Lieber arabischer Frühling,
schau doch auch mal im Iran vorbei. Da wär jetzt nach all dem Leid, all den Lügen und enttäuschten Hoffnungen mal langsam Zeit für Demokratie, Menschenrechte und Gerechtigkeit. Tunesien, Ägypten, Lybien, Syrien, Iran, meinetwegen könnte das grad so weitergehen...
Montag, 31. Oktober 2011
Sonntag, 30. Oktober 2011
Lieblingsblog (10)
Mein Lieblingsblog im Oktober ist My Mom, the Style Icon, ein Fashionblog, der als Hommage an all die stylischen Mütter out there gedacht ist. Keep it up, mummies!
Samstag, 29. Oktober 2011
Zehn Tage
Heute ist - laut islam.de - der 1. Dhu al-Hidschah. Der zwölfte und letzte Monat des islamischen Kalenders hat eine besondere Bedeutung. In ihm findet die rituelle Pilgerfahrt, die Hadsch, statt, die eine der fünf Säulen des Islams* darstellt. Besonders den ersten zehn Tage wird ein besonderer Stellenwert beigeschrieben. So heißt es in einem von Bukhari überlieferten Hadith: "There are no days in which righteous deeds are more beloved to Allaah than these ten
days."
Ein ganz besonderer Tag
Es ist deshalb Tradition, an diesen zehn Tagen zu fasten, besonders viel und intensiv zu beten und sich auf die Grundsätze seiner Religion zu besinnen. Wer kann, fährt zur Hadsch. Unter den ersten zehn Tagen ist besonders wichtig der 9. Dhu al-Hidschah, der Tag von Arafat. Zu diesem Tag ist nach Muslim überliefert: The Prophet (sal Allaahu Alayhi wa Sallam) used to fast on the ninth day of Dhu’l-Hijjah and he said: "Fasting the Day of 'Arafah (ninth Dhul-hijjah) is an expiation for (all the sins of) the previous year and an expiation for (all the sins of) the coming year."
Countdown zum Opferfest
Am Tag nach Arafat wird Eid al-Adha, das Opferfest (Kurban bayrami auf Türkisch), das das Ende der Hadsch markiert, gefeiert. Anders als Eid al-Fitr, das Fest am Ende des Fastenmonats Ramadhan dauert Eid al-Adha vier und nicht drei Tage.
Muslimische Feiertage, westeuropäischer Alltag
Im Alltag in einem nicht-muslimischen Land gehen selbst wichtige Ereignisse wie das bevorstehende Opferfest und die dort hin führenden zehn Tage unter - irgendwo zwischen Arbeit, Schule, Studium, Alltag eben. Ich weiß noch, wie letztes Jahr, mitten im Unistress Eid al-Adha, das ja eigentlich das wichtigste Fest im Islam ist, ziemlich sang- und klanglos an mir vorbei ging ("Eid mubarak!" - "Ach, es ist Eid?"). Wie froh ich bin, dass das dieses Jahr anders ist. Laut islam.de ist heute der 1. Dhu al-Hidschah, die zehn Tage liegen also vor mir, und es ist ein schönes Gefühl, zu wissen, dass es an mir liegt, das Beste daraus zu machen.
(* Sorry, miserables Video, aber das Lied ist toll!)
days."
Ein ganz besonderer Tag
Es ist deshalb Tradition, an diesen zehn Tagen zu fasten, besonders viel und intensiv zu beten und sich auf die Grundsätze seiner Religion zu besinnen. Wer kann, fährt zur Hadsch. Unter den ersten zehn Tagen ist besonders wichtig der 9. Dhu al-Hidschah, der Tag von Arafat. Zu diesem Tag ist nach Muslim überliefert: The Prophet (sal Allaahu Alayhi wa Sallam) used to fast on the ninth day of Dhu’l-Hijjah and he said: "Fasting the Day of 'Arafah (ninth Dhul-hijjah) is an expiation for (all the sins of) the previous year and an expiation for (all the sins of) the coming year."
Countdown zum Opferfest
Am Tag nach Arafat wird Eid al-Adha, das Opferfest (Kurban bayrami auf Türkisch), das das Ende der Hadsch markiert, gefeiert. Anders als Eid al-Fitr, das Fest am Ende des Fastenmonats Ramadhan dauert Eid al-Adha vier und nicht drei Tage.
Muslimische Feiertage, westeuropäischer Alltag
Im Alltag in einem nicht-muslimischen Land gehen selbst wichtige Ereignisse wie das bevorstehende Opferfest und die dort hin führenden zehn Tage unter - irgendwo zwischen Arbeit, Schule, Studium, Alltag eben. Ich weiß noch, wie letztes Jahr, mitten im Unistress Eid al-Adha, das ja eigentlich das wichtigste Fest im Islam ist, ziemlich sang- und klanglos an mir vorbei ging ("Eid mubarak!" - "Ach, es ist Eid?"). Wie froh ich bin, dass das dieses Jahr anders ist. Laut islam.de ist heute der 1. Dhu al-Hidschah, die zehn Tage liegen also vor mir, und es ist ein schönes Gefühl, zu wissen, dass es an mir liegt, das Beste daraus zu machen.
(* Sorry, miserables Video, aber das Lied ist toll!)
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Freitag, 28. Oktober 2011
Vom Erinnern nach dem Konflikt
63 Jahre Unabhaengigkeit feierte man diesen Mai in Israel. Was von juedischen Israelis als Tag der Unabhaengigkeit feierlich begangen wird, ist auf der anderen Seite, bei Palaestinensern diesseits und jenseits der Grenze zu Israel, Anlass zu Trauer und zur Erinnerung an al-nakba, die Katastrophe. Man muss nicht bis nach Nahost reisen, um sich der Brisanz von Erinnern und Gedenken nach gewaltsamen Konflikten bewusst zu werden. Da reicht schon ein Blick ueber die Oder, rueber nach Polen, wo die Diskussion um die Rolle Deutschlands im Zweiten Weltkrieg ganz anders gefuehrt wird als hier bei uns - was auch heute noch, Jahrzehnte nach Kriegsende, zu diplomatischen Unstimmigkeiten fuehrt.
Vom 11. bis 13. November (Anmeldefrist: 4. November) bietet sich in Hamburg die Gelegenheit, sich im Rahmen eines von der Heinrich-Boell-Stiftung organisierten Seminars im Detail mit der Frage nach Erinnern und Gedenken nach gewaltsamen Konflikten auseinander zu setzen. Dabei soll es zum Beispiel um die Rolle von Erinnerungsorten und Zeitzeugen gehen und darum, welche Rolle Vergangenheitsaufarbeitungsprozesse bei der Transformation in eine friedliche Gesellschaft spielen koennen. Externe Referent_innen geben Einblicke in die Situation in Afrika, Suedostasien und Lateinamerika.
Weitere Informationen finden sich hier.
Vom 11. bis 13. November (Anmeldefrist: 4. November) bietet sich in Hamburg die Gelegenheit, sich im Rahmen eines von der Heinrich-Boell-Stiftung organisierten Seminars im Detail mit der Frage nach Erinnern und Gedenken nach gewaltsamen Konflikten auseinander zu setzen. Dabei soll es zum Beispiel um die Rolle von Erinnerungsorten und Zeitzeugen gehen und darum, welche Rolle Vergangenheitsaufarbeitungsprozesse bei der Transformation in eine friedliche Gesellschaft spielen koennen. Externe Referent_innen geben Einblicke in die Situation in Afrika, Suedostasien und Lateinamerika.
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Donnerstag, 27. Oktober 2011
Lieblingsstadt
Istanbul ist eine meiner Lieblingsstaedte. Eine Stadt am Meer, in der Fundamentalisten und Liberale, Kopftuch und Minirock, Kirchen und Moscheen, Coca-Cola und Kebab ihren Platz haben; wo man in einer halben Stunde mit der Faehre von Europa nach Asien uebersetzen kann; roemische Ruinen, byzantinische Kirchen und osmanische Palaeste besichtigen kann; dazu tuerkisches Essen, und das alles nur zwei Flugstunden von Deutschland entfernt - ich war begeistert. Wenn nur Verkehrschaos, Erdbebengefahr, kulturelle Differenzen und Korruption nicht waren - ich koennte mir glatt vorstellen, in Istanbul zu leben.
Fuer ein kleines bisschen Istanbul in Nordostdeutschland koennte man am 2. November, Mittwoch kommender Woche, nach Frankfurt (Oder) fahren, wo eine gute Zugstunde von Berlin entfernt Alan Duben, Professor an der renommierten Istanbuler Bilgi-Universitaet, zurzeit Inhaber der neuen Aziz-Nesin-Gastprofessur in Frankfurt, einen Vortrag ueber Istanbul im 20. Jahrhundert halten wird: "20th century Istanbul. The fall and rise of a city". Hoert sich gut an.
Mittwoch, 26. Oktober 2011
Die Erste
Als ich vor Jahren die Grosse Synagoge in der Oranienburger Strasse in Berlin besuchte und spaeter meiner juedischen Freundin Linda erzaehlte, dass eine Rabbinerin uns durch die Raeumlichkeiten gefuehrt hatte, prustete sie erst einmal los. "Eine Rabbinerin", fragte sie unglaeubig, "wie soll das denn gehen?" Linda kommt aus einer konservativen juedischen Familie und unter vielen konservativen, erst recht orthodoxen, Juden ist stark umstritten, ob Frauen als Rabbiner ordiniert werden koennen.
