Donnerstag, 29. Dezember 2011

Dillsoße

Mittagspause, Supermarkt bei uns um die Ecke, die Schlange an der Kasse ist erstaunlich kurz. Hinter mir steht ein junger Mann. Schokoladeneis und Fertigcurrywurst kauft er. "Dabei biste nicht wirklich der Schlankeste", denke ich noch. Ich zahle meinen Mais und den Käse. Während ich meine Einkäufe einpacke, steht er neben mir und zahlt. Dabei balanciert er eine in Plastik eingepackte Styroporschachtel mit anscheinend irgendetwas Essbarem drin so ungeschickt, dass es schließlich passiert - er gießt mir einen ganz schönen Schwall grün-durchsichtiger Soße auf meinen Schuh. Iiiih.

Ich gucke auf meinen Schuh, er schaut darauf, dann sieht er wieder hoch und widmet sich der Kassiererin. Zu mir: Kein Blick, kein Wort, keine Geste, nichts. Ich bin erst mal so baff, dass ich gar nichts sage. Als nach einem Moment immer noch keine Entschuldigung, kein "ups", kein "hoppala", kein garnichts seinerseits zu hören ist, mache ich doch den Mund auf. Ob er ein Taschentuch habe, frage ich ihn. Wieder schaut er mich nicht an, sieht aber zur Kassiererin und fragt sie, ob sie eines hat. Hat sie und ich wische das Zeug von meinem Schuh. Und warte. Aber es kommt nichts. Das kann doch nicht sein. Dann frage ich: "Was war das denn?" Er, und jetzt schaut er mir endlich ins Gesicht: "Dillsoße". Und dann, endlich: "Tschuldigung". Umgangsformen sind das hier...

Dienstag, 27. Dezember 2011

Mensch ist Mensch

Oder: Philosophie am Dönerstand

Nach Stunden über Stunden Fahrt kommen wir endlich am Wiener Westbahnhof an. Das Lieschen und ich sind uns einig: Hunger! Ein kurzer Blick durch die Bahnhofshalle: Wir haben die Wahl zwischen Pizza, asiatischen Nudeln, Döner, belegten Brötchen und Fischfrikadellen. Nach einem Moment des Zögerns (ja, die Qual der Wahl und so) entscheide ich mich für den Dönerstand und bestelle ein Falafelsandwich. Schaue dem Mann hinter dem Tresen zu, wie er Falafelbällchen, Humus, gebratene Auberginen (nee, Melanzani sind das ja hier), Salat und so weiter in ein Pitabrötchen schaufelt. Zum Mitnehmen? Ja, bitte.

Er reicht mir das kleine Packet über die Theke und als ich bezahle, rückt er schließlich mit der Sprache heraus: "Sie Österreich?". "Nein", sage ich, " ich bin Deutsche" und starte gleich die Gegenfrage: "Und Sie?" (Das ist das tolle an diesen tendenziell distanzlosen Fragen nach der Herkunft; man darf dann genauso ungeniert zurückfragen.) "Ich bin Türkei", sagt der Mann. Lacht. Und verbessert sich. Er wäre Kurde, sein Kollege da hinten, er zeigt auf den Mann an der Friteuse, der wäre Türke. Beide lächeln und nicken bekräftigend. Dann sagt der erste: "Aber ist egal. Mensch ist Mensch. Hab ich mir nicht ausgesucht, wo ich geboren bin. Türke, Kurde, Deutscher ist doch egal."

Da kann ich auch nur nicken. Bis der Mann an der Friteuse fragt, ob ich Islam sei. Ich nicke und schiebe dem ein "mhm" hinterher. Beide nicken wieder und zum Abschied, denn in der Zwischenzeit hab ich Falafelsandwich, Tüte ("wollen Sie auch Sackerl?"), Servietten und Rückgeld erhalten, rufen sie mir ein freundliches selam aleyküm hinterher. "Tschüs", rutscht es mir nach mehreren Tagen Deutschland heraus, "wa alaikum salam". Die Cola (muss zum fettigen Falafelsandwich sein) hab ich mir dann beim Bäcker nebenan geholt, 30 Cent billiger war sie da, wieder was gespart.

