Ein great British summer stehe den Briten bevor, so der aktuelle Werbe-Slogan eines der größten britischen Supermärkte. Teil 1 (check) haben wir hinter uns, das Diamond Jubilee der Queen, 60 Jahre UK mit der Queen (noch ein Werbespruch, diesmal eines britischen Magazins: "In 1952, a woman knew her place. In 2012, she's still there"). Dass London ein Großereignis (das erste diesen Sommer) bevorstand, war schon seit Wochen zu verspüren. In Supermärkten, an Kiosken, im Post Office, überall gab es UK- und Queen-Devotionalien zu erstehen, street parties sollte man planen, und London freute sich auf die zwei zusätzlichen Feiertage.
Eigenartige Mischung aus modern und traditionell
Die Feierlichkeiten bestanden aus einer Reihe von Veranstaltungen, eine eigenartige Mischung aus modern und traditionell - aber vielleicht ist es gerade das, was das britische Königshaus ausmacht? Am Sonntag Bootsfahrt mit Queen und Königsfamilie auf der Themse, am Montag ein Popkonzert vor dem Buckingham Palace und irgendwann danach ein Gottesdienst in überfüllter Kirche. Nach 10 Tagen strahlendem Sonnenschein und hochsommerlichen Temperaturen war London pünktlich zu den Festlichkeiten wieder seiner eigentlichen Identität treu geworden - und es regnete Hunde und Katzen.
Massen an Menschen mit Union-Jack-Fahnen
Aber das hielt die Massen vom Queen-auf-dem-Boot-Bewinken nicht ab. Und für das Konzert am Montagabend war es dann wenigstens trocken. Bei uns im Viertel verteilten Freiwillige der lokalen Kirchengemeinde kleine Union Jack-Cupcakes und die Straßen waren voll mit Londonern jedweger couleur, die sich diesen Morgen für ein rot-weiß-blaues Outfit entschieden hatten. Und spätestens als ich am Dienstagabend vor dem Fernseher saß und mir das Spektakel betrachtete (nein, die Menschenmassen tue ich mir nicht live an), sah, wie ein Meer von Menschen mit kleinen Union Jack-Fahnen in der Hand begeistert Richtung Bühne und Queen wedelte, wurde mir klar, dass all diese Menschen nicht nur eine Königin und ihr Jubiläum feiern, sondern ein bisschen auch sich selbst - und das Land, das in den letzten 60 Jahren zu dem wurde, was es heute ist.
So was gäbe es in Deutschland nicht
Während des Konzerts spielten einige der erfolgreichsten Popmusiker der letzten sechzig Jahre auf, Paul McCartney (auch nicht mehr der Jüngste), Elton John (in pink glitzerndem Jackett), Robbie Williams (in gefakter Uniform), und Britannien zeigte sich von seiner scheinwerfergerechtesten Seite. Da passte die Queen mit ihren oft abgefahrenen Hüten und Kostümen (schräg, leicht ekzentrisch - so sehen sich die Briten gerne) gut dazu. Für einen Moment versuchte ich mir, tausende von fröhlichen, euphorischen Menschen mit Deutschlandfähnchen in der Hand, die einem Horst Köhler, Christian Wulff oder Joachim Gauck zujubeln, vorzustellen - aber das war natürlich vollkommen abwegig, selbst nach dem berühmten deutschen Sommer 2006: So was gäbe es in Deutschland nicht.
Gut gerüstet - auch für die Spiele?
Dass das Jubiläum nicht nur in London begangen wurde, sondern ein landesweites Event war, wurde an den Menschenmassen, deutlich, die über das Wochenende in die Haupstadt strömten - und das trotz strömenden Regen. Das Lieschen und ich landeten am Sonntag ganz unverhofft in solch einem Auflauf, als wir von außerhalb Londons am Bahnhof Waterloo ankamen. Menschen über Menschen, überhaupt-gar-kein Durchkommen, teilweise musste der Bahnhof gesperrt werden. Trostpunkt: London war gut gerüstet. Hinweisschilder hier, Absperrbänder dort und Bahnmitarbeiter und Polizisten, die an strategisch günstigen Punkten positioniert waren, um den Verkehr zu regeln und Auskunft zu geben. Sieht so aus ... als könnten die Olympischen Spiele kommen!
1 Kommentar:
ich hab das Konzert im Radio gehört (ich fand es musikalisch nicht sehr gut) und von den Feierlichkeiten und dachte an die vielen Menschen auf der Welt, die so gar keinen Grund zum Feiern haben....
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