Barry McGuire: Eve of Destruction
Das Lied ist toll ... aber wer um Himmels Willen hat dem Mann gesagt, es sei okay, bei einem Fernsehauftritt Lodenjacke über Pyjama mit Gummistiefeln zu tragen?
Zum Lesen, Mitsingen, Nachdenken: der Text.
Samstag, 30. April 2011
Freitag, 29. April 2011
Auf der Fähre
Wenn man sich heute entscheidet, dass man morgen von London nach Deutschland fahren will, dann kann man sich für 200 Pfund (ca. 240 Euro) ein Flugticket kaufen. Oder für weniger als die Hälfte des Geldes mit dem Bus fahren. Das dauert - von Haustür zu Haustür - nur ein paar Stunden länger und Gepäck darf man viermal so viel mitnehmen - kostenlos. Ich habe nicht lange überlegt.
Vor, neben, hinter mir
Der Bus war nur etwa halbvoll. Engländer, Belgier, Deutsche, Polen, Türken, Araber. Vor mir saß ein junges Pärchen aus Belgien, neben mir auf der anderen Seite des Ganges ein mittelalter Mann aus Ostafrika oder vielleicht einem arabischen Staat und hinter mir eine vierköpfige strohblonde deutsche Familie mit zwei Jungs im Teenie-Alter. Die Fahrt konnte losgehen.
Babel
Nach zwei Stunden Fahrt gen Südosten waren wir am Meer. Hinter uns die weißen Kreidefelsen Dovers, vor uns die riesige Hafen- und Zollanlage. Der Busfahrer (dessen Herkunft bis zuletzt ein Rätsel blieb - er sprach mehrere Sprachen, aber alle schlecht) machte eine Ansage, die die Belgier vor mir aus dem Schlaf schrecken ließ. "Wo sind wir?", fragten die beiden und ich erklärte ihnen, dass wir in Dover sein. "Wo?" Ein kleines bisschen Variieren der Aussprache und ich erntete ein "aaaaah, Douvres!", wie Dover - das weiß ich jetzt - auf Französisch heißt.
Auf dem Schiff
Auf der Fähre sahen das Lieschen und ich auf dem obersten Deck der Küste mit Kreidefelsen, Dover Castle und Leuchtturm zu, wie sie langsam in der Dunkelheit verschwanden. Das riesen Schiff war ziemlich leer und - komisch, ein bisschen wie in einem Flughafenterminal sah es dort aus. Nach einer Weile stießen wir auf einen Raum, in dem Tom und Jerry-Cartoons über einen Flachbildschirm flimmerten. Drei Familien, das Lieschen und ich und fünfzehn bis zwanzig Männer, die gebannt der Katze und der Maus auf der Flimmermaschine folgten.
Angekommen
Keine zwei Stunden später waren wir in Calais, Frankreich, auf der "europäischen" Seite. Während der Bus durch die Dunkelheit brauste, musste ich an illegale Flüchtlingslager denken, die es dort irgendwo in der Nacht mal gab und vielleicht noch gibt, und an Frankreich, wo ich schon lange nicht mehr war.
Vor, neben, hinter mir
Der Bus war nur etwa halbvoll. Engländer, Belgier, Deutsche, Polen, Türken, Araber. Vor mir saß ein junges Pärchen aus Belgien, neben mir auf der anderen Seite des Ganges ein mittelalter Mann aus Ostafrika oder vielleicht einem arabischen Staat und hinter mir eine vierköpfige strohblonde deutsche Familie mit zwei Jungs im Teenie-Alter. Die Fahrt konnte losgehen.
Babel
Nach zwei Stunden Fahrt gen Südosten waren wir am Meer. Hinter uns die weißen Kreidefelsen Dovers, vor uns die riesige Hafen- und Zollanlage. Der Busfahrer (dessen Herkunft bis zuletzt ein Rätsel blieb - er sprach mehrere Sprachen, aber alle schlecht) machte eine Ansage, die die Belgier vor mir aus dem Schlaf schrecken ließ. "Wo sind wir?", fragten die beiden und ich erklärte ihnen, dass wir in Dover sein. "Wo?" Ein kleines bisschen Variieren der Aussprache und ich erntete ein "aaaaah, Douvres!", wie Dover - das weiß ich jetzt - auf Französisch heißt.
Auf dem Schiff
Auf der Fähre sahen das Lieschen und ich auf dem obersten Deck der Küste mit Kreidefelsen, Dover Castle und Leuchtturm zu, wie sie langsam in der Dunkelheit verschwanden. Das riesen Schiff war ziemlich leer und - komisch, ein bisschen wie in einem Flughafenterminal sah es dort aus. Nach einer Weile stießen wir auf einen Raum, in dem Tom und Jerry-Cartoons über einen Flachbildschirm flimmerten. Drei Familien, das Lieschen und ich und fünfzehn bis zwanzig Männer, die gebannt der Katze und der Maus auf der Flimmermaschine folgten.
Angekommen
Keine zwei Stunden später waren wir in Calais, Frankreich, auf der "europäischen" Seite. Während der Bus durch die Dunkelheit brauste, musste ich an illegale Flüchtlingslager denken, die es dort irgendwo in der Nacht mal gab und vielleicht noch gibt, und an Frankreich, wo ich schon lange nicht mehr war.
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Dienstag, 26. April 2011
Montag, 25. April 2011
Fruehling (Sommer) im Park
Endlich ist der Fruehling da - und es ist Sommer, zumindest den Temperaturen nach. Als wir am Nachmittag das Haus verlassen, schlaegt uns eine pure, stechende Hitze entgegen. Im Park sind die Temperaturen ertraeglicher.
Es sind alle schon da. Die bengalischen, pakistanischen und indischen Tanten, die afrikanischen Mamas und ein paar osteuropaeische Familien. Bestimmt auch eine englische Mutter mit ihren Kindern. Pinke, grasgelbe und sonnengruene Shalwar kameez, ein stylischer 70er-Jahre-Hosenanzug (zur Schau getragen von einer der Afrikanerinnen - in Kombination mit einer Frisur, bei der ich lange darueber nachgedacht habe, wie sie die Haare dazu bekommen hat, in diesem Winkel von ihrer Kopfhaut abzustehen), einmal Vollverschleierung (von Kopf bis Fuss) in Schwarz und eine Menge kurzer Hosen und Roecke.
Von einem kuehlen Schattenplatz am Rande des Sandkastens sehe ich dem Lieschen beim Spielen zu, schreie einmal drei Rabauken-Kids, die meinen, Sand werfen waere schick, zu, ob sie das bitte (man ist ja hoeflich in England) lassen koennten und versuche nebenbei, mich auf den Essay zur europaeischen und US-amerikanischen Nahostpolitik seit Ende des Kalten Krieges zu konzentrieren, den ich mir (bald sind Pruefungen) mit in den Park genommen habe.
Schliesslich ebbt die Hitze langsam ab, der Schatten ueber dem Sandkasten frisst sich Stueck fuer Stueck weiter, bald ist es nicht mehr bruetend heiss, nur noch angenehm warm. In der Luft mischen sich der Geruch nach Grillanzuender und gebratenem Fleisch, die Sonne naehert sich dem Horizont und warm wird das Licht. Eine Runde noch durch den Park, wo die Muecken in Schwaermen tanzen, Stoecke will das Lieschen sammeln und Gaensebluemchen pfluecken, dann machen wir uns auf den Weg nach Hause.
