Sonntag, 2. Oktober 2011

Von Frauen und Fräuleins

Ich hab ein Weilchen gebraucht, damals in Frankreich, bis ich heraus hatte, wann man eine Frau Mademoiselle (Fräulein) und wann man sie Madame (Frau) nennt. Erklärt wurde mir schließlich, dass es an der Eheschließung hängt: Verheiratet - Madame, unverheiratet - Mademoiselle. Das machte Sinn, auch wenn es uns Deutschen, die sich des Fräuleins ja schon lange entledigt haben, etwas altbacken vorkommen mag. Da man einer Frau ja aber nicht unbedingt ansieht, ob sie verheiratet ist, gestaltete sich das Jonglieren mit den beiden Begriffen schließlich doch nicht so einfach. Hinzu kam erschwerend, dass sich angeblich manche ältere Frau geschmeichelt fühlte, sprach man sie mit Mademoiselle an, wobei andere auf dem Madame bestünden. Schwierig.

Miss, Mrs oder Ms Lieselotte?

In Großbritannien stand ich dann plötzlich vor dem gleichen Problem, nur war es hier noch ein bisschen komplizierter. Da gab es Miss (Fräulein), Mrs (Frau) und Ms - ja, was war das denn jetzt? Irgendwo las ich, dass Ms (sprich: "miss") für geschiedene Frauen benutzt werde - bitte wie? Anscheinend ging es also noch seltsamer als bei den Franzosen. Ich hatte keine Ahnung, was ich auf all den Formularen, die es immer wieder auszufüllen gab, ankreuzen sollte. Ich war ja verheiratet, aber Mrs hörte sich irgendwie nach einer Fünfzigjährigen an, Miss nach einer Fünfjährigen und dieses Ms, hm, geschieden war ich ja nicht. Also Verwirrung total, und anders als bei der Frage nach der ethnischen Zugehörigkeit, der man in Großbritannien auch alle naslang über den Weg läuft, gab es noch nicht mal die Option "Information verweigert".

Es tut sich was

In Frankreich scheint sich jetzt was zu tun bei der Frage nach der korrekten Anrede von jüngeren und älteren Damen. Und das hat es, wie ich schließlich heraus bekam, auch in Großbritannien. Ms ist dort nämlich nicht nur die Anrede für eine geschiedene Frau, sondern auch die korrekte Bezeichnung für alles Weibliche, deren Zivilstand unbekannt ist.

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