Montag, 3. Oktober 2011

Gutes Essen (1)

Abu Zaad
Shepherd's Bush, West London
Tube: Shepherd's Bush Market (Circle line, Hammersmith and City line)

Eine der Sachen, die mir unglaublich gut an London gefallen, ist, dass man hier richtig gutes Essen aus aller Welt bekommt. Sicher, internationale Restaurants gibt es auch in Köln, Berlin, Hamburg, München - aber an die Vielfalt, die einem hier geboten wird, kommt keine deutsche Stadt dran.

Syrisches Essen in London

Von dem syrischen Resto Abu Zaad hatte ich schon von Freunden gehört. Letztens waren das Lieschen und ich dort mit Friedrich, seiner Freundin Renate und noch vier anderen Freundinnen der beiden zum Essen. Das Lieschen und ich waren etwas spät dran, und als wir das Restaurant schließlich gefunden hatten, war der Tisch schon voller Teller und Schüsselchen mit Reis, Fleisch, Gemüse, Couscous, Bohnen, verschiedenen Vorspeisen und Salat. Schnell haben wir irgendwo den Buggy verstaut, uns dazu gesetzt und auch was bestellt.

Lammfleisch mit Auberginenstücken in Sauce

Die Karte bietet neben syrischen Spezialitäten auch eine Reihe an marokkanischen Couscous-Gerichten (GBP 6,00). Wir haben uns schließlich für das Lammfleisch mit Auberginenstücken in Sauce (Moussaka Billahmi, GBP 5,75) entschieden. Dazu Fladenbrot. Und von Friedrichs Vorspeisenteller (GBP 6,00) haben wir auch was stibitzt. Die Vorspeisen waren gut, dem Hauptgericht fehlte die Würze - oder ist das nur mein durch südasiatische Speisen verdorbener Geschmackssinn? Liegt es daran, dass die Zutaten hier in London, die (englisches Wetter) einfach nicht genug Sonne abbekommen, nie so schmecken werden wie irgendwo-im-Nahen-Osten?

Arabische Familien, englische Freunde

Die Atmosphäre im dezent orientalisch gestylten Resto war nett. Das Publikum bunt gemischt, viele arabische Familien, junge Leute in großen Gruppen, aber auch viele ur-englische Gäste - zum Beispiel die Familie am Nachbartisch, die irgend etwas zu feiern schienen. Frauen in Kopftuch, andere in grellem libanesischem Makeup. Wir fallen nicht weiter auf - weder wegen des Tuchs auf meinem Kopf noch wegen der vier Blondköpfe in unserer Gruppe - so muss es sein. Nur ein bisschen laut war es.

New favourite: limun ma nana

Ganz zu Schluss hat sich Friedrich noch eine frisch gepresste Minz-Zitronen-Limonade (limun ma nana, GBP 2,25) bestellt - und den Fehler gemacht, uns probieren zu lassen. Zurück bekommen hat er sie nicht, und allein dafür - frisch gepresste Zitronenlimonade, grün gefärbt von den gehackten Minzstücken darin - lohnt sich ein Besuch im Abu Zaad.

6 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Beim Syrer gewesen und "Never mention the war !" wohl einwandfrei beachtet; Respekt !

In einer Gaza-Kneipe beim Bleigiessen 2008/2009 wäre das wohl noch schwerer gefallen.

Aber gleichwohl, wünsche guten Appetit gehabt zu haben.

Lieselotte hat gesagt…

Solche Kommentare sollte ich wirklich nicht mehr veröffentlichen.

1) Woher wollen Sie wissen, über was wir in besagtem Restaurant gesprochen haben und über was nicht?

2) Wenn Sie schon nicht wissen, von was die Rede war, lassen Sie doch bitte Ihre Unterstellungen. Ok? Danke.

Lieselotte hat gesagt…

Falls noch so ein Kommentar von Ihnen kommt, erwarte ich von Ihnen ausführliche Berichterstattung darüber, ob Sie auch letztes Mal beim Italiener über Ihrer Pizza Funghi kontrovers das Ausmaß der Pressefreiheit unter Berlusconi diskutiert haben. Capito?

