Treppen rauf, Treppen runter, meine Tasche mit den Unterlagen über dem einen Arm, die Tüte mit Frühstück-Vormittagssnack-Mittagessen-Nachmittagssnack in der einen Hand, den Griff vom Buggy mit dem Lieschen drin in der anderen. Einen Aufzug oder Rolltreppen gibt es in den wenigsten tube-Stationen und das Netz der Gänge, Treppen, wieder Gänge, durch die man sich schlängeln muss, um zur nächsten Bahn, dem Ausgang zu kommen, scheint schier unendlich.
"Entschuldigung -", "Könnten Sie vielleicht -", "Würden es Ihnen was ausmachen -" - die meisten Leute helfen ja. Manche, sogar ohne dass ich einen meiner kleinen Sprüche aufsagen muss. Oft sind es junge Frauen, die einem während dem Buggy-die-Treppe-Hochschleppen dann zuzwinkern und meinen: "Zwei, drei Jahre alt, hm? Meine ist anderthalb".
Emily und Helen musste ich auch nicht lange um Hilfe bitten. Emily hat sich einfach das Fußende des Buggys geschnappt und los ging's. Jede weitere Treppe, die, nachdem man das schwere Ding gerade mal abgesetzt hatte, schon wieder am Ende des Ganges auftauchte, wurde von ihr mit einem lauten Lachen begrüßt: "Nee, oder?! Die spinnen doch, wie soll man das denn machen, mit nem Buggy? Jetzt stellt euch mal vor, da ist einer im Rollstuhl unterwegs!".
Auf dem Gleis angekommen schnaufen wir beide. Sie verwirft sie mein "Dankeschön" mit einem "Schon in Ordnung, Liebes" und schickt ein gurrendes Lachen hinterher: "Wie hättest du das denn machen sollen, ohne uns?!" In der Bahn ziehen wir noch etwas über das Londoner Nahverkehrssystem her, ich versichere den beiden, dass es an meiner Endhaltestelle einen Lift gibt und ich bestimmt auch morgen wieder jemanden finde, der mir beim Schleppen hilft. Zum Abschied umarmt sie mich und das Lieschen und ihre Freundin winkt uns, dann steigen die beiden aus. Und das Lieschen und ich fahren weiter, bis zur Endhaltestelle, wo ein Lift auf uns wartet.
Freitag, 22. Oktober 2010
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3 Kommentare:
Unglaublich, was machen denn die ganzen Buggy- und rollstullfahrer in London?
mh du bist doch in london oder wie war das...
wundert mich jetzt etwas. scheint, als hätten die engländer den charakterzug der proaktiven hilfsbereitschaft abgelegt :-/
@ Anonym: Rollstuhlfahrer habe ich bis jetzt erst zwei in der tube gesehen. Wie gesagt.
@ tobe: London, genau. Aber ich kriege ja jeden Tag geholfen. Wie gesagt auch immer mal wieder, ohne dass ich fragen muss.
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