Laut Reformjudentum geht das, die erste Rabbinerin weltweit wurde im Dezember 1935 in Berlin ordiniert. Die Naziherrschaft kam dazwischen, Regina Jonas wurde in Auschwitz ermordet, und die Welt vergass die erste Frau, die Rabbinerin gewesen war. So kam es, dass in den USA in den 1970ern die "zweite erste Frau" Rabbinerin wurde - der deutschen Vorgeschichte war man sich nicht bewusst. Eine Ausstellung, die von Dezember 2010 bis April dieses Jahres im der Neuen Synagoge angeschlossenen Centrum Judaicum zu sehen war, erinnerte an Regina Jonas. Gut besucht soll sie nun auf Englisch uebersetzt werden, um auch jenseits der Grenzen der deutschen Sprache an die weltweit erste Rabbinerin und die Diskussionen, die sie anstossen wollte, zu erinnern.
Laut Reformjudentum geht das, die erste Rabbinerin weltweit wurde im Dezember 1935 in Berlin ordiniert. Die Naziherrschaft kam dazwischen, Regina Jonas wurde in Auschwitz ermordet, und die Welt vergass die erste Frau, die Rabbinerin gewesen war. So kam es, dass in den USA in den 1970ern die "zweite erste Frau" Rabbinerin wurde - der deutschen Vorgeschichte war man sich nicht bewusst. Eine Ausstellung, die von Dezember 2010 bis April dieses Jahres im der Neuen Synagoge angeschlossenen Centrum Judaicum zu sehen war, erinnerte an Regina Jonas. Gut besucht soll sie nun auf Englisch uebersetzt werden, um auch jenseits der Grenzen der deutschen Sprache an die weltweit erste Rabbinerin und die Diskussionen, die sie anstossen wollte, zu erinnern.
Dienstag, 25. Oktober 2011
Nacht des Wissens
Waer ich in Hamburg, wuerd ich kommenden Samstag vielleicht zur Nacht des Wissens am German Institute of Global and Area Studies (GIGA) gehen. Von 17 bis 24 Uhr oeffnet da naemlich das groesste ausseruniversitaere Forschungszentrum fuer Area Studies seine Tueren und gibt einen Einblick in die Arbeit der dort taetigen Forscher. Bei einer der Fuehrungen kann man sich einen Ueberblick ueber die Fachbibliotheken machen oder sich bei einem der Vortraege anhoeren, was Experten zum Thema Demokratie und Autokratie in Afrika, Asien, Lateinamerika und Nahost zu sagen haben - und mitdiskutieren!
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Montag, 24. Oktober 2011
Turab
Die palästinensische Musikgruppe Turab wurde vor sieben Jahren gegründet. Den Mitgliedern der Gruppe um Basil Zayed ging es darum, moderne palästinensische Musik zu machen, die traditionelle Elemente und Einflüsse der verschiedensten Musikstile weltweit aufnimmt. Vom Leben in Palästina, Politik, Besatzung, Armut, Liebe und ganz einfach dem Alltag in ihrem Land, das keines ist, zeugen die Texte und Musik. Neben sechs palästinensischen Männern ist eine Frau Mitglied der Gruppe - Katie Taylor spielt den Bass.
Turab - Hada Leyl
Zum Lesen, Mitsingen, Nachdenken: der Text.
Turab - Hada Leyl
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Sonntag, 23. Oktober 2011
Weiblich, muslimisch, geschieden
Unter Muslimen ist das Thema Ehe und Familie in. Es ist einer der Renner, zu dem es bestimmt fast so viele Publikationen gibt, wie zum Thema die muslimische Frau aus islamischer Sicht (wo ist der roll eyes smiley?). Davon, dass es nicht funktioniert mit der Ehe, dass auch Muslime sich trennen und wie das ist mit der Scheidung im Islam, davon ist selten die Rede.
Eines der Themen, über das gesprochen werden muss, ist die Situation geschiedener muslimischer Frauen. Religiös gesehen spricht nichts dagegen, sich scheiden zu lassen, wenn es denn nicht anders geht. Aber viele muslimische Frauen, die geschieden sind, sehen sich Vorurteilen und Diskriminierung von Seiten anderer Muslime gegenüber. In manchen Kulturen ist es als Frau unüblich, wenn nicht verpönt, nach einer Scheidung ein zweites Mal zu heiraten. Den davon betroffenen Frauen wird damit ein Recht verwehrt, das ihnen ihre Religion zuspricht.
Organica, deren Blog ich hier letztes Jahr vorgestellt habe, hat kürzlich einen Blogartikel zu dem Thema verfasst, in dem sie acht muslimische Frauen, junge und ältere, lang und nur kurz verheiratete, muslimisch geborene und konvertierte, vorstellt und ihre Sicht der Dinge präsentiert. Lesenswert!
Eines der Themen, über das gesprochen werden muss, ist die Situation geschiedener muslimischer Frauen. Religiös gesehen spricht nichts dagegen, sich scheiden zu lassen, wenn es denn nicht anders geht. Aber viele muslimische Frauen, die geschieden sind, sehen sich Vorurteilen und Diskriminierung von Seiten anderer Muslime gegenüber. In manchen Kulturen ist es als Frau unüblich, wenn nicht verpönt, nach einer Scheidung ein zweites Mal zu heiraten. Den davon betroffenen Frauen wird damit ein Recht verwehrt, das ihnen ihre Religion zuspricht.
Organica, deren Blog ich hier letztes Jahr vorgestellt habe, hat kürzlich einen Blogartikel zu dem Thema verfasst, in dem sie acht muslimische Frauen, junge und ältere, lang und nur kurz verheiratete, muslimisch geborene und konvertierte, vorstellt und ihre Sicht der Dinge präsentiert. Lesenswert!
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Samstag, 22. Oktober 2011
Blutlachen in Paris
Wann gab es zum letzten Mal Blutlachen in Paris, Leichen in der Seine, Berge von Toten auf den Strassen der franzoesischen Hauptstadt? Vor siebzig Jahren, also irgendwann in den 1940ern waehrend des Weltkriegs? Vor mehr als 200 Jahren, waehrend und nach der Franzoesischen Revolution?
Vor fuenfzig Jahren
Fuenfzig Jahre und fuenfzig Tage ist es her, seit am 17. Oktober 1961 das groesste durch eine Staatsmacht in Westeuropa veruebte Massaker nach dem ZWeiten Weltkrieg begangen wurde. Eine Demonstration von 30.000 Algeriern fuer die Unabhaengigkeit ihrer Heimat und gegen die gegen sie gerichteten Repressionen durch den franzoesischen Staat endete toedlich. Bilanz: Zwischen 50 und 300 Tote, unzaehlige Verletzte, mehr als 10.000 Algerier, die noch ueber Tage in Pariser Sportstadien kaserniert wurden, und ein Pariser Praefekt, der erklaerte, die Polizei habe getan, was zu tun gewesen sei. Noch Wochen spaeter wurden Leichen aus der Seine gefischt.
Totgeschwiegen
In der nationalen Presse hingegen war von drei Toten die Rede; die schockierenden Bilder von Toten und Verletzten wollte bis auf ein unbedeutendes christliches Blatt keine Zeitung drucken. Bis in die Neunziger wurde sich ueber das Thema weitgehend ausgeschwiegen, kritische Filme und Buecher zum Thema verboten oder, spaeter, von der Oeffentlichkeit weitgehend nicht beachtet. Erst 2001, vierzig Jahre spaeter, wurde durch den Buergermeister von Paris eine Gedenktafel eingeweiht - die konservative Opposition im Stadtrat protestierte mit einem Boykott der Veranstaltung.
Eine Geschichte
Und so ist die Geschichte, von dem, was damals, an diesem 17. Oktober vor fuenfzig Jahren in Paris geschah, eine Geschichte von Rassismus und Gewalt; von Zivilisten, die zwischen die Fronten geraten; vom Krieg in Nordafrika, der sich einen Weg nach Westeuropa bahnt und von der Weigerung eines Staates, sich seiner Vergangenheit zu stellen.
Vor fuenfzig Jahren
Fuenfzig Jahre und fuenfzig Tage ist es her, seit am 17. Oktober 1961 das groesste durch eine Staatsmacht in Westeuropa veruebte Massaker nach dem ZWeiten Weltkrieg begangen wurde. Eine Demonstration von 30.000 Algeriern fuer die Unabhaengigkeit ihrer Heimat und gegen die gegen sie gerichteten Repressionen durch den franzoesischen Staat endete toedlich. Bilanz: Zwischen 50 und 300 Tote, unzaehlige Verletzte, mehr als 10.000 Algerier, die noch ueber Tage in Pariser Sportstadien kaserniert wurden, und ein Pariser Praefekt, der erklaerte, die Polizei habe getan, was zu tun gewesen sei. Noch Wochen spaeter wurden Leichen aus der Seine gefischt.
Totgeschwiegen
In der nationalen Presse hingegen war von drei Toten die Rede; die schockierenden Bilder von Toten und Verletzten wollte bis auf ein unbedeutendes christliches Blatt keine Zeitung drucken. Bis in die Neunziger wurde sich ueber das Thema weitgehend ausgeschwiegen, kritische Filme und Buecher zum Thema verboten oder, spaeter, von der Oeffentlichkeit weitgehend nicht beachtet. Erst 2001, vierzig Jahre spaeter, wurde durch den Buergermeister von Paris eine Gedenktafel eingeweiht - die konservative Opposition im Stadtrat protestierte mit einem Boykott der Veranstaltung.
Eine Geschichte
Und so ist die Geschichte, von dem, was damals, an diesem 17. Oktober vor fuenfzig Jahren in Paris geschah, eine Geschichte von Rassismus und Gewalt; von Zivilisten, die zwischen die Fronten geraten; vom Krieg in Nordafrika, der sich einen Weg nach Westeuropa bahnt und von der Weigerung eines Staates, sich seiner Vergangenheit zu stellen.
