Oder: Das Land, das Deutschen einen Preis für erfolgreiche Integration in Deutschland verleiht
Und das Rapper Bushido letzten Donnerstag einen Bambi für Integration bekommen hat, war ja wohl der Witz der Woche. Ich konnte es erst nich glauben, dachte, das muss ein Scherz sein. Aber es war nicht der 1. April, sondern Mitte November und irgendwelche Sockels hatten sich tatsächlich überlegt, dass es eine gute Idee wäre, Bushido mit besagtem Preis auszuzeichnen.
Da fragt man sich doch, was um Gottes Willen sich die Verantwortlichen dabei gedacht haben. Bei einem Preis für Integration könnte man doch denken, dass er jemandem verliehen wird, der sich in besonderem, auszeichnungswürdigem Maße um Integration und den sozialen Zusammenhalt verdient gemacht hat. Inwiefern dass bei Bushido, der berühmt-berüchtigt ist für seine frauen- und schwulenfeindlichen Texte, der Fall sein soll, ist mir schleierhaft. Dass man jemanden auszeichnen möchte, der als Beispiel gelten kann, jemanden, über den man Jugendliche erreichen kann, ist schon klar. Aber Bushido - ein Vorbild? Für was? Und Integration - ist es das, was ihr sagen wollt - heißt, erfolgreich zu sein, egal wie man zu diesem Erfolg kommt, auch wenn man auf dem Weg zum Erfolg pöbelt, beleidigt und verbal austeilt, wo es nur geht? Und der Spruch, dass jeder "eine zweite Chance" verdient habe, passt in dem Zusammenhang mal überhaupt nicht. Zweite Chance? Klar. Aber gleich einen Bambi?
Davon abgesehen, ist überhaupt irgendeinem aufgefallen, dass diese Preisvergabe nicht nur vollkommend unpassend, sondern zudem auch noch durch und durch rassistisch war? Hallo, da wurde ein Preis für Integration verliehen - an einen deutschen Rapper, der in Deutschland als Sohn einer deutschen Mutter geboren wurde, dessen (alleinige) Muttersprache Deutsch ist, der nie woanders als in Deutschland gelebt und gearbeitet hat. Warum kriegt er den Preis? Weil sein Vater (mit dem er die ersten zwei oder drei Jahre seines Lebens verbracht und danach keinen Kontakt mehr hatte) Tunesier ist? Weil er mit bürgerlichem Namen nicht Paul Würdig sondern Anis Mohamed Youssef Ferchichi heißt? Weil er nicht blond und blauäugig ist, sondern aussieht wie ein Kanake? An den Kopf geschmissen hätte ich es ihnen, ihr doofes Reh. In Frankreich, Großbritannien oder den USA wäre Bushido unfraglich Franzose, Brite, US-Amerikaner und jeder, der was anderes behauptet, mal so was von out. Und bei uns? Es muss noch viel passieren, Deutschland, es muss echt noch viel passieren.
Mittwoch, 16. November 2011
Bushido und das Bambi
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20 Kommentare:
Andererseits ... wenn die Chinesen Putin einen Friedenspreis verleihen (http://www.zeit.de/politik/ausland/2011-11/china-friedenspreis-putin), dann darf bei uns auch Bushido für seine Integration gewürdigt werden.
1. Die Preisverleihung ist lächerlich. Burda will eben nur Aufmerksamkeit schinden.
2. Er hat den Preis ja nicht bekommen, weil er persönlich sich integriert hat, sondern weil er angeblich förderlich für die Integration allgemein wäre und sich dort verdient gemacht hätte. Was ebenfalls lächerlich ist.
3. Ich kann die Frauen nicht verstehen, die so sehr ihren eigenen kulturellen Background verleugnen. Anis Mohamed Youssef Ferchichi. Deutsche Mutter, in Deutschland gezeugt und geboren. Warum nicht wenigstens mal: Anis Mohamed Matthias Ferchichi? So als kleine Geste vielleicht an die eigene - deutsche - Familie?
Naja. Sowas lässt der Kulturimperialismus mancher Einwanderergruppen wohl leider nicht zu.
@ Anonym:
Ich stimme Ihnen in allen Punkten zu. Nur den letzten Satz, den haetten Sie sich sparen koennen. Woher wissen Sie, dass es der Vater war, der der Mutter den Namen aufgezwaengt hat? Wieso schliessen Sie von einem Fall gleich auf eine ganze Einwanderergruppe. Ich kenne viele muslimische Familien im "Westen", die ihren Kindern entweder in beiden Laendern taugliche Namen geben (so wie wir das mit dem Lieschen gemacht haben) oder sich zumindest fuer einen explizit muslimischen und dann einen "neutralen" oder westlichen Namen entscheiden. Bitte nicht alle ueber einen Kamm scheren.
Burda ist...peinlich.
Im letzten Jahr hat den Preis ein gewisser Mesut Özil bekommen, der wurde übrigens 1988 in Gelsenkirchen geboren.
