Montag, 21. November 2011

Rafeef Ziadah

Ich bin vor ein paar Tagen auf die palästinensisch-kanadische Aktivistin und Wortkünstlerin (falls man spoken word artist so übersetzen mag) Rafeef Ziadah gestoßen. Als erstes habe ich von ihr das Stück "We teach life, sir" gehört. Spoken word mag ich sowieso, noch mehr, wenn mit politischem Bezug. Und das sind Rafeef Ziadahs Stücke.

Als ich das erste Mal "We teach life, sir" gehört habe, war ich tief beeindruckt, von der Gewaltigkeit ihrer Worte, der Ausdrucksstärke ihres Vortrags und der Präzision ihrer Beschreibung. Genau so, wie sie das in dem Gedicht rüber bringt, denkt ein Großteil meiner in Europa für Palästina aktiven Freunde und Bekannten, genauso ist es für sie, sich gegen die Besatzung im Nahen Osten zu engagieren, genauso sehen immer und immer wieder Diskussionen mit denen, die meinen, eine neutrale Sichtweise auf die Dinge zu haben, aus. Könnten sie, meine Freunde, das auf diese Weise in Worte bringen, sie hätten ein Gedicht wie dieses geschrieben.

Dass ich nicht mit allem, was Rafeef Ziadah in diesem Stück vorträgt, einverstanden bin, ist eine andere Geschichte. "We teach life, sir" mag einseitig sein und nur einen Blickwinkel präsentieren, aber vor allem bei einem Problem so komplex wie der Israel-Palästina-Konflikt muss auch Raum sein für einseitige Betrachtungen, mit denen man nicht konform geht. Weil das Ganze in Einem - realistisch gesehen - kaum darzustellen ist. Weil man kein Stück weiterkommt, wenn man nicht die Sichtweise des Anderen, seine Ängste, Wünsche, Hoffnungen, seine Wut kennt (und vielleicht sogar versteht).

Ich glaube, dass es nicht richtig ist, auf die Frage nach Hass, der gelehrt wird; der bestimmt nicht überall in Palästina gelehrt wird, aber doch in manchen Familien, in manchen Schulen, in manchen Moscheen, zu antworten, "we teach life, sir"; aber ich kann die Wut, den ohnmächtigen Zorn, der aus Rafeef Ziadahs Worten spricht, nachvollziehen. Als sie am Ende des Stücks angekommen ist, an der Stelle, in die sich noch ein bisschen mehr Kraft, vielleicht auch Verzweiflung, als im Rest des Stücks mischt, hätte ich fast geweint. Weil ich diese Wut kenne, diese Ohnmacht und die Bilder von den toten Kindern.

"I am an Arab woman of color and we come in all shades of anger"
ist ein weiteres Stück von Rafeef Ziadah, das ich online fand. Mit ihm habe ich weniger Schwierigkeiten als mit "We teach life, sir". Einseitig ist es auch - aber wie gesagt.

9 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Getretener Quark wird breit nicht stark.

conring hat gesagt…

@Liselotte,
wo berücksichtigt jetzt eigentlich Frau Ziadeh, deren Sicht der Dinge ich übrgens nachvollziehen kann, die Ängste, Wünsche und Hoffnungen der Isrealis?
Für die Dichterin und die positiven Kommentare auf Youtube ist doch die einzig legitime Sicht auf den Nahost-Konflikt die palästinensische. Von Emphathie für die israelische Seite findet sich dort keine Spur. Die Israelis sollen vielmehr endlich einsehen, was für böse Faschisten sie sind und der Auflösung ihrese zionistischen Gebildes zustimmen.
Dass die Mehrheit der israelischen Bevölkerung diese Sicht der Lage nicht teilt, kann ich auch verstehen.
Dass die Israelis

Lieselotte hat gesagt…

@ conring:

Das tut sie nicht, deshalb schrieb ich, dass diese Sicht der Dinge einseitig ist - siehe Text oben.

Von Faschisten und Auflösung des zionistischen Gebildes ist da keine Rede.

Anonym hat gesagt…

Warum muss man immer beide Seiten verstehen? Erst mal eine, das wär schon gut. und die meisten Israelis sehen die dinge ja auch einseitig. oder?

Anisah hat gesagt…

Heftig. Länger nicht mehr gesehen und immer noch heftig.

Fatima Batool hat gesagt…

Dieses Gefühl der Ohnmacht kennen wir alle gut. Ohnmacht und Wut machen uns sprachlos und dadurch gleichzeitig noch ohnmächtiger. Rafeef Ziadah überwindet diese Sprachlosigkeit, drückt ihre Ohnmacht aus mit kraftvollen Worten, schneidender Stimme, eindrucksvoller Körpersprache .... So, wie wir es gerne täten. DESHALB geht uns dieses Stück mitten ins Herz, treibt uns Tränen in die Augen. Einseitig ist ihr Vortrag? Natürlich, .. es ist ja auch keine wohlausgewogene Abhandlung über ein kompliziertes Thema, sondern ihre ganz persönliche Sicht, IHRE Wut, Verzweiflung, Ohnmacht.
Thanks for sharing.

conring hat gesagt…

@Liselotte
meine Zusammenfassung von "Fachisten" und "Auflösung" bezog sich nur auf die positiven Kommentare zu dem Youtube-Video. Kann natürlich sein, dass ich wegen meinem nur mangelhaften Englisch die Kommentare nicht richtig zusammengfasst habe.
Irgendwo wurden die Israelis dortens doch alle als "Killers" bezeichnet, die keinen Anspruch auf das Land haben?
Wie gesagt mein Englisch ist vollkommen unzureichend um die difiziellen Kommentare zu interpretieren, die emphatisch sicher unübertraufen sind.
Wären Diese Leute eigentlcih auch genau so emphatisch zu irgendeinen zionistische-religiösen Typ in Hebron?
Ansonsten ist der Text sicher ganz große Literatur, Kleistes Hermannsschlacht ist ja auch ein großes Dokument des Franzosnehasses.

Robert M. Soran hat gesagt…

"Rafeef Ziadah, who lost her parents in the 1982 Massacre at the Shatilla Refugee Camp, hid under a bed while the massacre went on around her. She was four years old."

Sie muß einseitig sein ...

OkiMakoki hat gesagt…

Danke für den letzten Kommentar.