Anonym hat gesagt…

1. Ich gehe davon aus, dass Sie dortselbst durchaus über die Lage im Land gesprochen haben mögen; allein die Tatsache einen rein kulinarischen Bericht abzufassen, fand ich bemerkenswert.

1972 während der Tet-Offensive hätte mich ein Bericht eines internationalen Entwicklngen gegenüber aufgeschlassenen Menschen allein über den Wohlgenuß von vietnamesischen Zitronengrass auch etwas verwundert.

2a. Die Pressefreiheitsprobleme unter Berlusconi liegen noch nicht ganz an einer vergleichbaren Hausnummer, wie die gegenwärtigen Geschehnisse in Syrien.

2b.Selbstverständlich habe ich mir schon von aufgeschlossenen Pizzakneipiers erklären lassen, wie die Italiener es aushalten, mit dem B.

Eine Antwort, die mich überzeugt hat war, dass nach dem Korruptions-Bankrott von Democrazia Cristiana und Sozialisten Teile des Bürgertums das Land vor eine (euro)kommunistischen Machtübernahme sahen und sich deswegen nach einem unterhaltungswirksamen Bänkelsänger umgesehen haben. Berlusconi ist quasi Putin ultralight; eine Versicherung breiter konservativer Schichten gegen ihre Ängste vor dem Chaos "danach".

Während Erdogan mit seiner Flotte herumtrompetet, legt Putin in der Türkei Leute um und Erdogan schweigt dazu. Von der ganzen antiwestlichen Kraftmeierei profitiert Russland nicht unerheblich; während Erdogan seit neuestem behauptet, die PKK werde von Deutschland gesponsert.

Berlisconi bekommt, soweit ich weiss, noch nicht die Leichen seiner Kritiker als Geburtstagsgeschenk; insofern ist der Vergleich auch mit Putin nicht ganz fair.

Assads Leute schänden Moscheen und Korane (nicht nur mit dem Blut ihrer Opfer, sondern auch "danach" noch). Allerdings ist er weiter gegen Israel; was ihm eine erstaunliche Dracula-Freiheit verschafft.

Aber Sie mögen ja keine Videos mehr ...

conring hat gesagt…

@anomym
gehen Sie jetzt nur in okale, um mit den Betreibern und deren Gästen die politische Lage in den kulinarischen Heimatländern zu diskutieren?
Die Blog-Autorin wollte vielleicht einfach bur auf ein gutes Londiner-Lokal, jenseits politischer und weltanschaulicher Ausrichtungen, aufmerksam machen.
Aus meiner Sudentenzeit (Göttingen) kenne ich noch ein sehr gutes italienisches Lokal. Der Wirt und der Koch sind allerdings Syrer...(haben den Laden in den 70er mal übernommen).

Anonym hat gesagt…

@ corning

"gehen Sie jetzt nur in okale, um mit den Betreibern und deren Gästen die politische Lage in den kulinarischen Heimatländern zu diskutieren?"

Ich muss bekennen, die besten dieser Zeiten gehören der Vergangenheit an.

Aber in der Tat, in Berlin gab es mal ein Armenisch-Aserbaidschanisches Restaurant, welches nach Ausbruch der einschlägigen Feindseligkeiten irgendwie anders hieß, da habe ich nachgefragt.

Und beim Jugo mal nach Serbischer Bohnensuppe, oder lustigem Bosniaken zu fragen, wenn es auf der Speisekarte fehlt; gelegentlich treibt mich schon noch ethnisch-kulturelles Interesse um. Was dem einen seine Briefmarkensammlung (wer ging unter, wer blühte auf) das war mir mal das Interessen für kulinarische Identitätsschicksale.

Heutzutage Italiener: Chef Kurde, Küche Bangladeschis, Kellner Serben (wegen auch russischer Gäste). Bunt ist es, aber nicht beliebig ! Albaner, Türken, oder Punjab-Pakistaner werden Sie in dem Mix wiederum nicht finden.

Und die Gründe dafür, sind mit Blut geschrieben.