Es sind alle schon da. Die bengalischen, pakistanischen und indischen Tanten, die afrikanischen Mamas und ein paar osteuropaeische Familien. Bestimmt auch eine englische Mutter mit ihren Kindern. Pinke, grasgelbe und sonnengruene Shalwar kameez, ein stylischer 70er-Jahre-Hosenanzug (zur Schau getragen von einer der Afrikanerinnen - in Kombination mit einer Frisur, bei der ich lange darueber nachgedacht habe, wie sie die Haare dazu bekommen hat, in diesem Winkel von ihrer Kopfhaut abzustehen), einmal Vollverschleierung (von Kopf bis Fuss) in Schwarz und eine Menge kurzer Hosen und Roecke.
Von einem kuehlen Schattenplatz am Rande des Sandkastens sehe ich dem Lieschen beim Spielen zu, schreie einmal drei Rabauken-Kids, die meinen, Sand werfen waere schick, zu, ob sie das bitte (man ist ja hoeflich in England) lassen koennten und versuche nebenbei, mich auf den Essay zur europaeischen und US-amerikanischen Nahostpolitik seit Ende des Kalten Krieges zu konzentrieren, den ich mir (bald sind Pruefungen) mit in den Park genommen habe.
Schliesslich ebbt die Hitze langsam ab, der Schatten ueber dem Sandkasten frisst sich Stueck fuer Stueck weiter, bald ist es nicht mehr bruetend heiss, nur noch angenehm warm. In der Luft mischen sich der Geruch nach Grillanzuender und gebratenem Fleisch, die Sonne naehert sich dem Horizont und warm wird das Licht. Eine Runde noch durch den Park, wo die Muecken in Schwaermen tanzen, Stoecke will das Lieschen sammeln und Gaensebluemchen pfluecken, dann machen wir uns auf den Weg nach Hause.
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Sonntag, 24. April 2011
Ab nach Bosnien
Bosnien und Herzegowina
Ein europäisches Land nach dem Krieg
Ein europäisches Land nach dem Krieg
Bildungsreise
Auch sechszehn Jahre nach dem Krieg in Bosnien und Herzegowina (BiH) hat sich das Land immer noch nicht von den Folgen des Krieges erholt.
Viele Menschen sind (kriegs-) traumatisiert, das Land ist politisch zerrissen und leistet sich einen überdimensionalen, nach ethnischem Proporzdenken aufgebauten, Regierungs- und Beamtenapparat. Auch wirtschaftlich ist BiH aus sich heraus kaum überlebensfähig. Der EU-
Annäherungsprozess ist ins Stocken geraten, wobei weniger die BürgerInnen als die am Status Quo interessierten Machthaber die Veränderung zu blockieren suchen. Umso wichtiger ist es, durch Begegnungen (u. a. mit den Witwen aus Srebrenica) und Gespräche die Anbindung Bosniens und Herzegowinas zum Europa der Europäischen Union neu zu knüpfen. Wir bewegen uns per Bahn und Bus nach bzw. zwischen Sarajevo, Srebrenica, dem Nerevatal und Mostar, bevor es von Dubrovnik mit dem Flugzeug zurück nach Hamburg geht.
Leitung: Thomas Handrich, Südosteuropaexperte; Alma Sukic, Heinrich-Böll-Stiftung Büro Bosnien und Herzegowina
Termin: Sa. 27.08. - Sa. 03.09.11 (Anreise per Bahn Freitagabend, Rückkehr Sonntagfrüh)
Preis: 890 EUR (erm. 750 EUR); inkl. HP
Bei Interesse erhalten Sie über Umdenken Hamburg, Simone Kottmann, Tel: 0403895270, sk@umdenken-boell.de nähere Informationen zur Reise. Dort erfolgt auch die Anmeldung."
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Freitag, 22. April 2011
Johan Galtung
Was ist da unten eigentlich los?
Eine friedenswissenschaftliche Analyse zur Krise im Mittleren Osten und Nordafrika
Vortrag von Johan Galtung
Der Norweger Soziologe und Konfliktforscher und -aktivist Johan Galtungkann man getrost den Guru der Friedensforschung nennen. Am 6. Mai spricht er im Galtung-Institut fuer Friedenstheorie und -praxis in Grenzach-Whylen bei Basel zur aktuellen politischen Situation in Nordafrika und dem Mittleren Osten.
Freitag, 6. Mai 2011
20.00 - 22.00 Uhr
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Donnerstag, 21. April 2011
Musik ohne Grenzen
Balkanstreets - Eine kulturaktive Explorationsreise
Serbien - Mazedonien - Kroatien
Serbien - Mazedonien - Kroatien
"Das Jahr 2011 bietet wieder die Möglichkeit mit uns zu verreisen. Dank unseres zweijährigen Großprojektes "music without borders" mit den Partnerländern Serbien, Mazedonien und Kroatien gehts im Juni auf den Balkan. Ihr erlebt atemberaubende Landschaften, spannende
Geschichte(n), interessante Menschen und ein fröhliches und gebildetes Team.
Unsere mitreisenden deutschen Musikexperten beraten tagsüber in Workshops die Kollegen auf dem Balkan, während abends in Vranje und Vukovar die Balkanstreetsfestivals Einblicke in die
aktuelle Musikszene bieten. Tagsüber könnt Ihr die Städte und Umgebung erkunden, Journalisten vermitteln wir gern Interviewpartner für selbstgewählte Themen.
Erlebt aus der Innen- und Außensicht im Gespräch mit den Menschen Euphorie und Skepsis auf dem Weg in die EU und spürt hautnah, wie Musik alte Grenzen abzureißen vermag.
24.06 - 04.07.2011
Eine erste unverbindliche Interessenbekundung bitte per e-mail an: info@kulturaktiv.org."
Mehr Infos hier.
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Mittwoch, 20. April 2011
Sonntag, 17. April 2011
Dunia
Oder: Ferien im Krieg
Dunia ist 22 Jahre alt. Sie ist Libanesin, weil ihre Eltern von dort stammen. Sie ist aber auch Britin, weil sie lange Jahre in Grossbritannien gelebt hat. Aufgewachsen ist sie in einer ganzen Reihe von Laendern, vor allem im Nahen Osten, aber auch in Europa. Dunias Vater ist Professor, so kam die Familie ziemlich herum. Dunias Englisch hat einen leicht amerikanischen Einschlag - ich vermute, das kommt von den Schulen, die sie im Ausland besucht hat. Heute lebt sie in London, wo sie Wirtschaftswissenschaften und Umweltpolitik studiert.
Der Sommer vor fuenf Jahren
Auch wenn sie nie dort gelebt hat, ist Dunia, seit sie ein kleines Kind war, jeden Sommer in den Libanon gefahren, um dort die Ferien mit ihren Grosseltern, Tanten, Onkeln, Cousins und Kusinen zu verbringen. So auch damals, im Sommer vor fuenf Jahren. Der Sommer vor fuenf Jahren, das war der Sommer 2006, als wieder einmal ein israelisch-arabischer Krieg ausbrach. Dieses Mal war es wieder ein Libanon-Krieg. Glaubt man den einen, waren am Ausbruch des Krieges die Israelis Schuld, hoert man auf die anderen, war es der Fehler von Hisbullah-den Libanesen-Palaestinensern-Arabern.
