Und schon wieder ein 9. November. Nach dem unsäglichen Auftritt Henryk Broders bei der Verleihung der Börne-Medaille im Juni spricht diesmal - zum Ausgleich sozusagen - der deutsch-französisch-jüdische (mein Gott, diese komplizierten Identitätsfragen aber auch immer) Publizist Alfred Grosser in der Frankfurter Paulskirche. Dass Grosser eingeladen und auch auf Protest des Zentralrats der Juden in Deutschland (ZJD), deren Vertreter mit Grossers Haltung zu Israel nicht einverstanden waren und ankündigten, die Veranstaltung zu boykottieren, nicht wieder ausgeladen wurde, spricht für Oberbürgermeisterin Petra Roth. Wenn das so läuft - dann darf sie meinetwegen auch Broder einladen.
Letztendlich lief das Ganze glimpflich ab:
Grosser rief dazu auf, die Leiden anderer anzuerkennen. An den Anderen zu denken sei eine Voraussetzung für den Frieden. Konkret sagte er: Man könne von keinem Palästinenser verlangen, "dass er die Schrecken der Attentate versteht, wenn man nicht ein großes Mitgefühl hat, die Leiden im Gazastreifen zu verstehen",
berichtet tagesschau.de. Was der ZJD daran auszusetzen haben könnte, erschließt sich mir nicht ganz - aber sie sind ja auch geblieben letztendlich, und der Skandal blieb aus. Was genau die Position des ZJD ist, lässt sich in den Worten des stellvertretenden Präsidenten Salomon Korns hier nachlesen. Eine (kurze) Replik Alfred Grossers findet sich hier. Dass es in erster Linie in Grossers Rede gar nicht vorrangig um den Israel-Palästina-Konflikt geht (wie es einem bei der Berichterstattung in der letzten Zeit teilweise vorkam), zeigt ein Blick auf die Rede.
Und nun? Nachdem wir nun im Detail die Positionen Henryk Broders, Alfred Grossers und des ZJDs zu Israel und Palästina erläutert bekommen haben, könnten wir nächstes Jahr vielleicht - wie wäre es? - einfach nur der Opfer des Nationalsozialismus gedenken. Das war es doch, um was es eigentlich ging, am 9. November - oder nicht?
Freitag, 12. November 2010
9. November
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