Die sich drehenden Derwische habe ich zum ersten Mal in Paris gesehen. Dort traten sie in einem alten Palast im Nordosten der Stadt auf. Der Großteil des Publikums waren französische Türken, dem Anlass entsprechend gekleidet - es wimmelte nur so vor schicken schimmernden Satin-Kopftüchern, im türkischen Style gebunden, und schwarz-weißen Anzügen. Meine Freundin Henriette, die die Idee, die Derwische zu sehen, gleich begeistert aufgenommen hatte, und ich waren wohl die einzigen Deutschen in der Menge der Zuschauer. Von unseren Plätzen hatten wir einen ausgezeichneten Blick auf die Bühne, auf der sich bald eine Gruppe von Männern zu drehen begann, drehen, drehen, drehen, immer schneller und schneller, man konnte kaum glauben, dass das ein Mensch war, der dort auf einem Fuß stand und sich um die eigene Achse drehte und den anderen Fuß zum Abstoßen benutzte, immer schneller, immer schneller... Begleitet wurden die sich Drehenden von einer Trommel und einer Flöte, die die wunderschönsten Melodien spielte. Und als das in der Szenerie des ehrwürdigen Veranstaltungssaals eines alten Pariser Palasts - beeindruckend!
Daran, an diesen Abend in Paris, an dem ich zum ersten Mal die Derwische sich drehen sah, musste ich denken, als ich diesen Artikel über die erste öffentliche, ausschließlich aus Frauen bestehende Derwisch-Zeremonie las.
Dienstag, 31. Januar 2012
Sich drehende Derwische
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Montag, 30. Januar 2012
Ein Mann für Frauenrechte
Einen männlichen Frauenrechtler - den zu finden, hätte man selbst bei uns in Westeuropa Schwierigkeiten. Ahmad Mansour leitet in Syrien ein Frauenhilfsprojekt und setzt seine Arbeit auch unter den besonderen Schwierigkeiten, die die sich seit Monaten hinziehenden Aufstände gegen das Assad-Regime mitbringen. In einem taz-Interview berichtet er von seiner Arbeit:
"Frauen und Kinder leiden in einer Situation wie der aktuellen in Syrien am meisten."
"Niemand Offizielles schätzt unsere Arbeit, und wir bekommen seit einem halben Jahr keine finanzielle Unterstützung mehr."
"Wir (können) uns nicht mehr um unsere normale Arbeit kümmern. Zwangsverheiratungen, Vergewaltigungen, minderjährige irakische Zwangsprostituierte und unverheiratete Schwangere bekommen keine Aufmerksamkeit, wenn Menschen, auch Frauen, auf den Straßen erschossen werden."
"Frauen und Kinder leiden in einer Situation wie der aktuellen in Syrien am meisten."
"Niemand Offizielles schätzt unsere Arbeit, und wir bekommen seit einem halben Jahr keine finanzielle Unterstützung mehr."
"Wir (können) uns nicht mehr um unsere normale Arbeit kümmern. Zwangsverheiratungen, Vergewaltigungen, minderjährige irakische Zwangsprostituierte und unverheiratete Schwangere bekommen keine Aufmerksamkeit, wenn Menschen, auch Frauen, auf den Straßen erschossen werden."
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Samstag, 28. Januar 2012
Samstagabend
Oder: Party im muslimischen Mädchenwohnheim
Es ist mal wieder Party im muslimischen Mädchenwohnheim. Eines der Mädchen, die bisher hier studiert hatte, geht zurück in die Türkei und ihre Freundinnen haben für sie heimlich eine Abschiedsfeier organisiert. Heute Mittag schon standen fünf, sechs, sieben Mädchen in der Küche, haben gebackt und gekocht und massenweise Essen vorbereitet. Seit dem frühen Abend wimmelte das Wohnheim plötzlich nur so vor jungen, hübschen, herausgeputzten Mädchen. All die Mädchen, die ich sonst entweder mit Kopftuch oder mit den Klamotten, die man eben an einem ganz normalen Tag zu Hause so trägt, spazieren hier plötzlich in der schicksten Abendkleidung, geschminkt und mit gemachten Haaren durchs Haus.
