Jean-Louis Fournier: Wo fahren wir hin, Papa? München: dtv, 2008.
Daran, wie es wäre, wenn das eigene Kind mit einer Behinderung zur Welt kommt, denkt wohl jeder während der Schwangerschaft einmal nach, verliert zumindest einen Gedanken an die Möglichkeit. Jean-Louis Fournier und seine Frau bekommen ein Kind mit Behinderung und kurz darauf, als sie sich auf ein "normales" Kind freuen, noch eins. Beide Kinder sind schwer geistig und körperlich behindert. In Wo fahren wir hin, Papa? erzählt Fournier vom Leben mit seinen Söhnen, und das auf seine ganz eigene, direkte, ehrliche und ganz bestimmt nicht politisch korrekte Art.
Wie er Witze auf Kosten seiner Söhne macht, hat viele Leser bestürzt und das Buch erhielt, als es erschien, harsche Kritiken. Fourniers Exfrau sah sich gezwungen, eine dementierende Webseite zu eröffnen, auf der sie ihre ganz andere Sicht der Dinge darstellte. Dabei ist es vielleicht genau das, was Fourniers Kritiker verkannten: dass er einfach nur eine andere Sicht, seine Sicht auf das Leben mit seinen Söhnen hatte und dass seine Art, darüber zu schreiben, seine Weise war, mit dem umzugehen, auf das kaum einer von uns vorbereitet ist: dem Leben mit einem geistig und körperlich schwer behinderten Kind.
Mittwoch, 4. April 2012
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