Freitag, 26. August 2011
Iran, Afghanistan und eine starke Frau
- 26. Ramadan -
Viel zu oft werden in der Berichterstattung in Deutschland alle Muslime ueber einen Kamm geschoren. Da gewinnt man oft den Eindruck, Muslime in Marokko, Syrien, Indien, Indonesien und Deutschland wuerde nicht viel trennen. Dass ein Muslim in Deutschland im Allgemeinen vielleicht schon etwas anders gestrickt als sein Gegenstueck in Pakistan, das liest man aus den besseren Medien vielleicht noch heraus. Aber wer weiss schon, dass zwischen afghanischem und iranischem Islam oft Welten stehen, dass die iranische Theokratie mit dem Talebanregime nicht viel am Hut hatte? Dieser Bericht einer jungen afghanischstaemmigen Frau, die im Iran gross geworden ist, und darin von einem Besuch in ihrem Herkunftsland erzaehlt, macht dies deutlich:
"I was born in Iran and I had never been to Afghanistan. Last year I went to Mazar-e-Sharif where my extended family lives. (...) We arrived in Mazar-e-Sharif, and my Afghan family did not like the way I was dressed. They said you don't look Afghan, you dress like an Iranian. You speak like an Iranian. (...) They day after they brought me a burqa and asked me to wear it. I politely refused; I said I have been brought up with the Iranian way of dressing. I am not going to change the way I am. They did not like me saying that, but they did not argue with me. They then said that they are going to the registry office to get me my Afghan Identification Card. I said, I will go with you, they said no, women don't go to the offices to get things done, and men do it for me. Again I objected and said this is my identification card, in Iran I always did my own things myself, so I am going to do this in Afghanistan too. They did not like what I said, but they did not argue with me. So I wore my Iranian dress, went to the office and completed the forms to get my identification card." (Elaleh Rostami-Povey: Afghan Women. Identity and Invasion. London / New York: Zed Books, 2007).
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17 Kommentare:
Wieso soll man als deutscher Dirchschnittsmensch eigentlich so genau über den Islam informiert sein?
Die islamische Welt mag ja für Sie und Ihre Glaubensbrüder und -schwestern der Nabel der Welt sein. Den Durchschnittseuropäer interessiert diese Ideologie und die von dieser geformte Welt eben nicht so wahnsinnig.
Übrigens ist doch auch die Kenntnis und das Interesse am Westen, jenseits von Degeneration und Islamunterdrückung, in umgekehter Richtungn etwa in der islamischen Republik Iranm ziemlich schwach ausgeprägt.
Die Taliban haben Iranische Diplomaten massakriert und die schiitischen Hazara. Als die USA sie weggepustet haben (Taliban dachten, es wäre Jüngster Tag), war niemand glücklicher, als der Iran.
"Viel zu oft werden in der Berichterstattung in Deutschland alle Muslime ueber einen Kamm geschoren", darin ist Ihnen uneingeschränkt beizupflichten.
Schade, dass die Vorfreude des Iran zur baldigen Wiederkehr der Taliban so wenig Beachtung findet, in unserer Einheitssaucenpresse.
Was? Warum sollte sich der Iran über eine Wiederkehr der Taliban freuen?
@ conring: Man MUSS natürlich über gar nichts informiert sein. Kann einfach überall dumm dazu schwätzen, ob man Ahnung von der Sache hat oder nicht. Ich habe zum Beispiel kaum Ahnung von Politik und Gesellschaft Lateinamerikas. Ich sage dann dazu aber auch nichts.
Und wenn auch in der muslimischen Welt weitverbreitete Vor- und Falschurteile über den Westen vorherrschen, ist das doch keine Entschuldigung für die eigene Unkenntnis. Wer mitreden will, sollte wissen, um was es geht.
Und auf der politischen Ebene ist es sehr wohl ein Problem, wenn wir nicht wissen, was Sache ist. Was denken Sie, warum die Bundeswehr seit ein paar Jahren händeringend nach Leuten mit Afghanistankenntnissen und -erfahrung sucht? Weil das sehr relevant sein können in bestimmten Situationen.
Ansonsten lassen Sie mich bitte mit Ihren Pauschalstatements in Frieden. Die muslimische Welt ist nicht "der Nabel der Welt" für mich; solche Sprüche können Sie sich echt sparen.
@Liselotte
Irgendwie sollten Sie sich entscheiden.
Entweder soll man informiert sein oder nicht. Ansonsten Sie schreiben doch immer nur über die Islamische WElt, also ist diese doch der Nable der Welt für Sie?
Ist ja auch nicht schlimm.
Ich habe Persepolis gesehen. Viel Unterschied ist da nicht zu dem hier beschriebenen Afghanistan.
"Was? Warum sollte sich der Iran über eine Wiederkehr der Taliban freuen?"
Ironie ! Natürlich graut es dem Iran vor einer Wiederkehr der Talibs. Die übliche Methode, um drohende Verhängnisse von sich fernzuhalten, besteht dortzulande darin, sie auf andere zu lenken.
