Samstag, 30. Juni 2012

Biester

Interessanten Artikel zum Thema Kindererziehung im Netz gefunden. Drüber nachgedacht. Teilen gewollt.

Voilà: "Spoiled Rotten".

Donnerstag, 28. Juni 2012

Success

"The planet does not need more "successful" people. But it does desperately need more peacemakers, healers, restorers, storytellers, and lovers of every shape and form. It needs people who live well in their places. It needs people of moral courage willing to join the fight to make the world habitable and humane. And these needs have little to do with success as our culture has defined it."

David Orr

Mittwoch, 20. Juni 2012

Alles neu macht der

...Juni

Oder: Lange geplant und endlich umgesetzt. 
Oder: Ankündigung in eigener Sache.

Ich habe schon seit einer ganzen Weile mit dem Gedanken an ein neues Projekt gespielt: Ein neuer Blog, zu einem Thema, das hier das eine oder andere Mal zwar schon aufgetaucht ist, dem ich aber aus verschiedenen Gründen auf diesem Blog nicht zu viel Raum geben wollte.

Zwei Blogs, muss das sein? Will ich wirklich so viel Zeit auf diesen ganzen Webkram verwenden? Ich habe wirklich lange überlegt, im Grunde reift die Idee seit ungefähr zwei Jahren - und letztendlich habe ich sie einfach umgesetzt. Zack, neuen Blog kreiert; zack, neues Design fertig gemacht; zack, erste Artikel geschrieben und - ohohoho, ganz neu und wagemutig, Bilder reingestellt.

Also: Man darf gespannt bleiben! In den nächsten Tagen will ich noch einige der Basics fertig kriegen, die "About"-Seite zum Beispiel, und dann, dann, dann teile ich gerne den Link auch mit euch. Bald schon!

Samstag, 16. Juni 2012

Herz

"There is an organ in the body that, if it is righteous, ensures that the whole system will be righteous; and if corrupt, the whole body will become corrupt. This organ is the heart."

(Hadith nach Bukhari)

Mittwoch, 13. Juni 2012

Noch fünfeinhalb Wochen

Wenn in East London in deinem Supermarkt um die Ecke sich plötzlich die Paletten mit Kichererbsen und gehackten Tomaten in der Dose, Basmatireis, Speiseöl und Kichererbsenmehl stapeln und ein entsprechend designtes Poster vor dem Supermarkt einen freundlich dazu auffordert, sich für Ramadan mit Lebensmitteln einzudecken ("Stock up for Ramadan"), dann weißt du, der Fastenmonat ist nicht mehr weit... Noch fünfeinhalb Wochen, juhuuu!

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Und eins muss man den Betreibern des Supermarktes lassen: sie haben verstanden, um was es dem Großteil der Muslime im Ramadan geht: ums Essen!   ;)

Dienstag, 12. Juni 2012

Männer, Frauen, Sprache

Ich weiß noch, wie kurios wir es damals - vor langer, langer Zeit - in der Schule im Französischunterricht fanden, dass "eine Gruppe von 10 Männern 'dix amis' sind, aber eine Gruppe von 10 Frauen und einer männlichen Maus nicht etwa 'onze amies' sondern 'onze amis' sind." So oder so ähnlich hat unsere Französischlehrerin uns das damals erklärt. Die männliche Bezeichnung dominiert, und eine kleine Maus männlichen Geschlechts kann den femininen Plural in einen maskulinen ändern.

Kompromissversuche

Eigentlich ist das im Deutschen nicht viel anders. Ist von einer Gruppe von Männern und Frauen die Rede, die in der Sozialarbeit tätig sind, ist von "Sozialarbeitern" die Rede. In den letzten Jahren kamen Umschreibungen wie "Rechtsanwälte und Rechtsanwältinnen", "BusfahrerInnen", "Lehrer/innen" oder "Kund(inn)en" auf - gelegentlich stößt man sogar auf "Freund_innen". Der Platz, der durch die Verwendung des Unterstrichs entsteht, soll symbolisieren, dass Platz für jede sexuelle Identität ist - unabhängig davon, ob sich jemand als männlich, weiblich oder etwas anderes definiert.

