Auf Wohnungssuche
Ein Zimmer in einer fremden Stadt zu finden, ist nicht immer leicht. Vor allem, wenn man nicht vor Ort ist. Vor allem, wenn man nicht nur für sich sondern zusätzlich noch ein Kleinkind sucht. Die Recherche per Internet und E-Mail war nicht sonderlich ergiebig. Es stellte sich schnell heraus, dass meine bisherige Option der Wahl - ein Zimmer in einer WG - nicht besonders erfolgsversprechend zu sein schien. Zum einen scheine ich langsam aus dem Altersrahmen, den die meisten jungen WG-ler als Ideal für einen zukünftigen Mitbewohner vorstellen, herauszufallen. Zum anderen passt das einfach nicht wirklich: Leben mit Kleinkind vs. Studentenleben in der WG. Wobei noch nicht mal wir die Partei waren, die sich das nicht vorstellen konnte (ich habe schließlich eine ganze Reihe an E-Mails an WG-Bewohner geschickt), sondern eher die anderen, die vielleicht dachten, mit Kleinkind würde die Wohnung im Chaos versinken (na ja, so falsch hätten sie mit der Vermutung ja noch nicht einmal gelegen) oder man dürfte nie wieder laute Musik hören und ab sechs nur noch flüstern...
Nasibe weiß weiter
Die erste Woche, hatte uns eine Bekannte angeboten, dürften wir bei ihr übernachten. Sie war es auch, die uns vorschlug, doch mal in diesem türkisch-muslimischen Verein vorbeizuschauen. Also packte ich das Lieschen an einem schönen Dienstagnachmittag in seinen Buggy und machte mich auf den Weg. Ich wusste nicht, was für ein Verein das war und nach wem ich suchte, aber als ich an der Rezeption sagte, dass ich ein Zimmer brauche, wurde ich gleich zu Nasibe geschickt. Nasibe ist um die fünfzig, nicht mehr die schlankste, mit langem dunklen Mantel, gedecktem türkisch gebundenen Kopftuch und freundlichen Augen in einem kleinen Gesicht saß sie in der Cafeteria des Vereins. Sie war die einzige Frau im Raum, saß inmitten all der jungen Männer, die dort vor einem türkischen Glas Tee saßen, beriet sie, erklärte ihnen, nannte sie canim und lachte dabei selbstbewusst, rief dem Mann hinter der Theke quer durch den Raum Anweisungen zu.
Granatapfelsaft, Sesamsalzstangen und türkischer Tee
Zur Begrüßung schloß sie das Lieschen und mich in die Arme und küsste uns. Innerhalb von Minuten wurde das Lieschen mit Granatapfelsaft, Sesamsalzstangen und Schokokeksen versorgt und ich mit schwarzem türkischen Tee. Wir mussten erst mal erzählen, wie es uns geht und woher wir kommen und schließlich durfte ich zur Sache kommen. Sie beriet sich mit den beiden Mädchen, die in der Zwischenzeit zu uns gestoßen waren auf Türkisch. Dass ich verstand, konnten sie nicht wissen, aber es schien ein Zimmer zu geben. Normalerweise würde das nicht vermietet werden, aber: "Jetzt steht sie hier mit ihrem Kind und braucht ein Zimmer, ne yapim?". Mir wurde auf Deutsch erklärt, dass es ein Zimmer gäbe und ich es mir ansehen könnte. Und so kam es, dass ich zwei Tage nach unserer Ankunft in Wien ein Zimmer hatte. Am nächsten Tag zogen wir ein.
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1 Kommentar:
Du kommst ja rum.
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