Mittwoch, 21. Dezember 2011

Das war's

Unglaubliche Gewalt

Montagabend sah ich ihr Bild zum ersten Mal. Eine auf dem Boden liegende Frau, die schwarze Abaya auf gerissen, darunter ein blauer BH und viel nackte Haut. Um sie herum eine Gruppe von Soldaten in khaki-grünen Kampfanzügen, ausgestattet mit Helmen und Schlagstöcken. Einer zieht an ihrem Gewand, ein anderer ist gerade im Begriff, ihr zwischen Brust und Bauch auf die nackte Haut zu treten.

Ein gebrochenes Tabu

Ich war geschockt von der Brutalität des Bildes, von der Unmittelbarkeit der Gewalt, die die Unbekannte erfahren musste. Erst später fiel mir ein, wie unglaublich schlimm der Übergriff - und das dabei entstandene Foto - für die junge Frau gewesen sein muss. Solch ein Bild von ihr in einer Gesellschaft, in der Nacktheit noch viel mehr ein Tabu ist als bei uns; solch ein Bild von einer Frau, die sich eben gerade bedeckt.

Fremde, die auf ihre Nacktheit gaffen

Das war dann auch der Grund, weshalb ich das Bild trotz der Rage, die ich angesichts dieser Brutalitäten empfand, nicht weiterleitete. Ich wollte, zumindest, ihre Schmach nicht vergrößern, indem noch mehr Fremde auf dieses Bild, ihre Nacktheit gafften.

Kairos Frauen empören sich

Und dann das, am Dienstagabend: Demonstrationen gab es in Kairo, eine Versammlung von mehreren tausend Frauen (und Männern), die auf die Straße gehen und protestieren. Das ist es! Das war's. Mubarak verweigert sich Reformen, Ägypten geht auf die Straße. Das Militär fühlt sich etwas zu wohl in seiner Position, die Ägypter demonstrieren weiter. Die - oft sexuell gefärbten - Übergriffe auf Frauen während der Proteste (die US-südafrikanische Journalistin Lara Logan war nur eines der prominentesten Opfer) nehmen kein Ende, Ägyptens Frauen stellen sich quer!

Das war's, Tantawi

Das war's, Tantawi, das war's, Oberster Militärrat. Wenn die Ägypter sich von der öffentlichen Zurschaustellung der Demütigung einer ihrer Frauen (und einer derer, die von der Mehrheit als "ehrbar" (Kopftuch) angesehen wird), wenn sie sich davon nicht einschüchtern lassen, wenn die Frauen als Reaktion sich nicht zu Hause verschanzen, sondern erst Recht auf die Straße gehen - dann zeigt das ziemlich deutlich, wieviel Macht, wieviel Möglichkeit zur Einschüchterung und Manipulation ihr noch habt. Und ohne Macht(missbrauch), Einschüchterung und Manipulation wird das erst mal nichts mit eurer Semidiktatur. Dachtet ihr wirklich, ihr kommt damit durch? Das war's.

Dienstag, 20. Dezember 2011

Umzug

Guter Rat ist teuer, hier ist einer umsonst: Wähle den Zeitpunkt deines Umzugs strategisch. Umziehen, wenn alle Freunde, Bekannten, Kommilitonnen (sprich: potentielle Helfer) mit Prüfungsvorbereitungen und Essayschreiben beschäftigt sind, ist nicht wirklich eine gute Idee.

Von über zehn Leuten, denen ich eine Notfall-SMS schicke, antworten vielleicht zwei Drittel. Die Hälfte davon hat keine Zeit, die andere sagt erst zu und dann plötzlich wieder ab: Notfall zu Hause, doch noch was dazwischen gekommen; sorry, dieses Mal klappt es nicht, aber nächstes Mal ganz bestimmt. Toll. Da standen wir also mit all unseren Koffer und Kisten plus Lieschen, die alle irgendwie runter zum Taxi sollten.

Und dann, Licht am sich aufklärenden Himmel, Rahana sagt zu. Und Sebastian. Und so kam es, dass bei einem der letzten meiner vielen Umzüge mir Rahana aus East London, in tiefschwarzem Gewand und mit Gesichtsschleier ausgestattet, und der blonde Sebastian aus Deutschland, der mit einer neckigen Jack Union-Mütze auf dem Kopf vorbei geschlendert kam, halfen, meine Kisten zu tragen. Wenn das nicht mal wieder ein Anwärter auf Multikulti at its best ist.