Hitzig geführte Debatte

Die Debatten zu dem Thema werden oft hitzig geführt. Von tiefster Verachtung bis zu amüsierter Belustigung oder einfach nur genervtem Augenverdrehen angesichts der "umständlichen", "überflüssigen" Wortungetüme, die durch ein auf diese Weise ausgedrücktes Verständnis von Geschlechtergerechtigkeit entstehen - die meisten von uns kennen wohl die üblichen Reaktionen.

Muss ein "DB Service Point" wirklich sein?

Ich fand solche Umschreibungen und die vielen Binde- und Querstriche auch oft lächerlich. Ich weiß, dass ich eine "Freundin" und kein "Freund" bin, wozu also die Aufregung. Aber Sprache polarisiert - man denke nur an die Anti-Anglizismus-Fanatiker, die sich über aus dem Englischen übernommene Fremdwörter aufregen, als wäre Sprache nicht schon immer dem Wandel und fremden Einflüssen unterlegen. (Gut, zugegeben, ein DB Service Point muss vielleicht nicht wirklich sein.)

Sprache ist Träger und Ausdruck von Kultur?

Aber manchmal frage ich mich doch, weshalb solche Fragen in so aufgeregter Art und Weise diskutiert werden. Sprache ist Träger und Ausdruck von Kultur? Ja, klar. Kleidung zum Beispiel aber auch. Warum also so viele Diskussionen über die Notwendigkeit der Errettung unserer Kultur und Sprache, während sich keiner um all die schlecht angezogenen Menschen da draußen schert. Ihr wollt Kultur erhalten - bitte schön, knöpft euch die Frau da vorne in der pinken Karottenhose und den Mann im schlecht geschnittenen Regenparka vor.

Ein paar neue Aspekte

Mist, das war jetzt auch polarisierend. Also schnell wieder zurück zum eigentlichen Thema, der Verwendung des Maskulinum und Femininum im Deutschen. Kürzlich stieß ich auf einen erstaunlich sachlich geschriebenen Artikel zum Thema, der ohne das so oft gehörte Lalala zu wiederholen, eine ganze Reihe an Punkten aufzeigte, die mir so in der Diskussion noch nicht untergekommen sind. Darf ich vorstellen? "Frauen natürlich ausgenommen" von Anatol Stefanowitsch (Hilfe, hört sich der Name fremd an!! Ist das womöglich ein AUSLÄNDER?? Ach nee, ein Prof, dann ist ja gut). Enjoy!

Montag, 11. Juni 2012

Sommer in London

12 Grad Celsius, Nieselregen, Regenschauer, Pfützen, dicke graue Wolken - und das seit zehn Tagen. Oh London, es könnte hier wirklich ganz schön sein - wenn nur dieses Wetter nicht wäre.

Donnerstag, 7. Juni 2012

Radikale Spinner

Oder: Letztens bei uns im Viertel

Dass bei uns im Viertel vor der U-Bahn-Station meist ein Grüppchen Zeugen Jehovas mit ihren Zeitschriften in der Hand stehen, daran habe ich mich schon gewöhnt. Vor dem Einkaufszentrum steht oft eine neugeborene Christin und brüllt den dem Konsum Huldigenden entgegen, wie gottlos sie seien und dass sie sich bekehren sollten, das Ende sei Nahe... Manchmal steht in Nähe der Christin oder der Zeugen Jehovas auch eine Gruppe Salafis, die Flyer austeilen und mit der Konkurrenz (Christin, Zeugen Jehovas) ins Gespräch kommen. Ich habe da schon so manches Mal hitzige Debatten gesehen, aber es hat mich nie weiter tangiert (hey, falls ihr euch dann irgendwann geeinigt habt, wer Recht hat, könnt ihr ja immer noch Bescheid sagen...).

