- 3. Ramadan -
Ich bin durch Zufall darauf gestoßen. Jörg Lau schreibt auf seinem Blog auf ZEIT Online einen Kommentar zum in den letzten Tagen heftig diskutierten Thema der Beschneidung kleiner Juden und Muslime. Ich bin gespannt, was er zum Thema zu sagen zu hat - und dann glaube ich für einen Moment, nicht richtig zu lesen. Hat dem jemand hat seinen Account gehackt?!
"Ich habe mich lange gegen die Auffassung gewehrt, Islamophobie und Antisemitismus hätten bedeutende Überschneidungsflächen (no pun intended). Ich gebe hiermit offiziell auf. Es ist ein und das Gleiche."
Ist das noch Jörg Lau?
Wie bitte?? Nee, oder? Ist das noch Jörg Lau, der da schreibt? Jörg Lau, dem so mancher potentieller (oder tatsächlicher?) PI-Anhänger freudig zugejubelt hat, als er mal wieder seine Meinung zu Islam, Muslimen und Islamisten zum Besten gab. Jörg Lau. Ich kann es nicht fassen. Mensch, das ist ungefähr so, als würde Roland Koch morgen verkünden, seine Wunschregierung in Hessen solle aus Ypsilanti als Ministerpräsidentin und Al-Wazir als Innenminister bestehen... Oder als ob Merkel den Vorsitzenden von Attac übermorgen zum Nachfolger Röslers erklärt, der darauf gekommen ist, dass Wirtschaftsminister doch eine Nummer zu groß für ihn ist... Ich bin platt, einfach nur platt, immer noch platt.
Recht hat er
Aber Recht hat er. Recht hat er, Jörg Lau. Es gibt erschreckende Parallelen zwischen Antisemitismus und Islamfeindlichkeit (und jeder anderen Feindlichkeit gegenüber einer ganzen Gruppe, deren tatsächliche oder vermeintliche Mitglieder ungeachtet jeglicher interner Differenzen einfach mal so über einen Kamm geschoren werden).
Deutschland ist keine "Komiker-Nation"
Das einzige, was mich an dem Artikel stört, sind die Teile, in denen er Deutschland zur "Komiker-Nation" erklärt und meint, das Land wäre "zum Auswandern schön". Das ist Quatsch (auch wenn dieses Deutschland-peinlich-finden und Sich-woanders-hinsehnen (ohne natürlich den Schritt letztendlich auch zu gehen) typisch ist für viele Angehörige (nicht nur) Laus Generation). Es gibt hierzuland unsägliche Debatten; unsägliche Art und Weisen, Debatten zu führen; wir haben eine Kanzlerin, die nicht zu den Werten steht, die dieses Land vertreten sollte; eine Kanzlerin, die nicht für alle ihre Bürger gerade steht ... aber das macht nicht ein ganzes Land zur "Komiker-Nation". Das macht Deutschland nicht "zum Auswandern schön". Wohin denn, Herr Lau? Wohin denn?
Aufruf an die Kanzlerin, für alle ihre Bürger einzustehen
Also: statt angesichts des "peinlichen Deutschlands" genervt die Augen zu verdrehen oder so zu tun, als wäre es woanders viel besser (ist es nicht, dort hapert es dann an anderer Stelle) wäre ein konkreter Vorschlag, was denn zu tun sei; ein Aufruf an die Kanzlerin, für alle ihre Bürger einzustehen (ja, auch für Muslime); oder so-was-in-die-Richtung-halt angebracht gewesen. Das hätte es perfekt gemacht, Jörg. Aber vielleicht ist das zu viel verlangt; vielleicht muss es Schritt für Schritt gehen. Eine brilliante Analyse des Status quo haben wir zumindest schon einmal. Bleibt zu hoffen, dass sie viele lesen und vielleicht ein kleines bisschen drüber nachdenken, was hierzulande dieser Tage so alles gesagt, gefordert und (nicht) getan wird. Und
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