Sonntag, 18. Dezember 2011

Salah Hamouri


Oder: Eine palästinensische Geschichte


Salah Hamouri ist frei. Endlich. Über sechs Jahre saß der 26-Jährige in israelischen Gefängnissen. Seine Geschichte ist eine sehr palästinensische. Schon als 16-Jähriger, als Schüler, verbüßte er eine mehrmonatige Haftstrafe - für das Verteilen von Flugblättern gegen die israelische Besatzung. Ein zweites Mal wurde er während seiner Zeit als Soziologiestudent in Bethlehem festgenommen - wegen angeblicher Kontakte zu einem politischen Aktivisten.

Im März 2005 wird Salah zum dritten Mal festgenommen. Diesmal ist es ernst. Es wird ihm die Beteiligung an einem Komplott zur Tötung des israelischen Rabbi Obadia Yossef, einem der Oberen der ultrareligiösen, extrem rechten Partei Schas vorgeworfen. Salah streitet dies bis heute ab. Es folgen drei Jahre Administrationshaft. Das heißt: drei Jahre Haft, ohne das es zu einem Gerichtsverfahren gekommen, ohne das ein Richterspruch gefallen wäre. In Israel ist das möglich, ein Erbe aus der Mandatszeit. Ich kenne Palästinenser, die monatelang in Haft waren, ohne zu wissen, weshalb.

Als Salah endlich vor ein Gericht, ein Militärgericht, gestellt wird, wird ihm geraten, sich schuldig zu bekennen, um statt der ihm drohenden 14-jährigen Haftstrafe "nur" sieben im Gefängnis verbringen zu müssen. So kommt es, und Salah bekennt sich schuldig für ein Verbrechen, das er nicht begangen hat, und von dem er bis heute sagt, dass er auch nie vorhatte, es zu begehen, wie ihm von den israelischen Behörden vorgeworfen wird.

Geschichten wie die von Salah Hamouri sind Alltag in Palästina. 16-Jährige, die wegen des Verteilen von Flugblättern ein halbes Jahr im Gefängnis verbringen; Festnahmen wegen angeblicher Kontakte zu politischen Aktivisten; und diese unsagliche Administrationshaft - es gibt wohl kaum eine palästinensische Familie, die nicht einen Sohn, Vater, Bruder, Onkel, eine Tochter, Mutter, Schwester, Tante hat, der ähnliches passiert ist.

Aber Salah ist nicht einfach nur Palästinenser. Er ist Franko-Palästinenser, die Mutter Französin, der Vater Palästinenser. Die doppelte Staatsangehörigkeit, ihr Alter und die Tatsache, dass sie fast die gleiche Zeit in Gefangenschaft verbrachten, brachte viele Beobachter dazu, ihn mit Gilad Schalit, Franko-Israeli (Lieselotte berichtete), zu vergleichen. Ihre Geschichte ist nicht die selbe; ich selbst säße wahrscheinlich lieber in einem israelischen Gefängnis als Gefangener der Hamas zu sein - aber Unrecht, unglaubliches Unrecht, das begangen wurde, spiegeln beide Geschichten, die von Salah und die von Gilad, wieder.

Man sollte als 16-Jähriger nicht für das Verteilen von Flugblättern 5 Monate in Haft verbringen, als 19-Jähriger als Soldat dienen müssen, Administrationshaft geht mal gar nicht, und gekidnappt werden soll natürlich auch keiner - aber das ist Israel, das ist Palästina, und so lange die Mehrheit der Leute da draußen nur (oder vor allem) um Gilad Shalit bangt oder sich nur (oder vor allem) über das Unrecht, das Salah Hamouri widerfuhr, aufregen - so lange werden wir das nicht hinkriegen mit dem Frieden in dieser Region.

Samstag, 17. Dezember 2011

Anderthalb Monate

Anderthalb Monate ist es her.

Anderthalb Monate ist es her, dass sich Deutschland daran erinnerte, dass gewalttätige Islamisten keineswegs ein Monopol auf Terrorismus haben, dass in den letzten zehn Jahren die größte Bedrohung in Deutschland nicht von islamistischen, sondern von rechtsextremistischen Terroristen ausging.