Deswegen leistet der Iran den Taliban (und auch wohl A/Q) die eine oder andere Schützenhilfe gegen den Westen in der Erwartung, dass sich die Steinzeittruppe an den Amis auf ewig festkrallt.
Letztere befinden sich jedoch im Rückwärtsgang.
Assad hat Terror in den Irak geschmuggelt, damit man ihn in damit Ruhe läßt. Als seine Kurden ihm angesichts der Befreiung im Irak nicht mehr geheuer waren, hat er benachbarte arabische Sunniten bewaffent, damit sie auf die Kurden aufpassen.
Diese arab. Sunniten kehren sich jetzt militant gegen Assad, zusammen mit A/Q nahen Flüchtlingen aus dem Irak.
Dieses levantinisch applizierte St. Floriansprinzip schlägt gegenwärtig mächtig auf seine Urheber zurück.
Ich bin wirklich zunehmend baff, wie Sie und viele andere angesichts der dramatischen Selbstzerstörungsprozesse bei den Erstbegünstigten der letzten Offenbarung so eisern bei Ihren Standardthemen (Ignoranz unserer tollen Vielfalt) bleiben können.
@ conring: Ich schreibe immer nur über die islamische Welt??? Sehen Sie Themenwolke da oben rechts auf meinem Blog? Da sehen Sie, zu welchen Ländern und Regionen ich am meisten schreibe. Stand heute: Deutschland: 191, UK: 131, Nahost: 89, Mittelost: 64, Europa: 40, Afrika: 39, Südost: 17, Balkan: 15...
@Liselotte
natürlich mein Fehler.
Korrekt:
Sie schreiben immer über den Islam und seine weltweit segensreiche Wirkung (ob in der BRD oder in Islamabad spielt hierbei keine Rolle).
@ conring:
So. Und jetzt zitieren Sie mir mal bitte den Text, in dem ich über den "Islam und seine weltweit segensreiche Wirkung" schreibe. Lesen Sie meinen Blog überhaupt??
"Und jetzt zitieren Sie mir mal bitte den Text, in dem ich über den "Islam und seine weltweit segensreiche Wirkung" schreibe"
Stimmt, die Höllerfeuerprophetie läuft im Augenblick nicht so gut.
"Let us celebrate what we have in common!"
Da machen Sie halt in Religionsvermischung. Brrrr..
Hören Sie mal, es gibt bei mir keine Texte über den Islam "und seine weltweit segensreiche Wirkung" und auch keine "Höllenfeuerprophetie". Wenn Sie das woanders mal gesehen haben und es Sie stört, dann gehen Sie bitte dort hin und meckern Sie da rum, aber lassen Sie mich mit Zeug in Frieden, dass ich nie geschrieben oder gesagt habe. Okay? Danke. Tschüs.
Und mit "Religionsvermischung" hat das Zitat des Rabbi Gluck nichts zu tun. Es geht um die Werte, die Juden, Muslime, Christen und Atheisten und wer sich da sonst noch so im Moloch London tummelt, teilen. Da geht es gar nicht um Religion.
Sie schreiben gerade nichts von Höllenfeuerprophetie. Das wird ja gerade ausdrücklich anerkannt und Sie werden daraufhin verdächtigt, zu einer Art Weltethoslobpreisung quer wegzurudern.
Und wenn es keine Vermischung werden soll, dann ist es pick and choose und damit hängt das ganze Beiwerk vom schönen Gebetsruf, bis zur sittsamen Verhüllung in einer new-age-neo-esoterisch unverbindlichen Ecke.
Das man ausgerechnet auf Gemeinsamkeiten abheben soll, ist allerdings ein besonders muffeliger Spleen des aktuellen Zeitgeistes. Fortschritt, Neuerkenntnise und Verbesserungen kommen aus Differenzen und Synthesen; nicht aus kleisten gemeinsamen Nennern. Das ist allerdings eine Zeitkrankheit von Kleinmütigkeit und Feigkeit, die nicht direkt mit dem Islam was zu tun hat; sondern mit der Angst davor.
Was kümmert es Sie, ob jemand sich für "Höllenfeuerprophetie", "Weltethoslobpreisung" oder "new age" begeistert? Können Sie nicht die Leute einfach glauben lassen, was sie möchten?
"Können Sie nicht die Leute einfach glauben lassen, was sie möchten?"
Bei Erwachsenen ist man da wohl machtlos, wenn man an dem bisherigen Begriff von Freiheit festhalten will. Die Problematik dürfte sich mittelfristig auf einen Streit um die Hoheit über die pädagogische Sphäre konzentrieren.
Eine Gesellschaft, die es ein wenig zu etwas gebracht hat, sollte schon für sich das Recht behaupten, ihrem Nachwuchs beizubringen, was die Erfolgsbedingungen ihrer Entwicklung waren und sind.
Nachwuchsgenerationen, die immer mehr im Unterricht bloss noch krakeelen: "Steht alles schon im Koran" sind vielleicht nicht so das optimale im Wettbewerb mit; sagen wir mal China ...
So so. Und wo bitte sehen Sie eine ganze Generation, die im Unterricht krakeelt, das stuende bereits im Qur'an?
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