Oder: Parastou Forouhars Geschichte
Kann man ein Land lieben, das einem alles genommen hat? Vor 13 Jahren wurden Parastou Forouhars Eltern, beide Oppositionspolitiker im Iran, brutal ermordet. Die Täter wurden nie gefasst, aber vieles weist darauf hin, dass der iranische Staat und sein Geheimdienst hinter den Hinrichtungen steht. Parastou Forouhar ließ sich von den Morden nicht einschüchtern. Anstatt zu resignieren, beschloss sie, für die Aufklärung dieses Verbrechens zu kämpfen.
Kunst als politische Waffe
Die deutsch-iranische Künstlerin setzt sich mit den Morden in ihrer Kunst auseinander, aber sie ging noch einen Schritt weiter und schrieb Artikel und Stellungnahmen - und sie klagte. Einen ersten Erfolg erreichte sie; bis 2010 wurden 18 in die Morde verwickelte Personen von iranischen Gerichten verurteilt, sogar zwei Todesurteile ausgesprochen, die jedoch nicht vollzogen wurden, weil Parastou Forouhar die Todesstrafe ablehnt. Zufrieden ist sie trotz dieser Teilerfolge nicht, schließlich sind die Befehlshaber, die politischen Hintermänner der Morde weiterhin in Amt und Würden.
Kein Widerspruch
Parastou Forouhar kämpft weiter gegen den iranischen Staat - und liebt ihr Land. Der Titel ihres Buches "Das Land, in dem meine Eltern umgebracht wurden. Liebeserklärung an den Iran" scheint nur auf den ersten Blick widersprüchlich. Letztendlich drückt er den grausamen Gegensatz zwischen der Liebe zu einem Land und seiner Kultur und der eigenen Verfolgung durch das Regime eben dieses Staates aus. Kann man ein Land lieben, das einem alles genommen hat? Sicher.
Ins Exil getrieben. Verbundenheit bleibt
Da geht es Parastou Forouhar nicht viel anders als meinen iranischen Freunden in London (die ihr Land genauso sehr lieben wie sie den Staat hassen) - oder so vielen jüdischen Deutschen damals, die der Hölle des Holocausts entkommen waren, nach abenteuerlicher Flucht im sonnenvertrockneten, wüstennahen Palästina saßen und sich nach grünen Weiden, saftigen Wiesen, Deutschlands Bergen, Kaffee und Kuchen und Kammerkonzerten sehnten.
Hier geht es zu Parastou Forouhars Webseite. Und hier zu ihrem Blog.
Dienstag, 4. Oktober 2011
Von Liebe und Schmerz des Exilanten
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7 Kommentare:
Persepolis lesen reicht.
"Da geht es Parastou Forouhar nicht viel anders als ... so vielen jüdischen Deutschen damals, die der Hölle des Holocausts entkommen waren, nach abenteuerlicher Flucht im sonnenvertrockneten, wüstennahen Palästina saßen und sich nach grünen Weiden, saftigen Wiesen, Deutschlands Bergen, Kaffee und Kuchen und Kammerkonzerten sehnten."
Ist das nun Strafe, oder ein fortdauerndes Merkmal von Auserwähltheit ?
Soll das jüdische Schicksal eher abschrecken ("nervt nicht so 'rum sonst fliegt ihr auch raus"); oder soll es gemahnen, auf was sich die Gojim als nächstes einzurichten haben ? ("Guckt mal bei den Juden, wie man das wegsteckt und über sich hinauswächst")
Macht Patente statt Ghettos, wäre doch eine gute Überschrift für ein Göttliches Postscriptum.
Steht aber bestimmt schon irgenwo im Koran. Muß nur noch jemand finden.
@ Kommentar 1: Persepolis habe ich auch gelesen (und für gut befunden). Aber meinen Sie wirklich, EIN Buch lesen reicht, um ein Land zu verstehen?
@ Kommentator 2: Und wo genau in meinem Post war die Rede von Patenten, Ghettos, Gott oder dem Koran?
"Und wo genau in meinem Post war die Rede von Patenten, Ghettos, Gott oder dem Koran?"
Das sollte kein Zitat aus, oder Anspielung auf Ihr Post sein, sondern eine Anregung für ganz oben. Es ist nicht immer alles nur für Sie gedacht.
Um den Iran zu verstehen reicht weder ein Buch noch ein blog. Das habe ich auch nicht behauptet.
Aber blog und Webseite von Parastou Forouhar zeigen ein ähnliches Schicksal wie in Persepolis beschrieben.
Das ist in keinster Weise abwertend gemeint.
Nachtrag zu Persepolis:
Hab grade doch den Reisebericht – Nov./Dez. 2009 – Teheran im blog gelesen. Das erste was mir dazu einfiel ist, dass es auch in islamischen Staaten sowas wie Gestapo und Stasi gibt.
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