Zweieinhalb Jahre ist es her.

Zweieinhalb Jahre ist es her, dass in einem deutschen Gerichtssaal eine junge Frau vor den Augen ihres dreijährigen Sohnes, ihres Mannes mit 18 Messerstichen niedergemetzelt wurde und ihr Mann von einem herbeieilenden Sicherheitsbeamten, der ihn für den Angreifer hielt, angeschossen wurde. Die Frau verblutete vor den Augen ihres Mannes und Kindes - mit ihr starb ihr ungeborenes Kind. Wer hat damals auf die Warnungen der muslimischen Gemeinde gehört, dass die islam- und ausländerfeindlichen Hasstiraden des Täters ihnen nur allzu bekannt vorkamen, dass es im Netz an Internetseiten mit ähnlichen Argumentationen nur so wimmelt? Wo blieb eine klare Stellungnahme der Kanzlerin? Sie blieb aus. Ein "Ausländer" hatte eine Ausländerin getötet; das Opfer war Muslimin, keine von uns.

Ein halbes Jahr ist es her.

Ein halbes Jahr ist es her, dass in Norwegen ein lone wolf einen Doppelanschlag in Norwegen und auf der Insel Utroya ausführte. Ein halbes Jahr ist es her, dass wir uns an den Kopf fassten und fragten, wie es kommt, dass dieser Mann in einem Großteil der berichterstattenden Medien als Wirrkopf, als Einzeltäter, höchstens noch als Extremist bezeichnet wurde - und dass von Terrorismus kaum die Rede war. Dabei gab es auch Lichtblicke. Zumindest in einem Teil der deutschen Presse wurde die Frage, was Terrorismus ist und ob wir diesen Terminus in der Zwischenzeit schon so sehr mit islamistisch motiviertem Terrorismus verknüpft haben, dass er auf Terroristen anderer Gesinnung einfach nicht zu passen scheint, diskutiert. Endlich.

Und dann, vor anderthalb Monaten: ein Doppel(selbst)mord, ein brennender Wohnwagen, ein explodierendes Wohnhaus - und langsam, langsam die bedrohliche Ahnung, dass wir in Deutschland schon seit Jahren von rechtsextremistischem Terrorismus bedroht sind. In den ersten Tagen nach dem Tod zweier der mutmaßlichen Haupttäter waren noch Artikel zum Thema zu finden, in denen das Wort "Terrorismus" kein einziges Mal vorkam - aber das war spätestens nach Ende des Wochenendes nach den Selbstmorden anders. Rechtsterrorismus, rechtsextremistischer Terrorismus, neuer Neonaziterror - plötzlich fanden sich die Begriffe in allen deutschen Zeitungen. Und da haben wir sie endlich, eine Diskussion über Terrorismus, die sich nicht nur auf Islamismus konzentriert, sondern auch für rechtsextremistische Terroristen noch Platz lässt. Und in den einschlägigen islam- und ausländer"kritischen" Internetforen lese ich plötzlich, wie sich Diskutanten darüber beschweren, dass in der allgemeinen Diskussion zwischen "rechts", "rechtsextremistisch" und "rechtsterroristisch" nicht differenziert wird - und ich denke mir, von irgendwoher kenne ich das doch.

Da ist sie, die Debatte, die wir seit langem brauchten.

Aber da ist auch noch etwas. Ein Gedanke, der mir gar nicht gefällt. Nach den Anschlägen in Norwegen kam er mir zum ersten Mal. Der Gedanke, dass es also tote Norweger (welche von uns; einen Teil der Mehrheitsgesellschaft) braucht, einen Angriff auf die sozialdemokratische Partei eines europäischen Landes (eine respektable Institution in der Mitte der Gesellschaft) und einen Anschlag in der Osloer Innenstadt (das Herz des Staates), damit wenigstens in manchen deutschen Zeitungen darüber nachgedacht wird, ob auch Rechtsextreme Terroristen sein können. Jetzt, nach der Aufdeckung des rechtsextremistischen Terrornetzwerkes, kam er mir wieder. Aber ich hab ihn schnell verdrängt, weil ich nicht verbittert werden möchte, weil ich nicht glauben kann, nicht glauben will, wie rassistisch und exkludierend wir vielleicht sind.