Krieg
Dunia flog mit ihrem Bruder in den Libanon. Und ploetzlich war da Krieg. Bombardements, Schuetzenfeuer, man schlief in voller Montur, weil es ja immer sein koennte, das man ploetzlich aufstehen und rennend aus Haus verlassen musste. "Einmal kamen die Bomben so nahe, dass wir aus dem Haus mussten. Wir rannten auf die Strasse, mein Cousin wurde vor meinen Augen von einem Bombensplitter getroffen", erzaehlt Dunia und ich versuche, diese Beschreibung mit dem Bild des huebschen, dezent geschminkten Maedchen, das in Jeans und Kopftuch vor mir steht, zusammen zu bringen. Das passt nicht.
"Ich wollte nicht weg"
"Meine Familie wollte, dass mein Bruder und ich uns evakuieren lassen. Das waere kein Problem gewesen, weil wir ja unsere britischen Paesse hatten. Aber ich wollte nicht weg. Wie haette ich den Libanon verlassen koennen, wo doch meine Familie, meine Grosseltern, meine Tanten und Onkels, alle dort waren? - Meine Grosseltern weigerten sich sowieso, ihr Haus zu verlassen. 'Wir lassen nicht zu, dass hier ein zweites Palaestina passiert', meinte mein Grossvater - er hatte Angst, dass die Israelis einmarschieren koennten und sie die Fluechtlinge dann nicht mehr zurueck in ihre Haeuser lassen wuerden."
Etwas Gutes?
"Es hatte auch etwas Gutes. Das hoert sich irre an, oder: 'Der Krieg hatte auch etwas Gutes'. Es hat mich veraendert, ich war danach nicht mehr die Gleiche. Am Anfang hast du noch Angst, dass du sterben koenntest, aber irgendwann ist es dir egal. Man macht halt normal weiter und denkt sich: 'Na und, dann sterb ich halt'."
Vier Wochen
Der Libanonkrieg vom Sommer 2006 dauerte fast genau einen Monat. Vier Wochen, das war auch die Zeit, die Dunia jeden Sommer im Libanon verbrachte. Als der Krieg vorbei war, flog sie wieder zurueck nach Hause. Nach vier Wochen, die alles veraendert hatten.
Dunia ist 22 Jahre alt. Sie ist Libanesin, weil ihre Eltern von dort stammen. Sie ist aber auch Britin, weil sie lange Jahre in Grossbritannien gelebt hat. Aufgewachsen ist sie in einer ganzen Reihe von Laendern, vor allem im Nahen Osten, aber auch in Europa. Dunias Vater ist Professor, so kam die Familie ziemlich herum. Dunias Englisch hat einen leicht amerikanischen Einschlag - ich vermute, das kommt von den Schulen, die sie im Ausland besucht hat. Heute lebt sie in London, wo sie Wirtschaftswissenschaften und Umweltpolitik studiert.
Der Sommer vor fuenf Jahren
Auch wenn sie nie dort gelebt hat, ist Dunia, seit sie ein kleines Kind war, jeden Sommer in den Libanon gefahren, um dort die Ferien mit ihren Grosseltern, Tanten, Onkeln, Cousins und Kusinen zu verbringen. So auch damals, im Sommer vor fuenf Jahren. Der Sommer vor fuenf Jahren, das war der Sommer 2006, als wieder einmal ein israelisch-arabischer Krieg ausbrach. Dieses Mal war es wieder ein Libanon-Krieg. Glaubt man den einen, waren am Ausbruch des Krieges die Israelis Schuld, hoert man auf die anderen, war es der Fehler von Hisbullah-den Libanesen-Palaestinensern-Arabern.
Krieg
Dunia flog mit ihrem Bruder in den Libanon. Und ploetzlich war da Krieg. Bombardements, Schuetzenfeuer, man schlief in voller Montur, weil es ja immer sein koennte, das man ploetzlich aufstehen und rennend aus Haus verlassen musste. "Einmal kamen die Bomben so nahe, dass wir aus dem Haus mussten. Wir rannten auf die Strasse, mein Cousin wurde vor meinen Augen von einem Bombensplitter getroffen", erzaehlt Dunia und ich versuche, diese Beschreibung mit dem Bild des huebschen, dezent geschminkten Maedchen, das in Jeans und Kopftuch vor mir steht, zusammen zu bringen. Das passt nicht.
"Ich wollte nicht weg"
"Meine Familie wollte, dass mein Bruder und ich uns evakuieren lassen. Das waere kein Problem gewesen, weil wir ja unsere britischen Paesse hatten. Aber ich wollte nicht weg. Wie haette ich den Libanon verlassen koennen, wo doch meine Familie, meine Grosseltern, meine Tanten und Onkels, alle dort waren? - Meine Grosseltern weigerten sich sowieso, ihr Haus zu verlassen. 'Wir lassen nicht zu, dass hier ein zweites Palaestina passiert', meinte mein Grossvater - er hatte Angst, dass die Israelis einmarschieren koennten und sie die Fluechtlinge dann nicht mehr zurueck in ihre Haeuser lassen wuerden."
Etwas Gutes?
"Es hatte auch etwas Gutes. Das hoert sich irre an, oder: 'Der Krieg hatte auch etwas Gutes'. Es hat mich veraendert, ich war danach nicht mehr die Gleiche. Am Anfang hast du noch Angst, dass du sterben koenntest, aber irgendwann ist es dir egal. Man macht halt normal weiter und denkt sich: 'Na und, dann sterb ich halt'."
Vier Wochen
Der Libanonkrieg vom Sommer 2006 dauerte fast genau einen Monat. Vier Wochen, das war auch die Zeit, die Dunia jeden Sommer im Libanon verbrachte. Als der Krieg vorbei war, flog sie wieder zurueck nach Hause. Nach vier Wochen, die alles veraendert hatten.
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Samstag, 16. April 2011
Alice
Oder: Wir kommen aus der gleichen Stadt
Ein Abend im Sommer
Alice ist ungefaehr so alt wie ich. Wir haben im gleichen Jahr Abi gemacht und haben gemeinsame Freunde. Kennen gelernt haben wir uns erst in den letzten Wochen an der Schule, als wir schon gar keinen Unterricht mehr hatten, sondern irgendwo zwischen Pruefungen und Abschlussfeier schwebten. Es war nur ein Abend, aber wir hatten uns gleich gut verstanden. "Schade, dass wir uns erst jetzt kennen gelernt haben", meinte Alice beim Abschied. Sie wollte in ein paar Wochen nach Israel gehen, um dort fuer ein Jahr Hebraeisch zu lernen.
In Israel
Alice ist nach Israel gegangen, hat Hebraeisch gelernt und Yuval kennen gelernt. Yuval war juedisch wie sie und lebte in Israel. Alice verliebte sich und beschloss, zu bleiben. Wenig spaeter heirateten sie und Yuval. Als Juedin war es fuer sie kein Problem, die israelische Staatsbuergerschaft zu bekommen. Sie begann ein Studium an einer der Unis im Lande. Das Studium hat sie in der Zwischenzeit abgeschlossen. Sie hat gearbeitet und jetzt erwartet sie ein Kind.
Muslimin, Islamistin, Israelhasserin?
