Polygamie im Islam ist immer wieder ein Thema. Zwar lebt der Großteil der Muslime monogam, aber die Vorstellung, dass da einer mehr als nur eine Frau hat, scheint zu faszinieren. In meiner nun mehr immerhin zehnjährigen Karriere als Muslimin bin ich nur zwei polygam lebenden Muslimen begegnet (und hunderten von Muslimen und Musliminnen, die keinen Gedanken an eine polygame Ehe verschwendeten), aber allein schon wegen der vielen Nachfragen vonseiten interessierter Nichtmuslime setzt man sich mit dem Thema auseinander.
Auf dem Blog einer australischen Muslimin bin ich vor einigen Wochen auf einen Artikel zum Thema gestoßen, der sehr ehrlich und frei heraus zusammen fasst, wie sie das Thema sieht. Kurzfassung: nein, danke. Nahida von The Fatal Feminist geht sogar noch einen Schritt weiter, betrachtet die Frage in ihrem historischen Kontext und erklärt: Polygamy is expired. Weil viel zu oft einfach nur pauschal dahin gesagt wird "bis zu vier Frauen im Islam" ohne die Einzelheiten der Debatte, die innerhalb der muslimischen Gemeinde geführt wird, zu berücksichtigen, hier also der Hinweis auf zwei sehr kritische Stimmen.
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9 Kommentare:
@Liselotte
inwieweit sind denn diese beide Stimmen, die sich doch in einer nicht islamisch dominierten Umgebung (Australien/ Kalifornien) artikulieren, wirklich repräsentativ?
Ansonsten ist doch Polygamie, für den, der brauchts, auch hierzulande problemlos zu realisieren. Man muss nur auf die zivilrechtliche Anerkennug seiner Geschlechtsverkehrspartnerinnen als Ehefrauen verzichten. Wer will, genug Damen findet und es sich finanziell leisten kann, soll es doch tun.
Ich habe, wie gesagt, in zehn Jahren Muslimsein, in denen ich in einer Reihe von Laendern sowohl mit nichtmuslimischer als auch muslimischer Bevoelkerungsmehrheit (in Westeuropa, Suedosteuropa, dem Nahen Osten, Suedasien) gelebt, gearbeitet und studiert habe, zwei polygame Ehepaare kennen gelernt. Zwar gibt es sicherlich in vielen mehrheitlich muslimischen Laendern noch polygame Ehen, aber ich denke doch, dass man sagen kann, dass das Thema hier bei uns oft ueberbewertet wird.
Davon abgesehen ist der Hinweis auf die Parallele zu vielen Beziehungen im Westen hier sehr angebracht. Wieviele dort draussen regen sich ueber Polygamie unter Muslimen auf, finden aber nichts weiter daran, wenn hier einer Ehefrau plus Geliebte hat...
@Liselotte,
wer hat jetzt eigentlich hier im Westen Ehefrau plus Geliebte Standard?
Ich lebe hier nun auch schon 40 Jahre, in meinem Bekanntenkreis unterhalten eigentlich alle, soweit ich dieses überschaue, doch eher monogame Beziehungen.
Die allgemeine Promiskuität des "Westens" ist doch auch eher ein populärer Mythos.
Ansonsten kaqnn man doch die Polygamie islamisch-theologisch durchaus gut begründen. Hat doch in dieser Sicht auch für alle nur Vortele. Die islamisch-feministischen Kritikerinnen scheint mir doch, wie ihre Beispiele auch zeigen, ein westlcihes Anliegen zu sein.
Von Standard war nicht die Rede. Dass Sie davon nichts wissen, ist kein Beleg - darum geht es ja gerade, dass man sich Geliebte nicht öffentlich "hält".
Klar man Polygamie islamisch-theologisch begründen, da hab ich nichts anderes gesagt. Mir ging es nur darum, Gegenstimmen, die oft nicht gehört werden, aufzuzeigen.
Und der islamische Feminismus ist keineswegs ein "westliches" Produkt, sondern hat seine Wurzeln unter anderem in Malaysia. Artikel zum Thema ist in Vorbereitung - Geduld!
"Malaysia. Artikel zum Thema ist in Vorbereitung - Geduld!"
Ihre Einschätzung der "Obedient wifes" Bewegung wäre interessant.
@ Anonym: Muss ich dazu wirklich was sagen?
Wenn Sie hier aufmerksam mitläsen, würden Sie die Frage nicht stellen.
@Liselotte,
haben Sie denn irgendeinen Beleg für die allgemeine Verbreitung der Ehefrau+Geliebten-Praxis in der westlichen Kultur?
Vorallem der gesellschaftlcihen Anerkennung und Beführwortung dieser Praxis. Gibt es in der islamischen Welt sowas, außerehelichen Geschlechtsverkehr, nicht auch?
Zum islamischen Feminismus hatte die FAZ jetzt auch einen Artikel:
http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/frauen-im-islam-welche-chancen-hat-der-islamische-feminismus-11536377.html
Diese "obidient wives" dürften sowas wie der im Artikel erwähnte "Global Ikhwan Polygamy Club" sein. Wer sowas braucht, solls doch machen.
Nein, hab ich nicht; könnte man bei Gelegenheit recherchieren, interessiert mich aber ehrlich gesagt nur peripher. Meinetwegen soll jeder machen, was er will; ich kann's nur nich haben, wenn man mit ausgestrecktem Zeigefinger auf Leute zeigt, die sich entschieden haben, z.B. in einer islamischen Mehrehe zu leben, und es gleichzeitig nicht weiter beachtenswert findet, dass viele hier bei uns neben der Ehe laufenden Liebesverhältnisse im Grunde nach einem sehr ähnlichen Prinzip laufen.
Natürlich gibt es Affären, Geliebte etc. auch in der muslimischen Welt; ich habe nirgends etwas anderes gesagt.
Auch nicht zu verachten: Polyamorie.
http://de.wikipedia.org/wiki/Polyamory
Vorteil gegenüber der islamischen Mehrehe:
beide Geschlechter können außereheliche/anderweitige Liebesbeziehungen pflegen. Natürlich mit Einverständnis des Partners.
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