Freitag, 21. Oktober 2011
Gen Ost
On the Road
In einem roten Smart, den kleinen Kofferraum bis oben vollgestopft mit einem Koffer, einer Tasche, Buechern, dem Computer, meiner Yucca-Palme und was man sonst noch so zum Ueberleben in der Fremde braucht, brauste die Lieselotte damals ueber geschniegelte Autobahnen von der westdeutschen Heimat gen Osten. Der Studienbeginn in einer fremden Stadt stand bevor.
"Wie ... du willst im Osten studieren?"
Zwar hielt sie ein Grossteil ihrer Freunde und Bekannten fuer leicht bis mittel schwachsinnig, dass sie doch tatsaechlich im Osten studieren wollte, aber Lieselotte war guten Mutes. Auch die ersten am Horizont auftauchenden grauen Wohnbloecke, die sie auch sie spaeter einfach Platte nennen wuerde, konnten sie nicht davon abhalten.
Campus-Shuttle
Erst einige Monate spaeter holte sie Moebel und den Rest ihres Besitzes nach, in einem gemieteten Sprinter, in dem jeder Zentimeter Volumen ausgenutzt wurde. Gegen einen gesponsorten Campus-Shuttle, der einen aus dem Westen der Republik nach Fernost bringt, haette sie nichts gehabt. Aber fuer manche Sachen ist man eben einfach zu frueh geboren.
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Donnerstag, 20. Oktober 2011
Es ist noch nicht vorbei
Gilad Shalit ist frei. Endlich. Aber: ist es schon vorbei?
"Endlich", war mein erster Gedanke, als ich zum ersten Mal von der bevorstehenden Freilassung Gilad Shalits hörte. Wirklich daran glauben wollte ich nicht, bis er wirklich freigelassen wurde. Jetzt ist er zu Hause, endlich. Ich moechte mir nicht vorstellen, wie es fuer ihn gewesen sein muss, ueber fuenf Jahre Gefangener der Hamas zu sein; wie es fuer seine Eltern, die Familie, seine Freunde gewesen sein muss, nicht zu wissen, wie es ihrem Sohn, Bruder, Freund geht, ob er noch lebt, ob sie ihn jemals wieder sehen wuerden. Gilad Shalit war 19 als er gefangennommen wurde, jetzt ist er 25, mehr als fuenf Jahre verloren, die er (und die Menschen, denen er fehlte) trotzdem leben musste und die er wohl nie wieder los wird - unvorstellbar.
"Endlich", war mein erster Gedanke, als ich zum ersten Mal von der bevorstehenden Freilassung Gilad Shalits hörte. Wirklich daran glauben wollte ich nicht, bis er wirklich freigelassen wurde. Jetzt ist er zu Hause, endlich. Ich moechte mir nicht vorstellen, wie es fuer ihn gewesen sein muss, ueber fuenf Jahre Gefangener der Hamas zu sein; wie es fuer seine Eltern, die Familie, seine Freunde gewesen sein muss, nicht zu wissen, wie es ihrem Sohn, Bruder, Freund geht, ob er noch lebt, ob sie ihn jemals wieder sehen wuerden. Gilad Shalit war 19 als er gefangennommen wurde, jetzt ist er 25, mehr als fuenf Jahre verloren, die er (und die Menschen, denen er fehlte) trotzdem leben musste und die er wohl nie wieder los wird - unvorstellbar.
Terroristen
Mit Gilad Shalit wurden hunderte palaestinensische Gefangene freigelassen, weitere sollen im Rahmen des zwischen Israel und der Hamas ausgehandelten Deals folgen. Auch sie werden endlich zu ihren Familien zurueckkehren koennen, die meisten jedenfalls, die die nicht von Israel ausgewiesen werden. Wer selbst in Palaestina war, weiss, wieviele palaestinensische Kinder nie ihren Vater kennen gelernt haben, weil er seit Jahren in Israel inhaftiert ist; weiss, dass kaum eine Familie einen Vater, Sohn, Bruder hat, der nicht einige Zeit in israelischen Gefaengnissen verbracht hat. Dass es sich dabei um "Terroristen" handelt, ist schnell gesagt. In so manchem Fall mag das der Wahrheit entsprechen, weil Angriffe auf Zivilisten mit der politischen Absicht, Terror zu verbreiten, Terrorismus ist. Aber so lange ich nicht weiss, wer genau im Einzelnen die Maenner und Frauen waren, die nun aus israelischen Gefaengnissen freigelassen wurden, bleibe ich solchen pauschalen Spruechen gegenueber skeptisch. Ganz einfach, weil in israelischen Gefaengnissen laengst nicht nur Terroristen sitzen. Weil nicht viel dazu gehoert, um in den Augen israelischer Behoerden als Terrorist zu zaehlen und fuer Monate, wenn nicht Jahre hinter Gittern zu verschwinden.
"Es ist noch nicht vorbei"
Bezeichnend fand ich die Reaktionen einiger meiner Freunde auf die Freilassung Shalits. "Endlich", hieß es zum Beispiel bei meinen israelischen Freunden oder ganz einfach: "Er ist wieder zu Hause" - mehr nicht, alle wussten, um was, um wen es geht, jeder hat selbst einen Bruder, Mann, Freund in der Armee und weiß, dass es jeden von ihnen haette treffen koennen. Ganz anders sahen die Kommentare einiger meiner palaestinensischer Freunde aus: "Die anderen kommen auch noch raus", hiess es da oder: "es ist noch nicht vorbei". Ist es auch nicht. Nicht aus Sicht meiner palaestinensischen Freunde, die noch immer unter Besatzung leben; die wissen, dass sie selbst, ihre Freunde oder Familie jederzeit wieder festgenommen und - wenn noetig auch ohne Gerichtsurteil - fuer Tage, Wochen, Monate, Jahre in israelischen Gefaengnissen festgehalten werden koennen.
Tel Aviv ist nicht Gaza
Fuer meine israelischen Freunde ist die Episode beendet. Gilad Shalit ist frei, er ist wieder zu Hause. Fuer ihn geht der Alltag bestimmt nicht einfach weiter (er ist auch nicht der einzige Israeli, der als missing in action gilt); aber trotzdem die Gefahr einer Entfuehrung weiter besteht, trotzdem sie vor allem von den in den palaestinensischen Gebieten eingesetzten israelischen Soldaten sicher taeglich gespuert wird (was, wie ich glaube, einer der Gruende ist, dass sie so oft gegenueber Zivilisten ueberreagieren), geht das Leben weiter. Die Gefahr ist ueberschaubar, beschraenkt auf die Stunden, Tage oder Wochen, die man im Einsatz in den besetzten Gebieten verbringt - oder zumindest glaubt man das, gibt sich der Illusion hin, dass man den Konflikt ausblenden koennte, so als laege keine 60, 70 Kilometer von den Straenden, Discos, Einkaufszentren Tel Avivs Gaza, und in die andere Himmelrichtung, die Westbank. Zu Hause, in Tel Aviv, Jerusalem, in Haifa geht das Leben weiter, und vor allem in der israelischen Hauptstadt glaubt man sich oft fern vom Konflikt. Im Grossteil der israelischen Staedte gibt es noch so etwas wie Alltag, ein normales Leben, man schafft es noch abzuschalten, auszublenden, so zu tun, als sei alles normal - was es natürlich nicht ist.
Fast normal, festgenommen zu werden
Auf der anderen Seite, in Palaestina, ist das schwieriger. Natuerlich besteht auch dort das Leben nicht nur aus Krieg und Gewalt, aber die Bedrohung ist staendiger, sie ist naeher, unmittelbarer, weniger beschraenkt in Zeit und Raum. Von hunderten und tausenden israelischen Soldaten gilt nur eine handvoll als missing in action, das Risiko, von gegnerischen Einheiten verschleppt zu werden, ist im Vergleich gering. Aus palästinensischer Sicht sieht das anders aus. Da ist es fast schon wahrscheinlicher, festgenommen zu werden. Die Kommentare meiner Freunde waren in diesem Zusammenhang aufschlussreich. Fuer die, die auf der israelischen Seite leben, ist es vorbei, erst einmal zumindest, weil es zwar nicht sehr wahrscheinlich ist, dass bald ein neuer Gilad Shalit verschleppt wird, aber die Möglichkeit doch besteht - so lange der Konflikt nicht dauerhaft gelöst ist. Fuer die auf der anderen, der palaestinensischen Seite ist so oder so nichts vorbei, sondern eigentlich alles wie immer. 1000 Männer (und Frauen) mögen zwar frei sein, aber 5000 sitzen noch, und weitere werden wieder verhaftet werden. Die einen meinen, jetzt, nach der Freilassung Gilad Shalits wäre es vorbei; die anderen sind vom Gegenteil überzeugt.
Kein Verständnigung, kein Verständnis, kein Frieden
Es sind solche gegensätzlichen Sichtweisen auf ein und das selbe Thema, die eine Verständigung, die eine Voraussetzung für eine nachhaltige Lösung des Konflikts um Israel und Palästina ist, so schwierig machen. So lange die einen nur denken "endlich", während die anderen zu wissen glauben, dass "es noch lange nicht vorbei" ist, so lange kein Verständnis, keine Empathie für die Sichtweise, die Erfahrungen und den Schmerz der anderen da ist, so lange wird das auch nichts mit dem Frieden im Nahen Osten.
