Bei uns im Kindergarten sieht das so aus:
Freundliche E-Mail der Leitung: "Liebe Eltern, aufgrund der Nachfrage einiger Kinder und Eltern haben wir uns entschieden, dieses Jahr im Kindergarten Halloween zu feiern. Auch wenn Halloween ein Fest ist, das in einer ganzen Reihe von Ländern verbreitet ist, ist uns bewusst, dass es nicht überall gefeiert wird. Wir werden deshalb für die Kinder, deren Eltern nicht möchten, dass sie sich an den Feierlichkeiten beteiligen, einen Raum herrichten, in dem sie einen ganzen normalen Tagesablauf folgen können. Bitte lassen Sie uns so bald wie möglich wissen, ob sie einverstanden sind, dass ihr Kind an der Halloweenfeier teilnimmt - oder nicht."
Lieselotte will eigentlich nicht, dass das Lieschen Halloween feiert. Sie fragt den Alimustafa, was er davon hält. Alimustafa hat in [Land in Nordamerika] als Kind selbst Halloween gefeiert und sieht kein Problem dabei.
Mittwochmorgen im Kindergarten:
Lieselotte: "Hi Lilly, sag mal, wegen der E-Mail, die ihr da letztens rumgeschickt habt, die wegen Halloween - Wieviele Eltern haben sich denn bis jetzt gemeldet, die meinen, sie wollten lieber nicht, dass ihr Kind Halloween feiert?"
Lilly: "Oh, bis jetzt ist es ein Kind."
Lieselotte: "Oh. Achso - ähm..."
Lilly: "Ja, warum? Wäre das ein Problem für euch?"
Lieselotte: "Naja, ich hätte eigentlich gesagt, dass ich nicht will, dass sie es mitfeiert. Aber ich will auch nicht, dass alle Kinder feiern und sie dann mit einem anderen Kind in einem separaten Raum sitzt. Also, wenn es wirklich nur ein anderes Kind ist, dann soll sie mit den anderen feiern."
Lilly: "Ja, aber die Halloweenfeier wäre wirklich auch in Ordnung, da brauchst du dir keine Sorgen machen, wir backen nur Plätzchen, basteln Kürbisbilder und singen Itsy Bitsy Spider und so... Also nichts Gruseliges, keine Sorge! Wir können auch noch ein bisschen warten und wenn sich noch mehr Eltern melden, dann können wir das Lieschen mit den anderen Kindern in dem separaten Raum betreuen, ja?"
Lieselotte: "Ach, nee nee, das ist schon in Ordnung. Wenn es bis jetzt wirklich nur ein anderes Kind ist, dann wäre das ja Quatsch, das will ich nicht. Vielleicht frage ich einfach am Freitag morgen noch mal. Aber das sollte schon okay sein."
Lilly: "Gut."
Monique: "Bist du dir sicher? Wenn nicht, dann sag halt einfach noch mal Bescheid, ja? Wir wollen dich auf keinen Fall zu einer Entscheidung zwingen, mit der du eigentlich nicht einverstanden bist!"
Lilly: "Ja, und wenn dir selbst irgendwelche Feste einfallen, von denen du gerne hättest, dass sie im Kindergarten gefeiert werden, dann sag auch Bescheid. Wir haben bis jetzt nie Halloween gefeiert und machen das dieses Jahr nur auf ausdrücklichen Wunsch einiger Eltern und Kinder."
"Es gibt einen extra Raum" statt "natürlich machen alle mit". "Liebe Eltern, was haltet ihr davon" statt "So läuft das hier". "Ihr könnt auch was beitragen" statt "So ist das halt hier". "Wir nehmen Rücksicht auf das, was euch wichtig ist" statt "Wo kommen wir denn hin, wenn jedem eine Extrawurst gebraten wird".
Das ist Multikulti, wie ich es meine.
Sonntag, 31. Oktober 2010
Multikulti in der Praxis
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