Mit dem Megaphon in der Hand

Dass in unserem Viertel eine Handvoll radikaler Spinner unterwegs zu sein scheint, daran habe ich mich schon gewöhnt. Aber als ich letztens noch schnell etwas einkaufen wollte und da vor dem Supermarkt eine Afrikanerin mit einem Megaphon in der Hand stand, durch das sie lautstark zur Bekehrung aufrief, dachte ich doch, mich tritt ein Pferd. "Accept Jesus, accept Jesus! Jesus is the way, Jesus is the truth! Accept Jesus!" Ja, so überzeugt man die Gottlosen, schon klar! Ich war so baff, dass ich nicht weiter nachgedacht habe und einen der Polizisten die ein paar Meter weiter neben ihrem Van vor dem Supermarkt standen, ziemlich fassunglos fragte, ob die das dürften, so das ganze Viertel beschallen.

"Accept Jesus, accept Jesus!"

Der Polizist zuckte nur mit den Achseln und meinte (ich glaubte einen Anflug von Ironie herauszuhören, aber vielleicht war das nur Einbildung), dass das freedom of speech sei und... Ich: "Ja ja, schon klar, freedom of speech - aber mit einem Megaphon?!" Als das Lieschen und ich aus dem Supermarkt wieder herauskamen, stand sie da immer noch: "Accept Jesus, accept Jesus! Jesus is the way, Jesus is the way! Jesus is the truth, Jesus is the truth..." Ob ihr irgendwann die Batterien ausgegangen sind?

Salafis mit Mikrophon

Und, wie um mir zu beweisen, dass die Spinner bei den anderen dieser Frau in keinem etwas nachstehen, lief ich einen oder zwei Tage später vor der U-Bahn-Station einer Gruppe Salafis über den Weg - oder sie mir. Mit einem Mikro ausgestattet, schrieen sie den Massen ihre Botschaft entgegen. Viel war zwar nicht zu verstehen (Megaphon scheint in diesem Zusammenhang das Instrument der Wahl zu sein), aber ich holte mir einen Flyer... der mir erklärte, dass wählen haram sei (Allah alleine ist Souverän), weltliche Gesetze auch (dito), Muslime nicht britisch sondern islamisch sein sollen (Nationalität ist gottlos) - schön und gut, aber was macht ihr dann noch hier?!

Professionelle Propaganda

Was mich erschreckte war, dass die Flyer super professionell aufgemacht waren, thematisch auf das Diamond Jubilee abgestimmt waren (Queen - auch haram), kein Vergleich zu vielen anderen billigen Publikationen und Flugblättern, die man aus dieser Ecke sonst kennt. Einerseits zeigt das, wie britisch diese Leute doch sind (wissen sie doch genau, auf welche Qualitäten man hier Wert legt, wie Social Marketing hier funktioniert, was andere junge Menschen ihrer Altersgruppe anspricht). Andererseits: freedom of speech and expression hin und her, aber soll man wirklich tatenlos zusehen, wie diese Leute ihre Propaganda auf solch professionelle Art und Weise unter die Leute bringen?

Es gibt eine ganze Menge von counterradicalisation-Initiativen, die in den letzten Jahren entwickelt wurden, gerade hier in Großbritannien, aber verdammt, wir brauchen noch viel, viel mehr davon!

Mittwoch, 6. Juni 2012

Great British Summer - Teil 1

London feiert: 60 Jahre mit der Queen

Ein great British summer stehe den Briten bevor, so der aktuelle Werbe-Slogan eines der größten britischen Supermärkte. Teil 1 (check) haben wir hinter uns, das Diamond Jubilee der Queen, 60 Jahre UK mit der Queen (noch ein Werbespruch, diesmal eines britischen Magazins: "In 1952, a woman knew her place. In 2012, she's still there"). Dass London ein Großereignis (das erste diesen Sommer) bevorstand, war schon seit Wochen zu verspüren. In Supermärkten, an Kiosken, im Post Office, überall gab es UK- und Queen-Devotionalien zu erstehen, street parties sollte man planen, und London freute sich auf die zwei zusätzlichen Feiertage.

