genervt die Augen zu verdrehen oder so zu tun, als wäre es woanders viel besser (ist es nicht, dort hapert es dann an anderer Stelle) wäre ein konkreter Vorschlag, was denn zu tun sei; ein Aufruf an die Kanzlerin, für alle ihre Bürger einzustehen (ja, auch für Muslime); oder so-was-in-die-Richtung-halt angebracht gewesen. Das hätte es perfekt gemacht, Jörg. Aber vielleicht ist das zu viel verlangt; vielleicht muss es Schritt für Schritt gehen. Eine brilliante Analyse des Status quo haben wir zumindest schon einmal. Bleibt zu hoffen, dass sie viele lesen und vielleicht ein kleines bisschen drüber nachdenken, was hierzulande dieser Tage so alles gesagt, gefordert und (nicht) getan wird. Und

Montag, 16. Juli 2012

Uni-Rassismus

Ein super Artikel von Kübra zum Thema Rassismus an deutschen Universitäten (und den Vergleich mit einer englischen Universität - wobei man wissen muss, dass sie an einer der als liberalsten geltenden Unis in Großbritannien studiert hat) findet sich in der heutigen Ausgabe von ZEIT Online.

Mir ging es gut an meiner Uni in Deutschland - aber ich glaube, das hatte vor allem auch damit zu tun, dass es weder bei uns an der Uni noch in der Stadt (in Ostdeutschland!) andere Kopftuchträgerinnen gab. Als ich zu studieren begann, war ich die einzige Kopftuchtante an der ganzen Universität (später gab es noch ein oder zwei andere) und in der Stadt habe ich in den zweieinhalb Jahren, die ich dort studierte, nur ein oder zwei andere Betuchte gesehen. Statt wegen meines Kopftuchs Nachteile zu haben, war ich bekannt wie ein bunter Hund, jeder kannte mich und ich war mir sicher, im Seminar auch nur einmal den Mund aufmachen zu müssen, um zu wissen, dass Prof und Studenten meinen Namen erst einmal gespeichert hatten (was in einem überfüllten Vorlesungssaal oder Seminarraum schon was wert ist).

Am besten an Kübras Artikel hat mir übrigens das Ende gefallen. Den Spruch, den der Prof dort bringt, habe ich schon öfters von Freundinnen gehört, die Ähnliches selbst erleben mussten. Von einer, die so gekontert hat, wie die Frau in Kübras Artikel, habe ich noch nicht gehört. Es wird also, Freunde. Es wird!

Mittwoch, 11. Juli 2012

Bewerbungen (1)

Auf SPIEGEL Online auf einen Artikel zum Thema Bewerbungsgespräch per Skype gestoßen. Habe ich bereits hinter mir und finde es eine tolle Sache: Bewerberin in Wien, Recruiter in London; Bewerberin in London, Recruiterin in Wien - da spart es viel Zeit und Geld, wenn das (oder zumindest eines der) Vorstellungsgespräche per Skype absolviert werden kann.

Dass es zwischendurch mal Probleme mit der Verbindung gibt, kenne ich auch. Aber dann wird halt noch einmal angerufen. 

Und irgendwie finde ich es witzig, im Businessoutfit in einem komplett unaufgeräumten Zimmer zu sitzen (mit der Kamera so eingestellt, dass nur Bewerberin und die weiße Wand dahinter zu sehen sind) und Lebenslauf und Qualifikation zu erläutern.

Schlimmste Panne? War kein Skype-Interview sondern ein Vorstellungsgespräch per Telefon, wo fünf Minuten nach Beginn des Gesprächs plötzlich die Tür zu dem Raum, in den ich mich zurück gezogen hatte, aufgestoßen wurde und das Lieschen hereinspaziert kam und nach Mama verlangte. War dem Babysitter in einem unbeachteten Moment entkommen und hatte ganz genau gewusst, wo Mama zu finden war.

Der Recruiter nahm's mit Humor und schlug vor, in fünf Minuten noch einmal anzurufen. Gesagt, getan. (Ob ich den Job bekommen habe, müsste ich spätestens nächste Woche wissen. Falls nicht, könnten wir dann anfangen zu spekulieren, ob's am Minutenauftritt des Lieschens lag...)

Dienstag, 10. Juli 2012

gutbetucht

So, liebe Freunde, jetzt ist es soweit. Dass ich zurzeit an einem neuen Projekt arbeite, war ja bereits angekündigt. Die Webseite, um die es geht, ist seit ungefähr drei Wochen online, jetzt dürft ihr auch einen Blick darauf werfen.

Darf ich vorstellen: gutbetucht

Tadaaaa, darf ich vorstellen, mein europäischer, deutschsprachiger, kritischer Hijab-Fashion-und-Style-Blog... namens gutbetucht.

Also doch ein zweiter Blog...

