Im Sommer vor einem Jahr war ich seit einer Ewigkeit zum ersten Mal wieder für mich auf einem Flohmarkt. Seitdem habe ich - außer im Schlussverkauf - keine neuen Kleider mehr für mich gekauft.
Kindheitstrauma
Als Kind war ich oft auf dem Flohmarkt, mit meiner Mutter, und konnte nicht verstehen, wie sie sich gefühlte Stunden lang durch Berge an alten Klamotten wühlen konnte. Strunzlangweilig war das. Meine Schwester hatte dann irgendwann in ihren Teeniejahren auch noch mal eine Flohmarktphase, aber ich war - das kindheitliche Trauma musste erst einmal verarbeitet werden - dort Jahre nicht mehr.
Für nur ein paar Euro
Als dann das Lieschen geboren wurde, wurde ich auf die Baby- und Kinderflohmärkte in unserer Umgebung aufmerksam. Verrückt, dass man dort für nur ein paar Euro massenweise gut erhaltene, wunderschöne Kinderkleider bekommen konnte. Ich hab bis heute für das Lieschen nur Unterwäsche neu gekauft - und mal ein paar Strumpfhosen oder eine Mütze, wenn ich dringend was brauchte, aber kein Flohmarkt in Reichweite war. Alles andere war neu oder gebraucht geschenkt oder vom Flohmarkt.
Dreißig Euro - ein Jahr
Als das Lieschen ein Jahr alt war, hab ich auf dem Flohmarkt bei uns für dreißig Euro drei große Tüten voll mit Kleidern, Spielzeug und Büchern gekauft - und das ganze nächste Jahr über kein Geld mehr für Kinderkleider ausgegeben. Von wegen, Kinder kosten so viel...
Kein Geld mehr für neue Kleider
Und im Sommer vor einem Jahr war ich dann auch für mich wieder auf einem Flohmarkt. Habe drei schicke Businesshemden für die Arbeit für insgesamt zwei Euro gekauft, eine Tasche für zwei Euro und jede Menge Langarmhemden aus Baumwolle für nur einen Euro. So ein Hemd kostet bei H&M neu mindestens 8 EUR, oft sogar 10. Ich habe mir damals vorgenommen, kein Geld mehr für neue Kleider auszugeben. Unterwäsche, Socken und Schuhe ausgenommen habe ich mich bis jetzt daran gehalten, neu nur im Schlussverkauf gekauft, wenn ein neues Kleid statt 40 EUR plötzlich nur noch 10 kostet.
Neu nur im Schlussverkauf
Mir ist es in der Zwischenzeit ein paar Mal passiert, dass ich ein wunderschönes Kleid im Geschäft gesehen habe, dass ich oh so gerne haben wollte, es aber dann doch an der Stange haben hängen lassen, weil ich keine 30, 40, 50 EUR für ein Stück Stoff ausgeben wollte - und zwei, drei, vier Wochen komme ich durch Zufall wieder in den Laden und das gute Teil kostet nur noch 10 EUR oder vielleicht 15. Weshalb also sollte man den teureren Preis zahlen? Bei Kinderkleidern kommt der Vorteil, dass alle Chemikalien, die sich in unseren Textilien finden, in der Zwischenzeit garantiert rausgewaschen sind. Und auch aus ökologischer Sicht macht es Sinn, gebrauchte Kleider weiter zu tragen. Ich bin ein Flohmarktfan - geworden.
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6 Kommentare:
@Liselotte
bei Ihrer Flohmarktbegeisterung, sollte man allerdings nicht vergessen, dass die Fetzenstoff, die man für 20-50 EUR im Bekleidungshandel erstanden werden, doch auch von Leuten hergestellt werden und nicht irgendwo auf den Bäumen wachsen. Die Löhne in der globalen Textilindustrie sind schon auf einen beklagenswert niedrigen Niveau. Auch diese Menschen haben anspruch auf einen grechten Lohn und dazu gehört die Würdigung ihrer Arbeit und auch dass man für die "Fetzen" bezahlt.
PS: haben Sie schon mal versucht selber so einen "Fetzen" herzustellen?
Na ja, wieviel von den 20 bis 50 EUR bei den Leuten, die die Sachen herstellen, tatsächlich ankommen, ist aber wohl auch sehr abhängig vom Hersteller, meinen Sie nicht. Ich will nicht wissen, wieviel H&M seinen Textilarbeitern zahlt.
Nö, ich kann nicht nähen. Warum die Frage?
@Liselotte
wenn Sie aber schreiben, dass Ihnen schon der H&M-Preis zu viel ist..
Wie soll dann der Konzern irgendiwe einen gerechten Preis, von dem auch seine die Textilien porduzieren Mitasrbeiter menschenwürdig leben könne bei seinen Konsumenten durchsetzen.
Die Frage bezog sich einfach daruf, dass Sie, junge der arbeitenden Bevölkerung entfremde Intelektuelle, die Sie sind, es einfach nicht bereit sind die Mühen der textilen Handarbeit, die hinter jedem Fetzenstoff steht, die wir tragen, zu würdigen.
Mein lieber conring,
nur weil ich H&M 50 EUR für ein Kleid in den Rachen werfe, dass die für einen Bruchteil des Geldes irgendwo in Bangladesh haben produzieren lassen, geht es keinem Tetilarbeiter irgendwo besser. Da müsste es schon fair produzierte und gehandelte Kleidung sein - die ich auch gerne neu kaufen werde, wenn ich dann eines Tages entsprechen verdiene. Bis dahin ist das der Job jener, die das entsprechende Geld machen.
"Der arbeitenden Bevölkerung entfremdet" - schön wär's.
@Liselotte
was ist denn bitte "fair" gehandelte Kleidung etc.?
Das wissen Sie nicht? Schauen Sie mal bei Google, da müssten Sie auf Seiten kommen, wo das ausführlich erklärt wird.
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