Je später es wird, desto mehr Gäste von draußen treffen ein; manche sind schon älter und ein oder zwei haben ihre Kinder mitgebracht. Ein kleiner Junge, der so blond ist, dass er Ole heißen könnte, aber Samet gerufen wird, läuft durch die Räume; außerdem zwei kleine Mädchen. Für die Studentin, die wieder zurück in die Türkei geht, haben ihre Freundinnen einen Film gedreht und geschnitten - kein Wunder, dass sie ihren Augen nicht traut, als sie wie gewöhnlich in den Aufenthaltsraum im obersten Stockwerk kommt und dort alle ihre Freundinnen auf sie warten und statt den Kinofilem, die sonst auf der großen Leinwand dort gezeigt werden, ein ganz persönlicher Abschiedsfilm gezeigt wird. Das Gelächter ist groß, es wirdlaut geklascht, und schon bald die Musik aufgedreht. Party im muslimischen Mädchenwohnheim eben.
Es ist mal wieder Party im muslimischen Mädchenwohnheim. Eines der Mädchen, die bisher hier studiert hatte, geht zurück in die Türkei und ihre Freundinnen haben für sie heimlich eine Abschiedsfeier organisiert. Heute Mittag schon standen fünf, sechs, sieben Mädchen in der Küche, haben gebackt und gekocht und massenweise Essen vorbereitet. Seit dem frühen Abend wimmelte das Wohnheim plötzlich nur so vor jungen, hübschen, herausgeputzten Mädchen. All die Mädchen, die ich sonst entweder mit Kopftuch oder mit den Klamotten, die man eben an einem ganz normalen Tag zu Hause so trägt, spazieren hier plötzlich in der schicksten Abendkleidung, geschminkt und mit gemachten Haaren durchs Haus.
Je später es wird, desto mehr Gäste von draußen treffen ein; manche sind schon älter und ein oder zwei haben ihre Kinder mitgebracht. Ein kleiner Junge, der so blond ist, dass er Ole heißen könnte, aber Samet gerufen wird, läuft durch die Räume; außerdem zwei kleine Mädchen. Für die Studentin, die wieder zurück in die Türkei geht, haben ihre Freundinnen einen Film gedreht und geschnitten - kein Wunder, dass sie ihren Augen nicht traut, als sie wie gewöhnlich in den Aufenthaltsraum im obersten Stockwerk kommt und dort alle ihre Freundinnen auf sie warten und statt den Kinofilem, die sonst auf der großen Leinwand dort gezeigt werden, ein ganz persönlicher Abschiedsfilm gezeigt wird. Das Gelächter ist groß, es wirdlaut geklascht, und schon bald die Musik aufgedreht. Party im muslimischen Mädchenwohnheim eben.
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Samstag, 14. Januar 2012
Von Kunst, Kultur und Gedanken
Oder: eine Zeitschrift für den Kulturaustausch zwischen Deutschland und der islamisch geprägten Welt
Fikrun wa fann (Kunst und Gedanke auf Deutsch) finde ich gut. Die vom Goethe-Institut (ja, die machen eine ganze Menge tolle Sachen) herausgegebene Kulturzeitschrift widmet sich dem Austausch zwischen Deutschland und islamisch geprägten Ländern. Zweimal im Jahr erscheint die Publikation auf Arabisch, Englisch und Farsi - auf der Webseite finden sich zudem die Beiträge auf Deutsch. Behandelt werden aktuelle Themen aus den Bereichen Kultur, Gesellschaft, Wissenschaft und Politik von europäischen, muslimischen und internationalen Autoren. Fikrun wa fann finde ich gut. Nicht,weil ich mit allem, was dort publiziert wird, konform gehe, sondern weil die Zeitschrift eine Plattform für umfassende Information und anspruchsvollen Austausch über wichtige Themen bietet.
Und wenn wir schon dabei sind, hier noch ein paar Tipps zu einigen meiner Lieblingskategorien auf der Webseite: Das wären zum Beispiel die Seiten zu Geschlechterrollen, zu europäischem und orientalischem Kino und Film, über das Jahr 1968 in der Welt, zur Rolle der Medien in Europa und der muslimischen Welt und zum Leben in der Stadt. Urdeutsche oder ganz klar islamisch scheinende Themen werden da aus einem Blickwinkel betrachtet, der neu und fremd, weil ungewohnt, ist. Gemeinsamkeiten und Unterschiede werden deutlich, Fragen nach Verbindungen und gegenseitiger Einflussnahme regen zum Nachdenken an. Empfehlenswert!