Freitag, 16. Dezember 2011

Lieblingsblogs (12)

Diesen Monat habe ich nicht nur einen Lieblingsblog, sondern zwei. Nein, drei. Die da wären: "Fräulein Krise interveniert ... an der pädagogischen Borderline", ein Blog einer Kunst- und Englischlehrerin an einer "Problemschule", wie man so schön sagt. Fräulein Krise schreibt anonym und so witzig und realitätsnah, dass sie einfach eine meiner Lieblingsbloggerinnen sein muss. Vor einigen Monaten gab es großen Aufruhr um Fräulein Krises Blog, weil irgendein rechter Idiot (oder sonst irgend ein Seppel) ihren Namen für seine verqueren Theorien missbraucht hat. So schafften es Fräulein Krise und ihr Blog bis auf Spiegel Online.

Lieblingsblog im Dezember Nummer Drei ist Kunstkrempel, der Blog einer jungen Kunst- und Geographielehrerin. Auch über sie wurde auf Spiegel Online berichtet und auch bei ihr findet sich Witziges, Wahres, Nachdenkenswertes. Anders als Fräulein Krise bietet "Fräulein Kunstkrempel" auch visuelle Eindrücke in ihren Alltag als Lehrerin an einer "Problemschule": Kopien von Klassenarbeiten; Zeichnungen, die ihre Schüler oder sie angefertigt haben; und was es sonst noch zu zeigen gibt.

Kurz: super lesenswert, alle beide!Link

Freitag, 9. Dezember 2011

Anoushka Sankar

Anoushka Sankar ist die Tochter von Ravi Sankar, der in den 1960ern und 70ern Europa und die USA mit der indischen Sitar-Musik bekannt machte - und die Halbschwester von Norah Jones. Wie Vater und Schwester hat auch Anoushka die Musik zum Beruf gemacht. Schon seit Kindheits- und Jugendjahren tritt die zwischen London, Delhi und den USA aufgewachsene Künstlerin auf. Ähnlich wie schon ihr Vater, der zum Beispiel mit den Beatles Musik machte, mixt auch Anoushka Sankar die verschiedenen Stilrichtungen. Das hört sich dann so an oder so. Zwei meiner Lieblingsstücke sind die beiden folgenden:

Anoushka Sankar / Ricardo Mino



Anoushka Sankar / Karsh Kale / Sting



Und darüber, wie unglaublich schön diese Frau ist, haben wir jetzt noch gar nicht gesprochen.

Donnerstag, 8. Dezember 2011

Fürs Protokoll

"Ausländer kommen nach Deutschland, um von unserem Sozialstaat zu profitieren und das System auszunützen" - nein, so einfach ist es nicht, zeigt eine Studie des Bonner Instituts zur Zukunft der Arbeit. „Die Debatte über die Sozial-Migration geht in die Irre“, macht die Studie deutlich. „Sie beruht nicht auf empirischen Belegen.“

Mittwoch, 7. Dezember 2011

Beten oder nicht beten

Nein: klagen oder nicht klagen

Eine andere Sicht auf noch ein Urteil zum Streit darüber, ob ein muslimischer Schüler an seiner Schule beten darf oder nicht - Lieselotte berichtete - habe ich kürzlich hier gefunden (dass der Autor des Textes begeisteter Khomenei-Anhänger zu sein scheint, übersehen wir dabei mal ganz elegant - die Argumentation ist davon ganz unabhängig eine sehr stringente).

Sonntag, 4. Dezember 2011

Lieblingsblog (12)

Mein Lieblingsblog ist diesen Monat die Seite Retronaut, die von Chris Wild, der in England lebt, gegründet wurde. Retronaut beherbergt ein Sammelsurium an Bildern aus zweitausend Jahren. Einen thematischen Rahmen gibt es dabei nicht.

Zu sehen sind Fotografien von Kindern in East London Anfang des 20. Jahrhunderts, Familienfotos der letzten russischen Zarenfamilie, Eindrücke davon, wie es in Paris in den 1940ern und 50ern, in Afghanistan (na ja, Kabul) in den 1950ern und 60ern, im damals noch sowjetischen Litauen der 1960er und 70er mal ausgesehen hat. Außerdem: ganz üble Familienfotos aus den 1980ern, Bilder aus amerikanischen Shopping Malls in den 1990ern, auf denen massenweise schlanke!!, in der Öffentlichkeit rauchende!!! Amerikaner zu sehen sind - und schließlich fehlen auch die 2000 und 2010er Jahre nicht.

