Oder: Wie Deutschland, nur anders
Auf den ersten Blick wirkt Wien nicht fremd. Ein bisschen erinnert es mich an Berlin, mit seinen großen, imposanten Mietskasernen und historischen Prachtbauten. Die Menschen sehen auch aus wie bei uns. Gut gekleidete Berufstätige mittleren Alters, hippe bis lässige Studenten in ihren Zwanzigern, osteuropäische Bauarbeiter in mit weißer Farbe verschmierten Arbeitshosen, zwei oder drei türkische Kopftuchomis. Der Dialekt ist dem Bayrischen nicht unähnlich. Und wie in Bayern ist auch hier die Begrüßungsformel der Wahl Grüß Gott.
Was sind Melanzani?
Den ersten Moment des Fremdseins habe ich im Supermarkt. Dass dort Tomaten Paradeiser und Kartoffeln Erdäpfel heißen, wundert mich nicht weiter, das wusste ich, darauf war ich vorbereitet. Auch mit dem Begriff Karfiol konnte ich etwas anfangen - Blumenkohl ist das. Aber das man hier Auberginen Melanzani nennt, und grüne Bohnen Fisolen? Der Moment, wo erst mal gar nichts mehr geht, wartet an der Kasse (die hier die Kassa zu sein scheint).
"A Sackerl will sie"
Als ich den jungen Mann dort an der Kasse freundlich nach einer Tüte frage, schaut er mich an wie eine Kuh, wenn's donnert, und auch als ich meine Bitte noch und noch einmal wiederhole, scheint er mich nicht zu verstehen. Spreche ich so undeutlich? Hat er was an den Ohren? Was ist los? Eine Frau in der Schlange hinter mir hat schließlich Erbarmen (vielleicht war es auch die Ungeduld, nun endlich selbst dran zu sein) und meint lachend: "Sackerl, a Sackerl will sie. 'Tüte', das sagt man in Deutschland dazu, stimmt's?" Ich nicke, lächle und bekomme meine Tüte. Später bekomme ich erklärt, dass eine Tüte hier eine kleine, flache Papiertüte ist. Kein Wunder, dass der Mann an der Kasse nicht verstanden hat.
Polster ist Kissen, Sessel ist Stuhl
Und so wird meine imaginäre Liste an österreichisch-deutschen Wörtern länger und länger: Mist ist Müll, ein Mistkübel ein Mülleimer, drei Paar Socken um fünf Euro heißt 'drei Paar Socken für fünf Euro', wir sind umgesiedelt bedeutet 'wir sind umgezogen', Polster ist Kissen, Sessel ist Stuhl, und der Hausmeister heißt hier bisweilen Hausbesorger.
Nicht alles wie bei uns
Lieselotte ist in Wien und auf den ersten Blick mag es hier aussehen wie in Deutschland, aber sobald man etwas genauer hinschaut und -hört, wird einem klar, dass das hier nicht Deutschland ist. Sondern Österreich, wo - der erste Eindruck trügt - nicht alles so ist wie bei uns.
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2 Kommentare:
Toller Post :-)
Ist schon arg befremdlich, wenn alles zunächst so vertraut erscheint, es aber dann doch so vieles gibt, das einfach ganz anders ist, als bei uns. Es geht eben doch um Feinheiten.
Hahaha, die Östreicher, ein lustiges Völkchen eben....
Fremd ist der Fremde nur in der Fremde, wie so schön Karl valentin, ein Bayer, damals sagte....
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