Ich habe sie nicht mehr gesehen seit diesem ersten Abend irgendwann im Sommer vor Jahren, als sie wir uns kennen lernten. Muslimin war ich schon damals, aber das wusste fast keiner. Seit ich mit Kopftuch deutlich als solche erkennbar war, war ich so manchem der gemeinsamen Bekannten, die Alice und ich hatten, und deren Freunden suspekt. War sie Muslimin, Islamistin, Israelhasserin? Es war deutlich, wie schwer es vielen von ihnen fiel, mich einzuordnen. Mit Alice habe ich nicht darueber gesprochen - wieso auch: wir waren nie Freunde gewesen, und konnten es aufgrund der raeumlichen Distanz auch nicht werden - aber ich befuerchtete, dass sie mein Muslimsein aehnlich sehen wuerde.
Eine Sicht auf den Konflikt
Und dann tauchten auf ihrer Facebook-Seite ploetzlich immer wieder Links zu islamfeindlichen Artikeln und Videos auf. Wann immer es zu einem Konflikt zwischen Israel und seinen Nachbarstaaten kam, konnte ich an Alices Kommentaren sehen, dass sie den in Israel dominanten Diskurs vollkommen aufgenommen hatte: Israel ist die einzige Demokratie im Nahen Osten, Schuld am Konflikt sind die Araber und Palaestinenser sind Terroristen. Selbstkritik oder auch nur die geringste Empathie fuer die andere Seite fehlte voellig.
Alice ist nicht von dort
Das mag verstaendlich sein bei jemandem, der in Israel gross geworden ist, dort immer gelebt hat, aber Alice ist nicht von dort. Sie kommt aus Europa, sie kommt aus Deutschland, aus der gleichen Stadt wie ich, wo uns schon, bevor wir in der Schule waren, eingetrichtert wurde, common knowledge kritisch zu hinterfragen. Alice hat in [Stadt in Deutschland] muslimische Freunde, sie kennt die und weiss, dass nicht jeder Muslim oder Araber ein Israelifresser ist.
Warum nicht?
Wie es trotzdem sein konnte, dass sie den in Israel dominanten Diskurs so uebernehmen konnte, verstehe ich nicht. Sie kam von draussen, sie haette es anders sehen koennen. Warum nicht? Ich wuerde sie gerne fragen, aber ich zoegere, sie zu fragen, weil ich befuerchte, dass sie mich als eine von den anderen sieht - und ausserdem, weil wir uns ja eigentlich gar nicht richtig kennen.
Ein Abend im Sommer
Alice ist ungefaehr so alt wie ich. Wir haben im gleichen Jahr Abi gemacht und haben gemeinsame Freunde. Kennen gelernt haben wir uns erst in den letzten Wochen an der Schule, als wir schon gar keinen Unterricht mehr hatten, sondern irgendwo zwischen Pruefungen und Abschlussfeier schwebten. Es war nur ein Abend, aber wir hatten uns gleich gut verstanden. "Schade, dass wir uns erst jetzt kennen gelernt haben", meinte Alice beim Abschied. Sie wollte in ein paar Wochen nach Israel gehen, um dort fuer ein Jahr Hebraeisch zu lernen.
In Israel
Alice ist nach Israel gegangen, hat Hebraeisch gelernt und Yuval kennen gelernt. Yuval war juedisch wie sie und lebte in Israel. Alice verliebte sich und beschloss, zu bleiben. Wenig spaeter heirateten sie und Yuval. Als Juedin war es fuer sie kein Problem, die israelische Staatsbuergerschaft zu bekommen. Sie begann ein Studium an einer der Unis im Lande. Das Studium hat sie in der Zwischenzeit abgeschlossen. Sie hat gearbeitet und jetzt erwartet sie ein Kind.
Muslimin, Islamistin, Israelhasserin?
Ich habe sie nicht mehr gesehen seit diesem ersten Abend irgendwann im Sommer vor Jahren, als sie wir uns kennen lernten. Muslimin war ich schon damals, aber das wusste fast keiner. Seit ich mit Kopftuch deutlich als solche erkennbar war, war ich so manchem der gemeinsamen Bekannten, die Alice und ich hatten, und deren Freunden suspekt. War sie Muslimin, Islamistin, Israelhasserin? Es war deutlich, wie schwer es vielen von ihnen fiel, mich einzuordnen. Mit Alice habe ich nicht darueber gesprochen - wieso auch: wir waren nie Freunde gewesen, und konnten es aufgrund der raeumlichen Distanz auch nicht werden - aber ich befuerchtete, dass sie mein Muslimsein aehnlich sehen wuerde.
Eine Sicht auf den Konflikt
Und dann tauchten auf ihrer Facebook-Seite ploetzlich immer wieder Links zu islamfeindlichen Artikeln und Videos auf. Wann immer es zu einem Konflikt zwischen Israel und seinen Nachbarstaaten kam, konnte ich an Alices Kommentaren sehen, dass sie den in Israel dominanten Diskurs vollkommen aufgenommen hatte: Israel ist die einzige Demokratie im Nahen Osten, Schuld am Konflikt sind die Araber und Palaestinenser sind Terroristen. Selbstkritik oder auch nur die geringste Empathie fuer die andere Seite fehlte voellig.
Alice ist nicht von dort
Das mag verstaendlich sein bei jemandem, der in Israel gross geworden ist, dort immer gelebt hat, aber Alice ist nicht von dort. Sie kommt aus Europa, sie kommt aus Deutschland, aus der gleichen Stadt wie ich, wo uns schon, bevor wir in der Schule waren, eingetrichtert wurde, common knowledge kritisch zu hinterfragen. Alice hat in [Stadt in Deutschland] muslimische Freunde, sie kennt die und weiss, dass nicht jeder Muslim oder Araber ein Israelifresser ist.
Warum nicht?
Wie es trotzdem sein konnte, dass sie den in Israel dominanten Diskurs so uebernehmen konnte, verstehe ich nicht. Sie kam von draussen, sie haette es anders sehen koennen. Warum nicht? Ich wuerde sie gerne fragen, aber ich zoegere, sie zu fragen, weil ich befuerchte, dass sie mich als eine von den anderen sieht - und ausserdem, weil wir uns ja eigentlich gar nicht richtig kennen.
Freitag, 15. April 2011
Ottoman Empire Soundsystem - live
Fuer Kurzentschlossene: heute Abend spielen Ottoman Empire Soundsystem in Karlsruhe! Mehr Infos hier und hier. (Danke fuer den Tipp von Anonym.)
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Donnerstag, 14. April 2011
Befreiung mal zwei
Ein interessanter Artikel von der SWR-Korrespondentin in Kairo, Esther Saoub, zur Rolle der Frauen in der Revolte gegen Qadhafi und sein Regime in Libyen findet sich auf tagesschau.de:
"Sie kämpfen zwar nicht an der Front, aber dafür in allen anderen Bereichen der libyschen Revolution. Frauen nutzen den politischen Aufbruch im Osten, um ihrerseits auszubrechen aus einer konservativen Gesellschaftsstruktur. Und sie erfahren Unterstützung von den Männern." Mehr...
"Sie kämpfen zwar nicht an der Front, aber dafür in allen anderen Bereichen der libyschen Revolution. Frauen nutzen den politischen Aufbruch im Osten, um ihrerseits auszubrechen aus einer konservativen Gesellschaftsstruktur. Und sie erfahren Unterstützung von den Männern." Mehr...