Mit der Idee lief ich schon länger schwanger, aber ich wollte nie mehr als einen Blog (andererseits aber auch nicht meinen Lieselotte-Blog vollkommen mit der Breite der Themen, die eine Ausweitung auf das Thema Kleidung mit sich gebracht hätte, überlasten) und ein Blog nur zu Kleiderfragen - musste das sein? Muss nicht, aber kann. Deshalb jetzt also doch: eine neue Webseite.

Ein deutschsprachiger Hijab-Blog

Wozu? Hijab-Fashion-und-Style-Blogs gibt es viele. Einen deutschsprachigen kannte ich bisher nicht. (Bin jetzt aber doch auf einen aufmerksam gemacht worden: den Imzadi-Trend-Blog. Allerdings ist der an eine Boutique gekoppelt. Insofern ist gutbetucht nicht der erste deutschsprachige Hijab-Style-Blog, aber der erste unabhängige.) Viele von uns lesen Englisch, aber nicht alle - gutbetucht soll für alle da sein.

Lieber keinen Fischmund...

Außerdem fallen mir auf vielen Hijab-Style-Blogs immer wieder zwei Sachen auf, mit denen ich nicht ganz konform gehe. Zum einen sind das die Posen und Outfits vieler Autorinnen, die mich persönlich mehr an die ganz normale Modelindustrie als an Hijab erinnern (das Schlimmste sind die Fischmund- oder halboffener-Mund-Fotos). Für mich ist Hijab etwas anderes und was, das möchte ich auf meiner Seite zeigen und diskutieren.

...und auch keine 500 EUR für ein Kleid

Zweitens falle ich immer wieder vom Hocker, wenn ich lese, was so manche stylische Muslima an Geld für ihre Kleider ausgibt. Wir könnten wahrscheinlich alle sparsamer sein als wir es sind, aber hunderte von Euros bloß für Schuhe oder ein Kleid ausgeben...? Ich glaube, das geht auch anders - wie, will ich auf gutbetucht zeigen.

Nicht nur Kleider

Und last, but not least, wäre ein Blog, auf dem es nur um Kleider, den tollsten Style, die trendigste Modeerscheinung geht, langweilig, meint ihr nicht? Deswegen soll gutbetucht ein kritischer Hijab-Style-Blog sein. In dem es, ja, um Outfits, Schnitte, Farben, Accessoires gehen soll - aber auch um weitere politische und gesellschaftliche Fragen. Um Diskriminierung von Kopftuchträgerinnen zum Beispiel oder Diskriminierungen von Nicht-Kopftuchträgerinnen. Um die Art und Weise, wie wir konsumieren. Darum, was Kleider ausdrücken und inwiefern Kleider Leute machen - oder nicht.

Nee?

Hört sich ganz schlimm an? Kein Problem, rechts oben in der Ecke Ihres Browsers ist ein kleines weißes Kreuz auf rotem Grund, ein Klick bringt Sie ganz weit weg von all dem Humbug.

Yes, pleeeeease!

Mal anschauen wollen? Gerne, herzlich willkommen, hier geht's lang!

Samstag, 7. Juli 2012

Harkis: Drei Gedanken

50 Jahre ist es her, dass Paris sich von Algerien, das bis dahin integraler Teil der französischen Republik gewesen war, löste. 50 Jahre, und angesichts des Jahrestages finden sich natürlich wieder vermehrt Artikel zum Thema in europäischen Zeitungen, und ich lese mal wieder über die Geschichte der Harkis.

Eins

Auf Seite der Franzosen gegen die algerische Unabhängigkeitsbewegung gekämpft, von Frankreich benutzt und hängen gelassen, vom unabhängigen Algerien verfolgt und ermordet. Zehntausende starben, nachdem ihr Land (Frankreich) den Kampf gegen ihr Land (Algerien) verloren hatte.

Zwei

Unter vielen französischen Maghrebinern ist "Harki" Synonym für Verbrecher. Aber wenn es tatsächlich so war, dass diese Menschen sich zwischen Heimatland und Heimatland entscheiden mussten, oder sogar aus Sorge um ihre Existenz, ihr Überleben auf Seiten Frankreichs kämpften, fällt es mir schwer, sie zu verurteilen. Wer weiß schon, wie er in solch einer Situation gehandelt hätte, wer weiß schon, ob er sich auf die Seite derer geschlagen hätte, die die Geschichte zu Siegern gemacht hat?

Drei

Was ich verurteile, ist - mal wieder - die Vorgehensweise des französischen Staates, der diese Menschen benutzt hat, sie die eigenen Landsleute hat verraten lassen, ohne sie als dass anzuerkennen, als was sie - die Harkis - sich in Bezug auf Frankreich und seine Bürger sahen, als Landsleute. Oh Frankreich, Mutterland der Menschenrechte, so groß in der Theorie, aber die Praxis...?

Donnerstag, 5. Juli 2012

Native Deen

Native Deen: Intentions

Ein tolles Lied mit super Text (und richtig schönen Bildern im Video) zu einem für Muslime so wichtigen Thema:



Zum Lesen, Mitsingen, Nachdenken: der Text