Dienstag, 18. Oktober 2011
My Belgrade
Serbien steht schon lange nicht mehr im Fokus westeuropaeischer Aufmerksamkeit. Ausser Geschichten von endlich gefassten Kriegsverbrechern und mal wieder einer Auseinandersetzung zwischen Serben und Albanern im Kosovo dringt kaum eine Nachricht ueber das Land in Suedosteuropa in Deutschlands, Frankreichs, Grossbritanniens Wohnzimmer. Das war in den 1990er Jahren, als das Land, damals noch Jugoslawien, erst waehrend der Balkankriege und dann waehrend der Bombardierung durch NATO-Truppen im Mittelpunkt der Berichterstattung stand, anders.
Anders als der Grossteil der ehemals sozialistisch gepraegten Staaten Osteuropas durchliefen die Laender auf dem Westbalkan nicht durch den Wechsel von Planwirtschaft zu Kapitalismus, von Sozialismus zu Demokratie (oder so) sondern waren zudem der Herausforderung, einen Staat und seine Gesellschaft nach Krieg und Konflikt neu zu definieren, ausgesetzt. Mit dem Thema Vergaenglichkeit, Wandel und und Neubeginn am Beispiel der Hauptstadt Serbiens Belgrad beschaeftigt sich die Fotoausstellung des Kuenstlers Boris Kralj My Belgrade.
Einen Vorgeschmack gibt es hier, die Ausstellung noch bis zum 21. Oktober in den Raeumlichkeiten des Berliner Vereins Most - Bruecke von Berlin nach Mittel- und Osteuropa.
Anders als der Grossteil der ehemals sozialistisch gepraegten Staaten Osteuropas durchliefen die Laender auf dem Westbalkan nicht durch den Wechsel von Planwirtschaft zu Kapitalismus, von Sozialismus zu Demokratie (oder so) sondern waren zudem der Herausforderung, einen Staat und seine Gesellschaft nach Krieg und Konflikt neu zu definieren, ausgesetzt. Mit dem Thema Vergaenglichkeit, Wandel und und Neubeginn am Beispiel der Hauptstadt Serbiens Belgrad beschaeftigt sich die Fotoausstellung des Kuenstlers Boris Kralj My Belgrade.
Einen Vorgeschmack gibt es hier, die Ausstellung noch bis zum 21. Oktober in den Raeumlichkeiten des Berliner Vereins Most - Bruecke von Berlin nach Mittel- und Osteuropa.
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Samstag, 15. Oktober 2011
Wer
...zahlt mir eine Reise nach Ljubljana?
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Freitag, 14. Oktober 2011
Tote in Kairo
Vier Tage nach den Protesten aegyptischer Christen in Kairo, die in einem Blutbad endeten, dominiert das Thema noch immer die lokale Presse. Christoph Sydow gibt auf Zenith Online einen Ueberblick ueber die Debatte in den Zeitungen, darueber, was passiert ist und was nun zu tun sei.
Donnerstag, 13. Oktober 2011
Mutterscheiße
Lasst mich in Frieden mit eurer Mutterscheiße
Vor ein paar Sommern, als dass Lieschen noch klein war und ich zusammen mit ihr und meiner Schwester im Park spazieren ging, trafen wir auf eine Gruppe von Freunden. Oder Bekannten. Vier, fünf Jungs, mit denen ich damals in der Schule war, die heute studierten und weil sie, anders ich, nach dem Abi in unserer Stadt geblieben waren, bis heute noch gut befreundet sind. Ich hatte sie lange nicht gesehen, sie das Lieschen noch nicht, außerdem war es warm und Sommer und alle haben sich gefreut.
Nach einer Weile allgemeinen "Und, wie geht's euch?" stand ich mit einem der Jungs am Rande der Gruppe, als er mich mit einem Schwung Empathie in der Stimme fragte, ob ich denn das Muttersein jetzt so richtig auskosten würde und bedingunglose Liebe für mein Kind empfinden würde. Ich schaute ihn, das Lieschen auf dem Arm, erst mal an wie ein Pferd. Das Muttersein auskosten ... wie bitte? "Äh ... was ... nee", brachte ich einen Moment später raus. Jetzt schaute er wie ein Pferd.
Ich sagte dann noch irgendwas, ich weiß nicht mehr was, aber es war eine etwas ungeordnete, aber im Grunde relativ ehrliche Antwort, irgend so was à la dass das Lieschen jetzt eben da sei, aber dass von überschwänglicher Mutterliebe (noch so ein Riesenzitat, dass er brachte) nicht die Rede sein konnte. Und bedingslose Mutterliebe - nun ja. Er schaute mich bestürzt an. Das wurde mir jetzt doch etwas unheimlich und ich schob noch schnell ein "aber klar hat man sie lieb, sie sind ja so süüüüüß" hinterher. Zack, leuchtete das riesen Lächeln auf seinem Gesicht wieder auf und nickte er zustimmend. Das hatte er hören wollen.
"Ja", setzt er an, seine Freundin, die Lisa haette ja gerade auch ein Kind bekommen und jetzt ginge sie voll in ihrer Mutterrolle auf. Noch so ein Satz. Ich nickte nur, lächelte höflich und nutzte die nächste Möglichkeit zur Flucht. Was war denn das für ein Müll? Da wollte mir ein Mann, der selbst noch nicht einmal Vater war, was von Mutterliebe und Muttersein erzählen. Hört mir auf mit diesem Scheiß.
Es ist schön, Mutter zu sein. Es kann verdammt anstrengend sein. Und ja, ich hab mein Kind lieb - manchmal fällt sie mir extrem auf die Nerven. Aber ich gehe in keinem Muttersein auf - ich bin noch ein bisschen mehr als nur Mutter - und ob von bedingungsloser Liebe die Rede sein kann ... darüber können wir wenn das Lieschen dann in der Pubertät ist, vielleicht noch einmal sprechen.
In jedem Fall ist das letzte, was man als junge Mutter braucht, eine Menge Leute, die eine ganz genaue Vorstellung davon haben, wie es zu sein hat, das Muttersein. Dass man in seiner Mutterrolle aufzugehen hat, bedingungslose Liebe vom ersten Moment zu empfinden hat und sich hundselendschlecht zu fühlen hat, wenn man eine Stunde vom Kind getrennt ist. Das mag manchen Frauen so gehen, und ist dann, falls das so ist, in Ordnung und sollte nicht anders sein. Schließlich ist das Bild an sich nicht das Problem, sondern dass es Norm für alle sein soll.
Und eben dies, dieser Müll, wird einem in Filmen, Büchern, all den Elternratgebern immer wieder um die Ohren geschlagen. In der Anfangszeit als Mutter, in der vieles neu ist, sich einiges ändert und man sich oft erst einmal wieder neu arrangieren muss, ist das Letzte, was man braucht, ein Wust an Erwartungen und völlig idealisierten Vorstellungen davon, wie es nun zu sein hat.
Mutterscheiße? Brauchen wir nicht.
Vor ein paar Sommern, als dass Lieschen noch klein war und ich zusammen mit ihr und meiner Schwester im Park spazieren ging, trafen wir auf eine Gruppe von Freunden. Oder Bekannten. Vier, fünf Jungs, mit denen ich damals in der Schule war, die heute studierten und weil sie, anders ich, nach dem Abi in unserer Stadt geblieben waren, bis heute noch gut befreundet sind. Ich hatte sie lange nicht gesehen, sie das Lieschen noch nicht, außerdem war es warm und Sommer und alle haben sich gefreut.
Nach einer Weile allgemeinen "Und, wie geht's euch?" stand ich mit einem der Jungs am Rande der Gruppe, als er mich mit einem Schwung Empathie in der Stimme fragte, ob ich denn das Muttersein jetzt so richtig auskosten würde und bedingunglose Liebe für mein Kind empfinden würde. Ich schaute ihn, das Lieschen auf dem Arm, erst mal an wie ein Pferd. Das Muttersein auskosten ... wie bitte? "Äh ... was ... nee", brachte ich einen Moment später raus. Jetzt schaute er wie ein Pferd.
Ich sagte dann noch irgendwas, ich weiß nicht mehr was, aber es war eine etwas ungeordnete, aber im Grunde relativ ehrliche Antwort, irgend so was à la dass das Lieschen jetzt eben da sei, aber dass von überschwänglicher Mutterliebe (noch so ein Riesenzitat, dass er brachte) nicht die Rede sein konnte. Und bedingslose Mutterliebe - nun ja. Er schaute mich bestürzt an. Das wurde mir jetzt doch etwas unheimlich und ich schob noch schnell ein "aber klar hat man sie lieb, sie sind ja so süüüüüß" hinterher. Zack, leuchtete das riesen Lächeln auf seinem Gesicht wieder auf und nickte er zustimmend. Das hatte er hören wollen.
"Ja", setzt er an, seine Freundin, die Lisa haette ja gerade auch ein Kind bekommen und jetzt ginge sie voll in ihrer Mutterrolle auf. Noch so ein Satz. Ich nickte nur, lächelte höflich und nutzte die nächste Möglichkeit zur Flucht. Was war denn das für ein Müll? Da wollte mir ein Mann, der selbst noch nicht einmal Vater war, was von Mutterliebe und Muttersein erzählen. Hört mir auf mit diesem Scheiß.
Es ist schön, Mutter zu sein. Es kann verdammt anstrengend sein. Und ja, ich hab mein Kind lieb - manchmal fällt sie mir extrem auf die Nerven. Aber ich gehe in keinem Muttersein auf - ich bin noch ein bisschen mehr als nur Mutter - und ob von bedingungsloser Liebe die Rede sein kann ... darüber können wir wenn das Lieschen dann in der Pubertät ist, vielleicht noch einmal sprechen.