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Mittwoch, 13. April 2011
Happy Birthday
"Come to my party" stand auf der bonbonfarbenen Einladung, die das Lieschen vom Lieschen (zwei haben wir, wie gesagt, savon im Kindergarten) bekommen hat. An einem Sonntag von drei bis sechs sollte die Party statt finden. In einer Turnhalle, weil "die Kinder da so schoen spielen koennen". Und bitte - keine Geschenke mitbringen, nur "euch selbst". Gut. Es war zwar in der Zwischenzeit schon etwas waermer geworden, und ich waere mit dem Lieschen eher in den Park gegangen - aber bestimmt wuerde ihr ein Kindergeburtstag auch Spass machen.
Auf dem Weg dorthin habe ich dann doch noch eine (bonbonfarbene, ich wusste jetzt ja, auf was die Mutter steht) Karte und einen Strauss Blumen gekauft - so ganz mit leeren Haenden wollte ich da doch nicht auftauchen. Und tatsaechlich hatten die anderen Kindern dann doch Geschenke mitgebracht.
In der Turnhalle, die voll mit soft toys - sogar einer Rutsche und einer Wippe - war, ist das Lieschen sofort zu seinen kleinen Freunden gerannt. Und ich stand da, mit 20 oder 30 anderen Elternteilen, die den knapp 20 Kindern beim Toben zusahen. Und erst als das Geplapper ueber Mittagsschlaf, Abendbrei, Einschlafschwierigkeiten des Nachwuchses losging, wurde mir bewusst, wie lange ich diesen Mutti-Talk nicht mehr mitbekommen hatte. Selbst im Sommer, als ich Dauergast auf Londons Spielplaetzen war, habe ich das so nicht mitgekriegt. Vielleicht lag es an der Klientel: Tendieren gut verdienende Frauen, die erst mit Mitte, Ende Dreissig ein Kind bekommen, mehr dazu mit verbissenener Ernsthaftigkeit den Alltag ihres Kleinkindes in allen Einzelheiten auseinander zu legen?
Nun ja, so ging das drei Stunden. Gluecklicherweise gab es viel Kaesepizza, guten Obstsalat und koestliche Fruchtsaefte - und den einen oder anderen Elternteil, der doch ganz nett war.
So weit, so unspektakulaer verlief Lieschens (und mein) erster Kindergeburtstag.
Auf dem Weg dorthin habe ich dann doch noch eine (bonbonfarbene, ich wusste jetzt ja, auf was die Mutter steht) Karte und einen Strauss Blumen gekauft - so ganz mit leeren Haenden wollte ich da doch nicht auftauchen. Und tatsaechlich hatten die anderen Kindern dann doch Geschenke mitgebracht.
In der Turnhalle, die voll mit soft toys - sogar einer Rutsche und einer Wippe - war, ist das Lieschen sofort zu seinen kleinen Freunden gerannt. Und ich stand da, mit 20 oder 30 anderen Elternteilen, die den knapp 20 Kindern beim Toben zusahen. Und erst als das Geplapper ueber Mittagsschlaf, Abendbrei, Einschlafschwierigkeiten des Nachwuchses losging, wurde mir bewusst, wie lange ich diesen Mutti-Talk nicht mehr mitbekommen hatte. Selbst im Sommer, als ich Dauergast auf Londons Spielplaetzen war, habe ich das so nicht mitgekriegt. Vielleicht lag es an der Klientel: Tendieren gut verdienende Frauen, die erst mit Mitte, Ende Dreissig ein Kind bekommen, mehr dazu mit verbissenener Ernsthaftigkeit den Alltag ihres Kleinkindes in allen Einzelheiten auseinander zu legen?
Nun ja, so ging das drei Stunden. Gluecklicherweise gab es viel Kaesepizza, guten Obstsalat und koestliche Fruchtsaefte - und den einen oder anderen Elternteil, der doch ganz nett war.
So weit, so unspektakulaer verlief Lieschens (und mein) erster Kindergeburtstag.
Dienstag, 12. April 2011
Von Elterngeld und Vaetermonaten
Elterngeld fand ich, als wir es fuer das Lieschen bekamen, genial. Inwiefern es einen Unterschied machte, konnte ich sehen, als dann nach einem Jahr ploetzlich ein paar Hundert Euro fehlten.
Familienministerin Kristina Schroeder hat nun erklaert, die geplante Ausweitung des Elterngeldes muesse aus finanziellen Gruenden ausfallen. Im Koalitionsvertrag von CDU/CSU und FDP war vorgesehen gewesen, dass die sogenannten "Vaetermonate", die zwei zusaetzlichen Monate, in denen Elterngeld an die junge Familie gezahlt werden kann, ausgeweitet werden.
Familien mit kleinen Kindern haette das aus zwei Gruenden etwas gebracht: Zum einen waere der Anreiz fuer Vaeter, mehr als nur zwei Monate Elternzeit zu nehmen, groesser geworden. Zum anderen hiesse es schlicht: mehr Geld fuer Familien. Damit ist jetzt nichts.
Aus England betrachtet hoeren sich die Beschwerden ueber die ausfallende Aufstockung des Elterngeldes irgendwie ein bisschen nach Jammern auf hohem Niveau an. Hier gibt es nur sechs Monate bezahlte Elternzeit und das Geld, das man bekommt, sind auch nur ein paar Hundert Pfund - mit denen man vor allem in London nicht weit kommt. Es besteht die Moeglichkeit, weitere drei Monate unbezahlte Elternzeit zu nehmen, aber das war's dann auch schon.
Andererseits: Nur weil es anderswo noch miserabler aussieht, heisst das schliesslich nicht, dass man sich mit dem, was man da von einer Kristina Schroeder (die sich zumindest um den finanziellen Aspekt der ganzen Sache - die Frau ist selbst gerade schwanger - keine allzu grossen Sorgen machen muss) vorgeworfen bekommt, zufrieden geben muss. Falls tatsaechlich nicht ausreichend Mittel vorhanden sind - warum weitet man dann nicht einfach die "Vatermonate" innerhalb der bestehenden Elternzeit, wie Thomas J. Kramer auf dem ZDF-Blog vorgeschlagen hat, aus? Das wuerde keinen Pfennig mehr kosten, aber ein deutliches Zeichen setzen.
Familienministerin Kristina Schroeder hat nun erklaert, die geplante Ausweitung des Elterngeldes muesse aus finanziellen Gruenden ausfallen. Im Koalitionsvertrag von CDU/CSU und FDP war vorgesehen gewesen, dass die sogenannten "Vaetermonate", die zwei zusaetzlichen Monate, in denen Elterngeld an die junge Familie gezahlt werden kann, ausgeweitet werden.
Familien mit kleinen Kindern haette das aus zwei Gruenden etwas gebracht: Zum einen waere der Anreiz fuer Vaeter, mehr als nur zwei Monate Elternzeit zu nehmen, groesser geworden. Zum anderen hiesse es schlicht: mehr Geld fuer Familien. Damit ist jetzt nichts.