Freitag, 13. Januar 2012
Lieblingsblogs (01)
Der Titel ist natürlich bescheuert, der Blog - diesmal ein Foto- und kein Textblog - dafür umso toller: Bücherregale über Bücherregale, massenweise Bücher, Bücher und Bücher. Bin es nur ich oder kennt ihr das auch, dieses Hochgefühl, angesichts solcher Stapel und Reihen und Berge an Büchern? Falls ja, kann ich ihn euch nur empfehlen, meinen zweiten Lieblingsblog diesen Monat; falls nein, einfach ignorieren. Für Nicht-Buch-Fanatiker ist solch ein Blog wohl bestenfalls nett anzuschauen, schlimmenstenfalls strunzlangweilig. Für alle anderen: Vorsicht, Suchtgefahr!!
Dienstag, 10. Januar 2012
Montag, 9. Januar 2012
Sonntag, 8. Januar 2012
I like
"Ein Zeichen der Hoffnung im angespannten Verhältnis zwischen den Religionen in Ägypten: Zum zentralen Weihnachtsgottesdienst der koptischen Christen in Kairo kamen erstmals auch Vertreter der Muslimbruderschaft. Als der koptische Papst sie begrüßte, brandete Applaus auf", berichtet tagesschau.de. Weiter...
Freitag, 6. Januar 2012
Lieblingsblogs (01)
Mein Lieblingsblog im Januar ist arbeitssuche55plus. Wie der Name schon sagt, berichtet dort eine Über-55-Jährige, wie es ist, plötzlich auf Arbeitssuche zu sein. Und das in einem Alter, in dem man es, gelinde gesagt, schwer hat auf einem Arbeitsmarkt, dem Stellenanzeigen, in denen als Höchststalter 30 angegeben ist, keine Seltenheit sind. Wie Hohn wirken da die Erklärungen so manchen Politikers, bald solle generell bis Ende 60 gearbeitet werden. Gerne. Bloß wo?
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Donnerstag, 5. Januar 2012
Perspektivwechsel, deutsch-indisch
Was passiert, wenn man einen deutschen Journalisten fuer vier Wochen nach Chennai schickt? Wie sieht Deutschland fuer eine in Indien sozialisierte Reporterin aus? Zum vierten Mal findet 2011/12 das Projekt Nahaufnahme statt, im Rahmen dessen in diesem Jahr 10 Journalisten aus Deutschland und Indien fuer einige Wochen das Land, die Stadt und (das ist die Idee) die Perspektive wechseln. Hinter dem Projekt stehen das Goethe-Institut und die Robert-Bosch-Stiftung. Die ersten Berichte, darueber, wie Berlin fuer eine Inderin, Neu Delhi fuer einen Deutschen aussieht, finden sich auf der Seite zum Projekt. Wer noch mehr will, findet weitere Berichte auf dem regelmaessig aktualisierten Nahaufnahme-Blog.
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Mittwoch, 4. Januar 2012
A oder B
Auf diesen Artikel des israelischen Autors und Regisseurs Etgar Kerets zur Konfrontation zwischen ultrareligioesen und saekularen Israelis, die fuer zwei vollkommen unterschiedliche Gesellschaftsentwuerfe eintreten; zum Aufkommen einer neuen politischen Sprache jenseits der alten Parolen von Rechten und Linken unter den Demonstranten, die in den letzten Monaten fuer soziale Reformen auf die Strasse gingen; zu seiner Hoffnung auf eine tiefgehende Aenderung des Status quo bin ich auf der Online-Ausgabe der ZEIT gestossen. Lesenswert!
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Sonntag, 1. Januar 2012
Düş Sokağı Sakinleri
Düş Sokağı Sakinleri: Gecenin Rengi
Traumstraßenbewohner heißt diese türkische Gruppe (der Traumstraße ihre Bewohner, wenn man es Wort für Wort übersetzt), und genauso, nach Traumstraße, hört sich auch die Musik an. Ich verstehe nicht den gesamten Text, aber es von einer ganzen Menge Feen, Gärten und dem Mond die Rede. Die Farben der Nacht, bedeutet der Titel auf Deutsch.
Traumstraßenbewohner heißt diese türkische Gruppe (der Traumstraße ihre Bewohner, wenn man es Wort für Wort übersetzt), und genauso, nach Traumstraße, hört sich auch die Musik an. Ich verstehe nicht den gesamten Text, aber es von einer ganzen Menge Feen, Gärten und dem Mond die Rede. Die Farben der Nacht, bedeutet der Titel auf Deutsch.
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