Für 16 Uhr war die Kundgebung angekündigt, um 16.05 Uhr rollen das Lieschen und ich auf den Frankfurter Römerberg. Aus der Ferne schon weht uns eine MLKP-Fahne entgegen und tatsächlich sind die meisten der Demonstranten Linke. DKP, linksjugend solid, dielinke.SDS, IGM Jugend und eine ganze Reihe türkischer Linksgruppierungen (ATIK, ADHK): sie alle lassen ihre Fahnen im Wind wehen. Wie ein Relikt aus einer anderen Zeit wirken die "Wir sind gemeinsam stark"-Flaggen, die ich aus den 1980ern kenne. Türkische Fahnen sehe ich mehr als palästinensische und anders als bei der Demonstration gegen den Gazakrieg 2008 / 2009 sind nur wenige Kopftücher zu sehen - dafür ganz viele Demonstranten, die "ganz normal" aussehen. Man ist entweder Teenager oder 40plus. Einige haben anscheinend die Schilder mit dem schwarzweißen Bild einer brennenden Kerze für Gaza, die vor anderthalb Jahren die Demonstrationszüge prägten, noch einmal aus dem Keller geholt.
Um viertel nach vier ist der erste Redner zu hören: ein Vertreter der Linkspartei, der mit hessischem Akzent für Palästina und die Gaza-Flotte spricht. In der Folge wechseln sich eine Reihe von Sprechern ab. Der Sound ist miserabel; 15, 20 Meter entfernt hört man kaum noch etwas, aber ich bin schon froh, dass sie sich dieses Mal die geifernde Frau sparen, die ihre auf Arabisch ins Mikro gebrüllte Rede letztes Mal auf der Hauptwache halten durfte. Auch die "Allahu akbar"-Rufe (im Chor!) haben sie sich diesmal verkniffen - naja, hätte wohl Ärger mit Linkspartei und Co. gegeben.
Der angestimmte "Palästina! Palästina"-Sprechchor verstummt schon schnell, viel länger und lauter ist "Hoch die inter-nationa-le So-li-da-ri-tät!" zu hören. Nach einem Weilchen meckert das Lieschen und ich setze mich mit ihr auf die Stufen zum Rathaus. Eine ältere Frau, die - wie sich kurz darauf herausstellt - aus Bethlehem kommt, setzt sich neben uns. "Früher war ich viel aktiv, aber seit zwei Jahren mache ich da nicht mehr mit. Sind doch immer wieder die gleichen. Uns fehlt der Nachwuchs." Um 17 Uhr verstummt der letzte Redner, die Gruppe von ein paar hundert Leutchen löst sich langsam auf und ich sitze da, und frage mich, ob das alles war.
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1 Kommentar:
ie Syriendemos kommen auch nicht so recht in Schwung. In Frankfurt vor einem Monat an der Hauptwache; echt traurig.
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