In jedem Fall ist das letzte, was man als junge Mutter braucht, eine Menge Leute, die eine ganz genaue Vorstellung davon haben, wie es zu sein hat, das Muttersein. Dass man in seiner Mutterrolle aufzugehen hat, bedingungslose Liebe vom ersten Moment zu empfinden hat und sich hundselendschlecht zu fühlen hat, wenn man eine Stunde vom Kind getrennt ist. Das mag manchen Frauen so gehen, und ist dann, falls das so ist, in Ordnung und sollte nicht anders sein. Schließlich ist das Bild an sich nicht das Problem, sondern dass es Norm für alle sein soll.
Und eben dies, dieser Müll, wird einem in Filmen, Büchern, all den Elternratgebern immer wieder um die Ohren geschlagen. In der Anfangszeit als Mutter, in der vieles neu ist, sich einiges ändert und man sich oft erst einmal wieder neu arrangieren muss, ist das Letzte, was man braucht, ein Wust an Erwartungen und völlig idealisierten Vorstellungen davon, wie es nun zu sein hat.
Mutterscheiße? Brauchen wir nicht.
Montag, 10. Oktober 2011
Indien und Europa
"Europas Verhältnis zu Indien.
Neue Impulse für die Zusammenarbeit demokratischer Staaten"
Eine Veranstaltung von der Europa Union Hamburg, dem Infopoint Europa
in Kooperation mit dem German-Indian Round Table
Hamburg, 18. Oktober 2011
18.00 Uhr
Neue Impulse für die Zusammenarbeit demokratischer Staaten"
Eine Veranstaltung von der Europa Union Hamburg, dem Infopoint Europa
in Kooperation mit dem German-Indian Round Table
Hamburg, 18. Oktober 2011
18.00 Uhr
Dass Indien im Kommen ist, hat man in der Zwischenzeit auch in Deutschland verstanden. 2011/12 ist in Indien Deutschlandjahr und auch hierzulande häufen sich die Veranstaltungen zum Thema. In Hamburg zum Beispiel findet nächste Woche eine Veranstaltung zum Thema "Europas Verhältnis zu Indien. Neue Impulse für die Zusammenarbeit demokratischer Staaten" statt. Es diskutieren Dipl. Kfm. Rajnish Tiwari, Manuel Sarrazin und Dr. Shazia Aziz Wülbers.
Spiegelsaal des Museum für Kunst und Gewerbe
Steintorplatz 1
20099 Hamburg
Steintorplatz 1
20099 Hamburg
Die Teilnehmerzahl ist begrenzt. Anmeldung ist erbeten bis zum 17. Oktober 2011 unter info@europa-union-hamburg.de .
Samstag, 8. Oktober 2011
Widerspruch
Nicht das selbe
In der Analyse gesellschaftlicher Phänomene Religion, Kultur und Politik zu trennen, ist oft nicht einfach, schließlich überlappen und beeinflussen sich diese einzelnen Bereiche gesellschaftlichen Lebens teils erheblich. Wenn es nicht um die eigene, sondern eine fremde Gesellschaft oder (Sub)kultur geht, ist das Auseinanderklamüsern von Religion, Kultur und Politik verständlicherweise noch ein Stück schwerer. So kommt es, dass ein ägyptischer Student, der noch nie in Europa war, glaubt, dass die Kreuzzüge im Mittelalter einem Wesensmerkmal des Christentums geschuldet waren ... oder dass man an einer britischen Universität darüber diskutiert, ob bei dieser oder jener Frage auch religiöse Faktoren eine Rolle spielen und also der Konfuzianismus entscheidend ist - bis sich einer der chinesischen Studenten in der Gruppe zu Wort meldet und meint, Konfuzianismus sei doch gar keine Religion.
Alles eine Sauce?
Und genauso sind, wenn man so mancher Zeitung hier in Deutschland glaubt, Taliban-Islam, saudischer Islam, türkischer Islam, afrikanischer Islam, europäischer Islam, Pierre Vogel-Islam, Islamismus, Sufismus alles so ziemlich das gleiche. Oder vielleicht doch nicht. Aber sich die Mühe, genau hinzuschauen, und zu gucken, was, das dort passiert, ist auf die Kultur zurückzuführen, wo geht es um Religion und wo steht Politik im Vordergrund, die machen sich viele nicht. Teils fehlt es einfach an Wissen über die gesellschaftlichen Bedingungen in dem Land, der Religion, die man sich anschaut. Das ist nichts Neues, aber es wurde mir, als ich auf dieses Zitat von Olivier Roy zum Widerspruch zwischen Stammeskultur und islamischen Grundsätzen in Afghanistan stieß, mal wieder deutlich:
Stammeskultur und Islam in Afghanistan
"The tribal code and Muslim law are in opposition. Adultery (zina) should, according to the Shari'at, require four witnesses if it is to be proven; for the Pashtunwali, hearsay (peghor) is sufficient, for what is at stake is honor (one's self-image) and not morality (defined by the Shar'iat as what is permitted as opposed to what is not). Women in the tribes are not allowed to inherit property, for what would contradict the principle of strict patrilineage, which is the very basis of the tribal system; while the Qur'an grants to women half the share of the male. The dowry, a sign of prestige, frequently exceeds the milits set by the Shari'at, while, on the other hand, the repudiation of a wife by her husband, something which, according to the Qur'an, presents no difficulties, is practically impossible in the tribes, for that would be an insult to the wife's family. Vengeance (badal) is commended within the tribal code, while the Shari'at attempts to limit the occasions on which it can take place.
Olivier Roy: Islam and Resistance in Afghanistan. Cambridge: Cambridge University Press, 1990, S. 35 - 36. Zitiert in Valentine Moghadam: Modernizing Women. Gender and Social Change in the Middle East. Boulder / London: Lynne Rienner, 2003.
In der Analyse gesellschaftlicher Phänomene Religion, Kultur und Politik zu trennen, ist oft nicht einfach, schließlich überlappen und beeinflussen sich diese einzelnen Bereiche gesellschaftlichen Lebens teils erheblich. Wenn es nicht um die eigene, sondern eine fremde Gesellschaft oder (Sub)kultur geht, ist das Auseinanderklamüsern von Religion, Kultur und Politik verständlicherweise noch ein Stück schwerer. So kommt es, dass ein ägyptischer Student, der noch nie in Europa war, glaubt, dass die Kreuzzüge im Mittelalter einem Wesensmerkmal des Christentums geschuldet waren ... oder dass man an einer britischen Universität darüber diskutiert, ob bei dieser oder jener Frage auch religiöse Faktoren eine Rolle spielen und also der Konfuzianismus entscheidend ist - bis sich einer der chinesischen Studenten in der Gruppe zu Wort meldet und meint, Konfuzianismus sei doch gar keine Religion.
Alles eine Sauce?
Und genauso sind, wenn man so mancher Zeitung hier in Deutschland glaubt, Taliban-Islam, saudischer Islam, türkischer Islam, afrikanischer Islam, europäischer Islam, Pierre Vogel-Islam, Islamismus, Sufismus alles so ziemlich das gleiche. Oder vielleicht doch nicht. Aber sich die Mühe, genau hinzuschauen, und zu gucken, was, das dort passiert, ist auf die Kultur zurückzuführen, wo geht es um Religion und wo steht Politik im Vordergrund, die machen sich viele nicht. Teils fehlt es einfach an Wissen über die gesellschaftlichen Bedingungen in dem Land, der Religion, die man sich anschaut. Das ist nichts Neues, aber es wurde mir, als ich auf dieses Zitat von Olivier Roy zum Widerspruch zwischen Stammeskultur und islamischen Grundsätzen in Afghanistan stieß, mal wieder deutlich:
Stammeskultur und Islam in Afghanistan
"The tribal code and Muslim law are in opposition. Adultery (zina) should, according to the Shari'at, require four witnesses if it is to be proven; for the Pashtunwali, hearsay (peghor) is sufficient, for what is at stake is honor (one's self-image) and not morality (defined by the Shar'iat as what is permitted as opposed to what is not). Women in the tribes are not allowed to inherit property, for what would contradict the principle of strict patrilineage, which is the very basis of the tribal system; while the Qur'an grants to women half the share of the male. The dowry, a sign of prestige, frequently exceeds the milits set by the Shari'at, while, on the other hand, the repudiation of a wife by her husband, something which, according to the Qur'an, presents no difficulties, is practically impossible in the tribes, for that would be an insult to the wife's family. Vengeance (badal) is commended within the tribal code, while the Shari'at attempts to limit the occasions on which it can take place.
Olivier Roy: Islam and Resistance in Afghanistan. Cambridge: Cambridge University Press, 1990, S. 35 - 36. Zitiert in Valentine Moghadam: Modernizing Women. Gender and Social Change in the Middle East. Boulder / London: Lynne Rienner, 2003.
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Freitag, 7. Oktober 2011
Donnerstag, 6. Oktober 2011
Von einer Mauer, die nicht mehr ist
Die Mauer. Eine Grenze durch Deutschland
Ausstellung und Diskussion organisiert von Ostblick e.V.
in Zusammenarbeit mit der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur
Berlin, 13. Oktober
Fünfzig Jahre ist es her, dass die Mauer, die einst Deutschland und Europa in Ost und West teilte, gebaut wurde. Mauern werden gebaut, Mauern fallen. Fast dreißig Jahre sollte es dauern, bis es in Deutschland so weit war. In diesen fast dreißig Jahren bestimmte die Mauer das Leben eines großen Teils der Deutschen (und Europäer), war sie häßlicher Teil des Alltags vieler Menschen auf beiden Seiten, wurde sie manchem, der versuchte, sie zu überwinden, zum Verhängnis.
