Freitag, 4. November 2011

Free Babar Ahmad

Na ja, freigelassen werden muss er nicht gleich. Aber ein Gerichtsverfahren wäre, nach sieben Jahren Haft, schon nicht schlecht

Sieben Jahre im Gefängnis ohne dafür jemals vor Gericht gestanden zu haben - gibt es das? Ich meine nicht in einem Land irgendwo im Nahen Osten, China, Schwarzafrika, ich spreche nicht von syrischen Folterknästen, israelischer Administrationshaft oder Pakistan, wo es niemanden groß wundern würde - sondern von Großbritannien.

Kann es mir als britischem Bürger passieren, in meinem Land, in Großbritannien, in Westeuropa, wo Demokratie, Menschenrechte und das Prinzip des Rechtsstaats keine Fremdwörter sind, kann es mir in diesem Land - als Bürger dieses Landes - passieren, ohne Gerichtsurteil für sieben Jahre hinter Gittern zu verschwinden?

Ich wünschte, ich könnte diese Frage mit Nein beantworten.

Aber da ist die Geschichte von Babar Ahmad. Einem britischen Bürger, der 2004 wegen des Verdachts, in die Finanzierung terroristischer Gruppen verwickelt zu sein, in Großbritannien hinter Gittern verschwand. Und seitdem dort sitzt, gegen die Auslieferung in die USA kämpft, und das obwohl die Straftaten, die ihm vorgeworfen werden, in Großbritannien begangen wurden (oder auch nicht), obwohl seine Internierung selbst von Vertretern der Justiz als Tortur bezeichnet wird, obwohl Zehntausende Briten, darunter viele Prominente, ein Gerichtsurteil für Babar forderten.

Man könnte nun etwas dazu schreiben, was der Fall Babar Ahmad uns sagt über eine Gesellschaft nach 9/11 und 7/7, eine Gesellschaft, die sich von ihrer Angst und Panik vor dem Terrorismus zu solchen Ungerechtigkeiten hat bringen lassen. Oder auch zu der Geduld, die ein Mann, aufbringen muss, um sieben Jahre der Unsicherheit zu überstehen, ohne wahnsinnig zu werden.

Den Hintergrund der Geschichte erläutert BBC-Korrespondent Dominic Carisciani in diesem Artikel. Für alle, die genug gehört haben, und sich fragen, was zu tun sei: Man könnte damit anfangen, diese e-Petition, deren Initiatoren sich dafür einsetzen, das Thema auf die Agenda des britischen Parlaments zu setzen.

Eine Unterschrift, fünf Minuten. Sieben Jahre.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

"Eine Unterschrift, fünf Minuten. Sieben Jahre"

Nun ja, im Zeitalter des Schreibtischtätertums sind Unterschriften das Massenmordmittel der Wahl; es gibt Faksimiles von einzelnen Stalinunterschriften, denen Zehntausende zum Opfer fielen.

Warum widersetzt sich Ahmad seiner Auslieferung in die USA; wenn er von seiner Unschuld überzeugt ist, dann bekäme er dort einen medienwirksamen Prozeß.

Er verweigert den Kampf und die Briten wollen die Zeit anhalten; beides etwas dekadent, finde ich.