Nun könnte man einstiegen in die allgemeine Diskussion über das Für und Wider von Gesichtsschleiern, Kopftüchern, Kleidervorschriften; über die Gleichheit von Mann und Frau; über die Integrationwilligkeit von Niqab tragenden Frauen; darüber ob Niqab, Hijab, Burka, Tschador im Islam Pflicht sind; ob sie ästhetisch ansprechend sind oder angsteinflößend; ob sie ihren Platz in Europa haben oder nicht... Oder man könnte stattdessen ein paar wesentliche Fragen stellen:
- Offensichtlich hinterlassen diese und ähnliche Diskussionen bei immer mehr jungen französischen Muslimen (und zwar nicht nur bei den Burkaträgern respektive -sympathisanten) ein Gefühl der Stigmatisation. Ist der "Kampf gegen die Burka" diesen Preis wert?
- Sind es wirklich ein paar hundert, vielleicht tausend "Burkas" auf Frankreichs Straßen, die das wesentliche Problem darstellen?
- Wäre es nicht viel mehr interessant, anstatt sich auf religiösen und kulturellen Phänomen festzubeißen, die wirtschaftlichen und sozialen Schwierigkeiten, denen viele - nicht nur muslimische - Franzosen ausgesetzt sind, anzugehen? (Ich erinnere mich noch gut an das Gespräch mit einer jungen französischen Lehrerin aus einem der quartiers chauds der Pariser banlieue, die 2004 - damals war das Verbot von Kopftüchern in Schulen das Thema in Frankreichs Medien - meinte: "Klar gibt es Probleme mit dem Kopftuch, aber das sind nicht die wesentlichen. Wir brauchen kein Kopftuchverbot; was wir brauchen, sind mehr Lehrer, Sozialarbeiter, Projektarbeit in den quartiers."
- Was also soll diese Politik, die sich mehr an Symbolen als an den tatsächlichen Bedürfnissen vor Ort orientiert?
- Wann waren noch mal Regionalwahlen in Frankreich? (Ach, Mitte März 2010? In nur 6 Wochen? Sag bloß!)
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