Ich dagegen wurde 1978 in Magdeburg, hab also ne DDR-Geburtsurkunde.
Warum bekomme ich keinen Preis?
Geben Sie mir bitte einen, Lieselotte. Ich bin auch kein Nazi >:-)
Bei der Namensgebung ist doch statistisch ziemlich eindeutig, dass sich dortens das islamische Namensgut sehr dominant bleibt.Im übrigen gibt es doch auch die tendenz bei westlichen Konvertiten (z.B. bei den Autoren der Islam-Zeitung) sich arabische Namen zuzulegen.
"auch wenn man auf dem Weg zum Erfolg pöbelt, beleidigt und verbal austeilt, wo es nur geht"
das ist aber noch sehr zurückhaltend ausgedrückt.
Wieso ist Bushido jetzt "berühmt-berüchtigt für seine frauen- und schwulenfeindlichen Texte"? Dass scheint mir doch eine eher verkürzte Wahrnehmung.
Die Hörerschaft des bushidosen Liedguts scheint doch eher aus pubertären Mädchen zu bestehen. Was denen an Bushido gefällt ist, dass dieser ein generelles Unbehaben an den hiesigen Normengefüge (Brav in der Schule lernen, immer nett sein, Müll trennen etc.) formuliert und dagegen eine eigene, "ich zieh mein Ding durch"- Attitüde setzt. Ist so eine Beobachtung von mir; die Töchter meiner Lebensgefähtin gehören auch zu seinen Fans und ich musste mir schon mehrere Konzerte anhören.
Einen Integartions-Bambi (wenn interssiert dieser Unsinn eigentlcih?) kann der mann durchaus bekommne, da er nach der, sonst von allen Migrationsaktivisten gerne herangezogen statistischen Definition, einen Migrationshintergrund besitz.
PS: Sie schreiben doch auf der Seite Aggromigrant.
Der letzte Satz hat weniger unterstellt, dass es in diesem Fall so war, sondern eher darauf abgehoben, dass es ethnische Gruppen gibt, die beobachtbar einem Habitus von Um-Ethnisierung frönen.
Haben Sie vor lauter andersgerichteten Beispielen diesen Sachverhalt auch im Blick ?
@ Meister Nadelöhr:
Würd ich mir überlegen. Bräuchte aber ein paar mehr Infos als nur geboren "1978 in Magdeburg", "kein Nazi" ... sonst würden ja Hunderttausende als mögliche Kandidaten in Frage kommen. Also: ein bisschen konkreter, sonst wird das nichts mit dem Preis.
@ conring 1:
"Dortens"? Wo?
"Statistisch ziemlich eindeutig"? Ach ja? Von welchen Statistiken sprechen Sie?
Ja, es gibt die Tendenz unter islamischen Konvertiten, sich einen arabischen Namen zuzulegen, aber es gibt dazu auch eine Gegentendenz. Ich kenne islamische Sylvias, Veronikas, Annas - und Sie eine Lieselotte, oder nicht?
@ Kommentar 6 (Anonym): Ja, natürlich! Ich bin doch nicht Bushido :D
@ conring:
Ja, ich weiß, dass Bushido auch "Ich hab dich lieb, mein kleiner Schmetterling"-Lieder hat. Mag sein, dass das die pubertären Mädchen anspricht. Gibt aber eben auch andere Lieder, und für die ist er berühmt-berüchtigt.
Ja, Bushido hat einen "Migrationshintergrund", aber er ist Deutscher. Einen Integrationspreis für einen Deutschen...?
Ja, ich schreibe für Aggromigrant. Und?
@ Kommentar 8 (Anonym):
Es gibt unter vielen Muslimen einen Arabisierungswahn, ja. Sieht so aus, als müsste ich da bald mal was drüber schreiben, wenn Sie alle so scharf auf das Thema sind...
@Liselotte
a)statistisch berufe ich da auf das hiesige statistische Bundesamt und seine komplexen Ausführungen. Siehe hier:
http://de.wikipedia.org/wiki/Migrationshintergrund
b) Ob Sie jetzt wirklich Liselotte heißen, kann ich nicht beurteilen. Ich bin übrigens nach dem Evangelisten Marcus benannt worden. Aber Ihre Tochter ist doch sicher nicht realiter das Lieschen?
Ansonsten stimmen doch meine Beobachtungen oder nicht?
Ich habe da auch nichts gegen. Allerdings sollte man doch aufhören vom einer Europäisierung des Islams zu reden. Das ganze (ich überspitze etwas) ist doch eine den hiesigen Gesellschaften fremde Lebensform, die auch nicht so richtig integierbar ist.
c) Bushido ist sicher auch nicht schwulen- und frauenfeindicher der Islam. Letzter gehört ja auch zu Deutschland.
d) zu Aggromigrant:
Sind Sie jetzt Migrant. Wenn ich Sie hier recht verstehe sind Sie es, auch nach der Definition des Statistischern Bundesamtes nicht.
