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- 5. Ramadan -
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Der vierte Tag von Ramadan (oder der dritte, je nach Zählung) war ein Freitag. Valentina kam schon mittags bei uns vorbei, sie hatte diesen Nachmittag einen Termin und wollte deshalb ihre Tochter Anissah bei uns lassen. Mit dem kleinen Lieschen an der einen Hand und Klein-Anissah an der anderen machte ich mich, nach einem Kurzstopp im Supermarkt, um Wasser und Aprikosen zu kaufen, auf den Weg in die Moschee.
Ramadan-Bastelprogamm
Dort hatten wir diesen Nachmittag Ramadan-Basteln geplant. Sieben Kinder und drei Mamas waren da. Das Programm bestand aus Ramadan-Laternen basteln, kleine Moscheen ausmalen, einem Laufspiel - und am Ende hat
Jill, die Mutter von
Hussein,
Ayah und
Sarah noch eine Geschichte vorgelesen: die vom kleinen
Hamster Hilali, der auszieht und vom Teilen im Monat Ramadan lernt. Zwischendurch gab es Obst für die Kinder, Sesamstangen und Vollkorncracker.
Kommen und Gehen in der Moschee
Als wir fertig sind, ist es schon Zeit für das Nachmittagsgebet. Wir gehen runter in die Moschee, wo wir auch den Rest des Nachmittags verbringen. Wenn sich die Moschee zu den Gebetszeiten füllt, verlassen die meisten Besucher sie schnell danach wieder. Es ist lange her, dass ich so lange in der Moschee verbracht und das Kommen und Gehen mitbekommen habe.
Lässig hochgeschlagener Niqab
In einer Ecke sitzt eine Frau mit lässig hochgeschlagenem Niqab, die aussieht, als käme sie ursprünglich aus Südostasien. Ihre Tochter ist Schwarze und spielt mit einem der Kinder des Imams, die halb Deutsche, halb Ägypterin ist. Mitten im Raum sitzen zwei oder drei marokkanische Mädchen und auch die zwei älteren Frauen, die in einer Ecke sitzen und Qur'an lesen, kommen ursprünglich aus Marokko.
Das Abendgebet nähert sich
Mit der einen komme ich ins Gespräch, sie spricht gut Deutsch, noch besser Französisch und ein bisschen Englisch auch. Das habe sie damals in Marokko auf dem Gymnasium gelernt, erklärt sie, und fragt das Lieschen gleich auf Englisch, wie alt sie denn sei. Je näher wir dem Abendgebet und damit dem Fastenbrechen kommen, desto voller wird die Moschee wieder.
Es ist schön, hier zu sein
Ich sehe alte Freunde wieder, die ich seit 10 Jahren kenne, aber immer nur hier (und auch das nur alle paar Jahre) sehe. Es ist schön, hier zu sein. Ich erinnere mich, wie ich früher zeitweise gar nicht mehr in die Moschee gehen wollte, weil sich die
unschönen Erlebnisse einfach angehäuft haben.
At peace mit Gott, sich selbst und der Welt
Heute, alhamdulillah, läuft alles bestens. Zwar kriege ich tatsächlich mindestens einen Kommentar ab, der meiner Meinung in einer Moschee in diesem Ton vollkommen fehl am Platz ist - aber alhamdulillah, es ist mir vollkommen wurscht. Ich bin so at peace mit Gott, mir und der Welt, dass ich lächeln und weitermachen kann. Ich sehe, wie unzufrieden die Person, die diesen Kommentar bringt, ist, wie unzufrieden mit sich selbst und der Welt, und ich kann ihr gar nicht böse sein - sie tut mir Leid.
Frieden in sich selbst tragen
Und zwar nicht auf die herablassende, arrogante, ich-bin-doch-sowieso-besser-als-du-Art, sondern auf eine herzliche, liebevolle Art. Es ist wunderschön, dass so erleben zu können. Es spielt keine Rolle, wie die anderen sind und in welcher Situation du dich befindest. So lange du glücklich, selbstbewusst, zuversichtlich bist und Frieden in dir trägst, kann dir keiner was. Das kann dir keiner wegnehmen.
Fastenbrechen: Wasser, Milch und Datteln
Und plötzlich ist es schon Zeit für das Abendgebet, plötzlich hören wir schon den
Athan und es werden Becher mit Wasser oder Milch und Datten herumgereicht. Danach beten wir zusammen. Ein paar Meter weiter, in der gleichen Reihe wie ich, betet die junge Frau, die zum Gebet kein Kopftuch trägt. Wie in den meisten Moscheen gibt es auch hier Essen, das kostenfrei an alle Anwesenden verteilt wird. Wir versammeln uns in einem der Räume der Moschee, wo Plastikplane auf den Teppichen ausgelegt wurde.
Syrisch, marokkanisch, somalisch, kanadisch...
Da ist die Frau aus Syrien, die kaum Deutsch spricht; das deutsch-marokkanische Mädchen, das beim Auftischen hilft und erst ganz am Ende selber isst; das deutsch-türkische Mädchen, das so helle Augen und Haut hat, dass sie - wie sie erzählt - oft selbst von Türken für eine deutsche Deutsche gehalten wird; die somalische Frau aus Toronto, die nur zu Besuch hier ist und nur Englisch und Somali spricht.
...deutsch, türkisch
Auf der anderen Seite des Raum sitzt eine Frau, die so verdächtig helle Augen und Haut hat, dass ich mir sicher bin, sie ist wirklich Deutsche. Das kleine blonde Mädchen, dass sie begleitet, scheint das zu bestätigen. Neben mir sitzt ein türkisches Mädchen aus einer alevitischen Familie, die vor einiger Zeit zum sunnitischen Islam konvertiert ist und davon erzählt, wie es ist, zu Hause ganz alleine zu fasten und zu beten.
Harira mit Baguette, Couscous mit Kichererbsen
Nach Harira mit Baguette, Salat mit Yoghurtsauce, Couscous mit Kichererbsen, Karotten und gebratenem Huhn, nach fast einer Stunde, die wir gemeinsam dort saßen, auf der Plastikplane auf dem Teppich, ist es Zeit für das nächste Gebet. Langsam leert sich der Raum, in dem wir aßen, man hört von oben die Stimme des Imams, der das Gebet begonnen hat, und aufgeräumt ist unten schnell.
Laue Sommernacht
Der Mann in der Küche spricht nur Englisch und ich frage mich, woher er kommt. Elf ist es, als ich mich mit dem Lieschen auf den Weg mache, zum Gebet bleiben wir nicht, das würde mit Kind zu spät, und so laufen wir durch eine laue Sommernacht zurück nach Hause.