Der Berlin-Brandenburger Verein Ostblick organisiert in Zusammenarbeit mit der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur nächste Woche eine Plakatausstellung zum Thema "Die Mauer. Eine Grenze durch Deutschland". Große Plakate stellen anhand von historischen Fotografien und Dokumenten die Mauer, ihre Opfer, Fluchtversuche und den Alltag an der deutsch-deutschen Grenze dar. Gleichzeitig gibt die Ausstellung aber auch einen Ausblick auf die Zeit nach der Wende und die so genannten Mauerschützenprozesse.
Ein Zeitzeuge wird zu seinem Fluchtversuch von Ost nach West sprechen und ein Vertreter der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur einen einführenden Vortrag in die Thematik halten. Anschließend ist Raum zur Diskussion gegeben.
Um Anmeldung wird gebeten: http://post.galatis.de/webmail/src/compose.php?send_to=anmeldung%40ostblick.org
13. Oktober 2011, 19.00 Uhr
Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur
Kronenstraße 5, 10117 Berlin
13. Oktober 2011, 19.00 Uhr
Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur
Kronenstraße 5, 10117 Berlin
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Mittwoch, 5. Oktober 2011
Von Ilyas
...der fuer sein Land kaempfen wollte
Als ich Ilyas in Frankreich kennen lernte, war er 18, einige Jahre jünger als ich. Wir studierten an der selben Universität in Frankreich und er war einer der wenigen anderen Muslime, so haben wir uns kennen gelernt. Er wurde einer meiner besten Freunde dort. Als ich fragte, woher seine Familie stammte, sagte er: "Ich bin Syrer", dabei hatte er den Großteil seines Lebens in Frankreich verbracht. Ein Jahr war er, als seine Eltern mit ihm nach Europa gekommen waren. Dass er in Damaskus geboren war, erzählte er mir voller Stolz. Seine Eltern waren Ärzte und lebten mit ihren drei Söhnen und der Tochter in einer kleinen Stadt im Norden Frankreichs. Ilyas besuchte sie an den Wochenenden. Ilyas war intelligent, gebildet, höflich, gutaussehend - wie stolz sie auf ihren ältesten Sohn sein mussten.
Hochschulengagement vom Regime nicht gern gesehen
Als ich an der Uni eine Hochschulgruppe gründen wollte, war Ilyas von der Idee begeistert und sagte mir seine Hilfe zu. Gemeinsam mit einer Reihe anderer Kommilitionen arbeiteten wir an der Idee und wollten unsere Gruppe gerade bei der Universitätsverwaltung anmelden - was nötig war, um als offizielle Studentengruppe der Uni anerkannt zu werden -, als Ilyas mir plötzlich erklärte, dass er zwar gerne weiter mit uns arbeiten würde, sein Name aber in keinem Fall auf der Webseite der Gruppe oder der Universität vermerkt sein dürfte. Sein Vater hatte ihn daran erinnert, dass er aus Syrien stammte und dass die Familie in enorme Schwierigkeiten kommen könnte, falls Ilyas Name in Verbindung mit einer Hochschulgruppe im Ausland im Internet zu finden sei. So kam es, dass nicht Ilyas sondern zwei weitere Freunde von mir mit mir gemeinsam als offizielle Gründer unserer Gruppe bei der Hochschulverwaltung registriert wurden.
Sein Heimatland im Kriegsfall verteidigen
Ich weiß nicht mehr, wie wir darauf kamen, aber irgendwann meinte Ilyas, dass, wenn jemals ein Krieg gegen Syrien geführt werden würde, er natürlich in sein Heimatland, wie er es nannte, fahren würde und sich an seiner Verteidigung beteiligen würde. Da saßen wir in der Mensa einer französischen Universität, neben uns seine besten Freunde Eloise, Anna und Mathieu, die gerade mit uns in der Vorlesung gewesen waren, und unterhielten uns auf Französisch über die Möglichkeit eines Krieges im Nahen Osten und dass er, Ilyas, der Franzose, in diesem Falle die Heimat seiner Eltern mit der Waffe in der Hand verteidigen wollte. Surreal? Ja, ein bisschen schon.
Krise im Nahen Osten
Ein paar Monate später war ich im Nahen Osten, nicht in Syrien, aber nicht weit von dort. Das Thema überall war der neuste bewaffnete Zusammenstoß an der Grenze zwischen Israel und dem Libanon. "Und", fragte meine Freundin Lana ihren Bekannten Mahmoud, mit dem wir auf der größten Einkaufsstraße der Stadt unterwegs waren, "was glaubst du, wenn das Ganze so weiter geht, meinst du, die Syrer greifen auch ein?" Mahmoud lachte und sagte schnell etwas auf Arabisch. Lana nickte und sah ihn an. Ich bat um Übersetzung und als sie mir erklärte, was er gesagt hatte, glaubte ich für einen Moment, nicht atmen zu können: "Wir fragen uns alle, warum die Syrer nicht schon längst eingegriffen haben". Ich dachte an Ilyas, wie jung er war, und dass er, falls es zu einem Krieg zwischen Israel und Syrien kommen sollte, vielleicht wirklich glauben würde, das Land, dass er tatsächlich doch nur aus den Sommerferien kannte, als Soldat verteidigen zu müssen. Mir war schlecht und auf Einkaufen hatte ich keine Lust mehr.
Volksaufstand in Syrien
Dass alles ist Jahre her. Ilyas ist in der Zwischenzeit älter als ich es damals war. Er hat sein Studium beendet, sich für einen Ausbildungslehrgang zum Beamten beworben, in den er aufgenommen wurden, eine Prüfung nach der anderen bestanden und wird in einigen Jahren wohl in irgend einem Ministerium für Frankreich, sein Land, arbeiten. Und dann war plötzlich tatsächlich Krieg in Syrien. Das syrische Volk lehnte sich endlich, endlich gegen das Regime auf, dass es seit Jahren unterdrückte hatte und ich dachte, beschäftigt mit Studium, Arbeit und Familie, nicht gleich an Ilyas. Erst als sich die Berichte aus Syrien sich häuften, fiel er mir ein und was er damals gesagt hatte.
Cousin verhaftet, Nachbar ermordet
Aber Ilyas fuhr nicht zum Kämpfen nach Hause. Er saß zu Hause vor dem Fernseher und Computer, sah sich Nachrichtensendung über Nachrichtensendung, Youtube-Video über Youtube-Video, Zeitungsartikel über Zeitungsartikel durch. Ein Cousin wurde verhaftet, der nächste, ein Freund aus Kindestagen, und er konnte nur hoffen, dass sie Folter und Erniedrigungen entgehen würden und bald freigelassen werden würden. Wenn ich in den Nachrichten von der Ermordung noch eines Regimekritikers hörte, las ich nicht viel später, dass Ilyas die Familie seit Jahren kannte, es Nachbarn waren, er mit den Söhnen als Kind gespielt hatte.
Vor dem Bildschirm...
Ilyas ging auf Demos in Frankreich, eröffnete einen Twitter-Account und postete regelmäßige Updates zu den Entwicklungen in Syrien und der Region. Welche Freude, als Ben Ali, der Diktator, Tunesien verlassen musste! Welche Erleichterung, als Mubarak, auch der ein Diktator, abdanken musste! Ungläubig verfolgte er das Vorstoßen von Rebellen und westlichen Allierten in Lybien - aber was war mit Syrien? Seit Monaten wurden die Proteste des Volks nun fortgeführt, seit Monaten antwortete das Regime auf jeden Widerspruch mit brutalster Gewalt - und Ilyas konnte nicht viel mehr tun, als die Geschehnisse zu Hause vor dem Bildschirm mitzuverfolgen.
...bis nachts um drei
Ein Video von der Hinrichtung eines syrischen Journalisten durch regimenahe Sniper, auf das er auf Youtube gestoßen war, veröffentlichte er, noch eins, auf dem nächsten war es ein kleines Mädchen, dass durch einen Bauchschuss ums Leben gekommen war, dann eine alte Frau, deren Blut die Straße tränkte, noch ein Video und noch eins und noch eins, und ich sah ihn nicht, aber ich wusste, wie er sich quälte, konnte mir vorstellen, wie er glaubte, all diese Filme zu sehen, um, wenn er doch letztendlich nicht viel ausrichten konnte, wenn er nicht in Syrien, nicht bei seinen Freunden, seinen Nachbarn, seiner Familie war, doch wenigstens so am Geschehen zu sein, mitzufühlen, bei ihnen zu sein. Ich wollte ihm sagen, dass er das lassen sollte, dass er sich informieren und Nachrichten sehen konnte, aber dass bis spät in die Nacht Hinrichtung über Hinrichtung auf dem Bildschirm zu verfolgen, keinem der Menschen dort helfen würde. Ich wollte es ihm sagen. Und habe nichts gesagt.
Als ich Ilyas in Frankreich kennen lernte, war er 18, einige Jahre jünger als ich. Wir studierten an der selben Universität in Frankreich und er war einer der wenigen anderen Muslime, so haben wir uns kennen gelernt. Er wurde einer meiner besten Freunde dort. Als ich fragte, woher seine Familie stammte, sagte er: "Ich bin Syrer", dabei hatte er den Großteil seines Lebens in Frankreich verbracht. Ein Jahr war er, als seine Eltern mit ihm nach Europa gekommen waren. Dass er in Damaskus geboren war, erzählte er mir voller Stolz. Seine Eltern waren Ärzte und lebten mit ihren drei Söhnen und der Tochter in einer kleinen Stadt im Norden Frankreichs. Ilyas besuchte sie an den Wochenenden. Ilyas war intelligent, gebildet, höflich, gutaussehend - wie stolz sie auf ihren ältesten Sohn sein mussten.