Ansonsten gab es auf der besagten Seite früher doch auch üble schwulefeindliche Artikel und Kommentare. Leider hat man darauf keinen Zugriff mehr. Letztere Anmerkung können Sie natürlich als üble Nachrede meinerseits ansehen.
@ conring:
Ich heiße in echt nicht Lieselotte, natürlich nicht (so viel Anonymität muss sein), alle Namen, die ich hier verwende, sind Pseudonyme. Somit heit das Lieschen auch nicht Lieschen. Aber wir haben beide Namen, mit denen wir in Deutschland nicht auffallen. Und das Lieschen ist auch in einem Großteil des Rest der Welt mit seinem Namen ganz gut dabei.
"Allerdings sollte man doch aufhören vom einer Europäisierung des Islams zu reden. Das ganze (ich überspitze etwas) ist doch eine den hiesigen Gesellschaften fremde Lebensform, die auch nicht so richtig integierbar ist."
Sorry, aber das ist vollkommener Quatsch. Wollen Sie mir sagen, ich sei nicht integriert?
Was Ihren Punkt c) angeht: Es gibt einen frauen- und schwulenfeindlichen Islam. Aber es gibt auch einen feministischen Islam und Muslime, die theologisch argumentieren, warum Muslime nicht angefeindet werden dürfen. Da kriegen Sie demnächst einen Blogpost dazu, versprochen.
Zur Frage, ob ich Migrantin bin, hab ich vor einiger Zeit einen Artikel geschrieben. Der übrigens auch auf Aggromigrant veröffentlicht wurde. Auf den würde ich Sie verweisen.
Und dass es bei Aggromigrant einiges zu kritisieren gibt, ist keine Frage. Ich bin auch mit einigen Artikeln (und erst recht Kommentaren) nicht einverstanden. Aber ich bin nicht verantwortlich für das, was andere schreiben. Schmeißen Sie mir meine Artikel gegen den Kopf, in Ordnung, aber nicht die von irgend jemand anderem da draußen. Merci
@Liselotte
ob Sie jetzt integriert sind doch nicht, weis ich so recht nicht. Allerdings muss ich sagen, dass ich diesen Begriff im Bereich des Individuums sowieso nicht so recht verwenden mag. Jeder soll doch sein Ding durchziehen. Ich persönlich halte die ganze in der BRD mittlerwiele zum Mainstream gehörende KLimaschutz/Gesunde Ernährung/Mülltrennnugs-Ideologie für vollkommen Quatsch. Solange niemand auf die Idee kommt andere Leute in ihrer Persönlichen Entfaltung und körperlichen Unverzehrheit zu beeinträchtigen, soll man doch sein leben nach seinen eigenen Vorstellungungen einrichten.
Für wen sollte es es eigentlich interessant sein, außer für Muslime und natürlich Musliminnen, dass es "Muslime [gibt], die theologisch argumentieren, warum Muslime nicht angefeindet werden dürfen."
Diese Meinung dürfte doch muslimisches Allgemeingut sein. Man hat ja dann ja auch, theologisch gesehen, genug andere Leute, die man anfeinden kann.
Ansonsten habe ich Ihre Autorschaft bei Aggromigrant (wenn Sie dortens als Autorin fungieren, tragen Sie natürlich auch das Gesamtkonzept mit oder warum schreiben Sie sonst da?) nur angeführt, um Ihnen den Migrationshintergrund von Bushido zu erläutern. Sie als Bio-Deutsche haben die ganze Sache wohl nicht begriffen. Haben Sie eigentlcih die statistischen Ausführungen überzeugt?
@ conring:
Das war ein Tippfehler. Sollte heißen: "Muslime, die theologisch begründen, warum Homosexuelle nicht angefeindet werden dürfen".
Zu Aggromigrant schreib ich vielleicht auch demnächst mal nen Blogpost, das kommt hier jetzt nämlich sonst etwas zu weit vom Ausgangsthema ab.
@Liselotte
dass Sie zu Aggromigrant, was schreiben, außer das dortens ganz viele tolle (islamische) Migranten, wie Sie, gegen die böse deutsche Mehrheitsgesellschaft ankämpfen, glaube ich Ihnen nicht so recht.
Mittlerweile hat sich dortens auch das Diskutandenfeld irgendwie etwas ermüdet. Gilt für die Autoren wie für die Kommentatoren.
@Liselotte
hatten Sie selber nicht mal auf der Seite einen Artikel, wo Sie gezeigt haben, dass ein marokanischer Staatsbürger wegen seiner möglichen Rapper-Karrierie nicht aus der BRD ausgewiesen werden sollte, weil er hierzulande so unglaublich integriert ist?
@ conring:
Ich kaempfe gegen keine deutsche Mehrheitsgesellschaft, ich BIN die deutsche Mehrheitsgesellschaft (oder zumindest ein Teil davon).
Den Rest Ihres Kommentar verstehe ich nicht ganz, da stimmt was mit der Grammatik nicht.
Ihre Zusammenfassung des Artikels trifft es zwar nicht ganz, aber finden tun Sie den Artikel weiterhin - auf meiner Seite und auf Aggromigrant.
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