Donnerstag, 25. März 2010

Letztens gelesen (03)

Erich Fried: Die bunten Getüme. Siebzig Gedichte. Berlin: Klaus Wagenbach, 1977.

Erich Fried finde ich schon lange gut. Kennen gelernt habe ich ihn als Autoren der Gedichtsammlung "Höre Israel", in der er sich kritisch mit dem Nahostkonflikt, dem Selbstverständnis Israels und seinem eigenen Jüdischsein auseinandersetzt. Später erst bin ich auf seine Liebesgedichte gestoßen und habe gesehen, dass er auch ganz unpolitisch schreiben kann.

Auf dem Wühltisch mit den aussortierten Büchern unserer Bücherei habe ich dann vor ein paar Tagen zwei Uraltausgaben mit Gedichten von Fried entdeckt. "Die bunten Getüme", das offenbar vor einigen Jahren neu aufgelegt wurde, ist eine Mischung aus Gedichten zu ganz verschiedenen Themen: lustig, nachdenklich, politisch, literarisch; nicht mit allen kann ich etwas anfangen, aber es ist von fast allem etwas dabei.

Meine Favoriten sind die Gedichte "Der Mausefall", "Verstandsaufnahme" und "Das Tor zum Gesetz". Außerdem dieses hier:
Guter Vorsatz

Ich habe es satt
ich habe zuviel geschrieben
Ich will nur noch schreiben
was man nicht schreiben darf
Aber es ist nicht genug
wenn mir die Herrschenden sagen
man darf das nicht schreiben
denn die sagen zu oft man darf nicht

Nein ich muß auch
meine Genossen fragen
diese und jene
die miteinander gar nicht mehr sprechen

Erst wenn auch die mir sagen
man darf das nicht schreiben
kann ich beginnen zu wissen
daß ich es schreiben muß
Solche Gedichte sind es, für die ich den Dichter Erich Fried liebe.

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