Hochschulengagement vom Regime nicht gern gesehen
Als ich an der Uni eine Hochschulgruppe gründen wollte, war Ilyas von der Idee begeistert und sagte mir seine Hilfe zu. Gemeinsam mit einer Reihe anderer Kommilitionen arbeiteten wir an der Idee und wollten unsere Gruppe gerade bei der Universitätsverwaltung anmelden - was nötig war, um als offizielle Studentengruppe der Uni anerkannt zu werden -, als Ilyas mir plötzlich erklärte, dass er zwar gerne weiter mit uns arbeiten würde, sein Name aber in keinem Fall auf der Webseite der Gruppe oder der Universität vermerkt sein dürfte. Sein Vater hatte ihn daran erinnert, dass er aus Syrien stammte und dass die Familie in enorme Schwierigkeiten kommen könnte, falls Ilyas Name in Verbindung mit einer Hochschulgruppe im Ausland im Internet zu finden sei. So kam es, dass nicht Ilyas sondern zwei weitere Freunde von mir mit mir gemeinsam als offizielle Gründer unserer Gruppe bei der Hochschulverwaltung registriert wurden.
Sein Heimatland im Kriegsfall verteidigen
Ich weiß nicht mehr, wie wir darauf kamen, aber irgendwann meinte Ilyas, dass, wenn jemals ein Krieg gegen Syrien geführt werden würde, er natürlich in sein Heimatland, wie er es nannte, fahren würde und sich an seiner Verteidigung beteiligen würde. Da saßen wir in der Mensa einer französischen Universität, neben uns seine besten Freunde Eloise, Anna und Mathieu, die gerade mit uns in der Vorlesung gewesen waren, und unterhielten uns auf Französisch über die Möglichkeit eines Krieges im Nahen Osten und dass er, Ilyas, der Franzose, in diesem Falle die Heimat seiner Eltern mit der Waffe in der Hand verteidigen wollte. Surreal? Ja, ein bisschen schon.
Krise im Nahen Osten
Ein paar Monate später war ich im Nahen Osten, nicht in Syrien, aber nicht weit von dort. Das Thema überall war der neuste bewaffnete Zusammenstoß an der Grenze zwischen Israel und dem Libanon. "Und", fragte meine Freundin Lana ihren Bekannten Mahmoud, mit dem wir auf der größten Einkaufsstraße der Stadt unterwegs waren, "was glaubst du, wenn das Ganze so weiter geht, meinst du, die Syrer greifen auch ein?" Mahmoud lachte und sagte schnell etwas auf Arabisch. Lana nickte und sah ihn an. Ich bat um Übersetzung und als sie mir erklärte, was er gesagt hatte, glaubte ich für einen Moment, nicht atmen zu können: "Wir fragen uns alle, warum die Syrer nicht schon längst eingegriffen haben". Ich dachte an Ilyas, wie jung er war, und dass er, falls es zu einem Krieg zwischen Israel und Syrien kommen sollte, vielleicht wirklich glauben würde, das Land, dass er tatsächlich doch nur aus den Sommerferien kannte, als Soldat verteidigen zu müssen. Mir war schlecht und auf Einkaufen hatte ich keine Lust mehr.
Volksaufstand in Syrien
Dass alles ist Jahre her. Ilyas ist in der Zwischenzeit älter als ich es damals war. Er hat sein Studium beendet, sich für einen Ausbildungslehrgang zum Beamten beworben, in den er aufgenommen wurden, eine Prüfung nach der anderen bestanden und wird in einigen Jahren wohl in irgend einem Ministerium für Frankreich, sein Land, arbeiten. Und dann war plötzlich tatsächlich Krieg in Syrien. Das syrische Volk lehnte sich endlich, endlich gegen das Regime auf, dass es seit Jahren unterdrückte hatte und ich dachte, beschäftigt mit Studium, Arbeit und Familie, nicht gleich an Ilyas. Erst als sich die Berichte aus Syrien sich häuften, fiel er mir ein und was er damals gesagt hatte.
Cousin verhaftet, Nachbar ermordet
Aber Ilyas fuhr nicht zum Kämpfen nach Hause. Er saß zu Hause vor dem Fernseher und Computer, sah sich Nachrichtensendung über Nachrichtensendung, Youtube-Video über Youtube-Video, Zeitungsartikel über Zeitungsartikel durch. Ein Cousin wurde verhaftet, der nächste, ein Freund aus Kindestagen, und er konnte nur hoffen, dass sie Folter und Erniedrigungen entgehen würden und bald freigelassen werden würden. Wenn ich in den Nachrichten von der Ermordung noch eines Regimekritikers hörte, las ich nicht viel später, dass Ilyas die Familie seit Jahren kannte, es Nachbarn waren, er mit den Söhnen als Kind gespielt hatte.
Vor dem Bildschirm...
Ilyas ging auf Demos in Frankreich, eröffnete einen Twitter-Account und postete regelmäßige Updates zu den Entwicklungen in Syrien und der Region. Welche Freude, als Ben Ali, der Diktator, Tunesien verlassen musste! Welche Erleichterung, als Mubarak, auch der ein Diktator, abdanken musste! Ungläubig verfolgte er das Vorstoßen von Rebellen und westlichen Allierten in Lybien - aber was war mit Syrien? Seit Monaten wurden die Proteste des Volks nun fortgeführt, seit Monaten antwortete das Regime auf jeden Widerspruch mit brutalster Gewalt - und Ilyas konnte nicht viel mehr tun, als die Geschehnisse zu Hause vor dem Bildschirm mitzuverfolgen.
...bis nachts um drei
Ein Video von der Hinrichtung eines syrischen Journalisten durch regimenahe Sniper, auf das er auf Youtube gestoßen war, veröffentlichte er, noch eins, auf dem nächsten war es ein kleines Mädchen, dass durch einen Bauchschuss ums Leben gekommen war, dann eine alte Frau, deren Blut die Straße tränkte, noch ein Video und noch eins und noch eins, und ich sah ihn nicht, aber ich wusste, wie er sich quälte, konnte mir vorstellen, wie er glaubte, all diese Filme zu sehen, um, wenn er doch letztendlich nicht viel ausrichten konnte, wenn er nicht in Syrien, nicht bei seinen Freunden, seinen Nachbarn, seiner Familie war, doch wenigstens so am Geschehen zu sein, mitzufühlen, bei ihnen zu sein. Ich wollte ihm sagen, dass er das lassen sollte, dass er sich informieren und Nachrichten sehen konnte, aber dass bis spät in die Nacht Hinrichtung über Hinrichtung auf dem Bildschirm zu verfolgen, keinem der Menschen dort helfen würde. Ich wollte es ihm sagen. Und habe nichts gesagt.
Dienstag, 4. Oktober 2011
Von Liebe und Schmerz des Exilanten
Oder: Parastou Forouhars Geschichte
Kann man ein Land lieben, das einem alles genommen hat? Vor 13 Jahren wurden Parastou Forouhars Eltern, beide Oppositionspolitiker im Iran, brutal ermordet. Die Täter wurden nie gefasst, aber vieles weist darauf hin, dass der iranische Staat und sein Geheimdienst hinter den Hinrichtungen steht. Parastou Forouhar ließ sich von den Morden nicht einschüchtern. Anstatt zu resignieren, beschloss sie, für die Aufklärung dieses Verbrechens zu kämpfen.
Kunst als politische Waffe
Die deutsch-iranische Künstlerin setzt sich mit den Morden in ihrer Kunst auseinander, aber sie ging noch einen Schritt weiter und schrieb Artikel und Stellungnahmen - und sie klagte. Einen ersten Erfolg erreichte sie; bis 2010 wurden 18 in die Morde verwickelte Personen von iranischen Gerichten verurteilt, sogar zwei Todesurteile ausgesprochen, die jedoch nicht vollzogen wurden, weil Parastou Forouhar die Todesstrafe ablehnt. Zufrieden ist sie trotz dieser Teilerfolge nicht, schließlich sind die Befehlshaber, die politischen Hintermänner der Morde weiterhin in Amt und Würden.
Kein Widerspruch
Parastou Forouhar kämpft weiter gegen den iranischen Staat - und liebt ihr Land. Der Titel ihres Buches "Das Land, in dem meine Eltern umgebracht wurden. Liebeserklärung an den Iran" scheint nur auf den ersten Blick widersprüchlich. Letztendlich drückt er den grausamen Gegensatz zwischen der Liebe zu einem Land und seiner Kultur und der eigenen Verfolgung durch das Regime eben dieses Staates aus. Kann man ein Land lieben, das einem alles genommen hat? Sicher.
Ins Exil getrieben. Verbundenheit bleibt
Da geht es Parastou Forouhar nicht viel anders als meinen iranischen Freunden in London (die ihr Land genauso sehr lieben wie sie den Staat hassen) - oder so vielen jüdischen Deutschen damals, die der Hölle des Holocausts entkommen waren, nach abenteuerlicher Flucht im sonnenvertrockneten, wüstennahen Palästina saßen und sich nach grünen Weiden, saftigen Wiesen, Deutschlands Bergen, Kaffee und Kuchen und Kammerkonzerten sehnten.
Hier geht es zu Parastou Forouhars Webseite. Und hier zu ihrem Blog.
