Irgendwann zwischen Hauptgang und Dessert erzählte Hermann von der Fortbildung in Europarecht, an der er kürzlich teilgenommen hatte. "Ich war da der älteste", begann er. Alle anderen seien ungefähr so alt gewesen wie seine Tochter oder sein Sohn. Halb so alt wie er.
Rosenheim, München, Toronto
"Da saßen wir dann in der Runde und jeder sollte sich vorstellen." Der erste meldete sich zu Wort: "Sebastian Meischke ist mein Name, geboren bin ich in Hintertupflingen, zur Schule gegangen in Rosenheim, studiert habe ich in München und Toronto, Praktika habe ich in Schanghai und London gemacht, und zurzeit arbeite ich in Berlin." Dann war die nächste dran: "Sarah Peyer, geboren in Oschatz, zur Schule gegangen in Dresden, studiert in Leipzig, Heidelberg und Washington. Früher war ich bei einem Unternehmen in Madrid, seit zwei Jahren arbeite ich in München." Und so ging es weiter.
Die letzte?
Bis Hermann dran war. "Ich bin geboren in Köln, aufgewachsen in Köln, ich habe studiert in Köln, hier meine Kanzlei gegründet und wohne hier." Er lachte, während er das erzählte, neben ihm sein Frau, wir alle in seinem Haus am gedeckten Tisch, gekocht hatte er - mal wieder vorzüglich. Vor dem Haus mit Garten stand der silberne Mercedes S-Klasse und der Kleinwagen seiner Tochter. "Meine Generation", meinte Hermann, "ist wahrscheinlich die letzte, die es sich noch leisten konnte, nicht so richtig Englisch zu sprechen und wirklich niemals von zu Hause weggekommen zu sein - und trotzdem erfolgreich zu sein."
Sonntag, 29. April 2012
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