Vor ein paar Tagen habe ich einen kleinen Aufkleber geschenkt bekommen. Schwarz-weiß-grün-rot - die palästinensische Flagge, auf der mit großen Lettern geschrieben steht: "Boycott Israeli Goods". Ich habe - den Sticker in der Hand - eine Weile überlegt; jetzt klebt er auf dem Etui meiner tube-Monatskarte. Grinst mich jedes Mal, wenn ich in die U-Bahn steige an. Und hinterlässt ein ungutes Gefühl.
Dabei ist eines klar: Ich bin dafür, israelische Produkte zu boykottieren. Wenn ich die Wahl habe, entscheide ich mich dafür, nicht das israelische Produkt zu kaufen. Weil ich ein Zeichen setzen möchte und diesen Staat, seine derzeitige Regierung und deren Politik nicht unterstützen möchte. Weil ich glaube, dass es Druck von außen ist, der Israel zum Überdenken seiner Palästinapolitik bringen kann: es muss ungemütlich werden, bevor man anfängt, in Frage zu stellen. (Mehr zum Konzept der Kampagne BDS, die auf Boykott, Desinvestition und Sanktionen gegen den israelischen Staat setzt, hier.)
Aber: Ich habe ein Problem mit solchen politischen Parolen. Ich bin für Dialog, für einen wertschätzenden Dialog und ich glaube nicht, dass man weit kommt, wenn man seinem Gegenüber einen Slogan wie eben diesen auf meinem Aufkleber konfrontativ entgegen knallt. Ich glaube, dass man sich damit Türen verschließt. Mein (imaginärer) israelischer Kommilitone würde sich vielleicht auf eine Diskussion zum Thema mit mir einlässen - aber der Sticker, das Statement zieht eine Mauer zwischen uns auf. Auch, und das ist das zweite Problem, weil er den, der mich mit dem Aufkleber sieht, sofort in eine Kategorie schiebt: "Aha, pro-Palis also!". Dabei bin ich nicht einfach pro-israelisch oder pro-palästinensisch. Diese Kategorien sind vielzu simplifizierend, um die Komplexität dessen, was das zwischen Mittelmeer und Jordan vor sich geht, zu beschreiben.
Ich höre manche schon sagen: "Ha ha ha, einen wertschätzenden Dialog willst du, Lieselotte? Mit Israel? Erzähl das mal dem Soldaten dort vorne am Checkpoint!". Und die anderen: "So so, israelische Produkte willst du also boykottieren - 'kauft nicht bei Juden', sind wir also wieder soweit?!". Aber von diesen beiden hat keiner verstanden, was ich meine und um was es mir geht.
Der Sticker klebt noch auf meinem Fahrkartenetui. Ob er dort bleibt, habe ich noch nicht entschieden.
Freitag, 1. Oktober 2010
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1 Kommentar:
Wenn man sagen würde: Kauft nicht aus Ländern, wo massenhaft Moslems ermordet werden, müßte man sehr viele arabische Länder boykottieren.
Und damit es nicht zuviele werden, müßte man vielleicht Israel wieder vom Boykott ausnehmen.
Bei Assads PFLP Golanrandale soll ein Israelischer Offizier auf die Frage, warum er nicht endlich schiessen läßt, gesagt haben: Wir sind doch hier nicht in Syrien.
Dann ist den Pallis ein Mollie nahe einer mitgebrachten Panzermine explodiert. Die Toten haben sie natürlich den Israelis angehängt.
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