Kann man ein Land lieben, das einem alles genommen hat? Vor 13 Jahren wurden Parastou Forouhars Eltern, beide Oppositionspolitiker im Iran, brutal ermordet. Die Täter wurden nie gefasst, aber vieles weist darauf hin, dass der iranische Staat und sein Geheimdienst hinter den Hinrichtungen steht. Parastou Forouhar ließ sich von den Morden nicht einschüchtern. Anstatt zu resignieren, beschloss sie, für die Aufklärung dieses Verbrechens zu kämpfen.
Kunst als politische Waffe
Die deutsch-iranische Künstlerin setzt sich mit den Morden in ihrer Kunst auseinander, aber sie ging noch einen Schritt weiter und schrieb Artikel und Stellungnahmen - und sie klagte. Einen ersten Erfolg erreichte sie; bis 2010 wurden 18 in die Morde verwickelte Personen von iranischen Gerichten verurteilt, sogar zwei Todesurteile ausgesprochen, die jedoch nicht vollzogen wurden, weil Parastou Forouhar die Todesstrafe ablehnt. Zufrieden ist sie trotz dieser Teilerfolge nicht, schließlich sind die Befehlshaber, die politischen Hintermänner der Morde weiterhin in Amt und Würden.
Kein Widerspruch
Parastou Forouhar kämpft weiter gegen den iranischen Staat - und liebt ihr Land. Der Titel ihres Buches "Das Land, in dem meine Eltern umgebracht wurden. Liebeserklärung an den Iran" scheint nur auf den ersten Blick widersprüchlich. Letztendlich drückt er den grausamen Gegensatz zwischen der Liebe zu einem Land und seiner Kultur und der eigenen Verfolgung durch das Regime eben dieses Staates aus. Kann man ein Land lieben, das einem alles genommen hat? Sicher.
Ins Exil getrieben. Verbundenheit bleibt
Da geht es Parastou Forouhar nicht viel anders als meinen iranischen Freunden in London (die ihr Land genauso sehr lieben wie sie den Staat hassen) - oder so vielen jüdischen Deutschen damals, die der Hölle des Holocausts entkommen waren, nach abenteuerlicher Flucht im sonnenvertrockneten, wüstennahen Palästina saßen und sich nach grünen Weiden, saftigen Wiesen, Deutschlands Bergen, Kaffee und Kuchen und Kammerkonzerten sehnten.
Hier geht es zu Parastou Forouhars Webseite. Und hier zu ihrem Blog.
Montag, 3. Oktober 2011
Gutes Essen (1)
Abu Zaad
Shepherd's Bush, West London
Tube: Shepherd's Bush Market (Circle line, Hammersmith and City line)
Shepherd's Bush, West London
Tube: Shepherd's Bush Market (Circle line, Hammersmith and City line)
Eine der Sachen, die mir unglaublich gut an London gefallen, ist, dass man hier richtig gutes Essen aus aller Welt bekommt. Sicher, internationale Restaurants gibt es auch in Köln, Berlin, Hamburg, München - aber an die Vielfalt, die einem hier geboten wird, kommt keine deutsche Stadt dran.
Syrisches Essen in London
Von dem syrischen Resto Abu Zaad hatte ich schon von Freunden gehört. Letztens waren das Lieschen und ich dort mit Friedrich, seiner Freundin Renate und noch vier anderen Freundinnen der beiden zum Essen. Das Lieschen und ich waren etwas spät dran, und als wir das Restaurant schließlich gefunden hatten, war der Tisch schon voller Teller und Schüsselchen mit Reis, Fleisch, Gemüse, Couscous, Bohnen, verschiedenen Vorspeisen und Salat. Schnell haben wir irgendwo den Buggy verstaut, uns dazu gesetzt und auch was bestellt.
Lammfleisch mit Auberginenstücken in Sauce
Die Karte bietet neben syrischen Spezialitäten auch eine Reihe an marokkanischen Couscous-Gerichten (GBP 6,00). Wir haben uns schließlich für das Lammfleisch mit Auberginenstücken in Sauce (Moussaka Billahmi, GBP 5,75) entschieden. Dazu Fladenbrot. Und von Friedrichs Vorspeisenteller (GBP 6,00) haben wir auch was stibitzt. Die Vorspeisen waren gut, dem Hauptgericht fehlte die Würze - oder ist das nur mein durch südasiatische Speisen verdorbener Geschmackssinn? Liegt es daran, dass die Zutaten hier in London, die (englisches Wetter) einfach nicht genug Sonne abbekommen, nie so schmecken werden wie irgendwo-im-Nahen-Osten?
Arabische Familien, englische Freunde
Die Atmosphäre im dezent orientalisch gestylten Resto war nett. Das Publikum bunt gemischt, viele arabische Familien, junge Leute in großen Gruppen, aber auch viele ur-englische Gäste - zum Beispiel die Familie am Nachbartisch, die irgend etwas zu feiern schienen. Frauen in Kopftuch, andere in grellem libanesischem Makeup. Wir fallen nicht weiter auf - weder wegen des Tuchs auf meinem Kopf noch wegen der vier Blondköpfe in unserer Gruppe - so muss es sein. Nur ein bisschen laut war es.
New favourite: limun ma nana
Ganz zu Schluss hat sich Friedrich noch eine frisch gepresste Minz-Zitronen-Limonade (limun ma nana, GBP 2,25) bestellt - und den Fehler gemacht, uns probieren zu lassen. Zurück bekommen hat er sie nicht, und allein dafür - frisch gepresste Zitronenlimonade, grün gefärbt von den gehackten Minzstücken darin - lohnt sich ein Besuch im Abu Zaad.
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Sonntag, 2. Oktober 2011
Von Frauen und Fräuleins
Ich hab ein Weilchen gebraucht, damals in Frankreich, bis ich heraus hatte, wann man eine Frau Mademoiselle (Fräulein) und wann man sie Madame (Frau) nennt. Erklärt wurde mir schließlich, dass es an der Eheschließung hängt: Verheiratet - Madame, unverheiratet - Mademoiselle. Das machte Sinn, auch wenn es uns Deutschen, die sich des Fräuleins ja schon lange entledigt haben, etwas altbacken vorkommen mag. Da man einer Frau ja aber nicht unbedingt ansieht, ob sie verheiratet ist, gestaltete sich das Jonglieren mit den beiden Begriffen schließlich doch nicht so einfach. Hinzu kam erschwerend, dass sich angeblich manche ältere Frau geschmeichelt fühlte, sprach man sie mit Mademoiselle an, wobei andere auf dem Madame bestünden. Schwierig.
Miss, Mrs oder Ms Lieselotte?
In Großbritannien stand ich dann plötzlich vor dem gleichen Problem, nur war es hier noch ein bisschen komplizierter. Da gab es Miss (Fräulein), Mrs (Frau) und Ms - ja, was war das denn jetzt? Irgendwo las ich, dass Ms (sprich: "miss") für geschiedene Frauen benutzt werde - bitte wie? Anscheinend ging es also noch seltsamer als bei den Franzosen. Ich hatte keine Ahnung, was ich auf all den Formularen, die es immer wieder auszufüllen gab, ankreuzen sollte. Ich war ja verheiratet, aber Mrs hörte sich irgendwie nach einer Fünfzigjährigen an, Miss nach einer Fünfjährigen und dieses Ms, hm, geschieden war ich ja nicht. Also Verwirrung total, und anders als bei der Frage nach der ethnischen Zugehörigkeit, der man in Großbritannien auch alle naslang über den Weg läuft, gab es noch nicht mal die Option "Information verweigert".
Es tut sich was
In Frankreich scheint sich jetzt was zu tun bei der Frage nach der korrekten Anrede von jüngeren und älteren Damen. Und das hat es, wie ich schließlich heraus bekam, auch in Großbritannien. Ms ist dort nämlich nicht nur die Anrede für eine geschiedene Frau, sondern auch die korrekte Bezeichnung für alles Weibliche, deren Zivilstand unbekannt ist.
Miss, Mrs oder Ms Lieselotte?
In Großbritannien stand ich dann plötzlich vor dem gleichen Problem, nur war es hier noch ein bisschen komplizierter. Da gab es Miss (Fräulein), Mrs (Frau) und Ms - ja, was war das denn jetzt? Irgendwo las ich, dass Ms (sprich: "miss") für geschiedene Frauen benutzt werde - bitte wie? Anscheinend ging es also noch seltsamer als bei den Franzosen. Ich hatte keine Ahnung, was ich auf all den Formularen, die es immer wieder auszufüllen gab, ankreuzen sollte. Ich war ja verheiratet, aber Mrs hörte sich irgendwie nach einer Fünfzigjährigen an, Miss nach einer Fünfjährigen und dieses Ms, hm, geschieden war ich ja nicht. Also Verwirrung total, und anders als bei der Frage nach der ethnischen Zugehörigkeit, der man in Großbritannien auch alle naslang über den Weg läuft, gab es noch nicht mal die Option "Information verweigert".
Es tut sich was
In Frankreich scheint sich jetzt was zu tun bei der Frage nach der korrekten Anrede von jüngeren und älteren Damen. Und das hat es, wie ich schließlich heraus bekam, auch in Großbritannien. Ms ist dort nämlich nicht nur die Anrede für eine geschiedene Frau, sondern auch die korrekte Bezeichnung für alles Weibliche, deren Zivilstand unbekannt ist.
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Samstag, 1. Oktober 2011
An die Damen und Herren Kommentatoren
Bitte posten Sie hier keine Links zu Videos. Ich kann und will nicht jedes Video auf seinen Inhalt überprüfen und werde deshalb der Einfachheit halber entsprechende Kommentare nicht veröffentlichen. Merci
(Darüber, dass Kommentare bitte nicht absichtlich beleidigend sein oder die Grenzen des guten Geschmacks übersteigen sollen, haben wir ja schon gesprochen.)
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