Eigenartige Mischung aus modern und traditionell

Die Feierlichkeiten bestanden aus einer Reihe von Veranstaltungen, eine eigenartige Mischung aus modern und traditionell - aber vielleicht ist es gerade das, was das britische Königshaus ausmacht? Am Sonntag Bootsfahrt mit Queen und Königsfamilie auf der Themse, am Montag ein Popkonzert vor dem Buckingham Palace und irgendwann danach ein Gottesdienst in überfüllter Kirche. Nach 10 Tagen strahlendem Sonnenschein und hochsommerlichen Temperaturen war London pünktlich zu den Festlichkeiten wieder seiner eigentlichen Identität treu geworden - und es regnete Hunde und Katzen.

Massen an Menschen mit Union-Jack-Fahnen

Aber das hielt die Massen vom Queen-auf-dem-Boot-Bewinken nicht ab. Und für das Konzert am Montagabend war es dann wenigstens trocken. Bei uns im Viertel verteilten Freiwillige der lokalen Kirchengemeinde kleine Union Jack-Cupcakes und die Straßen waren voll mit Londonern jedweger couleur, die sich diesen Morgen für ein rot-weiß-blaues Outfit entschieden hatten. Und spätestens als ich am Dienstagabend vor dem Fernseher saß und mir das Spektakel betrachtete (nein, die Menschenmassen tue ich mir nicht live an), sah, wie ein Meer von Menschen mit kleinen Union Jack-Fahnen in der Hand begeistert Richtung Bühne und Queen wedelte, wurde mir klar, dass all diese Menschen nicht nur eine Königin und ihr Jubiläum feiern, sondern ein bisschen auch sich selbst - und das Land, das in den letzten 60 Jahren zu dem wurde, was es heute ist.

So was gäbe es in Deutschland nicht

Während des Konzerts spielten einige der erfolgreichsten Popmusiker der letzten sechzig Jahre auf, Paul McCartney (auch nicht mehr der Jüngste), Elton John (in pink glitzerndem Jackett), Robbie Williams (in gefakter Uniform), und Britannien zeigte sich von seiner scheinwerfergerechtesten Seite. Da passte die Queen mit ihren oft abgefahrenen Hüten und Kostümen (schräg, leicht ekzentrisch - so sehen sich die Briten gerne) gut dazu. Für einen Moment versuchte ich mir, tausende von fröhlichen, euphorischen Menschen mit Deutschlandfähnchen in der Hand, die einem Horst Köhler, Christian Wulff oder Joachim Gauck zujubeln, vorzustellen - aber das war natürlich vollkommen abwegig, selbst nach dem berühmten deutschen Sommer 2006: So was gäbe es in Deutschland nicht.

Gut gerüstet - auch für die Spiele?

Dass das Jubiläum nicht nur in London begangen wurde, sondern ein landesweites Event war, wurde an den Menschenmassen, deutlich, die über das Wochenende in die Haupstadt strömten - und das trotz strömenden Regen. Das Lieschen und ich landeten am Sonntag ganz unverhofft  in solch einem Auflauf, als wir von außerhalb Londons am Bahnhof Waterloo ankamen. Menschen über Menschen, überhaupt-gar-kein Durchkommen, teilweise musste der Bahnhof gesperrt werden. Trostpunkt: London war gut gerüstet. Hinweisschilder hier, Absperrbänder dort und Bahnmitarbeiter und Polizisten, die an strategisch günstigen Punkten positioniert waren, um den Verkehr zu regeln und Auskunft zu geben. Sieht so aus ... als könnten die Olympischen Spiele kommen!