Aus England betrachtet hoeren sich die Beschwerden ueber die ausfallende Aufstockung des Elterngeldes irgendwie ein bisschen nach Jammern auf hohem Niveau an. Hier gibt es nur sechs Monate bezahlte Elternzeit und das Geld, das man bekommt, sind auch nur ein paar Hundert Pfund - mit denen man vor allem in London nicht weit kommt. Es besteht die Moeglichkeit, weitere drei Monate unbezahlte Elternzeit zu nehmen, aber das war's dann auch schon.
Andererseits: Nur weil es anderswo noch miserabler aussieht, heisst das schliesslich nicht, dass man sich mit dem, was man da von einer Kristina Schroeder (die sich zumindest um den finanziellen Aspekt der ganzen Sache - die Frau ist selbst gerade schwanger - keine allzu grossen Sorgen machen muss) vorgeworfen bekommt, zufrieden geben muss. Falls tatsaechlich nicht ausreichend Mittel vorhanden sind - warum weitet man dann nicht einfach die "Vatermonate" innerhalb der bestehenden Elternzeit, wie Thomas J. Kramer auf dem ZDF-Blog vorgeschlagen hat, aus? Das wuerde keinen Pfennig mehr kosten, aber ein deutliches Zeichen setzen.
Montag, 11. April 2011
Samstag, 9. April 2011
Lieselotte reist
Letztens war ich in [irgendwo in Südeuropa, nördlich der Alpen, südlich des Mittelmeers, da, wo's warm ist]. Bin über blaues Meer und kleine Inseln angeflogen und auf dem Festland gelandet. Wenig später saß ich unter Pinienbäumen, die Schutz vor der strahlenden Sonne boten, im Gras und wunderte mich (mal wieder), wie schnell man doch in Europa von einer Welt in die andere kommt.
Die Stadt war schön, [südeuropäisch] eben, nur hoffnungslos mit Touristen überlaufen, die mit weißen Hütchen, beigen Shorts und praktischen Sandalen das pittoreske Stadtbild leicht störten. Die [Einheimischen] waren trotzdem erstaunlich freundlich, wahrscheinlich weil sie mit all den Polen-Deutschen-Briten-Chinesen-Amerikanern einen unglaublichen Reibach machen.
Und dann waren da noch die Schwarz- und Nordafrikaner, die aussahen, als wären sie gerade einem der von Afrika übers Mittelmeer segelnden Seelenverkäufer-Boote entkommen und mit letzter Kraft an die Küste geschwommen. Auf einem der zentralen Plätze, neben dieser und jener Kirche, vor fast jeder Touristenattraktion verkauften die Muschelketten, Farbdrucke, Ledertaschen (natürlich gefälscht).
Auf dem Rückweg nach Hause, ins kalte Nordeuropa, stand ich am Flughafen in der Abflughalle tief beeindruckt vor den Toiletten. Herren-, Damen- und Behindertentoilette waren doch tatsächlich allesamt mit einer Wickelmöglichkeit ausgestattet! Wenn das nicht Fortschritt ist!
Zurück in London war es 10, 15 Grad kühler als im Süden, aber das schien die Engländer nicht zu beeindrucken, Minirock, T-Shirt und kurze Hosen kann man auch bei 15 Grad Außentemperatur tragen, ja, das geht. Mag ein bisschen kühl werden, vor allem am Abend, aber dafür sieht man dann eben cool aus. Und da kommts doch drauf an. Oder nicht?
Die Stadt war schön, [südeuropäisch] eben, nur hoffnungslos mit Touristen überlaufen, die mit weißen Hütchen, beigen Shorts und praktischen Sandalen das pittoreske Stadtbild leicht störten. Die [Einheimischen] waren trotzdem erstaunlich freundlich, wahrscheinlich weil sie mit all den Polen-Deutschen-Briten-Chinesen-Amerikanern einen unglaublichen Reibach machen.
Und dann waren da noch die Schwarz- und Nordafrikaner, die aussahen, als wären sie gerade einem der von Afrika übers Mittelmeer segelnden Seelenverkäufer-Boote entkommen und mit letzter Kraft an die Küste geschwommen. Auf einem der zentralen Plätze, neben dieser und jener Kirche, vor fast jeder Touristenattraktion verkauften die Muschelketten, Farbdrucke, Ledertaschen (natürlich gefälscht).
Auf dem Rückweg nach Hause, ins kalte Nordeuropa, stand ich am Flughafen in der Abflughalle tief beeindruckt vor den Toiletten. Herren-, Damen- und Behindertentoilette waren doch tatsächlich allesamt mit einer Wickelmöglichkeit ausgestattet! Wenn das nicht Fortschritt ist!
Zurück in London war es 10, 15 Grad kühler als im Süden, aber das schien die Engländer nicht zu beeindrucken, Minirock, T-Shirt und kurze Hosen kann man auch bei 15 Grad Außentemperatur tragen, ja, das geht. Mag ein bisschen kühl werden, vor allem am Abend, aber dafür sieht man dann eben cool aus. Und da kommts doch drauf an. Oder nicht?
Freitag, 8. April 2011
Banker
Ein bisschen gewundert hatte ich mich schon, damals in unserer Bankfiliale, als die Mitarbeiterin, bei der ich gerade ein Konto eröffnete, nicht wusste wie man das Wort "Vergleich" schrieb - ja, das Wort nicht zu kennen schien. Ich musste ihr das buchstabieren. Naja, dachte ich, vielleicht ist ihre Muttersprache nicht Englisch (ich glaube, sie kam aus Japan) - aber wie kommt man dann zu solch einer Stelle wie die, die sie innehatte?
Und letztens schon wieder. Erst mal "interviewt" der Bankangestellte, bei dem ich eigentlich nur ein paar Pfund auf mein Konto einzahlen wollte, mich nebenbei in aller Ausführlichkeit über Herkunft, Religionsangehörigkeit, Gründen für den Übertritt zum Islam, derzeitige Beschäftigung, Herkunft meines Mannes - was sich jetzt ja nicht wirklich besonders professionell macht.
Und dann kennt er meine Uni nicht. Wie man das hinbekommt, bei einer Bank zu arbeiten, aber diese Uni nicht zu kennen, ist mir schleierhaft. Nach welchen Kriterien diese Bank hier ihre Mitarbeiter rekrutiert auch. Da könnte ja ich mich bewerben.
Und letztens schon wieder. Erst mal "interviewt" der Bankangestellte, bei dem ich eigentlich nur ein paar Pfund auf mein Konto einzahlen wollte, mich nebenbei in aller Ausführlichkeit über Herkunft, Religionsangehörigkeit, Gründen für den Übertritt zum Islam, derzeitige Beschäftigung, Herkunft meines Mannes - was sich jetzt ja nicht wirklich besonders professionell macht.
Und dann kennt er meine Uni nicht. Wie man das hinbekommt, bei einer Bank zu arbeiten, aber diese Uni nicht zu kennen, ist mir schleierhaft. Nach welchen Kriterien diese Bank hier ihre Mitarbeiter rekrutiert auch. Da könnte ja ich mich bewerben.
