Mittwoch, 23. Februar 2011

Studium, Arbeit, Kind

In London sieht das zum Beispiel so aus:

Studium unterbrochen - und jetzt?

Basma ist Anfang, Mitte Zwanzig. Sie kommt aus Syrien. Ihr Studium der Wirtschaftswissenschaften hat sie in Syrien abgeschlossen, bevor sie Baschir, der aus Syrien stammt, aber in Deutschland aufgewachsen ist, geheiratet hat. Baschir hat seinen Master in London gemacht und arbeitet dort jetzt für seine englische Bank. Basma hat auch einen Master in London begonnen, in Internationaler Politik, aber dann wurde sie schwanger. Der kleine Osman ist jetzt 9 Monate und Basma denkt, sie sollte jetzt langsam ihr Studium zu Ende bringen. Mit Kind kommt sie dabei aber nicht weit. Ihre Schwester in Syrien hat jetzt vorgeschlagen, dass sie das Kind doch für ein paar Monate zu ihnen bringen soll. Aber Basma ist sich nicht sicher - ist Osman dafür nicht noch zu klein?

London - Ghana

Manou kommt aus Ghana. Sie studiert für ein Jahr in London, Development an einer selbst für England sehr guten Uni; das wird sie weit bringen, wenn sie in einem Jahr in ihr Land zurückkehrt. Ihr Sohn ist zwei, sie hat ihn zu Hause gelassen, bei seinem Vater und den Großeltern.

Keine Zeit

Alessa ist in Deutschland und Griechenland aufgewachsen. Sie lebt seit einigen Jahren mit ihrem Mann, der aus Nigeria kommt, in London. Sie wohnen in einer Sozialwohnung in einem schönen Viertel im Osten der Stadt. Der kleine Marco geht halbtags in den Kindergarten. Alessa bleibt mit der kleinen Tania, die gerade 10 Monate geworden ist, zu Hause. Morgens ist die ganze Familie zu Hause, Alessas Mann geht gegen Mittag auf die Arbeit und kommt spätabends zurück. Seit einigen Wochen arbeitet Alessa wieder am Wochenende. Ihr Mann passt dann auf die Kinder auf - aber Zeit, um sich mal zu treffen, hat sie jetzt erst mal nicht mehr.

Ohne Kindergarten wuerds nicht gehen

Als die Lieselotte zum Studium nach London gekommen ist, hat sie den Alimustafa und das Lieschen mitgebracht. Der Alimustafa arbeitet und das Lieschen geht in den Kindergarten, jeden Tag von morgens bis abends. Anfangs meinte die Lieselotte noch, es wäre nicht gut, das Kind den ganzen Tag in der Betreuung zu lassen und hat es schon nachmittags abgeholt, aber das hat sich schnell geändert. Lieselotte braucht die Zeit zum Lernen, das Lieschen ist glücklich mit den anderen Kindern und den Betreuern - es könnte nicht besser passen. Nur abends und an den Wochenenden, da wird das nicht so richtig was mit dem Lernen.

Teuer

Damian, der auch aus Deutschland kommt, macht seinen Doktor an einer Uni in London. Seine Frau, eine Französin, hat einen gut bezahlten Job in einer Bank. Das Geld brauchen sie dringend, weil er wirklich kaum was verdient. Ihr Sohn ist ein Jahr und Damian schreibt jetzt wieder Bewerbungen, weil sie noch ein Kind erwarten. Er hat ausgerechnet, dass sie dann alleine für Miete und Kinderbetreuung 4000 Pfund (ca. 4800 Euro) pro Monat brauchen. Mit nur einem Job ist das nicht zu machen. Währenddessen sorgt sich seine Frau, wie das nächste Gespräch mit ihrem Chef laufen wird. Dass sie wieder schwanger ist, hat sei auf der Arbeit noch nicht gesagt.

5 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ich würde Sie gerne etwas fragen, was nicht zum Thema gehört.

Sie sind ja augenscheinlich ganz vernünftig: Wieso veröffentlichen Sie denn dann auf einer Hass-Seite wie "Aggromigrant"?

Annanymous hat gesagt…

Hm, und was soll uns das sagen? Dass es schwierig ist Kind und Studium unter einen Hut zu bringen? Das ist doch allgemein bekannt!

Aber es ist nicht unmöglich und ich kenne gleich 2 Beispiele, bei denen es erfolgreich geklappt hat ... ohne das Kind ins Ausland abzuschieben. Wenn man natürlich auch noch nebenher arbeiten muss, dann kann man nicht einen der teilweise neuartigen Karriere-Studiengänge im International-Business-Bereich wählen, bei welchen man allein 40 Stunden mit Anwesenheitspflicht an der Uni hat. Das ist klar! Aber das kann man ja selbst bestimmen. Und mal ehrlich, mit so einem Uni-Abschluss will man danach auch nicht jahrelang zu Hause bei den Kindern bleiben, sondern strebt eine interessante berufliche Laufbahn ein ... mit Jobs die einen zeitlich richtig fordern ... 60 Wochenstunden und mehr. Wieso dann überhaupt Kinder in die Welt setzen? Um sie dann von Au Pair-Mädchen erziehen zu lassen?

Lieselotte hat gesagt…

Ist "Aggromigrant" eine Hass-Seite? Einige der Artikel und Kommentare sind ziemlich daneben, keine Frage, aber ist es wirklich eine Seite, der es darum geht, Hass zu verbreiten?

Ich habe mich damals entschlossen, dort mitzuschreiben, weil dort nur wenige Frauen mitgeschrieben haben und weil ich die Frau im Islam-und die Kopftuch-Perspektive mitreinbringen konnte, die damals noch ziemlich gefehlt hat. Ausserdem dachte ich mir, dass es verschiedene Stimmen geben muss, auch eine die vielleicht nicht ganz so vom Frust und den Enttaeuschungen getrieben ist. Ich wollte dazu beitragen, zu zeigen, wie komplex die ganze Sache ist. Deswegen bin ich auch immer noch dabei, auch wenn ich mit so einigen Artikeln und Kommentaren nicht einverstanden bin.

Gruss
von der Lieselotte

Lieselotte hat gesagt…

@ Annanymous: Ja, genau das soll es sagen! Dass es schwierig, aber nicht unmoeglich ist. Dass es eine Menge unterschiedliche Wege gibt, Kind, Arbeit, Studium, Familie zu balancieren (und eben nicht die eine, immer gueltige, immer perfekte Loesung).

Anonym hat gesagt…

Leider ist es heutzutage immer noch so, dass Familie und Beruf schwer zu vereinbaren sind. Und meistens verzichten die Frauen auf die Berufstätigkeit. Individuelle Lösungen sind möglich, aber für viele Familien schwierig. Es gibt einfach nicht genug Einrichtungenfür die Kinder, nicht genug Teilzeitstellen und es fehlt die geschaftliche Akzeptanz. In Frankreich z.B sieht es etwas besser aus.