Sonntag, 19. Juni 2011

Letztens gelesen (10)

Irmela Hannover / Cordt Schnibben: I can't get no. Ein paar 68er treffen sich wieder und rechnen ab. Köln: Kiepenheuer & Witsch, 2007.

40 Jahre später

Vor drei Jahren waren die 1968er das Thema in Deutschlands Feuilletons. 40 Jahre 68er - wer da nicht alles was zu sagen hatte. Vor etwas mehr als drei Jahren, pünktlich zum Jubiläum kam auch "I can't get no" (der Titel ist doof und passt eigentlich nicht) heraus. 16 Freunde von damals, die die 68er als Jugendliche in Bremen miterlebten, diskutieren über ihre damaligen Ideen und was heute daraus geworden ist.

Steinewerfer, Staatsanwalt

Steinwerfer, Hippies, Demonstranten - heute arbeiten sie als Staatsanwälte, Manager, Politiker, Professoren. Manche sehen sich auch heute noch als Linke, einige sind über die Jahre unpolitisch geworden, andere vertreten heute eher konservative Positionen. So radikal wie damals ist heute eigentlich fast keiner mehr. Wie es dazu - zu ihrer damaligen Radikalität und der graduellen (Re)integration in die gesellschaftliche Mitte - kommen konnte, diskutieren die 16 an einem Wochenende.

Lesenswert

"I can't get no" ist die Dokumentation dieser Diskussion: Das Buch besteht neben den Kurzporträts der Diskutanten aus den transkribierten Tonbandmitschnitten eines Wochenendes geleiteter Diskussion. Lesenswert ist das Buch, weil es ehrlich ist und es deutlich macht, wie unterschiedlich damals und heute die, die 1968 mitprägten, sich, ihre Generation und die Welt sahen.

10 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Damals kämpfte man für eine bessere und gerechtere Welt für alle, heute konvertiert man und begibt sich geistig ins Mittelalter.

Anonym hat gesagt…

Peter Mosler: Was wir wollten, was wir wurden

Schon von 1977, ein Rückblick auf die Studentenproteste 1967, 10 Jahre später. Auch nett zu lesen mit einer weiteren, fast 35 Jahre älteren Perspektive. Vielleicht als Anschlusslektüre gar nicht unpassend.

Ansonsten, wenn sie an Generalabrechnungen politischer Utopien interessiert sind, muss man unbedingt einen Klassiker empfehlen: Wolfgang Leonhard: Die Revolution entläßt ihre Kinder.

Lieselotte hat gesagt…

@ Kommentator 1:

Genau so isses. Frueher war alles besser. 68er = toll. Islam = Mittelalter. Wie einfach die Welt doch manchmal sein kann.

Anonym hat gesagt…

Ist doch so. 99 Prozent der Muslime leben ihre Religion so, als würde noch finsterstes Mittelalter herrschen.

Und dann gibt es das eine Prozent der Muslime, so wie sie, die uns erklären wollen, dass das gar nicht stimmen würde und der Islam doch eine Religion des Friedens wäre.

Ich persönlich bedaure sie sehr und wünsche Ihnen, dass sie sich irgendwann aus dem Würgegriff dieser Ideologie befreien können.

Anonym hat gesagt…

"Frueher war alles besser. 68er = toll. Islam = Mittelalter. Wie einfach die Welt doch manchmal sein kann."

Die 68er standen für einen Mix aus fälligen Reformen, vorgetragen in illusionär-utopischen Winnetou-Romantizismen. Das wir heute ein Segment von Jugendrevolte haben, das in Gestalt einer reaktionär eifernden Askesehysterie daherkommt, das untertrifft jedoch die 68er in allen Disziplinen.

Und das Mittelalter möchte ich ausdrücklich in Schutz nehmen; auch das orientalische; Omayyaden, das war Bauchtanz und Weingenuss; die frühen Abbassiden mit 1001 Nacht, persischer Liebespoesie und einem gesunden Verhältnis zu Sünde und Busse..

Was heute bei den Salafis hipp ist, das ist nicht Mittelalter, sondern Savanarola und Kinderkreuzzüglertum (ohne Kreuz natürlich, aber mit seelenheilsbesessenem Selbstmordwahn)

Kreuze gabs dagegen noch auf den Münzen bei den Omayyaden; dass die voll Schirk sein sollen, kam erst reichlich später auf, etwa zu der Zeit, als auch das Griechentum in die Tonne getreten wurde (welches übersetzt zu haben gleichwohl ein Argument später immer auch Quell von historischem Leistungsstolz ist.)

Lieselotte hat gesagt…

Ja, und? Was wollen Sie mir damit sagen?

Anonym hat gesagt…

"Was wollen Sie mir damit sagen?" Das der Islam im 20./21. Jahrhundert eine Tendenz feindselig zur kulturellen Moderne einnimmt; dass er sich a-solidarisch gegen die Anliegen der Menschheit kehrt (hierarchiebefestigend, gehorsamsversessen, geschlechtertrennend, minderheitenfeindlich (Homosexualität), antiegalitär-dauerbeleidigt Privilegien fordernd, gehässig gegen Freiheit, Kreativität und Sinnlichkeit, die Menschen verdummend und verhäßlichend; fatalisierend und fanatisierend ...)

Und Sie wissen absolut nicht, was gemeint sein könnte und klagen über Klischees.

Betroffen von einem ungerechtfertigten Klischeegebrauch ist hier allein das Mittelalter; dieses war nicht durchgängig so, sondern kann im Rückblick allenfalls so erscheinen; jede Beziehung jedoch, in der der Islam zur Moderne steht, ist finster.

TheVirgin hat gesagt…

Sehr treffend formuliert, der letzte Kommentar!

Anonym hat gesagt…

Danke schön, so ein Lob kann jede/r mal vertragen !

Lieselotte hat gesagt…

Na ist ja toll, dass wenigstens Sie sich einig sind.