Mittwoch, 6. April 2011
Gerecht
»Nichts auf der Welt ist so gerecht verteilt wie der Verstand. Denn jedermann ist überzeugt, er habe genug davon.«
René Descartes
René Descartes
Dienstag, 5. April 2011
Montag, 4. April 2011
Letztens an der Elite-Uni
Oder: Ein ganz normaler Donnerstagnachmittag
International
Wir sind heute 13 Studenten im Kurs. 13 Studenten aus aller Welt: Deutschland ist vertreten, Indien, Italien, Island, Israel, die Niederlande, Russland, Schottland, die Tuerkei und die USA. Zwei Studentinnen - aus Island und Holland - halten gerade ein Referat. Das Maedchen aus Island hat Ahnung vom Thema, aber sie spricht so leise, dass sie viel unsicherer wirkt als sie tatsaechlich sein koennte. Ihr Name ist Byglja - das sind fuenf Konsonaten hintereinander - und ausser ihr selbst kann das hier keiner so richtig aussprechen. Ich weiss jetzt wieder, warum wir das Lieschen "Lieschen" genannt haben.
That's it
Dann spricht die zweite Referentin, das Maedchen aus Holland. Sie hat ein Praktikum bei der EU gemacht, spricht perfekt Englisch und legt selbstbewusst ihre Thesen dar. Warum aber fuegt sie ihrem letzten, sehr ueberzeugendem Satz ein nervoes klingendes "that's it", gefolgt von einem maedchenhaften Lachen und schnellem Blick zur Professorin hinzu?
Piss process
In der anschliessenden Diskussion meldet sich einer der Jungs aus Holland und meint mit lauter, polternder Stimme, er habe da eine Frage, er hoffe, sie sei nicht dumm - und dann stellt er eine sehr dumme Frage. Goekhan aus der Tuerkei meldet sich erst gar nicht und setzt zu einem seiner superlangen, nicht immer ganz so relevanten Kommentare an. Zumindest spricht er nicht mehr, wie in den ersten Wochen des terms vom Middle East piss process. (Der tuerkische Akzent ist im Englischen tatsaechlich noch schlimmer als der deutsche).
Law and order
Als naechstes meldet sich Dan aus Israel und meint, zumindest haetten die USA law and order in die Westbank zurueck gebracht. Dann liefert das Maedchen aus Indien einen Beitrag und muss ihn zweimal wiederholen, weil keiner sie versteht - ich bin mir bis zum Schluss der Stunde nicht sicher, ob das an ihrem starken Akzent oder der verqueren Grammatik lag. Goekhan meldet sich wieder und stellt eine Frage. Diesmal kann selbst die Professorin - eine seit Jahren in England lebende Italienerin - nicht folgen und bittet ihn, doch auch den anderen etwas Raum zu lassen.
Demokratisch
Im naechsten Referat erlaeutert uns das Maedchen aus Indien den "demokratischen Aufbau der Hamas" und erklaert ausserdem, wie genervt sie von den islamfeindlichen Tendenzen im Westen sei. Die Hamas demokratisch? Dass will der zweite der hollaendischen Jungs nicht so stehen lassen. Er merkt hoeflich - ganz anders als sein polternder Landsmann - an, dass er das doch nicht ganz so sehe. In der Zwischenzeit ist es kurz vor Schluss und Mensch, was bin ich froh, dass diese Stunde vorbei ist.
International
Wir sind heute 13 Studenten im Kurs. 13 Studenten aus aller Welt: Deutschland ist vertreten, Indien, Italien, Island, Israel, die Niederlande, Russland, Schottland, die Tuerkei und die USA. Zwei Studentinnen - aus Island und Holland - halten gerade ein Referat. Das Maedchen aus Island hat Ahnung vom Thema, aber sie spricht so leise, dass sie viel unsicherer wirkt als sie tatsaechlich sein koennte. Ihr Name ist Byglja - das sind fuenf Konsonaten hintereinander - und ausser ihr selbst kann das hier keiner so richtig aussprechen. Ich weiss jetzt wieder, warum wir das Lieschen "Lieschen" genannt haben.
That's it
Dann spricht die zweite Referentin, das Maedchen aus Holland. Sie hat ein Praktikum bei der EU gemacht, spricht perfekt Englisch und legt selbstbewusst ihre Thesen dar. Warum aber fuegt sie ihrem letzten, sehr ueberzeugendem Satz ein nervoes klingendes "that's it", gefolgt von einem maedchenhaften Lachen und schnellem Blick zur Professorin hinzu?
Piss process
In der anschliessenden Diskussion meldet sich einer der Jungs aus Holland und meint mit lauter, polternder Stimme, er habe da eine Frage, er hoffe, sie sei nicht dumm - und dann stellt er eine sehr dumme Frage. Goekhan aus der Tuerkei meldet sich erst gar nicht und setzt zu einem seiner superlangen, nicht immer ganz so relevanten Kommentare an. Zumindest spricht er nicht mehr, wie in den ersten Wochen des terms vom Middle East piss process. (Der tuerkische Akzent ist im Englischen tatsaechlich noch schlimmer als der deutsche).
Law and order
Als naechstes meldet sich Dan aus Israel und meint, zumindest haetten die USA law and order in die Westbank zurueck gebracht. Dann liefert das Maedchen aus Indien einen Beitrag und muss ihn zweimal wiederholen, weil keiner sie versteht - ich bin mir bis zum Schluss der Stunde nicht sicher, ob das an ihrem starken Akzent oder der verqueren Grammatik lag. Goekhan meldet sich wieder und stellt eine Frage. Diesmal kann selbst die Professorin - eine seit Jahren in England lebende Italienerin - nicht folgen und bittet ihn, doch auch den anderen etwas Raum zu lassen.
Demokratisch
Im naechsten Referat erlaeutert uns das Maedchen aus Indien den "demokratischen Aufbau der Hamas" und erklaert ausserdem, wie genervt sie von den islamfeindlichen Tendenzen im Westen sei. Die Hamas demokratisch? Dass will der zweite der hollaendischen Jungs nicht so stehen lassen. Er merkt hoeflich - ganz anders als sein polternder Landsmann - an, dass er das doch nicht ganz so sehe. In der Zwischenzeit ist es kurz vor Schluss und Mensch, was bin ich froh, dass diese Stunde vorbei ist.
Sonntag, 3. April 2011
Samstag, 2. April 2011
André
Oder: So läuft Elite
Interessant
André habe ich in der Unibibliothek kennen gelernt. Ich saß an einem der Computer und schrieb gerade - an einer Bewerbung, einem Essay über den Kosovokrieg, das Daytonabkommen in Bosnien-Herzegovina - so genau weiß ich das nicht mehr. Da sprang mir von seinem Bildschirm das Wort "Beirut" entgegen. "Oh, interessant", dachte ich mir, "über was schreibt der denn?", und schaute noch mal hin. Irgendwas mit dem Libanon - Mann, waren meine Augen wieder schlechter geworden?
Peinlich
Und er drehte sich um. Sah mich an. Schnell, bevor es peinlich werden konnte (das ist ja jetzt nicht wirklich sehr ladylike, seinem Tischnachbarn quer über die Schulter zu lesen...), fragte ich, über was er denn da schreibe. Über den Libanon. Er wollte sich für ein Forschungsstipendium im Libanon bewerben, ein paar Wochen, diesen Sommer. Das war das Antragsschreiben.
Wie die Eltern, so der Sohn...
