Anderthalb Stunden Busfahrt gen Südosten und wir sind im Küstenstädtchen Margate. Wer hätte gedacht, dass London so nahe am Meer liegt? Der gelbe Sandstrand, der sich vor dem kleinen Ort Richtung Meer erstreckt, wird von einer Uferpromenade begrenzt. Die meisten der Häuser, die mit Blick auf das Wasser gebaut wurden, müssen 100 bis 150 Jahre alt sein. Ein Großteil von ihnen ist ziemlich heruntergekommen, in den Seitengäßchen noch mehr als entlang der Hauptstraßen.
Das Hochhaus, das sich hinter den zwei- bis dreistöckigen Häusern grau und hässlich gen Himmel reckt, ist jünger. Unter den Rundbögen der parallel zur Küstenlinie gebauten Häusern an der Hauptstraße laden grell leuchtende Schilder und Neonröhren zum Dartwerfen, Kuscheltierfangen, Glücksspiel: "family amusement". Fish und Chips gibt's dort vorne an der Ecke zu kaufen, aber Curry kriegt man auch, oder Kebab.
Unten am Strand gibt es Ebbe und Flut, Algen, Muscheln, Lieselotte fischt eine - tote - Krabbe aus dem Meer und das Lieschen kann es nicht fassen: so viel Sand und Wasser an einem Fleck! Mutige schwimmen selbst bei 19, 20°C Außentemperatur, aber nicht lange, denn das ist selbst für Briten kühl. Das Wetter meint es gut mit uns, von den vorhergesagten Regenschauern bleiben wir verschont und zwischendurch lässt sogar die Sonne mal kurz ein paar Strahlen blicken, bis dann irgendwann am späten Nachmittag plötzlich alle hektisch anfangen, ihre Sachen zusammen zu packen, weil es doch zu tröpfeln beginnt.
Schnell laufen wir zurück zum Bus, der neben dem Jahrmarkt steht, auf dem jetzt - anders als heute vormittag - die Lichter der Karrussels, der Schießbuden, Schaukeln und anderen Geräte blinken und rotieren und kreischende Teenager zu hören sind. Wir steigen in den Bus, fahren anderthalb Stunden gen Nordost durch kleine Provinznester, über sanfte Hügel und durch gelbe Wiesen und kommen erschöpft in London an, über eine Stunde später als geplant, aber das hat sich gelohnt für diesen Tag am Meer.
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