Montag, 26. September 2011

Am schönsten

Oder: Die Regent's Park Mosque in London

Eine der schönsten Moscheen in London ist die Regent's Park Mosque (auch Central London Mosque) zwischen St. John's Wood und Baker Street im Westen der Stadt. Die Moschee liegt nur fünf Minuten zu Fuß vom Regent's Park entfernt, was sie attraktiv für Familien mit Kindern macht, die während eines Ausflugs in den Park schnell fürs Gebet Pause in der Moschee machen.

Goldene Kuppel, großes Minarett

Vom Park aus sieht man auch die große goldene Kuppel, von der Straße nur das Minarett. Vor der Moschee liegt ein großer Vorhof, von dem aus man schon in die Räumlichkeiten blicken kann. Im ersten Stock ist eine Bücherei, die zurzeit allerdings wegen Renovierungsarbeiten geschlossen ist. Geradeaus hinter dem Vorraum liegt der Hauptgebetsraum, rechts ein kleiner Laden, in dem islamische Bücher, Kleider und CDs verkauft werden. Ganz rechts geht es zu den Frauenräumen, ganz links runter zur Kantine, wo südasiatisches Essen verkauft wird.

Türkise Mosaike, goldene Qur'an-Zitate

Der Gebetsraum ist mit blauen Teppichen ausgelegt, die Wände sind passend dazu in eiergelb gestrichen. Die riesige Kuppel, die sich über dem Hauptraum erhebt, ist mit hellblauen, blauen, weißen, türkisen und gelben Mosaiken ausgelegt. Große, in gold auf weiß geschriebene, Zitate aus dem Qur'an ziehen sich um das Innere der Kuppel. Aus der Kuppel hängen große Kronleuchter. Von der Empore, die für die Frauen vorgesehen ist, hat man einen wunderbaren Blick auf die Kuppel. Das Geländer der Empore ist übermannshoch mit dunkelbraunem geschnitztem Holz bekleidet; dicht genug, dass von unten keiner hoch gucken kann, aber weit genug auseinander, dass wir in den Hauptraum sehen können.

Engländer, Araber, Pakistanis, Bosnier, Chinesen

Ich war nie zur Predigt hier, aber fürs Gebet komme ich gerne. Die Moschee wird, soweit ich das weiß, von der saudischen Regierung finanziert (ob sich das in den Predigten bemerkbar macht? wahrscheinlich schon), aber anders zum Beispiel als in der East London Mosque in Whitechapel ist das Publikum hier gemischter. Während die Moschee in Whitechapel vor allem Bangladeschis und Somalis besuchen (und dementsprechend manche der Angebote auch nur auf diesen beiden Sprachen sind), findet man hier Besucher mit den verschiedensten Hintergründen. Engländer, Araber, Türken, Albaner, Pakistanis, Bosnier, Somalis, Chinesen, Polen, Franzosen ... da fallen wir wirklich nicht weiter auf.

Mit Blick auf Kastanienbäume

Und während man dort dann nach dem Gebet auf dem blauen Teppich sitzt und nach draußen schaut, sieht man vor den großen Fenstern, die Tageslicht in den Gebetsraum lassen, den Wind durch die Blätter der riesigen Kastanienbäume spielen. Eine der schönsten Moscheen hier in London eben.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Nicht eine Sekunde vermag mich irgendeine Exotik ästhetisch, spirituell, oder sonstwie anzurühren, solange die umgekehrte Repräsentationsrichtung blockiert ist.

Dies gebieten mir der mitmenschliche Anstand, hier: das Pathos von Gleichheit und Gegenseitigkeit.

Würde ich bei Tantratempeln, Außerirdischen, oder säkularen Erweckungskulten übrigens ganz genauso empfinden.

Anonym hat gesagt…

"Besucher mit den verschiedensten Hintergründen. Engländer, Araber, Türken, Albaner, Pakistanis, Bosnier, Somalis, Chinesen, Polen, Franzosen"

Kunststück, es handelt sich schließlich um die Antifa-Moschee, die Churchill 1940 den Moslems spendiert hat, um sie für den Zweiten Weltkrieg an der Seite des Vereinigten Königreichs 1940 in schwieriger Lage zu begeistern.

"The gift was also intended as a tribute to the thousands of Indian Muslim soldiers who died defending the British Empire"

So eine Art Vorschuß auf Pakistan. Wenn schon die Bangladeschis lieber woanders hingehen, fragen Sie doch mal nach, ob der Bau vielleicht von den Indern auch boykottiert wird, und es sich eher um eine Veranstaltung von Punjabis and friends handelt.

Und das Geschenk wurde sogar angenommen, allerdings erst, als 1944 das Schlachtenglück sich klar gewendet hatte:

"1944 A Mosque Committee comprising various prominent Muslim diplomats and Muslim residents in the United Kingdom accepted the gift"

http://en.wikipedia.org/wiki/London_Central_Mosque

Der deutsche WP-Eintrag verweist allerdings eher auf einen transreligiösen Deal:

"Das Grundstück war ein Geschenk an die Muslime im Vereinigten Königreich, im Gegenzug erhielt das Land von Georg VI. einen Platz in Kairo für eine Allerheiligen-Kathedrale."

Leider stand diese Kathedrale der späteren Stadtentwicklung etwas im Wege.

"In 1970, the Cathedral of All Saints' in Cairo was demolished to make way for a new Nile bridge."

Später wurde dann irgendwo ein häßlicher Neubau hingeknallt. Protestanten halt.

http://en.wikipedia.org/wiki/Episcopal_Church_in_Jerusalem_and_the_Middle_East