Die Bilder sind beeindruckend, unglaublich, witzig, schön, schockierend, einige bringen einen zum Nachdenken. Eine tolle Seite - nicht nur für Freunde von Geschichte(n) und Fotografie!

Freitag, 2. Dezember 2011

Helgoland on my mind

Seit ich vor kurzem zum ersten Mal die von Fredrik Vahle verfasste Helgoland-Ballade gehört habe, ging mir die Geschichte der Insel nicht mehr aus dem Kopf und ich muss immer wieder dran denken. Wie wahnsinnig, eine ganze Insel zur Festung aufzubauen! Wie verrückt, den ganzen Felsen kaputt bomben zu wollen. Wie grausam, über Jahre im Exil leben zu müssen, ohne zu wissen, ob man jemals wieder heimkehren könnte.

Auf der Suche nach Hintergrundinformationen (ja, ich habe zu wenig zu tun; das sollte Ihnen als Leser meines Blogs aber schon vor längerem klar geworden sein) bin ich auf einen umfangreichen, sehr informativen geschichtlichen Überblick auf den Seiten des NDR gestoßen. Rechts in der Menüleiste kann man sich dabei über den Menüpunkt Fortsetzung weiter und weiter durch die Chronik klicken. Unter anderem finden sich dort ausführliche Berichte von Zeitzeugen, die Bombardierung, Evakuierung und friedliche Besatzung der Insel sowie letzendlich die Rückkehr miterlebten. Auf Spiegel Online fand sich zwar nur ein lauer Artikel, dafür aber eine Reihe Bilder. Und der Abdruck eines Originalartikels aus dem Jahre 1947 - man beachte die Darstellung der Helgoland-Flüchtlinge, der Spiegel scheint schon damals einem Hang zum Populistischen gehabt zu haben.

Donnerstag, 1. Dezember 2011

Muslime gegen Aids

Seit Ende der Achtziger ist der 1. Dezember Weltaidstag. Eine schöne Gelegenheit also, um mal wieder über Risiken aufzuklären, Vorurteilen entgegen zu wirken und, nicht zuletzt, all derer zu gedenken, die mit der Krankheit kämpfen - oder ihr schon unterlegen sind.

Eine Thema, das dabei nicht ausgespart werden darf, ist die Frage nach Aids und HIV in der muslimischen Gemeinschaft. Sind Vorurteile und Nichtwissen auch unter Nichtmuslimen weit verbreitet, ist dies besonders unter Muslimen ein Problem. Die Vorstellung, dass Aids "nur Schwule" trifft, dass die Betroffenen "selbst dran Schuld" sind, dass die Krankheit eine "Strafe Gottes" sei, ist leider noch viel zu weit verbreitet. Dabei (surprise!) kann Aids jeden treffen, auch Muslime, auch Heterosexuelle, Leute, die keinen Finger an Drogen legen würden und keinen Gedanken an außerehelichen Sex verschwenden. Es kann jeden treffen.

Einen guten Artikel zum Thema las ich letztes Jahr im muslimischen Magazin emel (und weiß spätestens seitdem, dass das meine Leute sind!). Ein Zitat:
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"In Islam, mercy and compassion are central to the relationship between members of the community and this should be illustrated in the approach to fighting AIDS. The blessed Prophet Muhammed said, “Be merciful to those on earth, so that the One above the heavens (God) will be merciful to you.” We should apply this teaching to all people." (Quelle)

Ein kurzer Rundumblick online zeigt, dass es eine ganze Reihe von Projekten (Indonesien 1998, Indien 2009, Kenia 2011) gibt, im Rahmen derer versucht wird, islamische Geistliche und zivilgesellschaftliche Aktivisten zusammen zu bringen, um so gegen Aids, HIV und die damit verbundenen Vorurteile, die den Betroffenen das Leben noch ein gehöriges Stück schwerer machen, vorzugehen und um ganz klar zu zeigen, dass es gegen die Lehren des Islams verstößt, Betroffene auszugrenzen oder gar zu verstoßen.
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