Und wir kamen ins Gespräch. Sozialanthropologie studierte er. Ich hatte es mir schon fast gedacht (der Akzent!), aber als ihn jemand auf Französisch ansprach, war klar: Der junge Mann ist auch Franzose. Den Rest des Gesprächs führten wir halb auf Französisch, halb auf Englisch - sehr angenehm war das, immer schnell in die Sprache wechseln zu können, in der man das Zu-Sagen-Wollende gerade besser ausdrücken konnte. Ich erzählte in von meinem Studium in Frankreich und er meinte gleich, da habe seine Mutter auch - vor Jahren - ihren Abschluss bekommen. Der Vater, ein Libanese, hat an einer der Eliteuniversitäten im Libanon studiert - kein Wunder, dass Söhnchen jetzt an einer der besseren Unis Englands studiert. Wie die Eltern, so der Sohn?
Von der gleichen Schule
Und dann kam wieder jemand an unserem Tisch vorbei, begrüßte André - in der Zwischenzeit hatte ich mitbekommen, dass das sein Name war - stürmisch auf Französisch und fragte ihn gleich nach der letzten club-Nacht aus. Noch jemand kam dazu, die Diskussion wurde aufgeregter und lauter - ganz Französisch eben - und als die beiden weg waren und ich zu André meinte, dass es an dieser Uni ja wirklich nicht viele Franzosen gebe, sie sich - das hatte ich schon vor Wochen bemerkt - aus irgend einem Grund aber in dieser Ecke der Bibliothek geradezu tummelten, nickte er zustimmend und sagte: "Wir kennen uns schon seit Jahren, wir kommen alle von der gleichen Schule".
So läuft Elite: Mama und Papa Absolventen der Superunis, Söhnchen auf die richtige Schule geschickt. Und so geht das dann immer weiter.
Interessant
André habe ich in der Unibibliothek kennen gelernt. Ich saß an einem der Computer und schrieb gerade - an einer Bewerbung, einem Essay über den Kosovokrieg, das Daytonabkommen in Bosnien-Herzegovina - so genau weiß ich das nicht mehr. Da sprang mir von seinem Bildschirm das Wort "Beirut" entgegen. "Oh, interessant", dachte ich mir, "über was schreibt der denn?", und schaute noch mal hin. Irgendwas mit dem Libanon - Mann, waren meine Augen wieder schlechter geworden?
Peinlich
Und er drehte sich um. Sah mich an. Schnell, bevor es peinlich werden konnte (das ist ja jetzt nicht wirklich sehr ladylike, seinem Tischnachbarn quer über die Schulter zu lesen...), fragte ich, über was er denn da schreibe. Über den Libanon. Er wollte sich für ein Forschungsstipendium im Libanon bewerben, ein paar Wochen, diesen Sommer. Das war das Antragsschreiben.
Wie die Eltern, so der Sohn...
Und wir kamen ins Gespräch. Sozialanthropologie studierte er. Ich hatte es mir schon fast gedacht (der Akzent!), aber als ihn jemand auf Französisch ansprach, war klar: Der junge Mann ist auch Franzose. Den Rest des Gesprächs führten wir halb auf Französisch, halb auf Englisch - sehr angenehm war das, immer schnell in die Sprache wechseln zu können, in der man das Zu-Sagen-Wollende gerade besser ausdrücken konnte. Ich erzählte in von meinem Studium in Frankreich und er meinte gleich, da habe seine Mutter auch - vor Jahren - ihren Abschluss bekommen. Der Vater, ein Libanese, hat an einer der Eliteuniversitäten im Libanon studiert - kein Wunder, dass Söhnchen jetzt an einer der besseren Unis Englands studiert. Wie die Eltern, so der Sohn?
Von der gleichen Schule
Und dann kam wieder jemand an unserem Tisch vorbei, begrüßte André - in der Zwischenzeit hatte ich mitbekommen, dass das sein Name war - stürmisch auf Französisch und fragte ihn gleich nach der letzten club-Nacht aus. Noch jemand kam dazu, die Diskussion wurde aufgeregter und lauter - ganz Französisch eben - und als die beiden weg waren und ich zu André meinte, dass es an dieser Uni ja wirklich nicht viele Franzosen gebe, sie sich - das hatte ich schon vor Wochen bemerkt - aus irgend einem Grund aber in dieser Ecke der Bibliothek geradezu tummelten, nickte er zustimmend und sagte: "Wir kennen uns schon seit Jahren, wir kommen alle von der gleichen Schule".
So läuft Elite: Mama und Papa Absolventen der Superunis, Söhnchen auf die richtige Schule geschickt. Und so geht das dann immer weiter.
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Freitag, 1. April 2011
Sicherheitspolitik - kein Thema?
Am Dienstag also startete die Deutsche Islamkonferenz in eine neue Runde. Dass das Ganze auch dieses Mal zu einer kontroversen Veranstaltung werden wuerde, war abzusehen. Mit einem Innenminister, der meint, der Islam gehoere historisch gesehen nicht zu Deutschland, zu debattieren, versprach jedenfalls - nun, ja: interessant zu werden. Und so gab es dann auch gleich am ersten Sitzungstag ein bisschen Aufregung. Friedrich erklaerte, man habe ihn falsch verstanden; neun der zehn muslimischen Teilnehmer waren empoert und die SPD hatte auch was zu sagen.
Was ich nicht ganz verstehe, ist warum sich die muslimischen Teilnehmer der Konferenz so vehement gegen einen Fokus auf Sicherheitspolitik wehren. Sicher, wenn dadurch mal wieder der Eindruck entsteht, dass Islam gleich Islamismus gleich Extremismus gleich Terrorismus ist, dann ist das nicht Sinn der Sache. Andererseits: Was heutzutage in Deutschland im Bereich Praeventionsarbeit laeuft, steckt noch in den Kinderschuhen, das ist eine Tatsache, die umso deutlicher wird, wenn man die Situation in Deutschland mit der in anderen Laendern vergleicht.
Selbst in Saudi-Arabien oder Jemen gibt es schon seit Jahren Deradikalisierungsprogramme fuer ehemalige Terroristen. In Deutschland laeuft da nicht viel, ein Aussteigerprogramm nach dem Vorbild des Programms fuer Rechtsextreme existiert erst seit letzten Sommer. Aufholbedarf gibt es da also einigen - und ist es nicht besser, wenn an der Ausarbeitung von entsprechenden Strategien auch Deutschlands Muslime beteiligt sind?
Was ich nicht ganz verstehe, ist warum sich die muslimischen Teilnehmer der Konferenz so vehement gegen einen Fokus auf Sicherheitspolitik wehren. Sicher, wenn dadurch mal wieder der Eindruck entsteht, dass Islam gleich Islamismus gleich Extremismus gleich Terrorismus ist, dann ist das nicht Sinn der Sache. Andererseits: Was heutzutage in Deutschland im Bereich Praeventionsarbeit laeuft, steckt noch in den Kinderschuhen, das ist eine Tatsache, die umso deutlicher wird, wenn man die Situation in Deutschland mit der in anderen Laendern vergleicht.
Selbst in Saudi-Arabien oder Jemen gibt es schon seit Jahren Deradikalisierungsprogramme fuer ehemalige Terroristen. In Deutschland laeuft da nicht viel, ein Aussteigerprogramm nach dem Vorbild des Programms fuer Rechtsextreme existiert erst seit letzten Sommer. Aufholbedarf gibt es da also einigen - und ist es nicht besser, wenn an der Ausarbeitung von entsprechenden Strategien auch Deutschlands Muslime beteiligt sind?
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